Ein kleines
Netzwerk von Menschen, Künstler,
Architekten, Programmierer, Theoretiker und Wissenschaftler, folgen
mit dem Projekt "humbot" multimedial und international den
Spuren Humboldts. Unter www.humbot.org haben sie ein Programm
als eine Art Vergleichsmaschine ins Internet gestellt und füttern
es nun mit Informationen, die sich um Alexander von Humboldt und
Lateinamerika drehen: Auszüge aus
Reisetagebüchern sowie Texte,
Fotos und Videos, die von Reisen nach Venezuela stammen.

Quelle:
www.humbot.org (Montage)
All diesen kleinen Informationshäppchen
werden dabei bestimmte Merkmale zugewiesen, seien es die
Ortskoordinaten eines Fotos oder der emotionale Zustand, der in
einem Text beschrieben wird. Das Programm vergleicht innerhalb von
zwölf Stunden alle Informationen miteinander und erstellt so eine Karte, die diese Informationen abbildet: Helle Punkte verbergen
viele Daten und Punkte, die weit entfernt voneinander sind,
unterscheiden sich auch inhaltlich. Veränderung ist bei dieser
Karte beabsichtigt, die Informationsmenge wird ständig erweitert,
und auch jeder Besucher der Website hinterlässt Spuren, die berücksichtigt
werden. Die Referenz zu Humboldt liegt nicht weit, denn der Forscher
beschäftigte sich auch intensiv mit der Erstellung von Karten, z. B.
einer Weltkarte der Krankheiten.
So weit, so theoretisch. In der Wirklichkeit
des Internets stellt sich die Karte als kryptisch dar: Viele kleine
Quadrate in Schattierungen von Lindgrün bis Schwarz bilden eine
diffuse Form. Darauf tauchen Links und kleine Navigationssymbole
auf, deren Funktion sich aber durch Intuition und Ausprobieren nur
schwerlich erschließt. Zudem ist die Schrift sehr klein, so dass
sich Links und Texte nur mit der Nase am Monitor entziffern lassen.
Auch die Videos stellen ein Problem dar, sie werden lange oder gar
nicht geladen.
Wohl deshalb ist die Schnittstelle des
Betrachters zur Vergleichsmaschine humbot in einer Ausstellung
erweitert worden: Wenn realer und virtueller Raum nicht nur durch
Maus und Bildschirm verbunden sind, fällt der Zugang leichter. So
geschehen im vergangenen Herbst im Zentrum für Kunst und
Medientechnologie Karlsruhe und jetzt in der Galerie K&S: Ein
Steg aus rauhen Holzbrettern zieht sich durch den Raum mit einem
angebauten großen Holzquader, auf dem zwei Computer stehen. Die
Bildschirmoberflächen werden auch auf die Wände projiziert, wo
zumindest die Texte und Videos zu angemessener Größe kommen.
Aus diesen provisorisch anmutenden Bauten
und den dargestellten Datenmengen spricht dann irgendwie Alexander
von Humboldt und haucht: "Heute wäre ich ein Techniknomade,
mit Laptop, GSM-Handy und Digitalkamera, unterwegs auf einer langen
Forschungsreise durch den Cyberspace." Der Forschergeist lebt,
aber er versteckt sich unter der Benutzeroberfläche.
[TAZ
- Daniel Boese "Tausend Karten: Multimedial
auf der Spur Alexander von Humboldts: Das Internet-Projekt
h|u|m|b|o|t" vom 7.2.2000.]
in
den Medien | humbot
in der Galerie K&S in Berlin Mitte, rezensiert von der Berliner
Morgenpost (25.Januar 2000)
Das
Team ist unter anderem:
1999 | Udo Noll, Florian Wenz, Guppo A12, Elena Carmangiani, Andrea DiRosa,
Roberto Cabot, Walter van der Cruijsen, Juergen Enge, Wolfgang
Stehle: 2000 | Annie Corbel.
© Tobias Kraft. Universität
Potsdam.17 Mai 03
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