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Symposium |
Teilnehmer/ Tagungsstruktur
Teilnehmer
des Symposiums
Prof. Dr. Beatriz Sarlo
Literaturas Plurales
Die Namen von Humboldt und Bonpland erinnern Buenos Aires an seinen Ursprung. Sie
erweisen nicht nur den beiden gebildeten Reisenden ihre Ehre, sie bezeugen auch, daß
Buenos Aires eine neue Stadt ist, sich mit der Moderne herausbildend, wo die Straßennamen
nicht aus der Vergangenheit herrühren, noch den Ortsnamen der Kirchen, den Zufällen von
Geographie, Handel oder Beruf entsprechen. Es gibt keine Straße der Bäcker, keine der
Jungfrau, weder die einer Schlucht noch die irgendeines Markgrafen. Wie die von Humboldt
und Bonpland wurden die Namen im Hinblick auf die moderne Stadt ausgewählt, ohne viel
Geschichte, die sich seit Ende des 19. Jahrhunderts als eine kulturelle Synthese des
Westens darstellte, aus dem zum anderen der großte Teil der Einwanderer kam, die Buenos
Aires seine fremdländische Atmosphäre gaben und als Folge davon seine besonderen
Eigenschaften.
Aufgrund von Zufälligkeiten der städtischen Bürokratie befinden sich die Humboldt-
und die Bonpland-Straße sehr nahe zu den Straßen des Viertels Palermo, der bedeutendsten
literarisch-urbanen Konstruktion von Borges. Aber daß die zwei Straßen den Namen dieser
Reisenden erhielten, war nicht allein nur Zufall. Diese wie auch andere Straßen könnten
Humboldt und Bonpland genannt worden sein, aber zwei Straßen in Buenos Aires waren mit
Sicherheit dafür bestimmt gewesen, diese Namen zu erhalten. Der Plan einer als modern
erdachten und gebauten Stadt stellt die städtische Geographie in kulturellen Begriffen
dar. Auf irdendeine Art bilden die Straßennamen einer neuen Stadt die Reste einer
baulichen Utopie.
Buenos Aires schreibt sein modernes Projekt auf viele Weisen. Dabei folgt der Name
ihrer Straßen der Rhetorik einer modernen Symbolisierung der Stadt. Buenos Aires erdenkt
sich als neue Stadt, in der es sehr wenig aus der Vergangenheit zu bewahren gibt, denn es
existieren weder große koloniale Denkmäler, nochgab es bedeutende indianische Kulturen.
Als Konsequenz davon werden die Straßennamen als ein topographisches Netzt verwendet, das
zum einen die Meilensteine der Geschichte und zum anderen die der Kultur, der man
angehören möchte, aufzeigt, getragen von einem Wunsch, der dem Voluntarismus nahekommt.
* seit 1984 Lehrstuhl für
Literaturwissenschaft an der Universidad de Buenos Aires. Sie hat an der
Universität Cambridge (Großbritannien) und an den Universitäten von Columbia, Berkeley,
Maryland, Stanford, Minnesota (Vereinigte Staaten von Amerika) gelehrt.
Veröffentlichungen (Auswahl): Escenas de
la vida posmoderna (1994), Borges, a writer on the Edge (1995),
Instantáneas: medios, ciudad y costumbres en el fin del siglo (1996) und La
máquina cultural: maestras, traductores y vanguardistas (1998). Sie war
Guggenheim-Stipendiatin und ist Herausgeberin der Kulturzeitschrift: Punto de Vista.
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