Kurze Sprachgeschichte Brandenburgs
- Das seit dem 6. Jahrhundert von slawischen Stämmen bewohnte
Gebiet zwischen Elbe und Oder steht nach einem teilweise gewaltsamen
Kolonisierungsprozeß in der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts endgültig unter den Einfluß deutscher
Fürsten. Auseinandersetzungen um die politische Herrschaft
zwischen dem Erzbistum Magdeburg, den Askaniern und den lokalen und
relativ unfriedlichen Adelsgeschlechtern prägen die politische
Geschichte der folgenden Jahrhunderte. Die sprachliche Situation ist
bestimmt durch die einheimischen slawischen Bewohner und durch aus
dem Westen eingewanderte Kolonisten (vor allem aus dem heutigen
Niedersachen, Westfalen, vom Niederrhein und den Niederlanden),
später dann vor allem in Südbrandenburg und Berlin durch
Einwanderer aus dem anhaltinischen und sächsisch-meißnischen
Raum. Ergebnis war ein im wesentlichen niederdeutsch geprägter
Sprachraum (Altmark, Prignitz, Ruppiner Land, Uckermark, Neumark,
Barnim, Lebus, Teltow, Zauche, Havelland, Fläming), während
im Land Sternberg und in der Niederlausitz, später auch in
Berlin ostmitteldeutscher Einfluß wirksam wurde.
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- Karte aus Materna/Ribbe 1995, 23
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Zwei markante Einschnitte prägen die Sprachgeschichte
Brandenburgs, nachdem die Landesherrschaft der Askanier, später
der Wittelsbacher etabliert war und die wichtigsten Städtegründungen
(Brandenburg, Spandau, Stendal, Prenzlau, Frankfurt/Oder, Perleberg
etc.) vollzogen waren. Seit dem 14. Jahrhundert beginnt in den
fürstlichen und städtischen Kanzleien die Umstellung von
der niederdeutschen zur hochdeutschen Schriftlichkeit. Dieser Prozeß
ist zunächst im Südosten (1. Hälfte 14. Jhd.) zu
beobachten und breitet sich dann nach Nordwesten aus (Anfang 16.
Jhd.). Die Brandenburger sind damit - soweit sie lesen oder gar
schreiben können - zwei- oder mehrsprachig. Sie sprechen ein
landschaftlich gebundenes Niederdeutsch (Märkisch), schreiben
aber Hochdeutsch. Der zweite, nicht minder dramatische Sprachwechsel
vollzieht sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts: Die bisher märkisch
sprechenden Landbewohner eignen sich zunehmend die Stadtsprache
Berlins - und nicht etwa ein standardnahes Hochdeutsch, wie in den
übrigen norddeutschen Regionen - als überregionale
Verkehrssprache an. Dieses Berlinische verdrängt schließlich
fast flächendeckend das Märkische, so daß es heute
nur noch in wenigen Gebieten in der Prignitz, Uckermark und im
Fläming von älteren Leuten in bestimmten Situationen
verwendet wird.
Genauere Angaben finden Sie unter den Stichworten Slawisch,
Niederdeutsch,
Hochdeutsch,
Berlinisch, Mundarten
und Umgangssprache.