Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 20. April 2010
Originalfassung zugänglich unter http://www.hin-online.de

HiN - Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien (ISSN: 1617-5239)

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Christian Durisch Acosta

Die Humboldt-Rezeption in Ecuador
Ein kulturgeschichtlicher Beitrag zum ecuadorianischen Nationsbildungsprozess

Zusammenfassung

„Es, sin duda, un ecuatoriano ilustre, no obstante su origen alemán y su naturaleza universal.“

So lautet die Aussage eines ecuadorianischen Akademikers über Alexander von Humboldt. Eine Aussage, die sich freilich nur erklären lässt, wenn die Rezeption des deutschen Universalgelehrten im Zusammenhang mit dem ecuadorianischen Nationsbildungsprozess kritisch betrachtet wird. Der Artikel greift diesen Ansatz auf und untersucht den direkten und indirekten Einfluss des Naturforschers auf den diskursiven Prozess, in dem der nationale Raum wissenschaftlich, visuell und literarisch bearbeitet wurde. Illustriert wird dies anhand des geographischen Werkes von Manuel Villavicencio (1804-1871) und des Werks des Malers Juan Augustín Guerrero (1818-1886). Gegenstand der Analyse wird schliesslich auch, wie durch das Humboldt-Bild einige zentrale Aspekte der „offiziellen“ nationalen Identität gestützt werden konnten. Aufzeigen lässt sich dies im Humboldt-Bild, das im Zeitraum zwischen den Gedenkfeierlichkeiten 1959 und 1969 entworfen worden war.

Resumen

„Es, sin duda, un ecuatoriano ilustre, no obstante su origen alemán y su naturaleza universal.“

Así opina un académico ecuatoriano sobre Alejandro de Humboldt. Se trata de una declaración que solamente es explicable si la repercusión del sabio alemán es analizada críticamente en relación con el proceso de constitución de la nación ecuatoriana. Este artículo opta por un acercamiento de esta índole. Examina la influencia directa e indirecta del naturalista sobre el proceso discursivo en que el espacio nacional recibió un tratamiento científico, visual y literario. Esto se señala en la obra geográfica de Manuel Villavicencio (1804-1871) y en la obra del pintor Juan Augustín Guerrero (1818-1886). Finalmente, se analiza como algunos aspectos de la identidad nacional „oficial“ fueron sostenidos mediante la imagen de Humboldt, como demuestran las interpretaciones de la figura histórica Humboldt hechas por los intelectuales ecuatorianos durante las conmemoraciones en 1959 y 1969.

* * * 

1. Einleitung

Am 1. Mai 1959 versammelte sich eine Gruppe von Gelehrten und politischen Autoritäten um das Humboldt-Monument im Parque de Mayo in Quito, um dem vor hundert Jahren verstorbenen Alexander von Humboldt zu gedenken. In einem symbolischen Akt der Ehrerbietung wurde dem preussischen Gelehrten eine Krone aufgesetzt. Die gebührende Rede dazu hielt der Diplomat Carlos Manuel Larrea. Er eröffnete seine Rede mit dem Bild einer unaufhaltbaren und stürmisch wehenden Zeit, welche die Spuren der Menschen auf der Erde verwische. Doch gäbe es ausserordentliche Menschen, die dem Vergessen standhielten. Alexander von Humboldt sei einer von ihnen, denn er habe die Menschheit näher an den Besitz der Wahrheit geführt. Daher sei ihm angesichts seiner Leistungen auch zu gedenken. „El centenario del fallecimiento del intrépido viajero y gran naturalista es, por tanto, día de ensalzamiento y apoteosis.“ (Arauz 1959, 202) Der Wille zur Verklärung, sowie der Akt der Krönung legen ein eindrückliches Zeugnis davon ab, welche Verehrung der deutsche Forscher in Ecuador genoss. Für einige Akademiker war Humboldt gar so eng mit der ecuadorianischen Geschichte verbunden, dass sie ihn als einer der ihren anschauten: „[E]s sin duda, [...] un ecuatoriano ilustre, no obstante su origen alemán y su naturaleza universal.“(El Telégrafo, 06.05.1959)

Aufgrund solch verklärender und vereinnahmender Interpretationen stellt sich nun die Frage, worin eigentlich die Bedeutung des Naturforschers für Ecuador bestand. Eine Möglichkeit, eine Antwort auf diese Frage zu finden, besteht in der Untersuchung seines Einflusses auf die Imaginierung der ecuadorianischen Nation. Hierfür soll wie folgt vorgegangen werden: In einem ersten Schritt wird ein geeigneter Ansatz gewählt. In einem weiteren wird anhand zwei konkreter Beispiele aus der Humboldt-Rezeption die Bedeutung des deutschen Forschungsreisenden für die ecuadorianische Nation aufgezeigt. Die Untersuchung schliesst mit einer Konklusion.

2. Ansatz

Um die Wirkung und Bedeutung Humboldts für Ecuador angemessen untersuchen zu können, muss ein Ansatz gewählt werden, der umfassend ist. Seine Rezeption soll nicht einfach in den verschiedenen wissenschaftlichen Domänen nachgezeichnet werden. Vielmehr soll sie im Zusammenhang mit dem ecuadorianischen Nationsbildungsprozess betrachtet werden. Diese Kontextbetrachtung erlaubt es, möglichst alle Wirkungsdimensionen zu berücksichtigen und die eigentliche Tragweite einzuschätzen, welche die Figur Humboldts und dessen Werk gerade für Ecuador hatten.

Grundlegend für den gewählten Ansatz sind einige theoretische Überlegungen zum Konzept der Nation.[1] Gemäss der neueren Nationalismusforschung ist die Bildung der Nation als Prozess zu verstehen, der sich unter anderem auf einer symbolischen Ebene vollzieht, auf der die Nation diskursiv geschaffen wird.[2] Insbesondere geht es hier um die Wiedergabe vom repräsentativ „Eigenen“ beziehungsweise von Selbstbildern einer Nation. Doch wie erreicht etwas „Eigenes“ jene Stellung, von der aus es sich auch wirklich lohnt, das potentiell „Eigene“ überhaupt als „Eigenes“ hervorzuheben? Eine mögliche Antwort darauf vermag die positive Interaktion zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zu geben. Sie bezeichnet jenen Vorgang der Herstellung nationaler Narrationen, in dem auf Bilder zurückgegriffen werden, die im Ausland über die eigene Nation zirkulieren. Diese Bilder stellen einen bedeutenden Faktor im Prozess der Potentialisierung des „Eigenen“ dar. Sie sind an der Erhebung eines Aspektes in den Rang des repräsentativ „Eigenen“ massgeblich beteiligt, indem sie die Partikularität jenes Aspektes bestätigen und allenfalls zusätzlich aufwerten. Sie durchlaufen indes auch eine produktive Umdeutung bis sie in passender Form in die Selbstwahrnehmung integriert werden. Die Bilder selbst werden dabei oft von ausländischen Persönlichkeiten produziert, die in ihrem Schaffen Betrachtungen auf eine ihnen fremde Nation wiedergeben.

Alexander von Humboldts Werke bieten nun solch einen Blick auf Lateinamerika. Denn mit ihm setzte sich eine neue Betrachtungsweise der Neuen Welt durch, welche das bis ins 19. Jahrhundert vorherrschende Bild eines zweitklassigen Kontinents revolutionierte.[3] Die Anerkennung dessen spiegelte sich letztlich in den berühmten Worten Simón Bolívars wieder. Er nannte ihn den „wahren Entdecker der Neuen Welt”, „dessen Wissen für Amerika mehr Gutes bewirkt hat als alle Konquistadoren zusammen.“[4] Die Länder Hispanoamerikas, die anfang des 19. Jahrhunderts die Unabhängigkeit von der spanischen Krone erlangten, hatten also in jener neuen Stunde der Geschichte die Möglichkeit, auf den rehabilitierenden und fortschrittsverheissenden Blick Humboldts zurückzugreifen.[5]

Die zwei folgenden Beispiele aus der Rezeptionsgeschichte des deutschen Universalgelehrten sollen aufzeigen, welche Bedeutung er für die diskursive Konstruktion der Nation Ecuadors hatte.

3. Alexander von Humboldts Beitrag zur Imaginierung des nationalen Raums von Ecuador im 19. Jh.

Ansicht des Chimborazo und des Carihauirazo, in: Humboldt (2004). Ansichten der Kordilleren, Tafel XVI.
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In den Narration aus dem 19. Jahrhundert über das ecuadorianische Territorium lassen sich des Öfteren Elemente wiederfinden, die auf Humboldts Werke zurückgehen. Nun sind Narrationen über das nationale Territorium ein wichtiger Bestandteil von Nationsbildungsprozessen. Die diskursive Bearbeitung des Territoriums schafft das Bewusstsein, einen gemeinsamen geographischen Raum zu bewohnen, was die Vorstellung einer nationalen Gemeinschaft stärkt. Dabei übernimmt, wie die landscape studies[6] nahe legen, die Ästhetik eine wichtige Rolle in der Ausbildung einer empfundenen Verbindung zum nationalen Territorium. Gerade in diesem Zusammenhang machte sich Humboldts Einfluss bemerkbar, implizierte doch seine Wissenschaftskonzeption die Ästhetisierung der amerikanischen Natur im Allgemeinen und der andinen Berglandschaft im Besonderen. Oder wie es der ecuadorianische Historiker Humberto Toscano schrieb: „Su mente universal descubrió la esencial belleza de nuestras cordilleras.“ (Toscano 1960, 44) Seine Wissenschaftskonzeption, wonach der künstlerischen Vermittlung wissenschaftlicher Beobachtungen eine fundamentale Rolle zukommt, mag einer der Gründe für die nicht unerhebliche Rezeption Humboldts im 19. Jahrhundert darstellen. Favorisiert wurde die Rezeption indes auch dadurch, dass die produzierten Narrationen über die ecuadorianische Bergwelt auf einen fruchtbaren Boden fielen. Denn das politische, ökonomische und soziale Machtzentrum Ecuadors, die Hauptstadt Quito, befand sich selbst in der Sierra.

Guerrero, Juan Augustín: Chimborazo. In: Wilson Hallo (Hg.): Imágenes del Ecuador del siglo XIX. Juan Augustín Guerrero. Quito 1981, 119. (Originalaquarell 1852)
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Der Einfluss Humboldts lässt sich etwa beim Geographen Manuel Villavicencio attestieren. Er unternahm den ersten Versuch einer systematischen Geographie Ecuadors und leistete somit einen wichtigen Beitrag zur Imaginierung des nationalen Territoriums. In seinem Werk Geografía de la república del Ecuador von 1858, mit dem er Ecuador u. a. bei den „naciones más civilizadas“ dieser Welt bekannt machen wollte, griff er gehäuft auf die Beschreibungen aus den Vues des cordillères zurück. Bezeichnenderweise waren es gerade wertende Urteile, die Villavicencio wiedergab. Als er etwa auf den Chimborazo zu sprechen kam, zitierte er jenen dichterischen Abschnitt, wo der Andenriese mit dem Petersdom verglichen wird. Ein interessantes Beispiel stellt eine Passage über den Vulkan Cayambe dar:

Mr. Humboldt dice; ‘esta montaña es una de las mas bellas que se puede ver, i una de las mas altas del mundo; puede considerarse como uno de los monumentos eternos con que la naturaleza ha marcado las grandes divisiones del globo terrestre.’ (Villavicencio 1858, 44)

Der erste Satz scheint nicht aus den Vues des Cordillères entommen worden zu sein.[7] Nun ist dieser Satz entweder in der Edition, die Villavicencio zur Verfügung stand, tatsächlich so zu lesen, oder der erste ecuadorianische Geograph hat diese Worte dem prestigeträchtigen Gelehrten in den Mund gelegt, um ihnen mehr Glaubwürdigkeit zu schenken. Bei Villavicencio lässt sich also beobachten, dass Humboldt dafür geeignet war, den Wert des nationalen Territoriums zu bestätigen. Die nationalen Leser wurden sich so des Umstandes gewahr, dass eine weltweit anerkannte wissenschaftliche Autorität ihr Vaterland rühmte, was wohl gut mit internationaler Anerkennung gleichgesetzt werden konnte. Humboldt hatte hier einen direkten Anteil an der Herstellung von Nationalstolz.

Einen weiteren Beitrag leistete er an die visuelle Narration über das ecuadorianische Territorium. In vielen Werken von ausländischen wie auch nationalen Wissenschaftlern wurden Abbildungen wiedergegeben, die auf die Vues des Cordillères zurückgehen. Manuel Villavicencio etwa gab in seiner Geographie eine Reihe von Tafeln aus dem besagtem Werke wieder. Bekanntlich hatte Humboldt ferner einen grossen Einfluss auf die Landschaftsmalerei, welche ihrerseits für die Imaginierung eines nationalen Raumes von grosser Wichtigkeit ist. Auch in Ecuador ist dieser Einfluss des deutschen Forschers erkennbar. Ein Beispiel dafür ist der liberale Maler, Musiker und Journalist Juan Augustin Guerrero (1818-1886). Als Kulturschaffender kompromittierte er sich willentlich mit der Konstruktion der Nation:

Osculati, Gaetano: Chimborazo. In: Alfonso Ortiz Crespo (Hg.): Imágenes de identidad, acuarelas quiteñas del siglo XIX. Quito 2006, 94.
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La cultura se ha mantenido hasta ahora – se decía – en una servil imitación; debemos inspirarnos en la naturaleza, lanzándose a la producción original con un profundo sentido nacional; sólo así podremos conquistar plena independencia y nacionalidad. (Hallo 1981, 23)

Diese Auffassung hinderte ihn jedoch nicht daran, ein Aquarell mit einem Bildmotiv zu malen, welches auf Humboldts Tafel Ansicht des Chimborazo und des Carihuairazo aus den Vues des cordillères zurückgeht. Diese Tafel stand am Anfang einer ganzen Reihe von Bildern. Das Motiv wurde im Viajero universal en América (1832) von Escamilla Mariano reproduziert. Darauf folgte der Italiener Osculati, der in seinem Werk Esplorazioni delle regioni equatoriali (1850) eine etwas stärker abgeänderte und kolorierte Version wiedergab. Dies zeigt, dass Guerreros Wahrnehmung der Landschaft praktisch deckungsgleich war mit jener durch die ausländischen Reisenden. Die Wahrnehmung der eigenen Landschaft ging hier weitgehend im Blick aus der Fremde auf.

Diese zwei Beispiele weisen auf den Einfluss hin, den Humboldt auf den diskursiven Prozess hatte, in dem der Raum visuell, literarisch und wissenschaftlich bearbeitet wurde. Insgesamt beinhaltete sein Beitrag zweierlei: Erstens, eben die Ästhetisierung der Natur, insbesondere der Berglandschaft, und die damit verbundene Etablierung von Motiven oder Highlights, die von etlichen späteren Reisenden und nationalen Autoren weiterbearbeitet wurden. Und Zweitens gründete sein Beitrag auf dem dokumentarischen Wert seiner Werke, welche von ecuadorianischen Gelehrten wie Vicente Solano, Pedro Fermín Cevallos oder Federico Gonzalez Suárez als Informationsquelle genutzt wurden, um ihr Land näher zu beschreiben.

4. Die nationale Dimension des Humboldt-Bildes im Zeitraum zwischen den Gedenkfeierlichkeiten von 1959 und 1969

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Todesjahr sowie zum 200. Geburtsjahr des Naturforschers erfolgte die wohl intensivste Auseinandersetzung mit seiner Figur. Eine kleine Auflistung der Aktivitäten von 1959 vermag eine Ahnung darüber zu geben. Nebst der eingangs erwähnten Gedenkfeier gab es etwa eine bibliographische Ausstellung zu sehen, welche unter anderem Messinstrumente aus dem Nachlass Humboldts zeigte. In der Escuela Politécnica Nacional in Quito wurde des Weiteren ein naturhistorisches Museum eingeweiht, das den Namen Alejandro de Humboldt trug. Auch die Städte selbst feierten den Jahrestag: Quito mit der Einberufung einer ausserodentlichen Sitzung des Stadtrates, und Cuenca mit der Einweihung einer Gedenktafel. Ausserdem wurde ein interkollegialer Schulwettbewerb durchgeführt und eine Sonderbriefmarke gedruckt.

Eine Untersuchung der in diesem Zeitraum publizierten Reden, Gedenkschriften sowie Zeitschriften- und Zeitungsartikel zeigt, dass das Humboldt-Bild mehrere Aspekte aufwies, die im offiziellen Diskurs über die nationale Identität wieder zu finden sind. Es handelt sich hierbei um jene Identität, die von den Trägern der Nationsbildung artikuliert wurde. In Ecuador war dies die sozioökonomisch und kulturell dominante Gruppe der Eurokreolen, die seit der Bildung der Republik Ecuadors im Jahre 1830 diese offizielle nationale Identität artikuliert hat.[8] Welche Aspekte die so genannte ecuadorianidad oder identidad pública beinhaltete, haben unter anderem Sarah Radcliffe und die Ecuadorianerin Erika Silva herausgearbeitet.[9] Im Kern spiegelte sie das rassische und kulturelle Überlegenheitsgefühl der weissen, europäisch-westlichen Oberschicht wider.

Im Folgenden soll anhand einiger konkreter Beispiele illustriert werden, inwiefern das Humboldt-Bild teil der diskursiven Konstruktion der offiziellen nationalen Identität war.

Über Humboldt liess sich etwa Ecuador als Raum beschreiben, der sich aufgrund seiner Natur als besonders günstig erwies, um wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Auf diesen Vorzug wies etwa der ecuadorianische Historiker Neptalí Zúñiga hin:

La geología y geografía ecuatorianas constituirán con frecuencia el fondo de insuperables trabajos de valor universal. En Guayaquil dio término a una de sus obras fundamentales: Geografía de las Plantas. (Zuñiga 1964, XXXIII)

Die Betonung der Bedeutung Ecuadors als Szenarium für relevante wissenschaftliche Entdeckungen ist indes schon viel früher zu konstatieren. So spiegelte sich diese Wahrnehmung des eigenen Raumes bereits in Gedenkschriften zu Charles Darwins Besuch der Galapagos-Inseln oder zur geodätischen Mission unter der Leitung des Franzosen La Condamine wieder. Natürlich hatten Humboldt und die anderen Forschungsreisenden selbst immer wieder auf diesen Vorzug der Neuen Welt hingewiesen. Man darf hierin eine Fortführung des seit der Entdeckung eingesetzten Amerika-Diskurses der „wunderbaren Wirklichkeit“ sehen, welcher um den Aspekt der ausserordentlichen Eignung Amerikas, wissenschaftliche Entdeckungen zu machen, erweitert wurde. Dadurch schlüpften die Forschungsreisenden zugleich in die Rolle von regelrechten Promotern Amerikas. Der Untertitel eines Zeitungsartikels vermag dies im Falle Humboldts zu illustrieren:

Toda la nación rinde homenaje a quien, como explorador, como polígrafo y amante de nuestra Patria, dio renombre Universal al País y lo puso en contacto Científico con el Mundo Civilizado. (El Telégrafo, 06.05.1959)

Darüber hinaus bot sich den traditionellen Eliten im Zuge der Gedenkfeierlichkeiten auch die Möglichkeit zur Selbstinszinierung. Wie aus den Beiträgen zu den zwei Jubiläen hervorgeht, war es stets eine gewisse Gruppe, die sich Humboldt erinnerte, nämlich „los seres cultos“ und „el mundo civilizado“. Dazu zählte sich eben auch die Oberschicht, für die der Akt der Erinnerung an Humboldt zum Distinktionsmerkmal wurde. In diesem Sinne wurde auch das Zuvorkommen der eurokreolischen Oligarchie Quitos gegenüber dem deutschen Gelehrten betont, damit dieser möglichst ungestört seinen Forschungen nachgehen konnte. Eine klare soziale Abgrenzung nach unten ist schliesslich bei Isaac Barrera erkennbar. Der Präsident der Academia Nacional de Historia erwähnte in einer Rede mehrmals, wie sich die interessierte „alta clase social“ oder „la más selecta sociedad “ um Humboldt scharte, im Begehren etwas von diesem „hombre de la ciencia“ zu lernen. In Abgrenzung dazu wurde ihr die verdutzte breite Masse „el pueblo“ gegenübergestellt, die Humboldt höchstens mit Neugier begegneten, weit davon entfernt, die Nützlichkeit des Sammelns von Pflanzen zu verstehen.[10] Das Verständnis war eigens den Eliten vorbehalten. In den Humboldt-Feierlichkeiten wurde also ein Bild einer zivilisierten Oberschicht wiedergegeben, womit letztlich auch deren Führungsanspruch, damals wie heute, geltend gemacht werden konnte.

Ein weiterer Aspekt des Humboldt-Bildes, der die offizielle nationale Identität stützte, liegt in der Betonung der „entdeckerischen“ Qualität des deutschen Forschers, der Amerika für die Wissenschaft entdeckt habe. Fast immer wurde auf den stimulierenden oder gar belebenden Effekt, welcher der Besuch Humboldts für die lokalen Wissenschaftskulturen gehabt habe, hingewiesen. Beispielhaft ist ein Zitat aus einem Zeitungsartikel, in dem das Resultat seiner Amerika-Reise wie folgt eingeschätzt wurde:

[C]oncluyó su estancia americana después de casi cuatro años de convivir con los hombres de este hemisferio, y abrir para ellos y para el mundo espléndidas rutas de civilización y de progreso. (El Telégrafo, 06.05.1959)

Vor diesem Hintergrund erhalten die oft anzutreffenden Bezeichnungen Alexander von Humboldts als „redescubridor científico de América“, „segundo descubridor de América“ oder „segundo Colón“[11] Brisanz. Die Wissenschaft, die vermeintlich erst dank Humboldt nach Amerika gelangt sei, liess so den deutschen Universalgelehrten im Lichte eines zweiten „Zivilisationsbringers“ erscheinen.[12] Er avancierte zu einem Mythos der eurokreolischen Identität, der sicher weniger grundlegend, aber unpolemischer war als sein „Vorgänger“ Kolumbus. Einige Autoren behaupteten gar eine engere Verbindung zwischen Humboldt und Kolumbus erkannt zu haben. In einer Gedenkschrift der Universität von Guayaquil wurde zum Beispiel insinuiert, der Mädchenname seiner Mutter habe ihn zum Reisen prädestiniert.[13] Am weitesten ging Zúñiga in seinem per präsidentialem Dekret erschienenen Buch von 1960 Humboldt y el Americanismo:

En ninguna de las obras sostiene Humboldt cierta línea de descendencia de Cristóbal Colón, si bien a éste le dedica una de sus monumentales obras [...]. Buscaba, acaso, presionado por la subconciencia o intencionalmente dirigido por su sentido de superioridad, lazos de sangre con el inmortal descubridor de América? (Zúñiga 1979, VIII)

All dies lässt auf eindrückliche Weise erkennen, wie sehr Humboldt zu einem Angelpunkt der eurokreolischen Identität geworden war.

Ein nicht weniger interessanter Zug des Humboldt-Bildes ist die Verwendung des Forschers als Argument für die ecuadorianischen Gebietsansprüche gegenüber Peru. Aufgrund der seit 1830 bestehenden territorialen Unklarheiten zwischen den beiden Ländern kam es mehrmals zu Grenzkonflikten. Der südliche Nachbar hatte schliesslich 1942, in Folge einer kriegerischen Auseinandersetzung, weite Teile des umstrittenen Amazonasgebietes zugesprochen bekommen. Der Verlust provozierte das Aufkommen eines territorialen Nationalismus und wurde zum wohl heissesten Politkum Ecuadors im 20. Jahrhundert. In einem Zeitungsartikel wurde nun in Humboldts Karte der Audiencia de Quito ein geeignetes Mittel gesehen, um den historischen Anspruch auf das abgetretene Gebiet zu rechtfertigen:

El mapa de la Real Audiencia de Quito, debe haber en los Colegios, Escuelas, en los Despachos de los distintos Ministerios, en todas las oficinas públicas, en general, en las Instituciones sociales, culturales, bancarias, políticas etc., a fin de que los límites que por derecho, nos corresponde en el territorio de la República, sean conocidos por la ciudadanía y recordada la legitimidad de nuestro patrimonio nacional, en la parte meridional de nuestra Patria. (El Telégrafo, 06.05.1959)

Der Botaniker Acosta sprach sogar von einem “Humboldt internacionalista y defensor del derecho de Quito sobre la cuenca del Amazonas.“ (Acosta 1969, 144)

Ein weiterer charakteristischer Zug des ecuadorianischen Humboldt-Bildes ist der oft anzutreffende Hinweis auf Humboldts Besuch und Einsatz zur Rekonstruktion der Pyramiden von Caraburo und Oyamburo,[14] die seinerzeit von der geodätischen Mission zur Markierung von Vermessungspunkten errichtet wurden. Die Erwähnung der Episode ist bezeichnend, stellt doch gemäss Radcliffe die Mission, die 1736 in die Audiencia de Quito kam, um die wahre Gestalt der Erde zu vermessen, einen Angelpunkt des ecuadorianischen Selbstverständnisses dar. Der Besuch der Pyramide gehört nicht zwingend zu den Episoden, die in einer Darstellung von Humboldts Amerikareise zur Sprache gebracht werden müssten. In ecuadorianischen Kontext ist er jedoch aufgrund der Bedeutung, welche die geodätische Mission für die ecuadorianidad hat, durchaus erwähnenswert.

Als letztes Beispiel möchte ich eine weitere interessante Vereinnahmung des deutschen Forschers wählen: Die Stilisierung Humboldts zum Vater der Unabhängigkeit. Dieser weitverbreitete Grundzug des hispanoamerikanischen Humboldt-Bildes gründet auf der wohl grössten Legende um seine Person. Sie besagt, er habe dem noch unentschlossenen und jungen Simón Bolívar damals in Paris nahe gelegt, Amerika zu befreien. In der Tat fehlen aber Quellen, die das belegen würden.[15] Darüber hinaus sah Humboldt während seiner Amerika-Reise eine bevorstehende anti-spanische Revolution gar nicht erst kommen.[16] Auch im Rahmen der hier untersuchten Feierlichkeiten wurde über das vermeintlich folgenreiche Treffen berichtet. [17] Der angebliche direkte politische Einfluss Humboldts wurde teilweise sogar auf die Helden der ecuadorianischen Unabhängigkeit ausgedehnt, namentlich auf seinen quiteñischen Gastgeber, den Marqués de Selva Alegre, Juan Pío Montúfar. Dadurch diente das Humboldt-Bild letztlich dazu, einen ecuadorianischen Geschichtsmythos aufrechtzuerhalten: den 10 de Agosto de 1809. An diesem Tag errichtete die Stadt Quito eine Junta unter der Präsidentschaft von Juan Pío Montúfar. Der Nationalfeiertag markiert gemäss der offiziellen Geschichtsdarstellung den ersten Versuch einer spanischen Kolonie, sich von der Herrschaft der Krone loszureissen.[18] In einem Zeitungsartikel von Isaac Barrera wurde diese Stilisierung Ecuadors auf Humboldt abgestützt:

Humboldt llegó a Quito en 1802: es decir 6 años antes de que se diera el grito de independencia cuya conmemoración se acerca en su sesquicentenario. La mención del caso, sirve para derivar de ella, que en el tiempo en que Humboldt nos visitaba, ya en estas Provincias hervía el fervor revolucionario. Quito sería la primera nación en organizarse como pueblo libre del coloniaje español. (El Comercio, 06.05.1959)

Beispielhaft war auch die Rede des Bürgermeisters von Quito, Andrade Marín, anlässlich des hundertsten Todestages von Humboldt, in der er sagte:

[…] la presencia de Humboldt influyó mucho en la política de nuestros pueblos, porque no ha sido casualidad de que haya tenido conversaciones sobre la política de América con destacadas personalidades de ese entonces, tampoco fue una casualidad que se hospedó en la casa del Marqués de Selva Alegre. (Museo Histórico 1959, VII).

Die Behauptung einer politischen Einflussnahme Humboldts lässt sich nicht halten. Zwar bewegte er sich tatsächlich in den Kreisen Quitos, die an den Ereignissen um den 10 de Agosto teilnahmen. Es erscheint jedoch plausibler, dass der Kontakt mit jenen Personen eher auf dem gemeinsamen Interesse an der Wissenschaft als auf politischer Planschmiederei basierte. Darüber hinaus liess sich durch den persönlichen Umgang mit Humboldt der soziale Status festigen. Schliesslich ist auf den neuren Stand der Forschung zu verweisen. Gemäss dem Historiker Jaime Rodriguez strebte Quito im August 1809 nicht etwa die Unabhängigkeit, sondern einen autonomeren Status innerhalb der spanischen Monarchie an. Wie dieses Beispiel zeigt, wurde Humboldt in die offizielle Ursprungsgeschichte des republikanischen Ecuadors eingeflochten und zu Zwecken der historiographischen Konstruktion nationaler Mythen gebraucht.

5. Konklusion

Wie angedeutet wurde, übte Humboldt einen Einfluss auf die Imaginierung des ecuadorianischen Raumes aus, wie die Beispiele des Geographen Manuel Villavicencio und des Malers Juan Augustin Guerrero andeuten. Des Weiteren konnten über das Humboldt-Bild Aspekte der offiziellen ecuadorianischen Identität gestützt werden. Auf die eingangs formulierte Frage, worin eigentlich die Bedeutung Humboldts für Ecuador bestand, drängt sich demnach eine mögliche Antwort auf. Seine Bedeutung lag darin, im Kontext der diskursiven Erschaffung der Nation eine bestätigende, aufwertende und legitimierende Funktion übernommen zu haben.

Abschliessend ist eine allgemeine kurze Bemerkung zur künftigen Humboldt-Forschung angebracht. Eine kritischere Auseinandersetzung mit der Humboldt-Rezeption in den verschiedenen hispanoamerikanischen Ländern wäre nach Ansicht des Autors wünschenswert. Zumindest in Ecuador, wo eine vergleichsweise schwächere Humboldtrezeption vorzufinden ist, war der deutsche Gelehrte bis Ende 60er Jahre ein Ankerpunkt der offiziellen nationalen Identität, die im Kern eine Fortführung der frühen eurokreolischen Identitätsentwürfe darstellte. Der „ecuadorianische“ Humboldt bildete demnach einen Bestandteil der kulturellen Hegemonie im Sinne Antonio Gramscis, mittels derer die traditionelle Oberschicht ihre Herrschaft stabilisierte.[19] Die Verehrung des „zweiten Kolumbus“, wie sie in dem Akt der Krönung und dem Willen zur Verklärung zum Ausdruck kam, ist in diesem Kontext zu betrachten. Vor diesem Hintergrund wird auch klar, was für ein Amerika Isaac Barrera über Humboldt im Schlusssatz seiner Rede zum hundertsten Todestag meinte: „Humboldt es uno de los creadores de la América actual.“ (Arauz 1959, 313)

6. Literatur

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[1] Allgemein grundlegend ist hier Benedict Anderson (2005): Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts. Frankfurt am Main: Campus 2005.

[2] Vgl. Berit Pleitner (2001): Die „vernünftige“ Nation. Zur Funktion von Stereotypen über Polen und Franzosen im deutschen nationalen Diskurs 1850 bis 1871. Frankfurt am Main 2001, 11.

[3] Hugo Loetscher (1970): Humboldt und die Rehabilitierung eines Kontinents, in: Du 30, 1970, 666-667, Mary Louise Pratt (1992): Imperial Eyes. Travel Writing and Transculturation. New York 1992, 120; Charles Minguet (1992): Humboldt und die Erneuerung des Lateinamerika-Bildes. in: Gustav Siebenmann/Hans-Joachim König (Hg.): Das Bild Lateinamerikas im deutschen Sprachraum. Ein Arbeitsgespräch an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. 15. - 17. März 1989. Tübingen 1992, 107-125.

[4] Frank Holl (2001): Humboldt – „Geschichtsschreiber der Kolonien“. In: Ottmar Ette/Walther L. Bernecker (Hg.): Ansichten Amerikas. Neuere Studien zu Alexander von Humboldt. Frankfurt am Main 2001, 51-78, hier 75; zitiert nach Simón Bolívar (1984): Obras completas. Bd. 2. Madrid 1984, 326, 328.

[5] Zur Rolle Humboldts als transculturator, also als derjenige, der lokales Wissen übernahm und umformulierte, und welches schliesslich als europäisches Wissen wieder nach Amerika zurück importiert wurde, siehe Pratt 1992, 135-137.

[6] Untersucht wird die Landschaft als kulturelles Produkt der Interaktion zwischen Mensch und Natur. Gemeint ist dabei nicht die physische Umwelt selbst, sondern die Weise, in der sie betrachtet, erfahren, beschrieben und wiedergegeben wird. So wird ein anfangs geographisch neutraler Raum in einem Prozess der Beschreibung und Vermessung in eine kulturell definierte Landschaft verwandelt. Die Betrachtungsweise wiederum ist, nebst dem sie an den Betrachter gebunden, v. a. kultur- und zeitgebunden. Die Art, in der Menschen ihre natürliche Umwelt verstehen und sich mit ihr auseinandersetzen, hängt von Zeit und Ort sowie von den historischen Umständen ab. Landschaft ist also historisierbar und muss kontextualisiert werden. Vgl. dazu Barbara Bender (1995): Landscape, Politics and Perspectives. Oxford 1995; Wendy Joy Darby (2000): Landscape and Identity. Geographies of Nation and Class in England. Oxford 2000; Andrea Mahlendorff (2000): Literarische Geographie Lateinamerikas. Zur Entwicklung des Raumbewusstseins in der lateinamerikanischen Literatur. Berlin 2000; Christopher Ely (2002): This Meager Nature. DeKalb 2002.

[7] Vgl. Alexander von Humboldt (2004): Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas. Frankfurt am Main: Eichborn 2004, 307.

[8] Erika Silva (2004): Imaginarios del poder sobre la „ecuatorianidad“. In: Dies. (Hg.): Identidad nacional y poder. Quito 2004, 27-28.

[9] Erika Silva (2004): Identidad nacional y poder. Quito 2004; Sarah Radcliffe/Sallie Westwood (1996): Remaking the Nation. Place, Identity and Politics in Latin America. London 1996. Siehe auch Hugo O. Benavides (2004): Making Ecuadorian Histories. Four Centuries of Definig Power. Austin 2004.

[10] Isaac Barrera (1959): El Ecuador en el siglo XIX. Humboldt en Quito. In: Julio Arauz (Hg.): Alexander von Humboldt 1859-1959. Boletín de informaciones científicas nacionales 90. 1959, 299-302, 310.

[11] Casa de la cultura ecuatoriana (1959): Revista del núcleo del Azuay 9. Heft 15. 1959, 8; Misael Acosta Solis (1969): Homenaje del Instituto Ecuatoriano de Ciencias Naturales, al sabio naturalista Alejandro de Humboldt en el bicentenario de su nacimiento. Flora. Revista Tropandina de ciencias naturales y biológicas 12. Hefte 41-46. 1969, 3; El Universo, 14. September 1969.

[12] Vgl. Leoncia López-Ocón (1999): Un naturalista en el panteón. In: Cuadernos Hispánicos 586. 1999. Zum Kolumbus-Bild siehe Mariana Delgado (2006): „Columbus noster est“. Der Wandel des Kolumbusbildes und der Entdeckung Amerikas. In: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 100. 2006; Wolfgang Matztat u. a. (Hg.)(1992): Kolumbus und die lateinamerikanische Identität, Kassel 1992; Titus Heydenreich (Hg.) (1992): Columbus zwischen zwei Welten. Historische und literarische Wertungen aus fünf Jahrhunderten. 2 Bde. Frankfurt am Main 1992; Titus Heydenreich/Gerhard Wawor (Hg.)(1995): Columbus 1892/1992. Heldenverehrung und Heldendemontage. Frankfurt am Main 1995. Zu Humboldt und Kolumbus siehe Ottmar Ette (1992): Entdecker über Entdecker. Alexander von Humboldt, Cristóbal Colón und die Wiederentdeckung Amerikas. In: Heydenreich (1992).

[13] Abel Romeo Castillo (1969): Humboldt y el Ecuador. Revista de la Universidad de Guayaquil 8 (Sonderdruck). 1969, 10.

[14] Beispielhaft ist der Abschnitt in Arauz (1959): Alejandro de Humboldt 1859-1959. 30.

[15] Charles Minguet (2003): Alejandro de Humboldt, historiador y geógrafo de la América Española (1799-1804). México D. F. 2003. 292-293. Vgl. auch John Lynch (2006): Simón Bolívar. A Life. New Haven 2006, 23-24.

[16] Humboldt war zwar ein dezidierter Kritiker des Kolonialismus, wie ein Tagebucheintrag während seines Aufenthaltes in Guayaquil 1803 beweist, was ihn aber noch nicht zu einem Verfechter der Unabhängigkeit machte (vgl. Minguet (2003): 292-293; Michael Zeuske (2001): Humboldt – Vater der Unabhängigkeit? In: Ottmar Ette u. a. (Hg.): Alexander von Humboldt – Aufbruch in die Moderne (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 21). Berlin 2001. Zu Humboldts Kolonialismuskritik siehe Frank Holl (2001): Humboldt – „Geschichtsschreiber der Kolonien“. In: Ottmar Ette/Walther L. Bernecker (Hg.): Ansichten Amerikas. Neuere Studien zu Alexander von Humboldt. Frankfurt am Main 2001, 51-78.

[17] Acosta (1969): Humboldt y la naturaleza ecuatoriana, 26 (Hervorhebung im Original); Arauz (1959): Alejandro de Humboldt 1859-1959, 49.

[18] Radcliffe (1969); Jaime Rodríguez (2006): La revolución política durante la época de la Independencia. El Reino de Quito 1808-1822. Quito: Corporación Editora Nacional 2006.

[19] Harald Neubert (2000): Antonio Gramsci: Hegemonie – Zivilgesellschaft – Partei. Hamburg 2000; Edward Said (1978): Orientalism. London 1978.

 

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Letzte Aktualisierung: 13 November 2009 | Kraft
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