Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 20. April 2010 |
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HiN XI, 20 (2010)
HUMBOLDT und HISPANO-AMERIKA II
Sobre la autora
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Ulrike Leitner
Über die Quellen der mexikanischen Tafeln
der „Ansichten der Kordilleren“ im Nachlass Alexander von HumboldtsResumen
La comparación de las “Vues des Cordillères“ con los diarios de Humboldt ofrece indicaciones acerca tanto de sus procedimientos típicos de trabajo como de las vías de adquisición de conocimiento. Sus propias observaciones durante la estancia en México se complementan mediante contactos personales in situ, a través de estudios de literatura y archivos en México, y tras su regreso, también en archivos europeos. Así, por ejemplo, aunque no llegó a visitar las pirámides de Teotihuacan, introdujo en su publicación una descripción de las mismas procedente de una carta de Juan José de Oteyza, a quien había conocido en el Real Seminario de Minería de la Ciudad de México. Igualmente, algunas láminas reproducen antigüedades mexicanas que Humboldt no había examinado en persona. En la conferencia se exponen algunas fuentes de las “Vues des Cordillères” que se encuentran en los diarios de Humboldt, como por ejemplo las descripciones de sus excursiones por México contenidas en los volúmenes publicados por la Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle, y notas aún inéditas procedentes de sus investigaciones en los archivos vaticanos en el verano de 1805.
Zusammenfassung
Der Vergleich mit Humboldts Tagebüchern bietet Aufschlüsse über die für Humboldt typische Arbeitsweise und die Wege seines Wissenserwerbs. Seine eigenen Beobachtungen während des Aufenthaltes in Mexiko sind ergänzt durch persönliche Kontakte vor Ort, durch Literatur- und Archivstudien in Mexiko und nach der Rückkehr in europäischen Archiven. So hat er beispielsweise die Pyramiden von Teotihuacan nicht besucht, aber die Beschreibung aus einem Brief von Juan José de Oteyza, den er am Real Seminario de Minería in Mexiko-Stadt kennengelernt hatte, in seine Publikation aufgenommen. Auch einzelne Tafeln stellen mexikanische Altertümer dar, die Humboldt nicht selbst besichtigt hat. Im Vortrag werden einige Quellen der „Vues des Cordillères“ aus Humboldts Tagebüchern vorgestellt, wie z. B. Beschreibungen seiner Exkursionen in Mexiko aus den von der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle publizierten Bänden und bisher unedierte Notizen seiner Studien im Archiv des Vatikans im Sommer 1805.
Prolog
Ich sollte glauben ein Werk über die Monumente [...] könnte [...] ein nicht uninteressantes Lesebuch abgeben. Es enthält Aufschlüsse über die alte Bildung der Urvölker u. Beschreibung großer Naturszenen,
schrieb Alexander von Humboldt 1809 an seinen deutschen Verleger Johann Friedrich Cotta aus Paris. (Humboldt 2009, 108)
Humboldt hatte nach seiner Rückkehr aus Amerika im August 1804 zuerst in Paris Station gemacht, war dann zu einer mehrmonatigen Reise nach Rom aufgebrochen, um seinen Bruder zu besuchen, und dann für zwei Jahre nach Berlin gegangen. Nun nahm er seinen Wohnsitz in der französischen Hauptstadt, um sich der Publikation seines umfangreichen Reisewerks zu widmen, das nach fast 30 Jahren mit 29 reich illustrierten Bänden unvollendet abbrach. Inkonsequenterweise begann er jedoch die Herausgabe nicht mit der Reisebeschreibung „Relation historique“, die eigentlich an erster Stelle stehen sollte, sondern einem Band zur Pflanzengeographie, einzelnen Lieferungen zur Botanik, Zoologie und Ortsbestimmungen und dem „pittoreskem“ Atlas „Vues des Cordillères“, der nach dem ursprünglichen Plan als Illustration der Reisebeschreibung gedacht war. So musste diesem Atlas nun ein eigener erläuternder Textteil beigegeben werden, der - ein typisches Kennzeichen Humboldtschen Schreibens - immer mehr ausuferte und damit zu einem eigenständigen Werk innerhalb Humboldts amerikanischem Reisewerk wurde.
Die französische Ausgabe erschien in Lieferungen zwischen 1810 und 1813. Einzelne Tafeln waren jedoch bereits früher fertig. Im deutschen Sprachraum ist das Werk erst seit kurzem in neuer Übersetzung verfügbar (Humboldt 2004), denn die von Cotta begonnene Ausgabe erschien ohne Tafeln und brach nach wenigen Lieferungen bereits 1810 ganz ab.
Im Folgenden soll ein Beitrag zur Darstellung der Entstehung dieses in der Forschung oft unterschätzten Werkes geleistet werden. In den Tagebüchern und im Nachlass[1] - bisher nur teilweise publiziert - werden die Quellen sichtbar, die Humboldt für Text und Abbildungen verwendete: seine eigenen Beobachtungen vor Ort, Begegnungen mit mexikanischen Sachkundigen, Auszüge aus Literatur- und Archivstudien in Mexiko-Stadt, dann nach seiner Rückkehr nach Europa weitere Literaturstudien, Gespräche und Korrespondenzen sowie der besonders wichtige Romaufenthalt mit den Besuchen in der Vatikanischen Bibliothek. Der Vergleich zwischen seinen Notizen und dem erschienen Druck ermöglicht Einblicke in Humboldts Arbeitsweise.
In der Reihenfolge der Tafeln der „Vues des Cordillères“ ist keine Ordnung erkennbar, und auch die Texte zeigen unterschiedliche Länge und Stil.
Die Monumente erklären sich gegenseitig und man muß die Gesamtheit vor Augen haben, um die Geschichte eines Volkes zu ergründen. (Humboldt 2004, 333)
Diese Aufforderung zum Durchbrechen der linearen Abfolge erlaubt es, im Folgenden Tafeln und Texte nach inhaltlichen Gesichtspunkten umsortiert vorzustellen.
1. In Mexiko-Stadt
Fast vier Jahren war Humboldt durch Venezuela, Ecuador, Kolumbien, Peru und Kuba gereist, ehe er am 12.4.1803 die Hauptstadt Mexikos erreichte. Er notierte fasziniert in sein Tagebuch:
Es gibt vielleicht keine Stadt in ganz Europa, die insgesamt gesehen schöner wäre als Mexico. Sie hat die Eleganz, die Regelmäßigkeit, die Einheitlichkeit der schönen Gebäude Turins, Mailands, der vornehmen Gebäude von Paris, von Berlin. Alle Straßen sind schnurgerade und sehr breit, alle verlaufen entweder von Osten nach Westen oder von Norden nach Süden. Auf beiden Seiten werden sie durch Bürgersteige eingerahmt, alle aus behauenen Steinen [...]
damals bekanntlich keine Selbstverständlichkeit. Besonders gefiel ihm der Hauptplatz Plaza Mayor (siehe Abb. 1).
Der Platz ist umgeben von der Kathedrale, aus Quadersteinen gebaut mit zwei Türmen, die mit Statuen geschmückt und architektonisch sehr schön sind, und dem Palast des Vizekönigs [...] Die dritte Seite wird von Häusern eingenommen, welche im Erdgeschoß sehr weite Arkaden haben und ein wenig dem Palais Royal in Paris ähneln. (Humboldt 2003c, 216-217)
So ähnlich hat Humboldt diesen Platz auch in den „Vues des Cordillères“ beschrieben, nun aber ergänzt durch historische Tatsachen, die er durch Literaturstudien und in Gesprächen erworben hatte: Auf dem Platz hätte ursprünglich der große aztekische Tempel gestanden, ein pyramidenförmiges Bauwerk, und hinter der Kapelle, neben der Kathedrale, war der Palast des aztekischen Königs Axayacatl, in dem Moctezuma (dessen Palast sich rechts von der Kathedrale befand) die Spanier bei ihrer Ankunft im damaligen Tenochtitlan unterbrachte.
Ich habe [, so Humboldt in seinen einleitenden Worten in den „Vues des Cordillères“,] es für zweckmäßig gehalten, diese Orte anzuzeigen, denn sie sind für all jene, die sich mit der Geschichte der Eroberung von Mexiko beschäftigen, von Interesse. (Humboldt 2004, 26)
In dem gedruckten Text der „Vues des Cordillères“ folgt dann die Beschreibung der Reiterstatue Karls IV. in der Mitte des Platzes, deren abenteuerliche Aufstellung Humboldt während seiner Anwesenheit im November 1803 miterlebte. Er schließt hier mit der knappen Bemerkung, dass die „mechanischen Mittel“, die für den Transport aufgewendet wurden, „höchst erfindungsreich“ seien und „eine eingehende Schilderung verdienten.“ Diese findet man jedoch nur in den Tagebüchern, und auch die des komplizierten und abenteuerlichen Transports der riesigen Statue:
Abb. 2: Humboldts Skizze zur Erläuterung des Transports des Reiterstandbildes Karls IV. (Humboldt 2003c, 236)[...] ein Transport mit ungeheuren Schwierigkeiten [...] angesichts der Entfernung und dem nachgebenden Boden von Mexico-Stadt. Die Statue wurde auf einen Wagen gehoben, [...] Der Wagen läuft auf ausgekehlten Hölzern, ähnlich dem ‚Huntsgestänge‘ unserer Bergwerke. Man setzt von Zeit zu Zeit Rollen, wobei zwei Männer genügen, um dieses Gewicht von mehr als 500 Zentnern trotz der Reibung zu bewegen. [...] Ich bin bei allem dabei gewesen. Das Glück hat sonderbar gespielt. Man löste die Statue vom Wagen ab und mit vielfachen Seilen von arcía (Agave) befestigte man die ganze Masse an einer eisernen Stange, welche über dem Haupte des Königs hing. Diese Stange ward mit Flaschenzügen in die Höhe gehoben. Diese Erhebung dauerte kaum 10 Minuten in Gegenwart der Audienz und des Vizekönigs. Nun sollte der Karren a nach b gezogen werden. [Siehe Abb. 2] Aber das Seil riß, das Gestänge c fing an [sich] zu senken. Der König mußte in der Luft hängen bleiben bis nachmittags, wo man ihn nach b zog. Er blieb die Nacht in der Luft [...] Den folgenden Morgen senkte man ihn nach und nach in die Löcher. Es riß ein Hauptseil, die ganze Masse und [das] Gerüst krachte. Ich stand mit [dem Bildhauer] Tolsá unter dem Pferde. Wir glaubten, zerschmettert zu werden. [...] Freudenthränen entstürzten allen Umstehenden, als des Pferdes Fuße auf dem Postament ruhten. Man glaubte, dem Schiffbruch entronnen zu sein [...] (Humboldt 2003c, 236-237)
Oft hat Humboldt so wie hier die spannenden, abenteuerlichen Erlebnisse, an denen er persönlich beteiligt und manchen Gefahren ausgesetzt war, später im Druck weggelassen.
Die Zeugnisse der mexikanischen Bildhauerkunst waren für Humboldt von besonderem Interesse. Als die „drei größten alten Monumente“ bezeichnete er in seinem Tagebuch (Humboldt 2003c, 219) die folgenden: den Kalenderstein (eigentlich eine Darstellung der Weltzeitalter), das Relief eines Triumphzugs und die Statue der Coatlicue (Tafeln 21, 23 und 29). Letztere sei, wie Humboldt im Tagebuch erzählt, auf seine Bitte und auch nur für 20 Minuten ausgegraben worden.
2. Archivstudien und Kontakte in Mexiko
Im Sommer unternahm Humboldt im Archiv des Vizekönigreichs Neuspanien Studien zur Geschichte und Statistik von Mexiko (siehe Abb. 3).
Ich fing am 8. Juli 1803 an. Die Archivbestände sind sehr gut geordnet [...] Ich sah dicke alte Aktenbündel über die Reise von Malaspina, über die im Norden Kaliforniens gemachten Entdeckungen, die Manuskripte von Boturini, von einem Franziskanermönch kopiert, welcher handschriftlich eine Geschichte Neu-Spaniens geschrieben hat.[2] [...] Aber leider! in welchem Zustand! [...] Man bewahrt diese Reste im Erdgeschoß des Palastes in einem sehr feuchten Raum auf, aus dem man das Archv [...] entfernt hat, weil die Papiere dort faulten. Die mexikanischen Bilderhandschriften wurden dort hineingeworfen zusammen mit alten, wertlosen Akten [...] Ein großer Teil ist bereits zerfetzt, weil man sie jedesmal, wenn man die Bündel öffnet, zerreist. Warum schickt man diese kostbaren Reste des indianischen Altertums nicht nach Madrid? (Humboldt 2003c, 226)
Abb. 3: 'Travaux que j’ai fait à la Secretaría de la Vice-Royauté de la Nouvelle Espagne...' (Tagebuch VIII, 86ro)Humboldt beschrieb in seinen Tagebüchern auch viele erst nach der Conquista angefertigte Bilderhandschriften:
Man muß bewundern, mit welcher Intelligenz die Mexikaner im Augenblick der Conquista neue Hieroglyphen erfanden für Dinge, die sie nicht gesehen hatten. [...] es waren allerdings Leute, die sich die Mühe machten, 300-400 Seiten über die Geschichte und die Sitten ihrer Vorfahren zu schreiben und das in einer Zeit (im 16. Jahrhundert), als es unwahrscheinlich ist, dass der Verkehr mit den Spaniern, die durchweg Barbaren waren und in kleiner Zahl in diesem riesigen Königreich, in 30 bis 40 Jahren die ursprüngliche Kultur sehr hätte fördern können. [...] Die Nation war beständig mit ihrer Geschichte beschäftigt, mit ihrer Chronologie und besonders mit ihren Wanderungen (Humboldt 2003c, 227-229)
Außerdem las Humboldt die ihm zugängliche Literatur zur Geschichte Mexikos. Spuren davon findet man ebenfalls in seinen Tagebüchern und später in den „Vues des Cordillères“. So basiert die Beschreibung der Coatlicue-Statue sowie des sogenannten Kalendersteins auf einer Publikation des mexikanischen Astronomen Antonio de León y Gama (Leon y Gama 1792). Humboldt hat ihn nicht mehr kennengelernt, da er im Jahr vor seiner Ankunft in Mexiko verstorben war, aber seine Literaturhinweise in den „Vues des Cordillères“ zeigen dessen Bedeutung für Humboldt. Bei einer Versteigerung seines Nachlasses, der Teile der Boturini-Sammlung enthielt, hat Humboldt Bilderhandschriften erworben, die er später der Königlichen Bibliothek in Berlin schenkte und in den „Vues des Cordillères“ (Tafel 38) publizierte. (Humboldt 2003c, 370 u. Anm. 498)
León y Gama gehörte neben José Antonio de Alzate y Ramirez (1737-1799) und Joaquín Velazquez de Léon y Cárdenas (1732-1768) zu den bereits in Mexiko geborenen Spaniern („Kreolen“), die in der wissenschaftlichen und kulturellen Blüte gegen Ende des 18. Jh. in Mexiko eine Rolle spielten. Humboldt hat sich in seinem Mexiko-Essai ausführlich mit dieser Entwicklung befasst, auch mit der Ignoranz der Spanier gegenüber Kreolen, die oft Autodidakten waren. In den „Vues des Cordillères“ schreibt er:
Ich weiß nicht, ob es im Königreich Guatemala und im Inneren Mexikos Personen gibt, die von dem gleichen Eifer beseelt sind, wie es Pater Alzate, Velásquez und Gama waren. (Humboldt 2004, 109)
Leon y Gama, dessen Untersuchungen den Beginn der Forschungen über die aztekische Kultur markieren, hätte man (so Humboldt im Tagebuch)
fast Hungers sterben lassen, niemand hat ihn, solange er lebte, zum Essen eingeladen, und nach seinem Tode spricht man von ihm wie von einem Newton. (Humboldt 2003c, 226)
Über die Pyramidenanlage von Xochicalco findet man im Tagebuch nur die folgende kurze Notiz:
Von den Höhen Cuernavacas aus sahen wir die Überreste der großen Pyramide von Xochicalco. In den Untergeschossen dieser Pyramide fand man präparierte Menschenhäute (ein Zeichen von Menschenopfern) und Hörner von erstaunlicher Größe. Davon existiert nur noch ein einziges, das ich im Archiv des Vizekönigs von Mexico gesehen habe. (Humboldt 2003c, 215)
Da Humboldt diese Anlage nicht besucht hatte, musste er für die „Vues des Cordillères“ auf die 1791 publizierte Beschreibung des mexikanischen Geistlichen und Naturforschers Alzate y Ramirez zurückgreifen. Auch der Kupferstich (Tafel 9) ist eine Kopie aus diesem Werk.
Ebenso wichtig wie die schriftlichen Quellen waren für Humboldt die Begegnungen mit fachkundigen Spezialisten und Sammlern, die Humboldt in der mexikanischen Hauptstadt kennen lernte. Der mexikanische Pater Don José Antonio Pichardo beispielsweise, so notiert Humboldt, sei der
ausgezeichnetste Kenner der griechischen Sprache und der mitteilsamste und kenntnisreichste Gelehrte auf dem Gebiet des mexikanischen Altertums, den es gibt. [...] Als Freund von Gama hat er dessen Manuskripte und dessen indianische Bilderschriften geerbt ... Er hat sein ganzes Geld ausgegeben, um mexikanische Bilderschriften kopieren zu lassen, alles, was er während seines Lebens an den verschiedenen Orten verstreut gefunden hat [...] Es ist alles äußerst interessant anzusehen und würdig, in Kupfer gestochen zu werden. (Humboldt 2003c, 228-229)
Durch derartige persönliche Kontakte erhielt Humboldt bereits in Mexiko mehrere Abbildungen, beispielsweise von dem Leiter des botanischen Gartens Vicente Cervantes (1755-1829) eine Zeichnung eines Reliefs aus Oaxaca, das weiter unten noch eine Rolle spielen wird.
Die auf Tafel 28 abgebildete aztekische Axt bekam er von Andrés Manuel del Rio (1765-1849), Professor an der Berghochschule in Mexiko-Stadt, den Humboldt bereits während seines Studiums in Freiberg kennen gelernt hatte.
Von Luis Martín, mit dem Humboldt Exkursionen in der Umgebung der Hauptstadt unternommen hatte (Humboldt 2004, 342), erhielt er die Abbildung des Palastes von Mitla in der Nähe von Oaxaca (Tafel 49/50), und Beschreibungen. Im Tagebuch Humboldts befindet sich ein Blatt mit stichpunktartigen Notizen, größtenteils in Spanisch, und vom Inhalt her offensichtlich Grundlage des Textes in den „Vues des Cordillères“. Vielleicht handelt es sich hier um eine Mitschrift einer mündlichen Information von Luis Martín?
Von Rafael Ximeno y Planes, Direktor der Academía de San Carlos, stammt die eingangs gezeigte Ansicht des Platzes von Mexiko.
3. Eigene Skizzen während der Landreisen
Während seiner Reisen durch das Land - von Acapulco nach Mexiko-Stadt im März 1803, von dort nach Veracruz im Januar 1804 und während der verschiedenen Exkursionen ins Landesinnere, die seinen Aufenthalt in der Hauptstadt unterbrachen - hat Humboldt selbst einige Skizzen angefertigt, die Vorlage für Abbildungen der „Vues des Cordillères“ wurden. Seine eigenen Beobachtungen flossen in die dazugehörigen Texte ein. Dazu gehört der Wasserfall und die Basaltformation von Regla (T. 22, siehe Abb. 4), die Vulkane Jorullo (T. 43) und Cofre de Perote (T. 34), die Órganos von Actopan (Tafel 64) und die Porphyr-Berge von El Jacal (T. 65). Bezeichnend für diese Abbildungen ist der physiognomische Aspekt sowie die geologischen Bedeutung dieser Orte - beides Themen, die in Humboldts Gesamtschaffen eine wesentliche Rolle spielten.
Die Beschreibung von Regla ist im Tagebuch im Vergleich zum gedruckten Text in den „Vues des Cordillères“ vergleichsweise knapp:
In Regla beginnt der Basalt [...] Dieser Basalt ruht auf Porphyr. Nahe der Hacienda von Regla ist der Salto, der berühmte Wasserfall. Die Landschaft ist wahrhaft malerisch und ruft die Säulen von Staffe [Schottland], Antrim [Irland] und Unkel [Süddeutschland] ins Gedächtnis. Leider ist dieser Wasserfall so klein. Er fällt aus kaum 20 Fuß Höhe herab. Aber er ist sehr wasserreich. Auf beiden Seiten säulenförmige, steile Basaltfelsen. (Humboldt 2003c, 250-251)
Bekanntlich war die Genese des Basalts eine der Schlüsselfragen in der Neptunismus-Vulkanismus-Debatte der Geologie der Humboldt-Zeit. Über die Basaltfelsen von Unkel, die Humboldt als 20jähriger besucht hatte (siehe Geuns 2007), hatte er seine erste Publikation verfasst (Humboldt 1790), so dass seine europäischen Reminiszenzen an diesem beeindruckenden Ort mitten in Mexiko nachvollziehbar sind. In die Texte der „Vues des Cordillères“ ließ er später grundlegende Gedanken zur Geologie einfließen, die seine Beobachtungen in Mexiko verallgemeinern und zusammenfassen. Besonders hat ihn wegen der „Formengleichheit“ die Frage der Gleichartigkeit der Schichtungen und die der Unabhängigkeit der Entstehung von Gesteinsarten von den klimatischen Bedingungen interessiert:
In allen Klimaten bietet die steinige Kruste des Globus dem Reisenden den gleichen Anblick; überall erkennt er, nicht ohne eine gewisse Rührung, inmitten einer neuen Welt die Felsarten seines Geburtslandes wieder. (Humboldt 2004, 161)
Auch in anderen Kapiteln des ja eigentlich nur als Illustrationswerk konzipierten Atlas schreibt Humboldt über naturwissenschaftliche Themen, was auch hier einmal mehr Humboldts Unfähigkeit der strikten disziplinären Trennung zeigt.[3] So informiert er beispielsweise den Leser am Schluss seiner Beschreibung des Vulkans Jorullo über die von ihm erst nach der Reise, durch die Auswertung seiner Ortsbestimmungen für die Astronomiebände entwickelte Spalttheorie.[4] Als lokale Besonderheit hat er diese Theorie bereits am Jorullo (siehe Abb. 5) registriert. In seine Tagebücher notiert Humboldt nämlich,
daß das vulkanische Feuer sich quer durch eine nordsüdliche Kluft oder Spalte Bahn gebrochen hat [...] Über dieser Spalte haben sich die sechs Vulkane gebildet, welche die größten Verwüstungen angerichtet haben. Das Feuer und die elastischen Flüssigkeiten, die sich durch die Spalte oder durch die sechs großen Krater nicht Bahn brechen konnten, erhoben das Gelände gleichsam in Blasen oder Wülsten (Hornos) [...] (Humboldt 2003c, 279)
Der Jorullo war für Humboldt von besonderem Interesse, da er sich am 29.9.1759 plötzlich erhoben hatte - ein frisches Naturereignis, von dem die von Humboldt besuchte Landschaft Zeugnis ablegte. Noch brannte Feuer im Innern des Kraters, tausende hornitos stießen Rauch und Hitze aus und ließen unterirdisches Getöse hören, und eine riesige Ebene (das sog. mal pays) war mit Lava bedeckt und ohne Vegetation. Diese Beschreibungen kann man ausführlich und sehr anschaulich in den Tagebüchern nachlesen. In den „Vues des Cordillères“ fehlen sie. Hier verweist Humboldt auf seine Publikation im Mexiko-Essay. Die spannende Schilderung seines eigenen Aufstiegs, den Humboldt gefährlicher fand als den auf den Pico de Teide auf Teneriffa, kann man jedoch nur in den Tagebüchern finden. (Humboldt 2003c, 280-284) Humboldt stieg mit seinen Begleitern in den Krater hinab, aus dem dichter Rauch aufstieg, um hier Luftmessungen vorzunehmen. Flammen brachen aus einzelnen Spalten hervor.
Aber die majestätische Größe der Gegenstände, die uns umgaben, die befriedigende Idee, sich im Zentrum eines Schmiedefeuers der Zyklopen zu befinden, ließ uns jeden Gedanken an Gefahr vergessen. [...] Wir fingen Luft auf, und das war das interessanteste Experiment; weshalb ich vor allem in den Krater hinabsteigen wollte. Mangel an Sauerstoff, ein Übermaß an Kohlensäure. Wir kehrten auf unseren Spuren zurück und stiegen am Krater [außen] hinab, wobei wir auf dem Hinterteil hinabrutschten und uns die Hosen zerrissen. [...] Auf dem Lavatrümmerfeld am Fuß des Vulkans frühstückten wir im Schatten einer Mimose, sehr froh, dass die Expedition so glücklich verlaufen war. (Humboldt 2003c, 284)
In der Beschreibung des Cofre de Perote findet sich in den „Vues des Cordillères“ nur ein knapper Satz über die mit Bimsstein bedeckte Ebene, wogegen die Notizen in den Tagebüchern dazu mehrere Seiten umfassen. Ihr Inhalt ist für Wissenschaftsgeschichte von besonderem Interesse, da Humboldt hier erste vorsichtige Zweifel an der Theorie des Neptunismus notiert.[5]
Auch hier fehlt im Druck später die Beschreibung von Humboldts Aufstieg, der im Tagebuch diverse Komplikationen, persönliche Erlebnisse und Empfindungen enthält (man brach um vier Uhr früh in schwarzer Nacht und Hundekälte auf, es gab Schwierigkeiten mit den Trägern, man befürchtete Wölfe, von denen man tatsächlich ein Exemplar von weitem sah usw.), der dort allerdings ebenfalls unvollständig bleibt.
Durch das Aussparen dieser Abenteuer in den Texten der „Vues des Cordillères“ gehen Frische und Spannung der Erzählung zwar etwas verloren, dagegen gewinnen sie durch eine Vielzahl späterer Informationen und damit erworbener Verallgemeinerung.
Abb. 6: 'Materiaux historiques, géographiques, philosophiques et physiques sur le Nouveau Contintent' (Tagebuch II u. VI, 92vo)
Abb. 7b: ‚[...] geschrieben auf der Reise mit Gay Lussac von Paris über Turin nach Neapel u. durch Schweiz nach Berlin 1805 AlHumboldt’ (Tagebuch II u. VI, 3)
4. Archivstudien und Kontakte in EuropaSammlung und Diskussion der fachlichen Informationen setzte Humboldt auch nach der Rückkehr nach Europa fort, wie die Randbemerkungen in den Tagebüchern, Literaturhinweise in seinen Werken sowie die gesammelten Notizen und Briefe in seinem Nachlass beweisen, die ein weit gespanntes Netz einer wissenschaftlichen Diskussion mit den bedeutendsten Vertretern der Wissenschaftslandschaft der Humboldtzeit bilden.
Neben den nachträglichen Anmerkungen, meist an den Rand direkt in die amerikanischen Tagebücher notiert, gibt es weitere Manuskripte Humboldts aus der Zeit nach seiner Rückkehr nach Europa: Literaturauszüge, gesammelte Notizen für seine Publikationen und das Tagebuch seiner italienischen Reise. So findet man auf einigen Seiten (siehe Abb. 6) Exzerpte zur Geschichte und Geographie Mexikos, vermischt mit eigenen Beobachtungen und Kritik am Gelesenen:
Außer Clavijero [...] habe ich nicht erträgliches über Indianer und ihren Charakter gelesen [...] Wie einseitig und elend z. B., was Ulloa, la Condamine, Frezier, D[o]n George Juan und alle Missionare von Indianern sagen. (Humboldt 2003a, 239-240)
Das bisher unpublizierte Tagebuch seiner italienischen Reise (siehe Abb. 7) wurde von Marie Noëlle Bourguet gründlich analysiert und kommentiert. (Bourguet 2004) Es beinhaltet die Reise selbst, die mehrmalige Besteigung des Vesuvs, Notizen über seine Studien in Bibliotheken bzw. Archiven in Rom und über seine Gespräche mit dem Altertumsforscher und Generalkonsul im Vatikan, Johann Georg Zoëga (1755-1809). Durch private Vermittlung konnte Humboldt den mexikanischen Codex aus dem Besitz des Kardinals Stefano Borgia (1731-1804) und in der Bibliothek des Vatikans die dort vorhandenen mexikanischen Codices sowie Manuskripte noch nicht erschienener Werke studieren.
Am interessantesten für die Genese der „Vues des Cordillères“ ist das Manuskript mit dem Titel „Kupfer zu m[ei]n[er] Reise“ (Tagebuch II u. VI, 6vo bis 7vo, siehe Abb. 8), das offenbar neben Tatsachen aus der Literatur im wesentlichen die Gespräche mit Zoëga enthält. Es ist numeriert
Abb. 8: 'Kupfer zu m[ei]n[er] Reise. 1) Mex[ikanische] Priesterinn. Nur der Ungeübte sagt Zoëga kann darinn Aehnlichkeit mit Aegypt[ischen] Kunstwerken finden [...]' (Tagebuch II u. VI, 17)1. Mex[ikanische] Priesterinn
2. Opferstein
3. Nasenkönig
4. Pyramide von Cholula
5. Mitla
6. Pyramiden
7. Kalender
usw., bezieht sich also direkt auf die Tafeln der „Vues des Cordillères“. Nach einigen Notizen zu Gesteinen der römischen Kunstwerke wird die Liste unter dem neuen Titel: „Materialien zu meiner Reise“ weitergeführt, was vermuten lässt, dass die Notizen in einer Zeit verfasst wurden, als Beschreibungen der „Vues des Cordillères“ bis zu dieser Schnittstelle bereits fertig waren, weitere erst konzipiert. Einige Seiten weiter im Tagebuch befinden sich Humboldts Notizen zu den römischen Codizes („Mexic[anische] Gemälde“).
Inhaltlich geht es bei diesen Manuskripten zur italienischen Reise nicht nur um die Interpretation der Codizes, sondern diese sind nach dem Muster seiner amerikanischen Tagebücher eine Mixtur aus Gesehenem, Gelesenem und Reflektiertem. Vieles betrifft geologische Besonderheiten dieser europäischen Reise im Vergleich zu amerikanischen Landschaften, z. B. zur Spalttheorie: „In Europa Vulkane isolirt, fern von Gebirgsketten. [...] In Amerika Vulkane in Ketten“. (Tagebuch II bis VI, 10vo)
Am 18. Sept. 1805 verließ Humboldt Rom, um nach 9jähriger Abwesenheit nach Berlin zurückzukehren. Von nun an gibt es keine Tagebucher mehr, so dass seine Informationsquellen im Wesentlichen nur noch aus seiner Korrespondenz zu erschließen sind. Dazu gehören die beiden Briefe von Jomard und Visconti, die er in den Druck aufnahm. Der französische Geograph Edme Francois Jomard hatte an der Ägyptenexpedition teilgenommen und war damit einer der Spezialisten für die Humboldt interessierenden Parallelen. Ennio Quirino Visconti (1751-1818), dem Humboldt die „Vues des Cordillères“ gewidmet hat, korrigierte einige Interpretationen Humboldts zu vorspanischen Funden. Diese Briefe sind bekannt. Deshalb soll hier an einem bisher unbekannten Brief aus Humboldts Nachlass eine typische fachwissenschaftliche Quelle genauer vorgestellt werden.
Wie bereits erwähnt, hatte Humboldt in Mexiko von Cervantes die Zeichnung eines mexikanischen Reliefs (siehe Abb. 9) erhalten, von dem Humboldt vermutet, dass es aus der Zeit vor der spanischen Eroberung stamme und einen Krieger nach der Heimkehr aus einer Schlacht, geschmückt mit Beute und zwei Sklaven zu seinen Füßen, darstelle. Bemerkenswert fand Humboldt hier, so schreibt er in den „Vues des Cordillères“, die Darstellung der Nasen:
Am auffälligsten an dieser Komposition sind die Nasen von ungeheuer Größe [...] Diese Nasen sind ein wesentliches Merkmal der Monumente mexikanischer Bildhauerei. In den zu Wien, Rom, Veletri und im Palast des Vizekönigs zu México aufbewahrten hieroglyphischen Gemälden sind alle Gottheiten, die Helden, selbst die Priester mit großen Adlernasen dargestellt […] Es könnte sein, dass diese außergewöhnliche Physiognomie auf eine Menschenrasse hinweist, die sehr verschieden ist von der, welche diese Landstriche heute bewohnt und deren Nase dick, flach und von mittlerer Größe ist; es wäre indes auch möglich, dass die aztekischen Völker, wie der Fürst unter den Philosophen*, glaubten, in einer großen Nase liege etwas Majestätisches und Königliches (basilikón), und dass sie diese in ihren Reliefs und Gemälden als Symbol von Macht und moralischer Größe betrachteten.
* Platon, De Republica, Buch V (Humboldt 2004, 74)
Humboldt beschreibt dann den Kopfschmuck, die Kleidung und die Halbstiefel, die ihn an griechische und römische erinnern würden. Ebenso interessant seien die sitzenden Sklaven: Am Wams könne man eine Ähnlichkeit mit dem ägyptischer Statuen erkennen.
Konnte man hier wieder auf eine archetypische Parallele schließen? Oder hatte der unbekannte Kopist vielleicht nur übertrieben? Diese Fragen und Zweifel sind in den römischen Notizen im Tagebuch nachzulesen. Auch bei der Untersuchung des Codex Borgia bemerkt Humboldt, dass alle Figuren große Adlernasen hätten, äußert hier ebenfalls seine Zweifel an der Zuverlässigkeit der Kopie und vermutet „unwillkürliche Verschönerungen“, da er aus eigener Erfahrung wisse, dass „das an schöne Formen gewöhnte Auge des Zeichners unwillkührlich in einem Style ergenzt, die dem Mex[ikanischen] Bildhauer fremd war.“ Trotzdem beschloss er, die Zeichnung genauso drucken zu lassen:
Ich habe also ein wegen der Physiognomie und des Anzuges so merkwürdiges Alterthum genau stehen lassen, wie man mir es gezeichnet hat. (Tagebuch II u. VI, 6vo, Punkt 3)
Vermutlich hat ihn dieser Zweifel weitere Erkundungen einholen lassen. Die Antwort auf seine Anfrage befindet sich im Nachlass Humboldts (siehe Abb. 10), weder datiert noch unterzeichnet, aber mit ziemlicher Sicherheit (wegen der deutschen Sprache, der Art der Adressierung und dem Inhalt mit vielen klassischen Zitaten in Latein und Griechisch) von dem seit 1801 in Paris lebenden Altphilologen Karl Benedikt Hase (1780–1864), Gräzist und Bibliothekar in Paris. Er schreibt:
Die Stelle, welche Sie meinen, steht bei Plato De republ. lib. v [...], und heißt: ‚Verfahrt Ihr nicht so gegen schöne Knaben? Der eine, weil er kurznasig ist, heißt reizvoll, und wird von euch gelobt; des andern erhabene Nase, sagt ihr, sei etwas Königliches.‘ [...] Sie ist sehr berühmt geworden durch die Citationen Plutarchs [...], wo man z. B. liest: ‚So wie auch Plato irgendwo sagt, dass der liebende, dem geliebten schmeichelnd, den stumpfnasigen reizvoll nennt, u. den mit einer erhobenen Nase königlich.‘ [...] Ob sie aber ganz für Mexikanische Könige paßt, werden Sie durch Vergleichung der Gemählde selbst sehen - genau genommen heißt ρίς γρυπή eine Adlersnase, [...] nicht gerade eine große; [...] es wäre also denkbar, dass wenn die Könige nicht solche Nasen haben, [Skizze] sondern etwa solche [Skizze] doch Platos Stelle nicht recht auf sie angewendet werden könnte. (Biblioteka Jagiellonska, Nachlaß Humboldt)
Auch zu den von Humboldt bemerkten Parallelen mit ägyptischer Kleidung äußert der Briefschreiber sich.
Offen bleiben muss, warum Humboldt, der sonst sehr genau in den „Vues des Cordillères“ seine Quellen nannte, das in diesem Fall nicht tat. Schienen sie ihm doch nicht passend zu sein? Hat er dem Spezialisten und Fachmann sein fertiges Manuskript zugesandt, um seine Parallelen in der klassischen Literatur bestätigen zu lassen? Oder handelt es sich sogar um eine Reaktion auf das bereits gedruckte Werk?
5. Beispiel Cholula
Am Beispiel der Pyramide von Cholula (siehe Abb. 11), die Humboldt auf dem Weg von Mexiko-Stadt nach Veracruz besuchte, gründlich vermaß und skizzierte, sollen im Folgenden die Spuren der verschiedenen Informationsquellen genauer aufgezeigt werden - von seinem Besuch 1804 in Mexiko, über die Recherchen in Europa, bis sie im Druck der „Vues des Cordillères“ zusammenflossen.
1. Eine erste Stufe bilden Humboldts Notizen in den Tagebüchern vor Ort, eine Mischung aus Beschreibung des Gesehenen und Messreihen, denn diese Pyramide war wegen ihrer Lage ein idealer Standort. Von hier waren mehrere Berge bzw. Vulkane Malinche, Orizaba, Popcatepetl und Iztaccihuatl sichtbar, die man mit dem Sextanten gut anvisieren konnte. (Siehe Abb. 12.)
Humboldt beschreibt in den Tagebüchern die Ansicht der Pyramide, ähnlich, wie er es dann in den „Vues des Cordillères“ wiederholt: ein mit Gras bewachsener Hügel, sehr gut erhalten, man erkennt die vier gleich hohen Etagen, die vollkommene Quadrate bilden, die Landschaft sei „sehr hübsch“. Oben eine Kapelle, die von den Indianern besucht wird, „es mischt sich christl[iche] Andacht mit alten Mythen“. Vor einigen Jahren hätte man beim Neubau der Straße ein Stück abgetrennt. Dabei entdeckte man ein Haus, mit Idolen, Töpfen und anderen Hinterlassenschaften, die aber nicht mehr existierten.
Nah habe ich Ruinen des Hauses gesehen an Seiten des Weges ganz mit Erde bedekt. [...] Ich habe gesehen, dass über demHause mit großen adoves [luftgetrocknete Ziegel] eine Art Treppe gebildet ist, wahrscheinlich um das Haus zu erhalten? Wie interessant [wäre es] Pyramide mit Stollen zu eröffnen um unterirdische Gemächer zu untersuchen. Höhlen welche jezt sichtbar sind, sind von späte[re]n Hirten gemacht. Hügel sehr hüpsch, buschig, blühend Sedum, Schinus, oben melancholischer hohe Cipressen. Kapelle sehr hüpsch. (Humboldt 2005, 65-67; aufgenommen in die „Vues des Cordilères“)
2. Dazwischengestreut findet man Notizen der überlieferten Sagen und Mythen ohne Quellenangaben, die Humboldt offenbar durch Gespräche an Ort und Stelle erhielt, und im Tagebuch gleich selbst auf ihre Glaubwürdigkeit hin kommentiert. Sie betreffen folgende ihn interessierende Themen:
- das System der Gruppierung der Pyramiden:
Sage in Cholula dass C[erro] de la Cruz et Istenenetl [kleinere Pyramiden] abgefallene theile der Pyram[ide] sind. Unwahrscheinlich, nicht Fels sondern adoves, ungebakkener Ziegel würden zerschmettert sein. Wahrscheinlich kleine Pyramiden umher um große wie in Teotihuacán. Auch ist gerade große Pyram[ide] sehr schön erhalten gegen West, so dass nichts ihr dort fehlt. (Humboldt 2005, 65; fehlt in den „Vues des Cordillères“)
- der Zweck der Pyramiden:
Sage, dass erster Heerführer auf großer Pyram[ide] wohnte, kleine Magnaten umher auf kleinen Pyram[iden] dass auf allen zugleich Tempel standen, dass sie zur Vertheidigung und Vigia dienten um in Ebenen zu wissen wenn Tlascaltecos[6] passirten, um Tribut zu fordern. Mehrere Zwekke vereint, Art Festungen, besonders Istenenetl Art Kasten, seiger abgestürzt auf allen Seiten so dass man nicht mehr aufsteigen kann. [...] Um sich im Kriege zu verstekken? Oder Grabmäler? (Humboldt 2005, 65-67; in den „Vues des Cordillères nur kurz und allgemein: „Das Innere des Bauwerks diente als Grabstätte der Könige und der wichtigsten Persönlichkeiten Mexikos.“)
- die Bauweise:
Sage dass Pyramide innen hohl. Begreiflicher wegen weniger Material, aber wie bei zerbrechlichen adoves trüge solch Gewölbe die Kirche und alte Ind[ianische] Gebäude welche größer als die jezige Kirche waren. Pyram[ide] besteht aus Schichten von adoves und Letten. Wie viele Millionen adoves? [...] Ich glaube eher dass Py ram[ide] hohl ist und dass sie mehrere unterirdische Wohnungen enthält die mit einander communiciren ohne dass man es bemerkt. (Humboldt 2005, 65-67; in den „Vues des Cordillères“: „Es steht jedoch außer Zweifel, daß es im Inneren dieser Pyramide [...] beträchtliche Hohlräume gab [...]“ (Humboldt 2004, 51))
- die historische Überlieferung:
Sage dass man 10 000 Ind[ianer] in Pyramide verstekte (haben sie Plaz?) um auf Cortés Ausfall zu machen, dieser entdekte sie und erwürgte alle. Suche in Geschichte nach, ob solch ein Faktum bekannt ist? (Humboldt 2005, 65; in die „Vues des Cordilléres“ aufgenommen mit dem Zusatz: „Das [Bau-]Material [...] sowie das Schweigen der Geschichtsschreiber jener Zeit lassen diese Behauptung sehr unwahrscheinlich erscheinen“ (Humboldt 2004, 50-51))
- sowie Vokabeln des nahautl.
3. Für die dritte Stufe der Informationsaufnahme aus Literatur und Korrespondenz gibt es viele Beispiele im Tagebuch. So stammt Humboldts Beschreibung von Teotihuacan, das Humboldt nicht besucht hatte, von Juan José de Oteyza, einem seiner Kontakte aus Mexiko-Stadt. Sein Informationsbrief befindet sich ebenfalls im Humboldt-Nachlass (siehe Leitner 2006).
Wegen der auffallenden Ähnlichkeit der Anordnung der Pyramidenanlage von Gizeh mit Cholula notiert Humboldt in die Tagebücher seine Idee (siehe Abb. 13), eine Abbildung aus einer Publikation des Ägyptenreisenden Joseph Grobert in seinen Atlas zu übernehmen. (siehe Abb. 14 und Humboldt 2005, 65) Diese Idee wurde allerdings nicht realisiert.
Später in Rom fügte Humboldt dem mexikanischen Tagebuch Kommentare und Ergänzungen zum Thema „Cholula“ hinzu. Sie zeigen, dass erst die Studien nach seiner Rückkehr und die Diskussionen mit Spezialisten seine vielen Vergleiche mit Ägypten und der Antike und damit eine stärkere Verallgemeinerung ermöglichten. Ein Beispiel:
Gewölbe haben Ägypter gar nicht gekannt. Zoëga p. 407. Griechen wenig und seltener, Römer am häufigsten gebraucht. Bloß in Pyramiden eine retraite der Steine, die sich wechselseitig tragen, ein analogon eines Gewölbes doch kein Bogen, fast wie eine [Treppe] über Haus in Cholula. (Tagebuch II u. VI, 19vo, siehe Abb. 15; in den „Vues des Cordillères: „Da die Eingeborenen keine Gewölbe zu bauen verstanden, legten sie sehr breite Ziegel horizontal so aufeinander, daß die oberen über die unteren ragten; dies ergab ein stufenförmiges Gefüge, das gewissermaßen den gotischen Bogen ersetzte“ (Humboldt 2004, 51))
Um eine anschauliche Vorstellung von der Größe der Pyramide zu haben, vergleicht Humboldt sie in seinen römischen Notizen mit dem Kolosseum:
Also in der Pyr[amide] könnte man ein Coloss[eum] ausgraben, das fast 3fachen Umfang hätte und in dem über 300 000 Mann, ohne [die] arena zu betreten sizen könnten. (Tagebuch II u. VI, 6vo)
Die Analogie zu ägyptischen Pyramiden wird in den „Vues des Cordillères“ erheblich vorsichtiger formuliert als in den Tagebüchern:
Es ist unmöglich, die Beschreibungen des Herodot und des Diodor von Sizilien vom Tempel des Jupiter Belus lesen, ohne über die Ähnlichkeit jenes babylonischen Monuments mit den Teocalli von Anáhuac erstaunt zu sein. (Humboldt 2004, 46-47)
Oft hatte Humboldt auch an den Rand der mexikanischen Notizen Ideen für künftig zu publizierendes notiert, z. B. an den Rand der Seite mit der eben zitierten Beschreibung von Cholula:
Cholula: erzähle hier Geschichte von Quetzalcóatl ganz in meinen histor[ischen] MSS u. über Tlaxcalla, Cholula Torq[uemada], II p. 374. (Humboldt 2005, 67)
In der "Relation historique" sucht man diese Geschichte jedoch vergeblich, da dieses Werk, wie gesagt, erst nach den „Vues des Cordillères“ erschien - mehr noch: Mexiko in ihm gar nicht behandelt wurde. Humboldt hat diese Geschichte in den Text der "Vues des Cordillères" aufgenommen, jedoch nicht nach Torquemada, sondern nach Clavijero erzählt. (Humboldt 2004, 52)
4. Der Prozess des Wissenserwerbs war bei Humboldt nicht mit der Fertigstellung eines Manuskripts abgeschlossen. So findet man Beispiele für Humboldts Reaktion auf die Rezeption, wie die bereits erwähnte Aufnahme der Briefe von Jomard und Visconti. Aber auch in den Tagebüchern begegnet man derartigen Spuren: angeheftet an die Beschreibung von Cholula beinhaltet ein separater und offenbar später geschriebener Zettel Humboldts Notizen über eine Rezension in Göttingische gelehrte Anzeigen von 1814. (Humboldt 2005, 57) Humboldt hatte nämlich inzwischen die oben angedeuteten Analogien in den „Vues des Cordillères“ ausgebaut. Seine Beschreibung von Cholula erschien bereits im Januar 1810 (Humboldt 2004, 31-50 und Tafel 7-8), wurde aber - typisch für die meisten Bücher Humboldts - mit der letzten Lieferung dieses Werks im Juli 1813 durch Zusätze („Notes“) ergänzt, die neues Material enthielten. Darin erweiterte Humboldt seine Analogien und schrieb nun: Der Belustempel sei der Prototyp für die Pyramiden von Sakhara, Indien und China gewesen![7] (Humboldt 2004, 306) Der Rezensent kritisierte diese Verallgemeinerung als „gewagte Hypothese“,[8] was Humboldt mit leichter Entrüstung auf diesem Zettel notierte, den er auf die ursprüngliche Tagebuchseite klebte.
Schluss
Humboldt ging bei seinem pittoresken Atlas weit über die Präsentation des von ihm Gesehenen hinaus. Das Werk wuchs sich zum Versuch einer Gesamtdarstellung der amerikanischen Kultur und Landschaft aus. So nahm Humboldt auch Abbildungen und Beschreibungen von Orten auf, an denen er nicht war. Andererseits fehlen hier zwei Tafeln: die Ansicht des Popocatepetl und Iztaccihuatl (Humboldt 1811, Tafel 16) und die des Orizaba (Humboldt 1811, Tafel 17), die beide bereits im Mexiko-Atlas erschienen waren, die aber besser in die „Vues des Cordillères“ gepasst hätten. Eine offensichtliche konzeptionelle Schwäche, die Humboldt fast 50 Jahre später mit seinem Atlas „Umrisse von Vulkanen“, der unter dem Aspekt der Landschaftsphysiognomik alle Bergformen vereinte, korrigierte.
Die Aufnahme dieser beiden Tafeln in den Mexiko-Atlas ist nur vor dem Hintergrund einer komplizierten, teilweise chaotischen Publikationsgeschichte zu erklären. Humboldt arbeitete an mehreren Werken gleichzeitig, ließ verschiedene Künstler die Abbildungen erstellen und an verschiedenen Orten (Paris, Rom, Berlin) stechen.
Ebenso chaotisch entstanden wohl auch die Texte der „Vues des Cordillères“, die – wie bereits eingangs erwähnt – ursprünglich überhaupt nicht geplant waren und auch inhaltlich diffus wirken: Für einige Bilder bieten sie tatsächlich nur eine Art Legende, andere sind eigenständige Essais, die inhaltlich weit über den Rahmen einer Erläuterung der Tafeln hinausgehen.
Der Textteil der „Vues des Cordillères“, den es eigentlich nicht geben sollte – ein Notbehelf, ein Unfall? - nimmt heute einen wichtigen Platz in der Geschichtsschreibung Lateinamerikas ein. Noch wertvoller wäre dieses Dokument durch eine vollständige Edition der Tagebuch- und Nachlassteile, von denen hier nur einzelne Details beispielhaft gezeigt werden konnten, um Humboldts Informationsquellen darzulegen.
Literatur
Bourguet, Marie-Noëlle (2004): Écriture du voyage et construction savante du monde. La carnet d‘Italie d‘Alexander von Humboldt. Preprint 266. Berlin, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.
Clavijero, Francisco Javier (1780/81): Historia Antica del Messico. T. 1-4. Cesena.
Ette, Ottmar (2004): Die Ordnung der Weltkulturen. Alexander von Humboldts Ansichten der Kultur. In HiN - Alexander von Humboldt im Netz V, 9,
http://www.uni-potsdam.de/u/romanistik/humboldt/hin/hin9/ette.htm
Ette, Ottmar (2001): „Eine ‚Gemütsverfassung moralischer Unruhe’ – Humboldtian Writing: Alexander von Humboldt und das Schreiben in der Moderne“. In: Alexander von Humboldt – Aufbruch in die Morderne. Hrsg. von Ottmar Ette u. a. Berlin, 33-56. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 21.)
Geuns, Steven Jan van (2007): Tagebuch einer Reise mit Alexander von Humboldt durch Hessen, die Pfalz, längs des Rheins und durch Westfalen im Herbst 1789. Hrsg. von Bernd Kölbel und Lucie Terken unter Mitarbeit von Martin Sauerwein, Katrin Sauerwein, Steffen Kölbel und Gert Jan Röhner. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 26).
Grobert; Joseph (1801): Beschreibung der Pyramiden zu Ghizè, der Stadt Kahira u. ihrer umliegenden Gegenden : Aus dem Französischen. Gera, Leipzig.
Humboldt, Alexander von (1790): Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein. Mit vorangeschickten, zerstreuten Bemerkungen über den Basalt der ältern und neuern Schriftsteller. Braunschweig.
Humboldt, Alexander von (1811): Essai politique sur le royaume de la Nouvelle Espagne. T. 1-2. Paris.
Humboldt, Alexander von (2000): Reise durch Venezuela. Auswahl aus den amerikanischen Reisetagebüchern. Hrsg. von Margot Faak. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 12)
Humboldt, Alexander von (2003a): Lateinamerika am Vorabend der Unabhängigkeitsrevolution. Eine Anthologie von Impressionen und Urteilen aus seinen Reisetagebüchern zusammengestellt u. erläutert durch Margot Faak. Mit einem Vorwort von Manfred Kossok. 2. Aufl. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 5)
Humboldt, Alexander von (2003b): Reise auf dem Río Magdalena, durch die Anden und Mexico. T. I: Texte. Aus seinen Reisetagebüchern zusammengestellt und erläutert durch Margot Faak. 2. Aufl. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 8)
Humboldt, Alexander von (2003c): Reise auf dem Río Magdalena, durch die Anden und Mexico. T. II: Übersetzung, Anmerkungen und Register. Übersetzt u. bearbeitet von Margot Faak. 2. Aufl. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 9)
Humboldt, Alexander von (2004): Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas. Aus dem Französischen von Claudia Kalkscheuer. Ediert und mit einem Nachwort versehen von Oliver Lubrich und Ottmar Ette. Frankfurt a. M.
Humboldt, Alexander von (2005): Von Mexiko-Stadt nach Veracruz. Tagebuch. Hrsg. von Ulrike Leitner. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 25).
Humboldt, Alexander von (2009): Alexander von Humboldt und Cotta - Briefwechsel. Herausgegeben von Ulrike Leitnerunter Mitarbeit von Eberhard Knobloch. Berlin. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. 29)
Leitner, Ulrike (2006): Aus dem Humboldt-Nachlaß: Juan José de Oteyzas Beschreibung der Pyramiden von Teotihuacán. In: HiN - Alexander von Humboldt im Netz VII, 12,
http://www.uni-potsdam.de/u/romanistik/humboldt/hin/leitner.htm
León y Gama, Antonio de: Descripción histórica y cronológica de las dos piedras que con ocasión del nuevo empedrado que se está formando en la plaza principal de México, se hallaron en ella el ano de 1790. México 1792.
Thiemer-Sachse, Ursula (2001): Welche Kunst es ist, Kunst zu begreifen...Alexander von Humboldts Sicht auf indianische Kunst. In: HiN II, 2 (2001)
Torquemada, Juan de (1615): Veynte y un libros rituales y monarchia yndiana, con el origen y guerras, de los yndios occidentales, De sus poblaciones, Descubrimientos, Conquista, conversion y otras Cosas marauillosas de la misma Tierra. Sevilla 1615. T. 1-3.
[1] Die Tagebücher befinden sich im Besitz der Familie von Heinz, Schloss Tegel, Berlin, und der Nachlass in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, sowie in der der Biblioteka Jagiellonska in Kraków (Polen). Zur Geschichte des Nachlasses siehe Humboldt 2005, 7-10.
[2] Der italienische Archäologe und Historiker Lorenzo Benaducci Boturini (1702-1751) hatte Mitte des 18. Jh. mehr als 500 Bilderhandschriften gesammelt.
[3] «Transdisplinäres Schreiben» (Ette 2001)
[4] «Wir wollen hier an die bemerkenswerte Tatsache erinnern, dass alle Vulkane Mexikos in einer einzige Linie angeordnet sind, die sich von Westen nach Osten zieht und somit einen Parallelkreis der großen Höhen bildet. [..] so möchte man glauben, dass das unterirdische Feuer durch eine ungeheure Kluft ans Licht gedrungen ist, die sich im Erdinneren zwischen den Breiten 18o 59’ und 19o 12’ von der Südsee bis zum Atlantischen Ozean erstreckt.» (Humboldt 2004, 310)
[5] siehe Humboldt 2005, 37-39
[6] Die Einwohner von Tlaxcala, einer Stadt östlich von Mexiko-Stadt, waren verfeindet mit denen von Cholula und verbündeten sich mit Cortés. Dieser war am 13.10.1519 auf dem Weg von Tlaxcala nach Mexiko-Stadt in Cholula eingezogen. Auf die Nachricht hin, dass hier ein Hinterhalt geplant sei, führte er drei Tage später eine Strafaktion durch, bei der Tausende Einwohner mit Hilfe der verbündeten Tlaxcalteken umgebracht wurden. Die historischen Berichte über die Tatsache der Verschwörung und den genauen Hergang der Aktion sind widersprüchlich.
[7] «Zu der wichtigen Frage, ob [...] die Stufenpyramide des Jupiter Belus als Vorbild für die Pyramiden von Sakkara und die von Indien und China gedient hat, siehe Klaproth» [...] (Humboldt 2004, 392)
[8] «Daß die Pyramide des Belus zu Babylon das Vorbild der Pyramiden zu Sakhara und selbst der Indischen gewesen sey, ist eine sehr gewagte Hypothese» (Göttingische gelehrte Anzeigen St. 39 vom 7. 3. 1814, S. 385)
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Letzte Aktualisierung: 26 April 2010 | Kraft
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