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Weltbewußtsein.
Alexander von
Humboldt
und das unvollendete Projekt einer anderen Moderne.
Velbrück
Wissenschaft (2002)
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Über dieses Buch |
Inhaltsverzeichnis
Kaum ein anderer Wissenschaftler,
Schriftsteller und Gelehrter des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts stellt
für das Denken und Handeln zu Beginn des dritten Jahrtausends eine so
faszinierende Herausforderung dar wie Alexander von Humboldt, der jüngere
der beiden Humboldt-Brüder.
Dies mag erklären, warum der von seinen
Zeitgenossen noch so bewunderte Naturwissenschaftler und Naturphilosoph,
Kosmopolit und Kulturtheoretiker, kritische Intellektuelle und königliche
Kammerherr – nach langen Jahrzehnten des Vergessens, in denen andere
Vertreter des Nationalstolzes wichtiger schienen – der Öffentlichkeit
wieder vertrauter geworden ist.
Mit Alexander von
Humboldt hat an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert eine
Entprovinzialisierung des deutschen Denkens aus der Erfahrung außereuropäischer
Wirklichkeiten stattgefunden. Im Kern des Humboldtschen Weltbewußtseins
stand nicht die Prosperität Europas oder des je eigenen Vaterlands, sondern
die des gesamten Planeten.
Zweifellos war
Humboldt dem Projekt der europäischen Moderne verpflichtet, ging
aber an entscheidenden Stellen über dieses hinaus. Sein Vertrauen auf ein künftig
sich einstellendes Gleichgewicht zwischen den Kontinenten und Nationen
implizierte keine einseitige, sondern eine multipolare Entwicklung, die zu
einer neuen, gerechteren Weltordnung führen sollte. Diese neue
Welt-Ordnung, dieser neue Kosmos war für Humboldt ohne ein Zusammenwirken
verschiedenster Faktoren, ohne ein Ineinandergreifen verschiedener Kulturen,
ohne eine Einbindung des Menschen in die Kräfte der Natur nicht
vorstellbar.
So wie die
Humboldtsche
Wissenschaft (die der Autor im ersten Teil des Buches betrachtet) in
einem transdisziplinären, interkulturellen Weltbewußtsein fundiert ist, bündelt
die Humboldtsche Schreibweise (der sich Ette im zweiten Teil widmet)
Wissenschaft und Literatur, Empirie und Experiment, Naturforschung und
Naturphilosophie, Weltoffenheit und ästhetischen Genuß zum spezifischen
Typus der Humboldtschen Weltbeschreibung. Sie ist und will mehr als
Naturphilosophie, mehr als Philosophie überhaupt: Ihr kommt es im Sinne
eines eigenen Projekts der Moderne darauf an, die Welt zu verändern.
Humboldts Denken beeinflußt und begleitet die
Entwicklung der europäischen Moderne und hält ihr, nicht selten mit außereuropäischer
Akzentuierung, den kosmopolitischen Spiegel vor. Sein Denken enthält die
Widersprüche der Moderne, aber auch den Widerspruch gegen eine allein an
Europa ausgerichtete Moderne.
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Anfang)
Inhaltsverzeichnis
| Über dieses Buch
Vorwort
vor dem 14. September 2001
Erster
Ideenkreis: Wandernde Netze
Wissenschaftsverständnis
und Weltbewußtsein
Annäherung:
Weltethos - ein unvollendbares Projekt?
-
Visionen der
Moderne(n)
-
Eine Wissenschaft als netzartig verschlungenes Gewebe
-
Ein Weltbürger in Potsdam
-
Der Kosmos im Kopf
-
Weltbürgertum zwischen Chimborazo und Magellanstraße
-
Humboldt und die Entstehung eines neuen Kosmopolitismus
-
Die Netze eines wissenschaftlichen Kosmopoliten
-
Kosmopolitik als Bewußtseinspolitik aus weltweitem Vergleich
-
Welthandel, Weltgeschichte, Weltanschauung, Weltbewußtsein
-
Im Pflanzenreich des Weltbewußtseins
-
Die Welt ist Klang
-
Ein Weltethos der wandernden Netze
Zweiter
Ideenkreis: Vernetzte Wanderungen
Alexander
von Humboldts Reisewerk
Annäherung:
Wie läßt sich ein Land (be)schreiben?
-
Kartennetz und Textgewebe
-
Weltgeist versus Weltbewußtsein
-
Globalisierte Wissenschaft
-
Wie läßt sich eine Reise (be)schreiben?
-
Netzförmige Verschlingungen eines verdoppelten Stromsystems
-
Euphorie der Wissenschaft - das Humboldtsche Höhlengleichnis I
-
Aporie der Wissenschaft - das Humboldtsche Höhlengleichnis II
-
Was Literatur mit ökologischem Denken zu tun hat
-
Bilder im Kopf, Bilder im Text und Bildtexte
-
Vom Naturgemälde zum Kulturgemälde
-
Ein imaginäres Museum der Weltkulturen
-
Gefangen im eigenen Netz?
Nachwort
nach dem 11. September 2001
Bibliographische
Hinweise
Biographische
Hinweise
Bildnachweis
Namenregister
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