Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009
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Christian Suckow

Humboldt und Rußland
Thesen zu Biographie und Werk

6. Spätere Rußlandbeziehungen A. v. Humboldts

Alexander von Humboldt hat - im wesentlichen seit dem Jahr seiner Rußlandreise 1829 - zu wissenschaftlichen und offiziellen Kreisen Rußlands bis an sein Lebensende weitverzweigte, für beide Seiten fruchtbare Beziehungen unterhalten. Diese betrafen die ihm ständig aus Rußland zufließenden fachlichen Informationen einerseits und andererseits seine Einflußnahme auf russische Wissenschaftsvorhaben, die Förderung russischer Wissenschaftler, wissenschaftlicher Institutionen und Forschungsexpeditionen, die eigene Mitgliedschaft in einer Reihe russischer wissenschaftlicher Gesellschaften, die Anregungen zur Herausgabe russischer wissenschaftlicher Zeitschriften, die Verbesserung der geographischen Fachausbildung sowie schließlich die Herausgabe seiner eigenen Werke in Rußland. Besonderen Einfluß hat er beispielsweise auf das landesweite, ja interkontinentale Netz meteorologischer und erdmagnetischer Beobachtungsstationen und die Gründung des Physikalischen Zentralobservatoriums in St. Petersburg vom Jahre 1849 genommen.

Als ein besonderes Kapitel der Humboldtschen Rußlandbeziehungen stellt sich sein weit über die Reise hinausreichender Kontakt zu Finanzminister Cancrin dar, in dem sich ein beiderseitiges Bemühen um die Modernisierung der russischen Ökonomie abzeichnet.

Die personellen und institutionellen Beziehungen, die Humboldt mit Rußland verbanden, spiegeln sich in einem umfangreichen Briefwechsel wider. Uns sind über dreihundert zwischen Humboldt und mehr als hundert russischen Korrespondenten gewechselte Briefe überliefert.[1] Die Korrespondenz diente, meist in Fortführung auf der Reise 1829 geknüpfter Kontakte, einem thematisch breiten wechselseitigen Austausch, den man durchaus mit dem Begriff des Netzwerkes fassen kann.

Es läßt sich resümieren, daß Humboldt die russischen Interessen, die sich mit seiner Reise verbanden, nicht nur nicht enttäuscht hat, sondern für die Entwicklung auf wissenschaftlichem, forschungs- und bildungsorganisatorischem sowie ökonomischem Gebiet vieles bewirkt hat, das evolutionär weiterwirkte und die Kräfte des gesamtgesellschaftlichen Fortschritts im zaristischen Rußland des 19. Jahrhunderts stärkte.



[1] Nach der A. v. Humboldt-Briefdokumentation der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin.

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