Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009
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Margot Faak zum 80. Geburtstag

Im Jahr 2001 feierte Margot Faak ihr fünfzigstes Dienstjubiläum an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, und damals haben wir gemeinsam auf ihr erfolgreiches Arbeitsleben zwischen Gottried Wilhelm Leibniz und Alexander von Humboldt zurückgeblickt.[1] Nun gratulieren wir herzlich zu ihrem 80. Geburtstag. An der hohen Wertschätzung ihrer Persönlichkeit und ihres Werkes hat sich nichts geändert.

Margot Faak bei der Feier ihres 50. Dienstjubiläums am 11. Januar 2001 in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle, Berlin, Jägerstraße 22-23 (Foto: Eberhard Knobloch).

Margot Faak bei der Feier ihres 50. Dienstjubiläums am 11. Januar 2001 in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle, Berlin, Jägerstraße 22-23 (Foto: Eberhard Knobloch).

Margot Faak bei der Feier ihres 50. Dienstjubiläums am 11. Januar 2001 in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle, Berlin, Jägerstraße 22-23 (Foto: Eberhard Knobloch).

Margot Faak wurde am 27. November 1926 in Berlin geboren. Kindheit und Schulbesuch fielen in die Zeit des Nationalsozialismus, das Studium der Germanistik und Geschichte und ihr Arbeitsleben in die Zeit der DDR, ihr „Ruhestand“, nun mit neuen Möglichkeiten in der Forschung, in die Zeit des vereinten Deutschlands.

Bereits vor ihrem Staatsexamen an der Humboldt-Universität im Jahre 1950 arbeitete Margot Faak als wissenschaftliche Hilfskraft an der Leibniz-Ausgabe der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, wo sie dann 1951 bis zur vorübergehenden Einstellung der Leibniz-Edition (1969) eine feste Anstellung erhielt. Sie war an der Herausgabe der Reihe IV (Politische Schriften) beteiligt; insbesondere erarbeitete sie die Kommentare und die Register zum Band IV, 1. Im Jahre 1966 wurde sie mit einer Dissertation über „Leibniz als Reichshofrat“ zum Dr. phil. promoviert.

Nach dem Wechsel in die Alexander-von-Humboldt-Forschung 1969 arbeitete sie zeitweise auch weiter an der bald wiederbelebten Leibniz-Edition. Dank ihrer Mitarbeit konnten zwischen 1983 und 1986 die Bände 1 bis 3 der Reihe IV erscheinen. Ihr Interesse an der Leibnizforschung verließ sie nie, und nachdem sie als Rentnerin in den Westen reisen konnte, nahm sie mit Begeisterung an internationalen Tagungen und Editionstreffen teil.

Margot Faaks wissenschaftliches Interesse an den beiden Forschungsgegenständen wird in ihrem Aufsatz über Leibniz im Urteil A. v. Humboldts (1975) [2] deutlich. In der Alexander-von-Humboldt-Forschung wagte sie sich an große Aufgaben, an denen andere ohne ihren langen Atem, ihre bekannte Zähigkeit und ihren unendlichen Fleiß wohl gescheitert wären: die Erschließung und Edition der Tagebücher A. v. Humboldts zu seiner berühmten Forschungsreise ins spanische Amerika. Allein die Sichtung und Inhaltserfassung der etwa 3600 Manuskriptseiten nahm fünf Jahre in Anspruch. Sie edierte ausgewählte Passagen aus den amerikanischen Reisetagebüchern in insgesamt vier Bänden der Reihe „Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung“ (die Bände 5, 8, 9 und 12).

Der Band 5 ist eine Anthologie von Impressionen und Urteilen über die gesellschaftlichen Zustände in Lateinamerika „am Vorabend der Unabhängigkeitsrevolution“. Mit den Bänden 8 und 9 (Humboldts Reise auf dem Rio Magdalena, durch die Anden und Mexiko) wurde eine Lücke in der Humboldt-Forschung geschlossen, da Humboldt diesen Teil seiner Reise nicht mehr in seiner unvollendeten „Relation Historique du Voyage aux Régions équinoxiales du Nouveau Continent“ beschrieben hatte. Band 9 enthält die wertvollen Register und Kommentare der Herausgeberin.

Heute erst kann man wirklich schätzen, unter welch komplizierten und eingeschränkten Bedingungen Margot Faak in den siebziger und achtziger Jahren eine so gründliche Forschung leisten konnte, ohne die Möglichkeiten, Forschungsbibliotheken, wie die des Ibero-Amerikanischen Instituts Berlin, nutzen zu können, ohne eigene Besuche und persönliche Kontakte in Lateinamerika. Nach dem Eintritt in den Ruhestand (1986) konnte Margot Faak nach ihren eigenen Worten frei und ohne Zeitdruck weiterarbeiten. Davon profitierte ihr Tagebuch-Band 12 über die Reise Humboldts durch Venezuela. In die hier noch umfangreicheren Anmerkungen flossen ihre jahrzehntelangen Forschungen zu Humboldt ein.

Nach der Wende war es ihr möglich, die von Humboldt beschriebenen Orte zu besuchen, was sie in mehreren Reisen auf Humboldts Spuren nach Paris, auf das spanische Festland, nach Teneriffa, Venezuela, Kuba, Ecuador und Mexiko mit großer Begeisterung auch tat. Auf Vorträgen in Quito, Havanna und Mexiko-Stadt wurde ihr als der Editorin der Tagebücher Alexander von Humboldts, der in Lateinamerika als der „wissenschaftliche Entdecker der neuen Welt“ gefeiert wird, gebührende Ehrung zuteil.

Margot Faak in Quito, Ecuador, Juni 2001 (Foto: Rosemarie Plarre).

Margot Faak in Quito, Ecuador, Juni 2001 (Foto: Rosemarie Plarre).

Margot Faak in Quito, Ecuador, Juni 2001 (Foto: Rosemarie Plarre).

Die Bedeutung der durch Margot Faak besorgten Editionen wird auch deutlich in den inzwischen erschienenen bzw. geplanten spanischen Übersetzungen der Humboldtschen Tagebücher, von denen besonders der von Segundo Moreno Yánez herausgegebene Band „Alexander von Humboldt. Diarios de viaje en la Audiencia de Quito“ (Quito 2005) hervorzuheben ist.

Durch ihre jahrzehntelange Editionsarbeit wurde Margot Faak weltweit zu einer anerkannten Spezialistin für Alexander von Humboldts Amerikareise. Die Akademie der Wissenschaften hat ihre Arbeit durch die Verleihung der Leibniz- und Humboldt-Medaille gewürdigt. Forscher aus aller Welt richten heute ihre Fragen an sie, und für die Mitarbeiter der Humboldt-Forschungsstelle ist sie eine kundige und vor Energie und Witz sprühende Gesprächspartnerin. Uneigennützig verschenkt sie ihre Ausgaben an Privatpersonen und Bibliotheken in Europa und Lateinamerika, und genauso uneigennützig stellt sie den Kollegen der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle ihr profundes sprachliches und historisches Wissen, ihre große Erfahrung beim Entziffern von Humboldts schwer lesbarer Handschrift zur Verfügung. Ihr Optimismus und ihre Tatkraft strahlt noch heute auf die Mitarbeiter der Humboldt-Forschungsstelle aus. Ohne ihre Unterstützung wäre mancher Humboldt-Band gewiß nicht zustande gekommen.

Mit Dankbarkeit wünschen wir ihr noch viele gesunde Jahre, gefüllt mit spannender Lektüre, interessanten Reisen, lehrreichen Ausstellungen und anregenden Gesprächen.

 

Berlin, zum 27. November  2006

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle:

Anne Jobst
Eberhard Knobloch
Ulrike Leitner
Regina Mikosch
Herbert Pieper
Ingo Schwarz
Petra Werner
Romy Werther



[1] Vgl. Pieper, Herbert und Ingo Schwarz: Vor 50 Jahren begann Margot Faak ihre Tätigkeit in der Berliner Akadmie der Wissenschaften. In: Circular. 5. Jg. H. 20, Jan. 2001, S. 22-23.

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Letzte Aktualisierung: 11 Januar 2007 | Kraft

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