"[...] Man kann sich noch kein "endgültiges" Bild von ihr machen, sie regt sich, bewegt sich noch. Kann es nicht sein, dass sie sich mit ihren besten Büchern aus dem Schutt der Geschichte, der auch über sie jetzt geschüttet wird, wieder herausarbeitet? Dass die Leistung einer Generation doch nicht auf Dauer dem Vergessen überantwortet wird; dass man ihr den billigen Respekt nicht versagen; dass man imstande sein wird, nicht nur mit "Nachsicht", wie Bert Brecht es erbeten hat, das Maß an "Freundlichkeit" anzuerkennen, die sie den wahrhaft unfreundlichen Verhältnissen abgerungen hat, die mörderische Reibung nachzufühlen, die sie in Energie für ihre Arbeit umwandelte. [...]
Was wäre das Jahrhundert ohne sie?"
Christa Wolf, 1992
Nun, da das Jahrhundert zu Ende gegangen ist und der 100. Geburtstag von Anna Seghers hinter uns liegt, kann ein erstes Resümee gezogen werden, ohne sich - eingedenk des Diktums von Max Frisch - ein "endgültiges Bild" von ihr machen zu wollen. Bedenkt man die z.T. aufgeregten Debatten der Zeit seit dem Ende der DDR und der Vereinigung Deutschlands, so darf man auf die Fragen nach einer künftigen Beurteilung des Lebenswerks und der Person Anna Seghers, die Christa Wolf hier noch mit einiger Skepsis stellt, inzwischen wohl eine verhalten optimistische Antwort geben.
Dazu mag allein schon die Vielzahl der insgesamt rund 100 Einzelveranstaltungen - Ausstellungen, Filme und Fernsehsendungen, Lesungen, Seminare und wissenschaftlichen Symposien, Theater- und Kabarettinszenierungen, Vorlesungen, Vorträge, Internetpräsentationen und neuen Publikationen zu Leben und Werk der Autorin - berechtigen, mit denen die verschiedensten Institutionen, Vereine und Einzelpersonen das Jubiläum im vergangenen Jahr in ganz Deutschland begangen haben.
Gemeinsames Ziel all dieser Veranstaltungen war es, das facettenreiche Leben einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts in seinen verschiedenen Identitäten (Mainzerin, Jüdin, Deutsche, Dichterin, Kommunistin, Mutter, Emigrantin, hoch dekorierte Literaturfunktionärin, verfemte DDR-Schrifstellerin etc.) und eingebettet in die geistigen, künstlerischen, politischen und sozialen Prozesse des gerade zu Ende gegangenen Jahrhunderts sowie ihr bisher in West- und Ostdeutschland oft nur unvollständig und oder einseitig rezipiertes, umfangreiches und vielseitiges, erzählerisches und essayistisches Werk einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und es kritisch zu würdigen.
So dient denn auch dieses Argonautenschiff, das zehnte Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz, - ein weiteres, kleines, in den Anfängen wohl nicht für möglich gehaltenes Jubiläum - das sich diesmal ganz auf Leben und Werk der Schriftstellerin konzentriert, überwiegend der Dokumentation der Ergebnisse und Erträge eines größeren Teils der Jubiläumsveranstaltungen.
Einer inzwischen schon zur Tradition gewordenen Übung folgend eröffnen wir das Jahrbuch mit Beiträgen zeitgenössischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Diese Texte, die wir in Anlehnung an CHRISTA WOLFS Beitrag mit dem Titel IM WIDERSPRUCH überschrieben haben, widmen sich in kollegialem Respekt und im Lichte der neuen biografischen Funde und Veröffentlichungen dem Leben und Werk der Autorin, ohne vorhandene Widersprüche zu verdecken oder zu verklären. Es handelt sich dabei um Vorträge, die von CHRISTA WOLF, VOLKER BRAUN und KERSTIN HENSEL während der Hommage für Anna Seghers der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg am 19. November 2000 bzw. von ERICH LOEST als Festvortrag im Rahmen eines Empfangs in der Staatskanzlei der Landesregierung von Rheinland-Pfalz am 24. November 2000 gehalten wurden. Allen Beiträgen ist das Bemühen gemeinsam, getragen von Erinnerungen an persönliche Begegnungen mit Autorin und Werk, diesen von je unterschiedlichen Erfahrungen und Standpunkten aus gerecht zu werden.
Die zweite Abteilung, eingeleitet durch Begrüßung und Auseinandersetzung mit der aktuellen Debatte um die so genannte "Leitkultur" durch DIETGER PFORTE, den Vorsitzenden der Anna-Seghers-Stiftung, dokumentiert die VERLEIHUNG DES ANNA-SEGHERS-PREISES 2000. Sie ist der jungen Theaterautorin MELANIE GIESCHEN, deren erstes am Mainzer Staatstheater uraufgeführtes Stück Gnadenlos CHRISTOPH HEIN in seiner Laudatio mit Büchners Woyzeck vergleicht - und dem peruanischen Schriftsteller ALONSO CUETO gewidmet, den ELKE WEHR, selbst Schriftstellerin und Übersetzerin, der Enkelgeneration des berühmten Peruaners Mario Vargos Llosa zurechnet, die trotz der widrigen Bedingungen bei einem heimischen Lesepublikum von nur etwa einem Prozent der Bevölkerung zu einem reichen literarischen Leben gerade der Hauptstadt Lima beitrage, das auch zunehmend in anderen lateinamerikanischen Ländern und in Europa zur Kenntnis genommen werde.
ANNA SEGHERS IN IHREM JAHRHUNDERT vorzustellen, dazu dienen die übergreifenden Beiträge zu Leben und Werk in der dritten Abteilung unseres Jahrbuchs. Sie versuchen in allgemein verständlicher Form, Lebensweg und Werk der Autorin im Umfeld des "Jahrgangs Neunzehnhuntertraurig" (Peter Huchel) der um die Jahrhun-dertwende geborenen Autoren einzuordnen, wie der im Rahmen des Festaktes der Stadt Mainz am 19. November gehaltene Festvortrag des Mainzer Literaturhistorikers ERWIN ROTERMUND (Wege durchs zwanzigste Jahrhundert: Zeitzeugin Anna Seghers); oder den jüdischen Wurzeln und ihrer Bedeutung für das Werk nachzuspüren, wie der Aufsatz der Literaturwissenschaftlerin ERIKA HAAS (Anna Seghers und das Judentum), der zugleich als ein zusammenfassendes Resümee ihrer jahrelangen Beschäftigung mit diesem Aspekt gelten kann. Der im Rahmen des wissenschaftlichen Symposiums der Jahrestagung gehaltene Vortrag des Tübinger Theologen KARL-JOSEF KUSCHEL (Das leer gebliebene Kreuz. Zur Funktion christlich-jüdischer Motive im Werk von Anna Seghers) knüpft an diese Fragestellungen an und untersucht am Beispiel des Schlüsselromans Das siebte Kreuz und anderer literarischer Texte, wie im Werk von Anna Seghers, die sich als Kommunistin vom Judentum wie vom Christentum und von der Religion insgesamt distanziert hatte, Hoffnungstraditionen, Utopievorstellungen und Zukunftsbilder der Humanität mit Hilfe religiöser Bilder und Symbole verarbeitet werden. Im zweiten Hauptvortrag des Mainzer Symposiums geht BERNHARD SPIES (Wo kommen die Geschichten her. Wirklichkeitserfahrungen, gesellschaftliche Zielvorstellungen und die Ästhetik des Erzählens bei Anna Seghers) der Frage nach, wie Anna Seghers in der Verarbeitung persönlichen Erlebens aber auch der prägenden Einflüsse ihrer Epoche zu ihrem ganz persönlichen und dabei eigentümlichen "Ton" des Erzählens gefunden hat. Der Leipziger Literaturwissenschaftler FRIEDRICH ALBRECHT, einer der Nestoren der Seghers-Forschung, legt in seiner motiv- und figurengeschichtlich orientierten Längsschnittuntersuchung ("Die Unruhe, die in uns steckt." Anna Seghers in ihren Gestalten) des erzählerischen Werks von Grubetsch (1926) bis Steinzeit (1975) dar, welche Spuren die Unruhe, der Drang ins Weite, der schon für die junge Netty Reiling charakteristisch war, aber auch die Erfahrung von Flucht, Verfolgung und Heimatlosigkeit, der ihr Jahrhundert prägte, im Werk der Autorin hinterlassen hat. In gewisser Weise stellt der überarbeitete Hauptvortrag eines internationalen wissenschaftlichen Kolloqiums vom November 2000 in Leipzig, das Resumee einer mehr als 30jährigen Beschäftigung des Verfassers mit dem Werk von Anna Seghers dar. Abgerundet wird die Abteilung durch den Abdruck eines Gesprächs, das HANS BERKESSEL mit dem Fernsehjournalisten und Publizisten WILHELM VON STERNBURG führte. Dabei geht es um dessen 45minütige WDR-Fernsehdokumentation "Ich bin in die Eiszeit geraten". Anna Seghers zum 100. Geburtstag, die sicher zu den herausragenden Beiträgen des Jubiläumsjahres gehört, aber auch um eine Beurteilung von Leben und Werk der Autorin im Kontext der Exilliteratur und der politischen Entwicklungen in Deutschland.
Obwohl Anna Seghers bekanntermaßen nur wenige autobiografische Hinweise hinterlassen hat und entgegen dem Diktum T.S. Eliots, der eine strenge Trennung zwischen dem Werk und der Person des Autors verlangt, widmet sich auch die nächste Abteilung LEBENSSTATIONEN - BEGEGNUNGEN - ORTE der Spurensuche zu einzelnen Lebensphasen, z.B. der Kindheit und Jugend in Mainz, in Form eines durch zahlreiche Fotos visualisierten literarisch-biografischen "Stadtrundgangs" (MARLENE HÜBEL, Mainz), den Beziehungen zu Brasilien und Jorge Amado, ergänzt um Auszüge eines Interviews mit Jorge Amado über sein Verhältnis zu Anna Seghers (ROBERT COHEN, New York) und zu den Berliner Jahren (FRANK WAGNER, Berlin). Abgerundet wird diese Abteilung durch den persönlich gehaltenen Bericht des langjährigen Mainzer Kulturdezernenten ANTON MARIA KEIM über seine Begegnung mit Anna Seghers, der auf einen Vortrag zurückgeht, den der Verfasser im Rahmen der Geburtstagsfeier der Öffentlichen Bücherei - Anna Seghers - am 19. November 2000 in Mainz gehalten hat.
Es schließen sich BEITRÄGE ZU EINZELNEN WERKEN an. Dazu gehören die Aufsätze der Pariser Germanistin und Übersetzerin HÉLÈNE ROUSSEL (Jans ist nicht tot) über das jetzt erst von Anna Seghers Sohn, Pierre Radvanyi, aufgefundene und veröffentlichte Manuskript Jans muß sterben, des Leipziger Germanisten ALFRED KLEIN (Gottesverlust und Glaubensgewinn - Betrachtungen zu einem Grundmotiv im Roman "Die Rettung"), der Mainzer Germanistin SANDRA MARTINA SCHWAB (Mythische Motive in Anna Seghers' "Siebtem Kreuz") sowie ein zweiter Aufsatz ERWIN ROTERMUNDS, der einen bisher unbekannten Bericht aus dem KZ Sachsenhausen vorstellt, der die Vorgänge einer Flucht von sieben Häftlingen aus diesem KZ im No-vember 1936 beschreibt und sich dabei auch an die Errichtung von sieben Kreuzen erinnert, an die die Geflohenen nach ihrer Ergreifung gebunden wurden. Die umfangreiche Literatur zu Anna Seghers berühmten Roman Transit wird durch die Arbeit des Berliner Germanistik-Studenten MAIK MARTIN MÜLLER um eine neue, auf dem sprachtheoretischen Ansatz Michel Foucaults basierende Betrachtung ergänzt (Das Verschwinden des Erzählers hinter der Sprache - zu Anna Seghers' Roman "Transit"). Am Beispiel der späten Erzählung Überfahrt. Eine Liebesgeschichte (1971), die Sonja Hilzinger (Gedächtnis der Verluste. Spuren von Exilierung und Emigration im Werk von Anna Seghers) als eine "Geschichte vom Scheitern eines großen Entwurfs, in dem sich das Lebenskonzept und die Identität der Hauptfigur aufs engste mit der sozialistischen Idee verbunden hat" liest, zeigt die Verfasserin den Verlust des Glaubens an die sozialistische Idee bei Anna Seghers und ihr Bemühen um Selbst- und Welterkenntnis im Rahmen einer glaubwürdigen Künstlerexistenz auf.
UNERWARTETE NÄHE konstatieren SIGRID THIELKING und MONIKA MELCHERT in ihren Untersuchungen zum Verhältnis von Anna Seghers zu Bert Brecht (Charismatische Verführer - virtuelle Revolutionäre. ...) und zu Ilse Langner (Berührungen und Abstoßungen ...). Während SIGRID THIELKING bei der Untersuchung der unkonventionellen, anarchistischen Protagonisten im Figurenensemble des Frühwerks der beiden sonst so unterschiedlichen Autoren interessante Übereinstimmungen findet, stellt MONIKA MELCHERT im Vergleich der Lebenswege und des politischen und künstlerischen Selbstverständnisses überraschende Gemeinsamkeiten aber auch fundamentale Unterschiede bei beiden Autorinnen fest, die sie aber im Glauben an die Unzerstörbarkeit des Menschlichen vereint sieht.
In der Rubrik BEITRÄGE AUS SCHULE UND UNTERRICHT sind drei ganz unterschiedliche Texte vereint. Zunächst stellt die Leipziger Deutsch-Didaktikerin ANNEMARIE MIETH, verbunden mit einem Vergleich der DDR-Lehrpläne mit denen des heutigen Bundeslandes Sachsen und einer Befragung von Deutsch-Lehrerinnen und -lehrern an Leipziger Schulen, Erfahrungen vor, die sie beim Umgang mit Texten von Anna Seghers im Literaturunterricht heute mit Lehramtsstudierenden im Jubiläumsjahr gemacht hatte. Die beiden folgenden Beiträge stellen Schüler-Arbeiten vor. BARBARA PRINSEN-EGGERT, Lehrerin am Mainzer Frauenlob-Gymnasium, der ehemaligen "Höheren Töchterschule", die Netty Reiling besuchte, berichtet über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung des Versuches, mit Schülerinnen und Schülern einer zehnten Klasse das Leben der Autorin in einem Comic darzustellen. Das Ergebnis dieses Fächer verbindenden Unterrichts in Deutsch und Bildender Kunst, das den Jugendlichen einen ganz anderen, produktiven Zugang zu Leben und Werk der Schriftstellerin ermöglichte, ist auf 16 Farbtafeln zu begutachten. Unter der Leitung von MARION HÖCKER, Lehrerin an der Anna-Seghers-Oberschule in Berlin-Adlershof, haben Jugendliche, angeregt von Leben und Werk der Autorin, als ihren Beitrag zum 100. Geburtstag der Namensgeberin ihrer Schule, eigene Texte verfasst. Einige dieser Texte, die von realistischen Beschreibungen des Alltags bis in Phantasie- und Traumwelten reichen, stellen wir hier vor.
In der Abteilung ERINNERUNGEN UND BERICHTE lässt MARIANNE BERGER, langjährige Leiterin der Anna-Seghers-Gedenkstätte in Berlin-Adlershof, fünfzehn Jahre einer interessanten und erfolgreichen Arbeit Revue passieren, die zahlreichen Besuchern aus dem In- und Ausland die Schriftstellerin näher gebracht hat. Durch Lesungen, Vorträge und Begegnungen mit Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern ist die Gedenkstätte in ihrer Verantwortung zu einem anerkannten Ort literarischen Lebens in Berlin geworden und hat so viel zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit Leben und Werk von Anna Seghers beigetragen. GUDRUN FISCHER (Ausflug ins "Ländeken") berichtet über einen Ausflug nach Wiepersdorf, in jenes Künstler- und Schriftstellerheim, das seit den Tagen der Romantiker Achim von Arnim und Bettina Brentano "Zufluchtsort" vieler Literaten, bildender Künstler und Komponisten war, die hier - wie Anna Seghers - angenehme Arbeits- und Studienmöglichkeiten fanden.
Berichte über das Geburtstagsfest und weitere Aktivitäten der Mainzer Bibliotheken im Jubiläumsjahr (BARBARA KEIM-LEUSSLER/ADOLF WILD), über die Jahrestagung der Seghers-Gesellschaft im November 2000 und über ein Jugend-Seminar auf den Spuren von Anna Seghers (LISA WOLLE/MICHAEL RAHE) runden die Abteilung ab.
Aufgrund seiner historischen Bedeutung als versinnbildlichte "Heimkehr" der lange Jahre hier umstrittenen Autorin in ihre Heimatstadt Mainz haben wir der Eröffnungsveranstaltung der Jahrestagung im Mainzer Dom, an der über 1400 Menschen teilnahmen und die damit sicher zu den herausragenden Ereignissen des Seghers-Jahres gehörte, ein eigenes Kapitel gewidmet. Auf die in dieser außergewöhnlichen Veranstaltung, die nicht zuletzt auf den Wunsch der beiden Kinder von Anna Seghers hin zustande kam, symbolisierte Phase einer neuen auch in breiteren Bevölkerungskreisen unvoreingenommenen Seghers-Rezeption weist schon in seinem Grußwort PRÄLAT WALTER SEIDEL hin: "Und doch hat sich an Stelle mancher damaligen Unerbittlichkeit und Sprach- und Denkverweigerung nun die Atmosphäre doch erheblich verändert; und es hat sich eine behutsame Dialogbereitschaft, ja eine ehrerbietige Neugier und eine erwartungsvolle Offenheit eingestellt." Diesen Gedanken greift BARBARA PRINSEN-EGGERT, die Vorsitzende der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e.V., auf und lässt in ihrem Grußwort noch einmal dieses an schmerzlichen Erfahrungen reiche Leben Revue passieren. Am Ende steht auch in ihrer Ansprache der Mainzer Dom als Symbol der Rettung und der Zuflucht. Auch PETER KRAWIETZ, Kultur- und Schuldezernent der Stadt Mainz, stellt den Dom ins Zentrum seiner Ausführungen und bedankt sich insbesondere beim Domkapitel für die einmalige Chance, "den Dom als Schauplatz einer berühmten literarischen Szene erleben zu lassen, zum anderen [...] als einen Ort der Besinnung, des unaufgeregten und entspannten Nachdenkens, als einen Ort der Versöhnung, die sich von Parteinahme freimacht [...]". Höhepunkt des Abends ist die Lesung der so genannten "Dom-Szene" aus dem Siebten Kreuz, von der Mainzer Schauspielerin GABY REICHARDT einfühlsam gestaltet und musikalisch vom Domorganisten ALBERT SCHÖNBERGER und dem Panflötisten WILFRIED SPÄTH begleitet, ein in der spezifischen Atmosphäre des Handlungsortes sicherlich einmaliges Erlebnis. Einen kurzen Auszug aus diesem Text drucken wir hier noch einmal ab. Abgerundet wird dieser Teil durch ein aktuelles literarisches Porträt des Doms durch den Schriftsteller und ehemaligen Mainzer Stadtschreiber HANNS-JOSEF-ORTHEIL (Das Haus des Mainzer Doms).
Ein sehr persönlicher NACHRUF auf den am 19. Mai 2001 verstorbenen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Hans Mayer seines "Schülers" aus Leipziger Tagen FRIEDRICH ALBRECHT, Erinnerungen an Jorge Amado, den brasilianischen Schriftsteller, Zeitgenossen und Freund von Anna Seghers, der am 6. August im Alter von 88 Jahren starb, verfasst vom Berliner Romanisten und Amado-Biografen Erhard Engler sowie REZENSIONEN der Seghers-Biografien von Christiane Zehl Romero (SIGRID BOCK) und Sonja Hilzinger (GUSTAV SCHRÖDER), der ersten beiden Bände der neuen, von Helen Fehervary und Bernhard Spies herausgegebenen Seghers-Werkausgabe (RÜDIGER BERNHARDT) sowie der dreibändigen von Hans Berkessel und Hans-Georg Meyer herausgegebenen Reihe Die Zeit des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz (STEFAN SCHWÖBEL) und Kurzbiografien unserer Autorinnen und Autoren beschließen den Band.
Wir haben uns entschieden, die Texte des Jahrbuchs zurückhaltend an die neue Rechtschreibung anzupassen, um durch diese nun weithin verbindliche Schreibweise zur Verständlichkeit der Texte beizutragen.
Wir danken allen Autorinnen und Autoren, die durch ihre unentgeltlich zur Verfügung gestellten Beiträge, allen Verlagen, die durch die Genehmigung des kostenfreien Abdrucks von Texten, allen Sponsoren und sonstigen Personen und Institutionen, die zum Gelingen der Jahrestagung 2000 und dieses Jahrbuchs beigetragen haben. Unserer besonderer Dank gilt dem Berliner Aufbau-Verlag, der es durch seine Unter-stützung ermöglicht hat, dass unser Argonautenschiff auch im zehnten Jahr nach dem Stapellauf wieder auf Fahrt gehen konnte.
Mainz, im Juni 2001
für die Redaktion: Hans Berkessel