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Stand: 12. August 2005
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Alexander von Humboldt
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Symposion: Aufbruch in die Moderne 1799-1999
(Mai/ Juni 1999)

 

Symposium      Teilnehmer/ Tagungsstruktur

Teilnehmer des Symposiums

Prof. Dr. Beatriz Sarlo

Literaturas Plurales 

Die Namen von Humboldt und Bonpland erinnern Buenos Aires an seinen Ursprung. Sie erweisen nicht nur den beiden gebildeten Reisenden ihre Ehre, sie bezeugen auch, daß Buenos Aires eine neue Stadt ist, sich mit der Moderne herausbildend, wo die Straßennamen nicht aus der Vergangenheit herrühren, noch den Ortsnamen der Kirchen, den Zufällen von Geographie, Handel oder Beruf entsprechen. Es gibt keine Straße der Bäcker, keine der Jungfrau, weder die einer Schlucht noch die irgendeines Markgrafen. Wie die von Humboldt und Bonpland wurden die Namen im Hinblick auf die moderne Stadt ausgewählt, ohne viel Geschichte, die sich seit Ende des 19. Jahrhunderts als eine kulturelle Synthese des Westens darstellte, aus dem zum anderen der großte Teil der Einwanderer kam, die Buenos Aires seine fremdländische Atmosphäre gaben und als Folge davon seine besonderen Eigenschaften.

Aufgrund von Zufälligkeiten der städtischen Bürokratie befinden sich die Humboldt- und die Bonpland-Straße sehr nahe zu den Straßen des Viertels Palermo, der bedeutendsten literarisch-urbanen Konstruktion von Borges. Aber daß die zwei Straßen den Namen dieser Reisenden erhielten, war nicht allein nur Zufall. Diese wie auch andere Straßen könnten Humboldt und Bonpland genannt worden sein, aber zwei Straßen in Buenos Aires waren mit Sicherheit dafür bestimmt gewesen, diese Namen zu erhalten. Der Plan einer als modern erdachten und gebauten Stadt stellt die städtische Geographie in kulturellen Begriffen dar. Auf irdendeine Art bilden die Straßennamen einer neuen Stadt die Reste einer baulichen Utopie.

Buenos Aires schreibt sein modernes Projekt auf viele Weisen. Dabei folgt der Name ihrer Straßen der Rhetorik einer modernen Symbolisierung der Stadt. Buenos Aires erdenkt sich als neue Stadt, in der es sehr wenig aus der Vergangenheit zu bewahren gibt, denn es existieren weder große koloniale Denkmäler, nochgab es bedeutende indianische Kulturen. Als Konsequenz davon werden die Straßennamen als ein topographisches Netzt verwendet, das zum einen die Meilensteine der Geschichte und zum anderen die der Kultur, der man angehören möchte, aufzeigt, getragen von einem Wunsch, der dem Voluntarismus nahekommt.

 


 

Beatiz Sarlo* seit 1984 Lehrstuhl für Literaturwissenschaft an der Universidad de Buenos Aires. Sie hat an der Universität Cambridge (Großbritannien) und an den Universitäten von Columbia, Berkeley, Maryland, Stanford, Minnesota (Vereinigte Staaten von Amerika) gelehrt.

Veröffentlichungen (Auswahl): Escenas de la vida posmoderna (1994), Borges, a writer on the Edge (1995), Instantáneas: medios, ciudad y costumbres en el fin del siglo (1996) und La máquina cultural: maestras, traductores y vanguardistas (1998). Sie war Guggenheim-Stipendiatin und ist Herausgeberin der Kulturzeitschrift: Punto de Vista.

 

 

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