Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 27. Mai 2015 |
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In der Naturgeschichte „etwas Höheres suchen“. Zu Humboldts Konzept der Pflanzengeographie |
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Zusammenfassung
Der Erwerb der südamerikanischen Reisetagebücher Alexander von
Humboldts durch die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz war
2014 ein bedeutendes Ereignis. In einem ersten Schritt wertet der
Artikel unveröffentlichte Teile der Tagebücher und Dokumente aus dem
Nachlass aus, um den „Kosmos Humboldt´scher Interessen“ zum Thema
Pflanzengeographie zu umreißen, darunter auch seine Überlegungen zum
Einfluss von Mensch und Tier auf die Ausbreitung von Pflanzen und
die Veränderung von Vegetation. Die Einsichten des Gelehrten zur
Abhängigkeit Europas von der sogenannten „Neuen Welt“ hinsichtlich
der Nahrungsmittel werden ebenso behandelt. So vertrat Humboldt in
seinen Ausführungen zum Thema „Was sind Barbaren?“ die These, dass
Isolierung von Menschen aus der Gemeinschaft, Elend, Nahrungsmangel,
klimatische Ursachen usw. „die Spuren von Zivilisation vertilgen“.
Er betonte, dass es nötig sein, in einem weltweiten Wettstreit
intellektueller Kräfte die Ressourcenknappheit zu überwinden.
Abstract
The acquisition of the “American travel diaries”
of Alexander von Humboldt in 2014 by the German State Library in
Berlin was a major event for the scientific world. As a first step
in the scientific evaluation of the recorded observations,
measurements and ideas about the geography of plants in Humboldt´s
diary, the article outlines the so-called “Cosmos of Humboldt´s
interests”. This includes his ideas about the variations of plant
species caused by the activities of mankind and also animals. In the
article “What are barbarians?”, published in 1826,
von Humboldt argued that in order to overcome
isolation, human misery, lack of food, climate changes – all
forces threatening the
decline of civilization – it was necessary to propel a worldwide
intellectual contest to overcome the shortage of the planet’s
resources.
1. Pflanzengeographie - im Kosmos Humboldt’scher Interessen
Humboldt selbst hat seine Arbeiten zur Pflanzengeographie zu seinen
wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnissen gezählt, weil sie zur
Etablierung des Fachgebietes führten. Von ihnen sind zahlreiche
Niederschriften, publizierte und nicht-publizierte, insgesamt
mindestens 16 Arbeiten, belegt. Wir finden die von ihm später
ausgebauten Gedanken, die in seiner Auffassung von
Pflanzengeographie eine große Rolle spielen, wie Taxonomie,
Morphologie und Standortkunde, aber auch ökonomische Gesichtspunkte
wie der Import tropischer Pflanzen und die Verwertung von Gräsern
für die menschliche Ernährung und die Nutzung als Weidegras spielten
eine Rolle.
Aber was verstand er unter dem Begriff Pflanzengeographie? Humboldt
war nicht der erste, der sich mit dem Thema befasst hat und er hat
auch nicht den Begriff geprägt – das geschah bereits durch Christian
Menzel Albrecht von Haller in der Mitte des 18. Jahrhunderts, später
widmeten sich auch Ludwig Willdenow[1]
und Heinrich Link[2] diesem
Thema und leisteten noch vor Humboldt wichtige Beiträge.
Es gab während Humboldts Lebenszeit zahlreiche Definitionsversuche.
Vor allem ging der Streit darüber, wie dieses Gebiet (=
Pflanzengeographie) von anderen abzugrenzen sei. Man einigte sich i.
W. darüber, zwei Gegenstände zu berücksichtigen, die Erde als
„Objekt der Vegetation“ und die „Pflanzen als Objekt und die
Verhältnisse zur Erdoberfläche“.[3] Es gab
einen Vorschlag, der
„Phytographia“ lautete sowie „botanische Geographie und Ortslehre
der Pflanzen“. Eine „reine Statistik der Pflanzen“[4]
wurde von den meisten Wissenschaftlern als zu einseitig abgelehnt.
Humboldt hat sich nicht an Definitionsstreitigkeiten[5] beteiligt, weil er
Vereinfachungen fürchtete, er sagte kritisch über einen sehr
berühmten Kollegen, dass unter dessen Händen die Pflanzengeographie
„in eine rein meteorologische Abhandlung ausgeartet sei“.[6]
Dieses Thema war Humboldt so wichtig, dass er auch später darüber
geschrieben hat und plante, seine neuen Erkenntnisse in die
überarbeitete Fassung seiner Pflanzengeographie aufzunehmen bzw.
sich im fünften Band des Kosmos dazu zu äußern.[7]
Humboldts Auffassung von Pflanzengeographie war sehr breit, an den Rändern unscharf, immer bereit, Neues aufzusaugen. Er bezog viele Wissenschaften ein, was in dieser Form einmalig war - die Vielzahl hätte jedes einengende Gitter eines Definitionsversuches gesprengt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien genannt: Ackerbau, Botanik (einschließlich jene niederer Pflanzen wie Algen, Pilze, Flechten, Moose, sowie Stoffwechselphysiologie einschließlich Photosynthese), Ernährungswissenschaften (auf das Individuum, Gruppen, Völker der alten und neuen Welt - auch im Vergleich - bezogen), Geologie, Kameralwissenschaften einschließlich des Welthandels, Kunstgeschichte, Meteorologie, Meereskunde, Paläontologie, Philologie, Toxikologie, und die „Kulturgeschichte des Menschen“. Das Fachübergreifende des Konzepts – hier in Bezug auf die Verbindung der Pflanzengeographie mit geologischen Wissenschaften bzw. Standortkunde – gibt bereits eine Bemerkung Humboldts aus dem Jahre 1789 wieder, mit der er die pflanzengeographische Arbeit eines Kollegen mit den Worten lobt: „Es ist doch gewiß eine glückliche Idee, die Mineralogie mit der Botanik zu verbinden und den Wohnort der Gewächse aufmerksam zu beobachten.“[8] In der Vielzahl der Aspekte, die alle unter dem Dach des Begriffs Platz finden sollten, lag gleichzeitig die Schwierigkeit und das bei Humboldt latent vorhandene Gefühl, nicht alles berücksichtigt zu haben. Humboldt behielt lebenslang Interesse am Thema – das wird in der Chronologie der Humboldt´schen Arbeit auf dem Gebiet der Pflanzengeographie deutlich.
2. Zur Kontinuität der Konzeptentwicklung
Seit wann interessierte sich Alexander von Humboldt für welche
Aspekte der Pflanzengeographie? Zeitlich gesehen kann man der
Übersichtlichkeit halber drei Stufen unterscheiden:
a) Die Zeit vor Humboldts Amerika-Reise. Diese nutzte Humboldt als
Bergmann für frühe Beobachtungen untertage, entwickelte hier erste
Konzepte.
b) Seine Arbeit während der Amerika-Reise, die durch extensive
Sammeltätigkeit gekennzeichnet war. Humboldt veröffentlichte erste
Ergebnisse in Briefform.
c) Nach seiner Rückkehr von der Reise, wo er lebenslang in großem
Maßstab veröffentlichte, überarbeitete, Informationen sammelte,
Netzwerke knüpfte bzw. ausbaute. Die Sammelmappen, die er zum Kosmos
anlegte bzw. sein Briefwechsel mit zahlreichen Wissenschaftlern sind
Beweise seines lebenslangen Interesses auch an der
Pflanzengeographie.
Diese einzelnen Abschnitte sollen erläutert werden. Es ist falsch,
anzunehmen, dass A. v. Humboldt erst auf seiner Amerika-Reise das
Thema Pflanzengeographie entdeckt hat, der Gelehrte hat schon
vor seiner
Forschungsexpedition über Pflanzengeographie intensiv nachgedacht
und auch schon ein Konzept entworfen. Es war nicht altersweise,
sondern zeichnete sich durch juvenile Unreife aus, hatte aber die
Potenz zu etwas Großem.
Besonders prägnant drückte dies Humboldt in einem Brief an Friedrich
von Schiller vom 6. August 1794 aus. Hier kritisierte der junge
Wissenschaftler die Art und Weise, wie bisher Naturgeschichte
betrieben wurde und sagte, was er sich vorstelle. Angeblich, so
Humboldt, sei man bisher zu stark auf die Unterschiede in der Form
orientiert, also der Physiognomik von einzelnen Pflanzen und Tieren.
Diese Tätigkeit habe man mit der – wie Humboldt mit jugendlichem
Impetus erklärte – „heiligen Wissenschaft selbst“ verwechselt.
Bemerkenswert ist sein Bezug auf die Antike, die Hinwendung zu dem
antiken Gesamtheitskonzept der Naturbetrachtung. Hier verband er
Geistes- und Naturwissenschaften:
Aber Sie fühlen mit mir[, so Humboldt], dass etwas Höheres zu
suchen, dass es wiederzufinden ist; denn Aristoteles und Plinius,
der den ästhetischen Sinn des Menschen und dessen Ausbildung in der
Kunstliebe mit in die Naturbeschreibung zog, diese Alten hatten
gewiß weitere Gesichtspunkte, als unsre elenden Registratoren der
Natur. Die allgemeine Harmonie in der Form, das Problem, ob es eine
ursprüngliche Pflanzenform giebt, die sich in tausenderlei
Abstufungen darstellt, die Vertheilung dieser Formen über den
Erdboden, die verschiedenen Eindrücke der Fröhlichkeit und
Melancholie, welche die Pflanzenwelt im sinnlichen Menschen
hervorbringt, der Contrast zwischen der todten, unbewegten
Felsmasse, selbst der unorganisch scheinenden Baumstämme und der
belebten Pflanzendecke, die gleichsam das Gerippe mit milderndem
Fleische sanft bekleidet, Geschichte und Geographie der Pflanzen,
oder historische Darstellung der allgemeinen Ausbreitung der Kräuter
über den Erdboden, ein unbearbeiteter Theil der allgemeinen
Weltgeschichte, Aufsuchung der ältesten Vegetation in ihren
Grabmälern (Versteinerungen, Steinkohlen, Torf & c.), allmählige
Bewohnbarkeit des Erdbodens, Wanderungen und Züge der Pflanzen, der
geselligen und isolirten, Karten darüber, welche Pflanzen gewissen
Völkern gefolgt sind, allgemeine Geschichte des Ackerbaus,
Vergleichung der cultivierten Pflanzen mit den Hausthieren, Ursprung
beider, Ausartungen, welche Pflanzen fester, welcher lose an das
Gesetz gleichmäßiger Form gebunden sind, Verwilderung gezähmter
Pflanzen (so amerikanische, persische Pflanzen wild vom Tajo bis
Oby), allgemeine Verwirrungen in die Pflanzengeographie durch
Kolonisationen – das scheinen mir Objecte, die des Nachdenkens werth
und fast ganz unberührt sind.[9]
Einerseits skizzierte Humboldt hier schon sein Konzept der
Pflanzengeographie, andererseits spricht aus diesem glühenden
Bekenntnis des 25jährigen die Illusion über die Arbeit, die ihn
erwarten würde und die natürlich auch das von ihm so unvorsichtig
geschmähte Registrieren, Sammeln, Beobachten beinhaltete. Einen
Standort untersuchte er zuerst und ausführlich - die Stollen
untertage. Zu den Organismen, die er in der Tiefe untersuchte,
gehören Pilze und Flechten, die er schon als junger Bergmann in
Freiberger Stollen untertage beschrieb und zeichnete. Seine
Untersuchungen veröffentlichte er in Flora fribergensis. Wie er
Goethe mitteilte – das haben Hein[10] und
später Leitner[11]
zuerst veröffentlicht – hatte er die Absicht, nicht die Form,
sondern das Leben (wir würden heute sagen die Physiologie) der
lichtscheuen Pflanzen zu betrachten.
Da er genau das Vorkommen untertage kartiert hat, ist es richtig,
wie es auch kritische Zeitgenossen Humboldts getan haben, die frühen
Arbeiten der Pflanzengeographie zuzurechnen.
Niedere Pflanzen, denen er als Bergmann untertage oft begegnete,
waren Ausgangspunkt seines breitgefächerten Interesses. Auf diese
Arbeiten, auch im Zusammenhang mit etiolierten Pflanzen, kam er
immer wieder zurück.
Sein Interesse an unterirdisch vorkommenden Gewächsen soll kurz
erklärt werden. Die Beobachtungen untertage führten ihn auf das
Gebiet, das wir heute Pflanzenphysiologie nennen. Humboldt hatte u.
a. bemerkt, dass Pflanzen untertage bestimmte Farbstoffe nicht
bilden. Diese Unterschiede in der Pigmentierung (u. a.
Chlorophyllmangel) faszinierten den Forscher und er wurde auf den
Zusammenhang zu jenem physiologischen Prozess, der heute
Photosynthese heißt, aufmerksam. Zum Beispiel betrifft das den
Zusammenhang zwischen Morphologie, Pigmentbildung (um einen neuen
Begriff zu verwenden) und Standortverhältnissen. Deshalb sind auch
die Arbeiten zusammen mit Gay-Lussac zur Luftanalyse unter diesem
Aspekt zu sehen, denn CO2 der Luft und UV-Strahlung der
Sonne sind Voraussetzungen für die Photosynthese. Erwähnt werden
soll auch Humboldts Interesse an Untersuchungen zum Arsengehalt des
Meerwassers und in Algen.[12]
Arsen wurde damals besonders im Bergbau verwendet, es wurde bei der
Verhüttung von Eisenerzen freigesetzt, heute ist es aus anderen
Gründen problematisch. Insofern sind die Überlegungen Humboldts zur
Belastung von Gewässern mit Arsen auch modern. Der Edelmetallgehalt
von Meerwasser – Humboldt faszinierte der Silbergehalt[13] –
interessierte auch spätere Generationen von Forschern.[14]
In der zweiten Phase, den Jahren der Amerika-Reise von 1799-1804,
füllte Humboldt sein Konzept mit Leben. Den größten Fundus an Daten
sammelte er in dieser Zeit. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse
sind in den Tagebüchern niedergelegt, machen ihren großen Wert aus.
Darin sind die Aufzeichnungen zur geographischen Ausbreitung von
Pflanzen, ihrer stochastischen Verteilung über die gesamte
Erdoberfläche, Höhen, Tiefen, Gewässer eingeschlossen. Was diese
stochastische Verteilung angeht, so ist sie Ausdruck und Grundlage
des für Humboldt typischen Ganzheitskonzepts. Denn: diese Verteilung
galt es zu ermitteln, um zunächst einen Überblick über die
Ausbreitung von Pflanzen über die Erdoberfläche ermitteln zu können,
bevor zu den Ursachen vorgestoßen wurde.
Das spiegelt sich in Korrespondenz und Nachlass wider. Damit
waren und sind sehr viele inhaltliche Fragen verbunden, z. B.: warum
wächst wo eine Pflanze, wie kam sie dahin? In diesem Zusammenhang
interessierten Klimazonen wie die tropische: ihre Tag- und
Nachtlänge, Temperaturen, Niederschlagshäufigkeit, aber auch
Vorkommen von Pflanzen auf bestimmten Böden, Gesteinen usw., also
das, was wir heute als Indikatorpflanzen bezeichnen und als Gebiet
Standortkunde nennen. Beispielsweise enthalten seine
Tagebuchaufzeichnungen von Cumana, Tagebuch Nr. 1, seitenlange und
sehr genaue Listen über das Vorkommen essbarer und nicht-eßbarer
Pflanzen, u. a. von Kartoffeln. Humboldt schloss Bemerkungen über
den praktischen Nutzen ein. Den Gelehrten interessierte besonders –
das hängt mit seinen geologischen Interessen zusammen, u. a. an
Vulkanen – das Vordringen von Pflanzen in große Höhen. Ein Beispiel
dafür ist die von ihm erstmals beschriebene Wachspalme.[15]
Palmen waren aus verschiedenen Gründen für Humboldt interessant. Die
Wachspalme, ein besonders schönes Gewächs, ist ein gutes Beispiel
für den doppelten Zugang Humboldts zur Naturgeschichte, nämlich den
naturgeschichtlichen und botanischen. Linné hat sich intensiv damit
befasst, galten ihm doch die Palmen, wie Staffan Müller-Wille[16]
belegt hat, als besonders edle, hochstehende Gewächse.
Auch passte sie deshalb in sein Konzept der Physiognomie der
Landschaft, weil er sie als einen typischen und besonders schönen
Bestandteil tropischer Pflanzendecke ansah. Sein Interesse bekundete
er bereits in einem Brief an Karl Ludwig Willdenow vom 20. 4. 1799,
wo er u. a. die Dattelpalmen von Valencia beschrieb und auch auf
einen kulturhistorischen Aspekt aufmerksam machte, nämlich wie man
weiße Palmenblätter, die man in den Kirchen so sehr liebte,
erzeugte: „so sieht man in Valencia Dattelstämme, deren mittlerer
Trieb mit einer Art conischer Müze von Stipa tenacissima überzogen
ist, damit die jungen Blätter im Finstern etioliert werden.“[17] Das
ist insofern interessant, da Humboldt sich als junger Bergmann mit
dem Zusammenhang zwischen Farbstoffbildung und Pflanzenwachstum
befasst hatte. Abgesehen von den Palmenstudien, die er auf seiner
Amerika-Reise machte (s. u.), interessierte er sich auch nach seiner
Reise für Neuveröffentlichungen über Palmen. So bedankte er sich bei
Carl Friedrich Philipp von Martius für dessen Historia naturalis
Palmarum, eine umfassende wissenschaftliche Monographie über Palmen.
Er schrieb ihm „Wenn ich Ihnen schriftlich noch nicht für Ihre
großartige, herrliche
Philosophie Palmarum, kosmische Ansichten über die Palmenwelt,
gedankt, so habe ich die beiden geographischen Foliohefte, doch
schon, Zeile für Zeile excerpiert, für die neue
(4te Ausg. meiner Ansichten der Natur!!
(Brief o. D., Mittwochabend, 1852).“[18] Auf
Einzelheiten will ich hier nicht eingehen, sondern habe dieses
Beispiel genannt, um Humboldts Bereitschaft zu belegen, ständig
Anregungen für die Neubearbeitung seiner Bücher aufzunehmen. Dass
Martius sich bei Leopold von Buch bitter über Humboldt beschwerte,
geht aus folgendem Zitat hervor, das ich hier an dieser Stelle nicht
weiter kommentieren möchte:
Hr. v. Humboldt Ansichten 3. Aufl[age] lagen auf meinem Tische, als
ich gestern ankam. Ich habe seit gestern fleißig gelesen. Eine
bittere Empfindung konnte ich aber nicht abwenden, als ich fand, wie
kurz der große Verf[asser] meine Arbeit über die Palmen abgefertigt
hat.[19]
Martius fühlte sich total unterschätzt im Vergleich zu anderen
Autoren. Diese vorgebliche Zurücksetzung hinderte ihn nicht, sich
mehrfach lobend und anerkennend über den großen Gelehrten zu äußern:
In Humboldt culminirte schon damals, bevor er das Weltganze zu
überblicken Gelegenheit gehabt hatte, das mathematische Element. Er
rang nach Gesetzen, die er in Maaß und Zahl anschaute.[20]
Was nun die Palmen anging, so erkannte Humboldt den großen Wert
dieser sehr alten Pflanzenfamilie aus der Klasse der Monokotyledonen
als Nutzpflanzen. Zu den Nutzpflanzen, die ihn interessierten,
gehörten auch Getreide, Zuckerrohr und Mais. Palmen und Gräser waren
es übrigens, die Humboldt neben den Orchideen in seinen
„Pflanzenbildern“, die nach der Reise, im Frühjahr 1817, das
„Morgenblatt für gebildete Stände“[21] den
Lesern nahebrachte.
Die Zeit nach der Amerika-Reise, eine dritte Phase, war nicht nur
die Zeit der Veröffentlichungen, sondern auch jene des Sammelns, der
Erweiterungen und Überarbeitungen, der Reflektion, des Austausches
mit einem relativ großen Netzwerk, des Zweifels, der Korrektur. Von
den zahlreichen Publikationen, in denen die Pflanzengeographie
thematisch eine Rolle spielt – das sind sehr viele – muss sein 1807
erschienenes Werk Geographie der Pflanzen genannt werden, das zu
jenen Beiträgen zur Weltwissenschaft gehörte, auf die er besonders
stolz war und die wir heute zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen.
Humboldt setzte sich von Theorien ab, nach der Pflanzen, welche in
der neuen Zeit die Täler und Ebenen der Erdoberfläche bedeckten, von
sogenannten Urgebirgen hergekommen seien, weil jede sogenannte
„Hauptkette“ ihre eigentümlichen Pflanzen erzeugt habe. Humboldt
behauptete zwar zunächst, bei seinen pflanzengeographischen
Überlegungen die Geschichte der Pflanzen ausklammern zu wollen, tat
es aber dann doch nicht. Er betrachtete die Ausbreitung von Pflanzen
in Südamerika sowohl in vertikaler Richtung (beginnend in
unterirdischen Stollen und dem Meere bis hin zur Besiedelung von
hohen Gebirgen) als auch ihre horizontale Ausbreitung über die
Erdoberfläche mit ihren verschiedenen geographischen, geologischen
Gegebenheiten bzw. Klimazonen. In diesem Sinne hat er im berühmten
Tableau einen Extrakt seiner Auffassungen dargestellt. Die Graphik
stellt ein Kondensat der Humboldt’schen Überlegungen dar und
skizziert gleichzeitig sein Forschungsprogramm. Zu allen
Einzelheiten gibt es Veröffentlichungen, die wiederum auf
Tagebuchaufzeichnungen fußen. Carl Philipp von Martius, mit dem
Humboldt korrespondierte, hob 1860 vor allem dessen „Talent zur
graphischen Darstellung von Tatsachen“ hervor:
Er [gemeint ist Alexander von Humboldt, d. V.] versinnbildlichte
damit gleichsam die von ihm aufgestellten oder erläuterten Gesetze.
Der Abriss gürtelartiger, in verschiedenen Höhen auf einander
folgender Vegetationsformen,- die quadratische Darstellung der
Oberfläche von Ländern und Stromgebieten,- die Wellenlinien zur
Bezeichnung der Strömung edler Metalle,- die Profile und
Durchschnitte von Ländern und Gebirgen des mexikanischen Festlandes
von einem Weltmeere zum andern,- die Isothermen: sind solche
glücklich gewählte Symbole physikalischer Begriffe. Diese Methode
hat sich in ihrer praktischen Bedeutung schon im Volksunterricht
geltend gemacht.[22]
Joakim Frederik Schouw, ebenfalls durch Arbeiten auf dem Gebiet der
Pflanzengeographie bekannt geworden, meinte über Humboldts berühmte
Arbeit von 1807, dass Humboldt nur eine Skizze gegeben habe, das
Tableau keineswegs einen vollständigen Vergleich des Klimas mit der
Vegetation gäbe, aber da er auf eine frappante Art früher nur
isoliert betrachtete physische Phänomene vereinigt und durch eine
Zeichnung versinnbildlicht habe, habe er großes Interesse geweckt
und Epoche gemacht. Ähnlich sei es mit Ansichten der Natur gewesen.
Im 1817 erschienenen Sur les lignes isothermes habe er Gesetze für
die ganze Erde aufgestellt, die Lehre von der Verteilung der Wärme
auf der Erdoberfläche in ein System gebracht und deshalb, weil
soviel pflanzengeographisches Material enthalten sei, wäre diese
Arbeit unentbehrlich.[23] Er
hatte damit den Grund zur allgemeinen und vergleichenden
Klimatologie gelegt. 1817 unternahm Humboldt in seinen Prolegomena
zur Pflanzengeographie den ersten Versuch, die Verbreitung der
Gewächse auf Zahlenverhältnisse zurückzuführen. Bemerkenswert ist,
dass Humboldt gerade dann etwas Wichtiges gefunden hat, wenn er die
in den Naturwissenschaften übliche Methode der Reduktion anwandte,
was zur komplizierten und in der Wissenschaftstheorie diskutierten
Frage zum Verhältnis von Induktion und Deduktion führt. Es war,
schaut man sich die Bewertungen durch zeitgenössische Kollegen an,
diese Arbeit von 1817, die Humboldt unter Pflanzengeographen die
meiste Anerkennung einbrachte. Humboldt fand sich in einer ähnlichen
Situation wie Darwin, der sich ständig die Frage stellte, ob er
genügend Einzeluntersuchungen habe, um sich Verallgemeinerungen zu
erlauben. Humboldt versuchte auf empirischem Wege, die Erdoberfläche
möglichst vollständig zu erfassen und nutzte zur Erlangung von
Informationen seine Kontakte zu anderen Wissenschaftlern.
Seinen Wunsch nach Überarbeitung der 1807 veröffentlichten
Geographie der Pflanzen[24]
formulierte Humboldt mehrfach.[25]
Er hatte erstens den Wunsch, neue Erkenntnisse (auch empirische
Untersuchungen) einzubeziehen. Zweitens, durch Zusammenarbeit mit
verschiedenen Künstlern sein wissenschaftliches Anliegen auch
optisch zu verdeutlichen, die Darstellung der Physiognomie der
Landschaft, der Pflanzendecke, einzelner Biotope und von
Einzelpflanzen.
Das wird durch den Inhalt der Sammelmappen belegt. So belegen die
dort enthaltenen Teilmanuskripte Humboldts Wunsch nach weltweiter
statistischer Erfassung wichtiger Pflanzenfamilien, die Fragen
waren: was, wann, wo und wie viel? Außerdem sollten in der
überarbeiteten Fassung geologische Aspekte stärker herausgearbeitet
und die Verknüpfung des Vorkommens von Pflanzen mit dem von Tieren
stärker beachtet werden.
Was die statistische Erfassung von Pflanzenfamilien betraf, so
interessierten Humboldt einige besonders. So korrespondierte er mit
Joseph Dalton Hooker über die von ihm im Himalaya-Gebiet genauestens
untersuchten Rhododendren, eine Pflanzenfamilie, die sich durch eine
sehr große Anpassungsfähigkeit und Varietät auszeichnen, was im
Zusammenhang mit der Bestimmung von Vegetationsgrenzen von Interesse
war. Humboldt sammelte alle seine Aufsätze, die sich in seinem
Nachlass – übrigens mit sehr interessanten Bemerkungen versehen –
finden.
Wenngleich die Periode nach der großen Forschungsreise durch Amerika
in der Hauptsache durch Auswertung eigener und fremder Daten
gekennzeichnet war, so gibt es doch eine Ausnahme – im Alter von 60
Jahren schloss Humboldt mit der Russlandreise von 1829 seine
Reisetätigkeit ab und damit auch empirische Untersuchungen. Aus
seinen Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, dass auch die
Pflanzengeographie eine Rolle spielte. So hat der Gelehrte Flüsse
wie Ob und Irtysch als natürliche Grenzen für das Vorkommen
bestimmter Bäume ausgemacht. Ausführungen zur Verbreitung von
Pflanzen, beispielsweise wilden Weizens, finden sich auch in Briefen
des Gelehrten an verschiedene Botaniker. Gräser sind insofern
interessant, da sie Humboldt sowohl auf seiner Russland-Reise als
auch in Amerika registriert hatte. Diese Briefe sollen in die
Edition der Tagebücher einbezogen werden.
Die Sammelmappen zum Kosmos und der Briefwechsel mit Kollegen
spiegelt lebenslange Beschäftigung am Thema Pflanzengeographie
wider. Sie enthalten Exzerpte, Bemerkungen zu Arbeiten anderer,
Neubewertungen eigener Ergebnisse, also auch Notizen, die
ursprünglich für eine Überarbeitung der Humboldt’schen
Pflanzengeographie nötig waren. Die Kontinuität des Beobachtens, die
auf der Russlandreise noch einmal aufleuchtete, war, wie Notizen,
Briefe und Briefausschnitte belegen, mehr und mehr der Kontinuität
des Nachdenkens über eigene alte und fremde neue Ergebnisse
gewichen. Hier kommentierte Humboldt Exzerpte zum Ackerbau
einschließlich der Düngung, Ernährung und dem, was heute unter
Stoffwechselphysiologie des Menschen verstanden wird. Was die
Düngung angeht, so hatte A. v. Humboldt als erster Guano aus
Südamerika mitgebracht und an den Chemiker Martin Heinrich Klaproth[26]
weitergegeben. Allerdings waren schon 1714 in Frankreich erste
Arbeiten über Guano veröffentlicht worden, die aber nicht so populär
geworden waren. In der Folge der Klaproth´schen Veröffentlichungen
wurden mindestens 30 bedeutende Untersuchungen gemacht. Z. B. wurden
in Deutschland großangelegte Studien, u. a. auf Kartoffelfeldern,
durchgeführt. Auf Grund der großen wirtschaftlichen Bedeutung von
Guano, die der Kameralwissenschaftler Humboldt erkannte, wurde 1864
der sogenannte „Guano-Krieg“ geführt, der Hauptteil des peruanischen
Guano-Exports brach zusammen und die
peruanische Wirtschaft nahm schweren Schaden.
Die Tatsache, dass Humboldt Guano als erster in Europa wirklich
bekanntgemacht hat, erwähnte er später immer wieder voller Stolz,
darunter in Briefen an verschiedene Personen wie den Botaniker Carl
Friedrich Philipp von Martius, aber auch an den Chemiker Emil
Hirschberg aus Brooklyn. Vor allem Martius würdigte Humboldts
Verdienste bei der Bekanntmachung und Nutzung von Guano in
verschiedenen Arbeiten.[27]
Humboldt hat, und auch das ist wieder typisch für ihn, Guano sehr
komplex betrachtet, auch unter dem Gesichtspunkt der
Lagerstättenbildung und Landschaftsformung. Guano hat insofern etwas
mit der Pflanzengeographie zu tun, weil auch die Bodenqualität die
Ausbreitung der Pflanzen bestimmt.
Humboldts Nachdenken, ergänzt durch intensives Sammeln fremder
Informationen, bedeutete manchmal auch die Anwendung früher
gewonnener Erkenntnisse auf zeitgenössische Probleme. So wurde 1853
dieser Dünger u. a. zu Keimversuchen und zur Anzucht von Pflanzen in
geschlossenen Glaskästen verwendet. Humboldt hatte sich in frühen
Arbeiten mit dem Einfluss des Standortes beschäftigt, u. a. von
Licht und Bodenqualität. Seine Experimente mit weißem und farbigen
Licht standen in Zusammenhang zu den Arbeiten von Justus von Liebig
und dessen Schülern, auch der Einfluss von Chlor, Bleioxiden, Wärme
und Elektrizität auf die Keimung.
Humboldt hatte nun Dank seines Ansehens auch die
Möglichkeiten, Leuten zu helfen, deren Arbeiten er schätzte und es
waren bedeutende Pflanzengeographen wie Martius darunter. Er setzte
sich in einem persönlichen Gespräch mit dem bayerischen König, der
ihn in seiner Wohnung besuchte, für den Ausbau des botanischen
Gartens in München ein[28]
- Martius war von 1820-1854 dort als „Conservator“ tätig.[29]
Humboldts Beschäftigung mit diesem Gebiet hatte also durchaus eine
praktische Seite, wenn es beispielsweise um Verbesserungen
technischer Möglichkeiten (Wasserversorgung, Konstruktion von
Anzuchtgefäßen usw.) in botanischen Gärten ging. So schätzte
Humboldt Martius als Pflanzengeographen, äußerte sich auch über
Robert Brown, den er in mehreren Briefen lobte, u. a. nannte er ihn
in einem Brief vom 12. Dezember 1858 nicht nur einen ausgezeichneten
Pflanzengeographen, sondern pries ihn auch als „Schöpfer der
arithmetischen Betrachtung über Zahlen“ über Weintrauben. Er sei
Brown, so Humboldt, immer
gefolgt.[30]
Dies soll an anderer Stelle erörtert werden.
Die Diskussionen Humboldts mit den auf dem Gebiet der
Pflanzengeographie arbeitenden Botanikern offenbaren noch einen
weiteren Aspekt Humboldt’scher Persönlichkeit: er verteidigte seinen
Prioritätsanspruch auf Erkenntnisse zur Pflanzengeographie. Dies
geht aus einem undatierten Brief, wahrscheinlich vom 7. März 1853,
hervor. In dem Ausschnitt wird deutlich, dass Humboldt die
Ermittlung der „Verhältniszahlen“ für einzelne Gebiete zwar sehr
geschätzt hat, aber der Meinung war, dass allein er das Gesamtbild
entworfen habe:
Die numerische Vertheilung der Species hat Brown blos auf
Phan[e]r[ogamen] u. Cryptog[amen] auf Monocot[yledonen] u.
Dicotyled[onen] angewandt. Das sehr kleine Verdienst, der grössten
für die Familien gehört, glaube ich mir.“[31] Und
dann schrieb er, wo er die „merkwürdige Anwendung der
Verhältnißzahlen der Familien“ aufgeschlüsselt hat, nämlich im
zweiten Band von Ansichten der
Natur, S. 143-144. Dort erwähnte er u.
a. Leguminosen und Composeen sowie Gräser und Cyperaceen. Es ging
Humboldt darum, deren Vorkommen zur Gesamtmenge der auf der Welt
vorkommenden Pflanzen ins Verhältnis zu setzen.[32]
Dass diese Angaben zu einzelnen Ländern bzw. geographischen Gebieten
u. a. in den Sammelmappen zum
Kosmos zu finden
sind, legt nahe, dass es sich bei Humboldts Konzept zur
Pflanzengeographie um einen Bau handelte, zu dem er zwar das Gerüst
lieferte bzw. zu Südamerika wichtige Fakten und Zahlen, aber bei der
Erstellung seiner „pflanzengeographischen Weltkarte“ auf viele
Helfer angewiesen war, nämlich jene, die andere Weltregionen (außer
Südamerika und Russland, partiell) untersucht hatten.
In den Sammelmappen zum
Kosmos finden sich
Notizen bzw. Belege, die Humboldts bereits gegenüber Friedrich
Schiller geäußerten alten Konzept von 1794 folgen. Das trifft auch
auf Manuskriptteile zu.[33] Die
Mappen enthalten auch Exzerpte aus Büchern, die
nach Humboldts Amerika-Reise erschienen sind. Seine Bibliothek
ist bekanntlich verbrannt. So können wir leider seinen
Randbemerkungen nicht mehr nachgehen. Selbstverständlich war dem
Entwicklungsdenker Humboldt klar, dass auch die Pflanzendecke der
Erde Veränderungen unterlegen ist, also etwas „Gewordenes“
darstellt. Damit hängen auch
Fragen zusammen wie: welche Pflanzen waren wann wo? Wie und
warum haben sie sich ausgebreitet? Wann sind sie verschwunden und
warum? Welche Beziehung hat ihr Auftauchen und Verschwinden zu dem
von Tieren wie dem Mammut? Darwin hatte auch unter diesem Aspekt die
deutsche Ausgabe von Humboldts Reisewerk studiert und dem Text viele
Anregungen entnommen, wie an seinen Anstreichungen und Bemerkungen
am Textrand zu erkennen ist.[34]
Hinweise auf die Bedeutung von (auch pflanzlichen) Fossilien finden
sich in sehr vielen Arbeiten Humboldts, die wiederum in Bezug zu den
noch unveröffentlichten Tagebüchern stehen. So sind im Nachlass
zahlreiche Zettel zum Vorkommen von Tieren (Mammut, Wombat, Känguru
usw.). Von Humboldt stammt auch – auch dies habe ich dem Nachlass
entnehmen können – der Begriff „Übergangsthiere“.[35]
3. Ein Aspekt: Nutzung von Naturprodukten. Pflanzen folgen dem
Menschen und er ihnen
Für Humboldt waren Kultur- und Naturgeschichte im Sinne der Antike
verknüpft, die Ausbreitung vieler Pflanzen war verbunden mit der des
Menschengeschlechts. Ihn interessierte die Abhängigkeit der Menschen
von Naturprodukten. Dies betraf zum einen das Individuum, aber auch
Gruppen, Völker und die ganzen geographischen Gebiete. A. v.
Humboldt wandte sich verschiedenen Gruppen von Nahrungsmitteln zu,
stellte Überlegungen zu Nahrhaftigkeit und Verdaulichkeit an, fußend
auf Vergleichen zwischen vegetarischer und Fleischnahrung.[36]
Er dachte auch über die Rolle von Gewürzen nach, die zumeist aus
Übersee kamen. Ihn interessierten verschiedene Süßmittel, die in
unterschiedlichen Regionen der Erde zum Süßen verwendet werden (u.
a. Guadas-Butter bei den Creolen, Honigsaft aus Agave und als
sogenanntes Wälschkorn bezeichneter amerikanischer Zea mays) und er
widmete diesen Stoffen ausführliche kulturhistorische Überlegungen.[37] Dass
überseeische Nutzpflanzen durchaus als Ressourcen erkannt wurden,
belegt ein Gutachten von Roberto de Visiani aus Padua zur
„Beschreibung der Hauptprodukte des westindischen Pflanzenreichs zur
Beförderung der europäischen Einwanderung in die Insel Cuba“.[38]
Auch der Kameralwissenschaftler A. v. Humboldt war sich des
ökonomischen Aspekts bewusst: Export, Import, Abhängigkeiten der
alten Welt von der neuen, Folgen von Monokultur, Belastung der Meere
mit Giften, Ersatz von ausländischen Naturprodukten durch
inländische. Texte hierzu finden sich in den Tagebüchern – leider
ist die zeitliche Einordnung bestimmter Texte nicht immer klar und
bedarf weiterer Forschung. Bemerkungen wie „zu vergleichen mit dem
Mss. (=Manuskript) in Europa, ohne welches diese Blätter oft
unverständlich sein müssen“, geben Rätsel auf.
Der Inhalt dieser Aufzeichnungen – der unbedingt im Zusammenhang mit
anderen seiner Texte aber auch mit zeitgenössischen Diskussionen von
Wissenschaftlern gesehen werden muss –
ist aus mehreren Gründen interessant, enthält er doch: Humboldts Auffassungen
Der ökonomischen Verwertbarkeit widmete der Gelehrte mehrere
Arbeiten, u. a. befasste er sich 1829 in einer Veröffentlichung mit
den wirtschaftlichen Folgen der Zuckerproduktion. Zwar spielte auch
die Runkelrübe eine Rolle – es gibt mehrere Belege dafür, dass er
sich auch an der Suche nach einer Substitution von nur im Ausland
verfügbaren Naturstoffen beteiligte –
aber im Mittelpunkt seiner Arbeit stand das Zuckerrohr. Er
schrieb
Eines der interessantesten Probleme der politischen Oeconomie ist
die Bestimmung der Consumtion der Lebensmittel, welche, beim
gegenwärtigen Zustande der Civilisation von Europa, die
vorzüglichsten Gegenstände der Colonial-Industrie sind.[40]
Er untersuchte Ausfuhr und Einfuhr in die Länder – stellte Brasilien
als damals größten Zuckerproduzenten heraus –, analysierte
Statistiken (vor allem 1822-1828) und belegte den Zusammenhang
zwischen dem Wohlstand in Europa und dem Wachstum des sogenannten
„Colonialhandels“ numerisch. Den Themen Naturerzeugnissen und
Außenhandel widmete sich Humboldt auch in anderen Teilen seines
Werkes, so in der
Relation historique.[41]
Bemerkenswert ist, dass das Thema „Sklavenarbeit auf
Plantagen“ auch auf Gemälden von Künstlern eine Rolle spielte, die
Humboldt förderte, z. B. Ferdinand Bellermann. So sind auf dem
zwischen 1842-1845 geschaffenen Gemälde Ferdinand Bellermanns
„Zuckerplantage von San Esteban bei Puerto Cabello“ im Vordergrund
Sklaven bei der Arbeit abgebildet.[42]
Wie wurden die Pflanzen, die sich über den Erdball ausbreiteten, vom
Menschen genutzt? Inwiefern folgen Pflanzen dem Menschen? Wie und
inwiefern griff und greift der Mensch in die Ausbreitung über den
Erdball ein? Wie beeinflussen Pflanzen als verfügbare
Nahrungsreserven das Leben von Menschen? Sowohl Aussehen als auch
Nutzung einheimischer Pflanzen durch den Menschen sowie die durch
ihn bedingte Ausbreitung in der gemäßigten Zone und in den Tropen
beschäftigte ihn, besonders am Río Magdalena. Humboldt machte in
seinen Tagebüchern der Amerika-Reise ausführliche Notizen zu
Vergleichen der unterschiedlichen Lebensbedingungen und der
Entwicklung von Pflanzen in den Tropen und der gemäßigten Zone, sah
einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Pflanzen, ihrer
Kultivierung und der Lebensweise der Menschen. Bemerkenswert ist
sein Schluss, dass die eingeführten Pflanzen Einfluss auf
Lebensweise und Zivilisation der Menschen in den sogenannten „kalten
Regionen“ haben. In seinem Tagebuch heißt es:
In den kälteren Zonen, denen die Natur eine mindere
Mannichfaltigkeit vegetabilischer Produkte vergönnt hat, ist die
Nahrung des angesiedelten Menschen fast ausschließlich auf 2 bis 3
Gewächse gegründet. So in Europa u. ein[em] Theil Nordasiens. Die
zahlreichen Grasarten, Roggen, Waizen, Gerste u. Kartoffeln, eine
Frucht, die in der alten Welt eine Wichtigkeit erlangt hat, die sie
in ihrer ursprünglichen Heimat, nie hatte. In der heißen Zone u. den
ihr nahen Ländern hindert die Mannigfaltigkeit nahrhafter Produkte
den Menschen, sich für einzelne ausschließlich zu bestimmen. Fast
alle Bäume eines Waldes bringen essbare, durch Masse u. Mischung der
Säfte nahrhafte Früchte hervor.[43]
An dieser Stelle erwähnte Humboldt u. a. verschiedene Palmen,
darunter Dattel- und Kokospalmen, aber auch Bananen. Zu Palmen und
Bananen machte er längere Ausführungen, denn sie hatten ihn – ich
erinnere an die Erstbeschreibung der Wachspalme – nicht nur aus
botanischem Interesse und ästhetischen Gründen, sondern auch wegen
ihres wirtschaftlichen Nutzens beschäftigt. In seinem Tagebuch
(in den Bänden I, V und VI) charakterisierte er ihren Vorteil
so:
Sie bringen die Früchte fast zu jeder Jahreszeit (besonders ein
Vorzug der Palmen u. Musafamilie, welche dadurch die Welt so
bewohnbar machen). Daher wird der Mensch der Nothwendigkeit
überhoben, Früchte zu troknen od. die Kultur auf solche zu richten,
die sich erhalten.[44]
Was den Einfluss tropischer Nutzpflanzen auf das Leben in der
gemäßigten Region betraf, so beschäftigte ihn, wie erwähnt, der
Zucker, vor allem das zu den Süßgräsern gehörende Zuckerrohr, aber
auch Rüben, mit deren Anbau in der gemäßigten, aber auch in der
tropischen Zone er sich befasste.[45] Er
publizierte ausführliche Untersuchungen zu Produktion, Export,
Import, Verbrauch und konstatierte eine Beziehung zur Entwicklung
und zum Reichtum in der sogenannten alten Welt, die auch
eingeführten Produkten aus der neuen Welt ihren zivilisatorischen
Reichtum verdanke. Auch Gewürze interessierten ihn, des weiteren
Arzneimittel wie z. B. Chinarinde.
Bemerkenswert ist Humboldts Charakteristik der sogenannten
„kälteren Zone“, wo er sich auf Goethe[46]
bezieht. Dort habe, so Goethe, die Natur einen „sich dehnenden
Charakter“ und bringe mehr Kräuter als Bäume hervor. Dort sei, so
Humboldt, die Nahrung des Menschengeschlechts auf halm- bzw.
staudenartige Pflanzen (Wurzeln, Blätter, Samen der niedrigen
Kräuter u. Gräser) gegründet, immer mehr Anbaufläche sei nötig –
Humboldt spricht in diesem Zusammenhang von Nahrungsmittelknappheit
als einer Ursache von Auswanderung und kriegerischen
Auseinandersetzungen, aber auch von der Notwendigkeit des Entfachens
des Wettstreits intellektueller Kräfte, um die Ressourcenknappheit
zu überwinden. Ihm war die Abhängigkeit Europas von der sogenannten
„Neuen Welt“ bewusst, auch in Bezug auf Nahrungsmittel.
4. Aliens oder: Wie willkommen waren fremde Pflanzen?
Zum Schluss einige Ausführungen zum Thema „Einwanderung fremder
Pflanzen“, das bereits um 1795 von verschiedenen Wissenschaftlern,
mit denen Humboldt auch korrespondierte, aufgebracht wurde und das
bis heute heftig diskutiert wird. Es ging u. a. um die Frage, ob man
eingewanderten Pflanzen (als „Fremdlinge“ bezeichnet) das sogenannte
Bürgerrecht verweigern dürfe, ob
alle aufgenommen werden sollten, die dem Menschen nützlich sind,
alle jene, die angebaut werden oder auch nur angebaut werden
könnten. Man kam in Schwierigkeiten und diskutierte Fragen wie: was
sind wilde Pflanzen und welche sind nur verwildert? Sollten auch
jene einbezogen werden, die von den Meeren ausgeworfen wurden/werden
und nicht zugleich am Ufer wachsen? Dass dieses Thema sehr
politisch, d. h. auch unter Verwendung politischer Termini wie
Invasion, Verweigerung von „Bürgerrechten“ usw. diskutiert wurde,
belegt schon eine Arbeit von 1795, die in einer botanischen
Zeitschrift[47]
veröffentlicht wurde. Dort setzte sich Ulrich Jasper Seetzen mit dem
Begriff der „wilden Pflanzen“ auseinander - er bemühte sich um
ausgewogene Darstellung und machte auch auf den Nutzen der
„botanischen Mitbürger“ aufmerksam.
Hintergrund aller Auseinandersetzungen war die Nation bzw. deren
geographisches Gebiet, es ging um Pflanzenverzeichnisse mit
Nationalcharakter. Besonders ab etwa 1845 wurde der bedrohliche
Unterton, mit dem immer wieder die „Einwanderung“ von Pflanzen
konstatiert wird, stärker. So war u. a. von „Kolonialisation“ oder
„exotic origins“ die Rede. Der englische Autor James David Forbes,
mit dem Humboldt korrespondierte, charakterisierte gar die englische
Flora mit Begriffen wie „germanischer Typ“ oder „französischer Typ“.
Andere weigerten sich, eingewanderte Pflanzen als zur Flora
zugehörig zu rechnen. Mit Empörung reagierten britische Botaniker
auch auf die „heftige Ausbreitung“ von Fleissigen Lieschen
(Impatents fulova) in Großbritannien, es war davon die Rede, dass
man diesen Aliens keinen Platz in der britischen Flora zubilligen
dürfe.[48] Dass die Sicht
politisch eingeengt war, belegt, dass die Verbreitung der
europäischen Distel in Südamerika durch europäische Einwanderer als
Bereicherung dargestellt wurde, die schnellwachsende Wasserpflanze,
Anacharis Alsinastrium[49]
jedoch als Bedrohung empfunden, sogar als „vegetabilische Hydra“
oder Wasserpest bezeichnet wurde. Allerdings setzte sich auch hier
eine differenziertere Sicht durch – so stellte sich heraus, dass
diese Pflanze nicht nur Nachteile hatte. Die Verwendung des Begriffs
„Aliens“ war mir in diesem Zusammenhang zum ersten Mal begegnet.
Humboldt hat ihn m. E. nicht verwendet, dass er aber diese
Veröffentlichungen gelesen hatte, ist belegt, so finden sich in
seinem Nachlass gerade darüber Bemerkungen wie „unbedingt kaufen“.[50]
Dem Kosmopoliten Alexander von Humboldt war begrenztes Denken fremd,
er dachte und schrieb in vielen Sprachen – dass ihn das bereicherte
und sein Denken anregte, hat Ottmar Ette mehrfach herausgestellt. Ob
er ein Nomade war, weiß ich nicht. Wenn er einer war, dann ist er
zumindest in seinem „Streifgebiet“ innerhalb der Pflanzengeographie
immer wieder zu alten Themen zurückgekehrt. Auf alle Fälle war er
tief in der Zeit und weit im Raum verankert. Humboldt war Weltbürger
und wenn man bei ihm ein Fenster öffnet ist es keines zum
preußischen Hof, sondern ein Fenster zur Welt.
Veröffentlichungen A. v.
Humboldts zur Pflanzengeographie
Zusammenstellung Nr. 2
(Kleine Auswahl wichtiger Arbeiten aus dem Gebiet der
Pflanzengeographie, auf die sich A. v. Humboldt in seiner Arbeit
bezog)
Literaturnachweise
Anonym (1794) anonym, Kurznachrichten, Rezension zu Willdenows
Grundriß der Kräuterkunde. In: Annalen der Botanick Nr. 2 (1794), S,
78-84.
Ausstellungskatalog (2014) siehe Schierz/von Taschitzki (2014).
Bäumler/Bühler/Rieger (2011) Thomas Bäumler, Benjamin Bühler, Stefan
Rieger (Hg.), Nicht Fisch, nicht Fleisch: Ordnungssysteme und ihre
Störfälle. Zürich: Diaphanes.
Ette (1991) Ottmar Ette (Hg.), Alexander von Humboldt, Reise in die
Äquinoktial-Gegenden des neuen Kontinents, Bd. 1-2, Frankfurt/Main
und Leipzig: Insel.
Fiedler/Leitner (2000) Horst Fiedler, Ulrike Leitner (Hg).,
Alexander von Humboldts Schriften. Bibliographie der selbständig
erschienenen Werke. Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung,
Bd. 20. Berlin: Akademie Verlag.
Hein (1985) Wolf-Hagen Hein (Hg.), Alexander von Humboldt. Leben und
Werk. Ingelheim am Rhein: C. H. Boehringer Sohn.
Hein (1985) Wolf-Hagen Hein, Humboldt und Goethe. In: Hein, Hg.
(1985), S. 41-55.
Henfrey (1852) Arthur Henfrey, The Vegetation of Europe, its
Conditions and Causes. London: John van Voorst.
Huber (1817) M. (=Pseudonym für Therese) Huber, Pflanzenbilder von
Alexander von Humboldt. In: Morgenblatt für gebildete Stände (1817).
Nr. 32 vom 6. Februar 1817, S. 125-127; Nr. 33 vom 7. Februar 1817,
S. 129-131 sowie S. 175.
Humboldt (1793) Alexander von Humboldt, Florae Fribergensis
specimen, plantas cryptogamicas praesertim subterraneas exhibens.
Accedunt Aphorismi ex doctrina physiologiae chemicae plantarum. Cum
tabulis aeneis. Berlin: Heinrich August Rottmann.
Humboldt (1807) Alexander von Humboldt, Aimé Bonpland, Essai sur la
Géographie des Plantes, accompagné d´un Tableau Physique des Régions
Équinoxiales, Fondé sur des mesures exécutées, depuis le dixième
degré de latitude boréale jusqu´au dixième degré de latitude
australe, pendant les années 1799, 1800, 1801, 1802 et 1803.
Tübingen, Paris: Schoell und Cotta.
Humboldt (1814), siehe Ette (1991).
Humboldt (1818) Alexander von Humboldt, Ueber die natürliche Familie
der Gräser. In: Isis 2 (1818), S. 307-310.
Humboldt (1829) Alexander von Humboldt, Ueber die Production und
Consumtion des Zuckers. In: Cosmologisches Journal J. 1, S. 193-220.
Humboldt (1849) Alexander von Humboldt, Ideen zu einer Physiognomik
der Gewächse. In: Ansichten der Natur, Bd. II, S. 1-41. Stuttgart
und Tübingen: J. G. Cotta´ischer Verlag.
Jahn/Kleinert (2003) Ilse Jahn und Andreas Kleinert, Das Allgemeine
und das Einzelne – Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von
Humboldt im Gespräch. Tagungsband. Acta Historica Leopoldina Nr. 38.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
Jahn/Lange (1973): Ilse Jahn und Fritz G. Lange, Hg., Die
Jugendbriefe Alexander von Humboldts 1787-1799. Beiträge zur
Alexander-von-Humboldt-Forschung Bd. 2. Berlin: Akademie-Verlag.
Leitner (2003) Ulrike Leitner, Alexander von Humboldts Schriften –
Anregungen und Reflexionen Goethes. In: Jahn/Kleinert (2003), S,
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Link (1795) Heinrich Link, Einige Bemerkungen über den Standort
(loca naturalis) der Pflanzen. In: Annalen der Botanick Nr. 14,
(=Neue Annalen der Botanik Nr. 18), S. 1-17. Leipzig: Peter Philip
Wolfische Buchhandlung.
Marshall (1854) William Marshall: The new Water Weed: Anacharis
Alsinastrum. London: W. Pamplin.
Martius (1860) Carl
Philipp Martius, Denkrede auf Alexander von Humboldt, gelesen in der
öff. Sitzung der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften am
28. März 1860. München: Verlag der Königlichen Akademie. Druck von
J. G. Weiß.
Müller-Wille (2011) Staffan Müller-Wille, Vom Sexualsystem zur
Karteikarte. Carl von Linnés Papiertechnologien. In:
Bäumler/Bühler/Rieger (Hg.) (2011) S. 33-50.
Schierz/von Taschitzki (2014) Kai-Uwe Schierz und Thomas von
Taschitzki, Beobachtungen und Ideal. Ferdinand Bellermann – ein
Maler aus dem Umkreis von Humboldt. Petersberg: Verlag Michael
Imhof.
Schow (1823) Joakim Frederik Schouw, Grundzüge einer allgemeinen
Pflanzengeographie. Berlin: Reimer.
Seetzen (1795) Ulrich Jasper Seetzen, Über die Pflanzenverzeichnisse
gewisser Gegenden. In: Annalen der Botanik Nr. 17 (=Neue Annalen der
Botanik Nr. 10), S. 20-26. Leipzig: Peter Philip Wolfische
Buchhandlung.
Werner (2013) Petra Werner, Naturwahrheit und ästhetische Umsetzung.
Alexander von Humboldt im Briefwechsel mit bildenden Künstlern.
Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung Bd. 38. Berlin:
Akademie Verlag.
Werner/Irmscher (1995) Petra Werner, Mitarbeit Angelika Irmscher,
Briefe an Richard Willstätter: 1910-1934. Studien und Quellen zur
Geschichte der Chemie 6. Berlin: Verlag für Wissenschafts- und
Regionalgeschichte.
Willdenow (1792), Carl Ludwig Willdenow, Grundriß der Kräuterkunde.
Zu Vorlesungen entworfen von Carl Ludwig Willdenow. Berlin: Hause
und Spener.
Zitierweise
Werner, Petra (2015): In der Naturgeschichte „etwas Höheres suchen“.
Zu Humboldts Konzept der Pflanzengeographie. In: HiN - Humboldt im
Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien (Potsdam -
Berlin) XVI, 30, S. 84-98. Online verfügbar unter
<http://www.uni-potsdam.de/romanistik/hin/hin30/werner.htm>
Permanent URL unter
<http://opus.kobv.de/ubp/abfrage_collections.php?coll_id=594&la=de>
[1]
Vgl. u. a. Willdenow (1792). Der Rezensent stellte heraus,
was Willdenow unter der “Geschichte der Pflanzen” verstand –
u. a. (neben dem Klima) deren Ausbreitung über den Erdball.
Vgl. Anonym (1794), S. 83.
[2]
Link widmete sich ausführlich der Standortkunde und
bezeichnete seine Arbeit als Beitrag zu einer “Geographica”
oder “Geologica botanica.” Vgl. Link (1795).
[3] Schouw (1823), S. 8.
[4]
Vgl. Schouw (1823), S. 9.
[5] Schouw
grenzte Pflanzengeographie von der beschreibenden Botanik
(=Phytographie), Gewächskunde (=Phytologie), Physiologie und
Chemie der Pflanzen, physischer Geographie,
Physik/Meteorologie, Geschichte der Erde, Geologie,
physischer Geographie ab.
[6]
Alexander von Humboldt an Joakim Frederik Shouw vom 24. 1.
1836. Berlin, Märkisches Museum, NL Ferdinand Meyen, Nr. 5.
[7]
Vgl. Alexander von Humboldt, Notizen zur Neuedition der
Pflanzengeographie. Sie sollten eventuell für
Kosmos Bd.
5 verwendet werden. Staatsbibliothek Preußischer
Kulturbesitz Berlin, NL Alexander von Humboldt, Ka 8, Nr.
53.
[8]
Vgl. Brief A. v. Humboldts an Paul Usteri vom 28. 11. 1789.
In: Jahn/Lange (1973), S. 74.
[9]
Brief A. v. Humboldts an Friedrich von Schiller vom 6. 8.
1794. In: Jahn/Lange (1973), S. 346-347.
[10]
Vgl. Hein (1985), S. 48.
[11]
Vgl. Leitner (2003), S. 131.
[12]
Vgl. Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, NL A. v.
Humboldt, gr. Ka 11, Nr. 54.
[13]
Ebenda, Nr. 45.
[14]
Zur Suche nach Gold im Meerwasser vgl. auch Werner/Irmscher
(1995).
[15]
Humboldt hat die Abbildung einer einzelnen Pflanze in seinem
botanischen Werk veröffentlicht und ist immer wieder darauf
zurückgekommen. Wie aus seiner Zusammenarbeit mit Künstlern
hervorgeht, sind Palmen i. A. für ihn auch fester
Bestandteil der tropischen Landschaft. Einzelheiten vgl.
Werner (2013), u. a. S. 28-30.
In
Ansichten der Natur führt er
sie als einen von mindestens 17 landschaftsprägenden
Charakterpflanzen auf. Vgl. Humboldt (1849), Bd. 2, S. 1-41
sowie S. 396.
[16]
Vgl. Müller-Wille (2011), S. 33-50.
[17]
Brief Alexander von Humboldts an Karl Ludwig Willdenow vom
20. 4. 1790. In: Jahn/Lange, Hg. (1973), S. 660-664, zit. S.
662-663.
[18]
Brief Alexander von Humboldts an Philipp von Martius,
Mittwochabend, o. O., ohne Datum. Archiv Frau Agnes von
Martius, Stauffenhof bei Bad Reichenhall (V).
[19]
Philipp Martius an Leopold von Buch, Entwurf eines Briefes
o. D., Bayerische Staatsbibliothek München, Martiusiana, II,
A, 1, Buch, Leopold von.
[20]
Vgl. Martius (1860), S. 5.
[21]
Vgl. Huber (1817).
[22]
Vgl. Martius (1860), S. 36-37.
[23]
Vgl. Schouw (1823), S. 23-24.
[24]
Vgl. Humboldt (1807).
[25]
Fiedler/Leitner (2000).
[26]
Martin Heinrich Klaproth (1743-1817), Vater des
Orientalisten Julius Klaproth (1783-1835).
[27]
Vgl. u. a. Bericht des Dr. v. Martius über das Guano. 1843
(8 S.). Druck mit J. G. Zuccarini: Ueber das Guano als
Dünger. Bayerische Staatsbibliothek München, NL Martius, IA
2 (Aufsätze), Nr. 7.
[28]
Brief Alexander von Humboldts an Martius vom 20. 7. 1853.
Bayer. Staatsbibliothek München, Martiusiana, II, A, 2,
Gelehrtenkorrespondenz an Martius, Nr. 25.
[29]
Dazu sind ausführliche Akten überliefert, u. a. zum Umbau
des Gewächshauses. Vgl. Bayerische Staatsbibliothek München,
Martusiana, III D 1, Acten in Bezug auf den Umbau des
Gewächshauses.
[30]
Brief Alexander von Humboldts an Carl Philipp Martius vom
12. Dezember 1858. Frau Marie Agnes von Martius, Stauffenhof
bei Bad Reichenhall (V)
[31]
Brief Alexander von Humboldt an Carl Philipp Martius vom 7.
3. 1859. Archiv Frau Marie Agnes von Martius, Stauffenhof
bei Bad Reichenhall (V).
[32]
Weitere Ausführungen sollen im Rahmen der Edition im
Langzeitvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen –
Wissenschaft aus der Bewegung“ gemacht werden, das im Januar
2015 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften seine Arbeit aufgenommen hat.
[33]
Ob und inwieweit Humboldt seine Notizen für eine
überarbeitete Ausgabe der Geographie der Pflanzen oder für
den 5. Band des Kosmos, der unvollendet blieb, nutzen
wollte, bedarf weiterer Überprüfung.
[34]
Dies konnte ich bei der Durchsicht des Darwin-Nachlasses in
Cambridge feststellen.
[35]
Vgl. Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, NL A. v.
Humboldt, gr. Kasten 11, Nr. 54a. Auf A. v. Humboldts
inhaltliche Beschäftigung mit Darwin soll an anderer Stelle
weiterhin nachgegangen werden.
[36]
Dies soll an anderer Stelle weiter untersucht werden.
[37]
Vgl. Humboldt (1818).
[38]
Datum unbekannt, vgl. Bayerische Staatsbibliothek München,
Martiusiana, III D 4, Nr. 19.
[39]
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, NL A. v.
Humboldt, gr. Kasten Nr. 4, Nr. 50 a.
[40]
Humboldt (1829), S. 193.
[41] Vgl.
Humboldt (1814), neu herausgegeben und übersetzt von Ottmar
Ette (1991), Bd. II, 9. Buch.
[42] Darauf
machte Michael Zeuske in seinem Vortrag „A.
v. Humboldt über Sklaverei in Spanisch-Amerika und in der
Karibik Wirtschaftsform, Sklavenrevolution, Schicksale“
aufmerksam, den er am 31. 10. 2014 in der BBAW hielt.
[43] Vgl.
A. v. Humboldt, im Tagebuch (Nr. I) machte er Ausführungen
zu Geschichte und Geographie der Pflanzen und zum Ackerbau,
Bl. 50 1, R.
[44] Vgl.
A. v. Humboldt, im Tagebuch (Nr. I), zit. Bl. 50 V.
[45]
Vgl. Humboldt (1829).
[46]
Vgl. A. v. Humboldt,
Tagebuch (Nr. 1), Bl. 50 R,1.
[47]
Vgl. Seetzen (1795), S. 22.
[48]
Vgl. Henfrey (1852), S. 386.
[49]
Vgl. Marshall (1854).
[50]
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, NL A. v.
Humboldt, gr. Kasten 4, Nr. 50a.
[51]
Stützt sich auf die von Ulrike Leitner erarbeitete Datenbank
der unselbständigen Schriften A. v. Humboldts.
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