TY - THES A1 - Melliger, Marc André T1 - Effects of exposing renewables to the market BT - Analysing the design of support policies and the coordination of their changes from investor, system, and policy perspectives in EU member states BT - Gestaltung und Koordinierung der Förderpolitik aus Investoren-, System- und Policysicht in EU-Mitgliedstaaten N2 - Electricity production contributes to a significant share of greenhouse gas emissions in Europe and is thus an important driver of climate change. To fulfil the Paris Agreement, the European Union (EU) needs a rapid transition to a fully decarbonised power production system. Presumably, such a system will be largely based on renewables. So far, many EU countries have supported a shift towards renewables such as solar and wind power using support schemes, but the economic and political context is changing. Renewables are now cheaper than ever before and have become cost-competitive with conventional technologies. Therefore, European policymakers are striving to better integrate renewables into a competitive market and to increase the cost-effectiveness of the expansion of renewables. The first step was to replace previous fixed-price schemes with competitive auctions. In a second step, these auctions have become more technology-open. Finally, some governments may phase out any support for renewables and fully expose them to the competitive power market. However, such policy changes may be at odds with the need to rapidly expand renewables and meet national targets due to market characteristics and investors’ risk perception. Without support, price risks are higher, and it may be difficult to meet an investor’s income expectations. Furthermore, policy changes across different countries could have unexpected effects if power markets are interconnected and investors able to shift their investments. Finally, in multi-technology auctions, technologies may dominate, which can be a risk for long-term power system reliability. Therefore, in my thesis, I explore the effects of phasing out support policies for renewables, of coordinating these phase-outs across countries, and of using multi-technology designs. I expand the public policy literature about investment behaviour and policy design as well as policy change and coordination, and I further develop an agent-based model. The main questions of my thesis are what the cost and deployment effects of gradually exposing renewables to market forces would be and how coordination between countries affects investors’ decisions and market prices.. In my three contributions to the academic literature, I use different methods and come to the following results. In the first contribution, I use a conjoint analysis and market simulation to evaluate the effects of phasing out support or reintroducing feed-in tariffs from the perspective of investors. I find that a phase-out leads to investment shifts, either to other still-supported technologies or to other countries that continue to offer support. I conclude that the coordination of policy changes avoids such shifts.. In the second contribution, I integrate the empirically-derived preferences from the first contribution in to an agent-based power system model of two countries to simulate the effects of ending auctions for renewables. I find that this slows the energy transition, and that cross-border effects are relevant. Consequently, continued support is necessary to meet the national renewables targets. In the third contribution, I analyse the outcome of past multi-technology auctions using descriptive statistics, regression analysis as well as case study comparisons. I find that the outcomes are skewed towards single technologies. This cannot be explained by individual design elements of the auctions, but rather results from context-specific and country-specific characteristics. Based on this, I discuss potential implications for long-term power system reliability. The main conclusions of my thesis are that a complete phase-out of renewables support would slow down the energy transition and thus jeopardize climate targets, and that multi-technology auctions may pose a risk for some countries, especially those that cannot regulate an unbalanced power plant portfolio in the long term. If policymakers decide to continue supporting renewables, they may consider adopting technology-specific auctions to better steer their portfolio. In contrast, if policymakers still want to phase out support, they should coordinate these policy changes with other countries. Otherwise, overall transition costs can be higher, because investment decisions shift to still-supported but more expensive technologies. N2 - Die Stromproduktion trägt zu einem bedeutenden Anteil der Treibhausgasemissionen in Europa bei und ist damit ein wichtiger Treiber des Klimawandels. Um das Pariser Abkommen zu erfüllen, muss die Europäische Union (EU) eine Wende hin zu einem vollständig treibhausgasneutralen Stromerzeugungssystem durchlaufen. Vermutlich wird ein solches System zu einem Grossteil auf erneuerbaren Energien beruhen. Obwohl viele EU-Länder die Umstellung auf erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie bisher durch Förderprogramme unterstützt haben, ändert sich der wirtschaftliche und politische Kontext. Erneuerbare Energien sind heute billiger als je zuvor und konkurrenzfähig gegenüber konventionellen Technologien. Daher sind Entscheidungsträger der europäischen Regierungen bestrebt, die erneuerbaren Energien besser in einen wettbewerbsfähigen Markt zu integrieren und die Kosteneffizienz des Ausbaus der erneuerbaren Energien zu erhöhen. In einem ersten Schritt wurden Festpreisvergütungen durch wettbewerbsorientierte Auktionen ersetzt. In einem zweiten Schritt wurden diese Auktionen technologieoffener gestaltet. Schließlich könnten einige Regierungen die Unterstützung für erneuerbare Energien beenden und diese vollständig dem wettbewerbsorientierten Strommarkt aussetzen. Solche Reformen könnten jedoch aufgrund von Marktmerkmalen und der Risikowahrnehmung von Investoren im Widerspruch zu der Notwendigkeit stehen, die erneuerbaren Energien rasch auszubauen, um die nationalen Ziele zu erreichen. Ohne Förderinstrumente steigen Preisrisiken und es könnte schwierig werden, die Einkommenserwartungen der Investoren zu erfüllen. Darüber hinaus könnten Reformen in verschiedenen Ländern unerwartete Auswirkungen haben, insbesondere wenn deren Strommärkte gekoppelt sind und die Investoren ihre Anlagen in andere Länder verlagern. Schließlich könnten technologieoffene Auktionen zu einer Dominanz einzelner Technologien führen, was ein Risiko für die langfristige Zuverlässigkeit des Stromsystems darstellen würde. In meiner Dissertation untersuche ich daher die Auswirkungen des Ausstiegs aus der Förderung erneuerbarer Energien und deren länderübergreifenden Koordinierung. Außerdem beleuchte ich die Resultate von Multitechnologie-Auktionen. Mit dieser Dissertation erweitere ich die wissenschaftliche Literatur über Investitionsverhalten und Policydesign sowie über Politikänderungen und -koordinierung und entwickle ein agentenbasiertes Modell weiter. Die Hauptforschungsfragen meiner Arbeit sind, wie sich die schrittweise Annäherung der erneuerbaren Energien hin zu Marktkräften auf die Kosten und deren Ausbau auswirken würde und wie die Koordinierung zwischen den Ländern die Entscheidungen der Investoren und die Marktpreise beeinflusst. In meinen drei wissenschaftlichen Artikeln verwende ich unterschiedliche Methoden und gelange zu den folgenden Ergebnissen. Im ersten Artikel wende ich eine Conjoint-Analyse an, um die Auswirkungen einer Beendigung der Förderung oder der Wiedereinführung von Einspeisevergütungen aus der Sicht der Investoren zu bewerten. Ich komme zu dem Ergebnis, dass ein Ende der Förderung zu Investitionsverlagerungen führt, entweder hin zu anderen, weiterhin geförderten Technologien oder in andere Länder, die weiterhin eine Förderung anbieten. Die Koordinierung dieser Politikänderungen kann eine solche Verlagerung jedoch verhindern. Im zweiten Artikel integriere ich die empirisch-erhobenen Präferenzen aus dem ersten Artikel in ein agentenbasiertes Energiesystemmodell für zwei Länder, um die Auswirkungen einer Abschaffung von Auktionen für erneuerbare Energien zu simulieren. Ich stelle fest, dass dies die Energiewende insgesamt verlangsamt und dass grenzübergreifende Effekte von Bedeutung sind. Es wäre eine kontinuierliche Förderung notwendig, um die nationalen Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren zu erreichen. Im dritten Artikel analysiere ich die Ergebnisse vergangener Multi-Technologie-Auktionen mittels deskriptiver Statistik, Regressionsanalysen sowie Fallstudienvergleichen. Ich stelle fest, dass die Resultate zugunsten einzelner Technologien ausfallen. Dies lässt sich nicht durch einzelne Designmerkmale der Auktionen erklären, sondern ist vielmehr auf kontext- und länderspezifische Merkmale zurückzuführen. Darauf aufbauend, diskutiere ich mögliche Auswirkungen auf die langfristige Zuverlässigkeit des Stromsystems. Die Hauptaussagen meiner Arbeit sind, dass ein vollständiges Auslaufen der Förderung der Erneuerbaren Energien die Energiewende verlangsamen und damit die Klimaziele gefährden würde, sowie, dass Multi-Technologie-Auktionen ein Risiko für einige Länder darstellen können, insbesondere für solche, die ein unausgewogenes Kraftwerksportfolio nicht regeln können. Wenn die politischen Entscheidungsträger beschließen, erneuerbare Energien weiterhin zu fördern, können sie die Einführung technologiespezifischer Auktionen in Betracht ziehen, um ihr Portfolio besser zu steuern. Falls sie hingegen die Förderung auslaufen lassen möchten, sollten sie diese Politikänderungen mit anderen Ländern koordinieren. Andernfalls können die Gesamtkosten der Energiewende insgesamt höher ausfallen, weil sich Investitionsentscheidungen auf weiterhin geförderte, aber teurere Technologien verlagern. T2 - Marktöffnung für erneuerbare Energien KW - Decarbonisation KW - Renewable Energy KW - Policy Changes KW - Investment Behavior KW - Market Dynamics KW - Dekarbonisierung KW - Erneuerbare Energie KW - Politikänderungen KW - Investitionsverhalten KW - Marktdynamik Y1 - 2024 ER - TY - THES A1 - Campos de Andrade, André Luiz T1 - Governing climate change in Brazil T1 - Steuerung des Klimawandels in Brasilien BT - a governance gap analysis of selected cases BT - eine Analyse von Governance-Lücken an ausgewählten Fällen N2 - Enacted in 2009, the National Policy on Climate Change (PNMC) is a milestone in the institutionalisation of climate action in Brazil. It sets greenhouse gas (GHG) emission reduction targets and a set of principles and directives that are intended to lay the foundations for a cross-sectoral and multilevel climate policy in the country. However, after more than a decade since its establishment, the PNMC has experienced several obstacles related to its governance, such as coordination, planning and implementation issues. All of these issues pose threats to the effectiveness of GHG mitigation actions in the country. By looking at the intragovernmental and intergovernmental relationships that have taken place during the lifetime of the PNMC and its sectoral plans on agriculture (the Sectoral Plan for Mitigation and Adaptation to Climate Change for the Consolidation of a Low-Carbon Economy in Agriculture [ABC Plan]), transport and urban mobility (the Sectoral Plan for Transportation and Urban Mobility for Mitigation and Adaption of Climate Change [PSTM]), this exploratory qualitative research investigates the Brazilian climate change governance guided by the following relevant questions: how are climate policy arrangements organised and coordinated among governmental actors to mitigate GHG emissions in Brazil? What might be the reasons behind how such arrangements are established? What are the predominant governance gaps of the different GHG mitigation actions examined? Why do these governance gaps occur? Theoretically grounded in the literature on multilevel governance and coordination of public policies, this study employs a novel analytical framework that aims to identify and discuss the occurrence of four types of governance gaps (i.e. politics, institutions and processes, resources and information) in the three GHG mitigation actions (cases) examined (i.e. the PNMC, ABC Plan and PSTM). The research results are twofold. First, they reveal that Brazil has struggled to organise and coordinate governmental actors from different policy constituencies and different levels of government in the implementation of the GHG mitigation actions examined. Moreover, climate policymaking has mostly been influenced by the Ministry of Environment (MMA) overlooking the multilevel and cross-sectoral approaches required for a country’s climate policy to mitigate and adapt to climate change, especially if it is considered an economy-wide Nationally Determined Contribution (NDC), as the Brazilian one is. Second, the study identifies a greater manifestation of gaps in politics (e.g. lack of political will in supporting climate action), institutions and processes (e.g. failures in the design of institutions and policy instruments, coordination and monitoring flaws, and difficulties in building climate federalism) in all cases studied. It also identifies that there have been important advances in the production of data and information for decision-making and, to a lesser extent, in the allocation of technical and financial resources in the cases studied; however, it is necessary to highlight the limitation of these improvements due to turf wars, a low willingness to share information among federal government players, a reduced volume of financial resources and an unequal distribution of capacities among the federal ministries and among the three levels of government. A relevant finding is that these gaps tend to be explained by a combination of general and sectoral set aspects. Regarding the general aspects, which are common to all cases examined, the following can be mentioned: i) unbalanced policy capabilities existing among the different levels of government, ii) a limited (bureaucratic) practice to produce a positive coordination mode within cross-sectoral policies, iii) the socioeconomic inequalities that affect the way different governments and economic sectors perceive the climate issue (selective perception) and iv) the reduced dialogue between national and subnational governments on the climate agenda (poor climate federalism). The following sectoral aspects can be mentioned: i) the presence of path dependencies that make the adoption of transformative actions harder and ii) the absence of perceived co-benefits that the climate agenda can bring to each economic sector (e.g. reputational gains, climate protection and access to climate financial markets). By addressing the theoretical and practical implications of the results, this research provides key insights to tackle the governance gaps identified and to help Brazil pave the way to achieving its NDCs and net-zero targets. At the theoretical level, this research and the current country’s GHG emissions profile suggest that the Brazilian climate policy is embedded in a cross-sectoral and multilevel arena, which requires the effective involvement of different levels of political and bureaucratic powers and the consideration of the country’s socioeconomic differences. Thus, the research argues that future improvements of the Brazilian climate policy and its governance setting must frame climate policy as an economic development agenda, the ramifications of which go beyond the environmental sector. An initial consequence of this new perspective may be a shift in the political and technical leadership from the MMA to the institutions of the centre of government (Executive Office of the President of Brazil) and those in charge of the country’s economic policy (Ministry of Economy). This change could provide greater capacity for coordination, integration and enforcement as well as for addressing certain expected gaps (e.g. financial and technical resources). It could also lead to greater political prioritisation of the agenda at the highest levels of government. Moreover, this shift of the institutional locus could contribute to greater harmonisation between domestic development priorities and international climate politics. Finally, the research also suggests that this approach would reduce bureaucratic elitism currently in place due to climate policy being managed by Brazilian governmental institutions, which is still a theme of a few ministries and a reason for the occurrence of turf wars. N2 - Das 2009 verabschiedete nationale Klimagesetz (PNMC) war ein Meilenstein für die Institutionalisierung von Klimaschutzmaßnahmen in Brasilien. Es legt die Ziele für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen (THG) sowie eine Reihe von Grundsätzen und Richtlinien fest, die die Grundlage für eine sektorübergreifende und mehrstufige Klimapolitik im Land bilden. Mehr als ein Jahrzehnt nach seiner in Kraftsetzung stößt das PNMC jedoch auf verschiedene Hindernisse in Zusammenhang mit seiner Ausführung, wie z. B. die Koordination, Planung und Umsetzung. All diese Probleme gefährden fortwährend die Wirksamkeit der Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen im Land. Durch die Untersuchung der inner- und zwischenstaatlichen Beziehungen, die seit des Bestehens des PNMC und den damit einhergehenden Sektorplänen für Landwirtschaft (Sektorplan zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel für die Konsolidierung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in der Landwirtschaft - ABC-Plan)und für Verkehr und urbane Mobilität (Sektorplan für den Verkehr und die urbane Mobilität zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel - PSTM) , untersucht die vorliegende explorative qualitative Forschung die Governance der brasilianischen Klimapolitik anhand der folgenden relevanten Fragestellungen: Wie sind die klimapolitischen Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen in Brasilien organisiert und zwischen den staatlichen Akteuren koordiniert? Was könnten die Gründe für die Art und Weise der gewählten Organisationsform sein? Was sind die vorherrschenden Governance-Lücken bei den untersuchten THG-Minderungsmaßnahmen? Was sind die Gründe für die Entstehung dieser Lücken? Auf der theoretischen Grundlage der Literatur über Multi-Level-Governance und über die Koordinierung öffentlicher Maßnahmen wird in dieser Studie ein neuartiger analytischer Rahmen verwendet, der darauf abzielt, das Auftreten von vier Arten von Governance-Lücken (Politik, Institutionen & Prozesse, Ressourcen und Informationen) in den drei untersuchten THG-Minderungsmaßnahmenbündeln (PNMC, ABC-Plan und PSTM) zu identifizieren und zu diskutieren. Dabei konnten im Ergebnis zwei wesentliche Governance-Lücken identifiziert werden. Erstens zeigt die Studie, dass sich Brasilien schwer tut, Regierungsakteure aus verschiedenen Politikbereichen und von verschiedenen Regierungsebenen zu organisieren und zu koordinieren, um die betrachteten THG-Minderungsmaßnahmen umzusetzen. Gleichzeitig wird die Klimapolitik hauptsächlich vom Umweltministerium (MMA) gestaltet, das die für eine Klimapolitik erforderlichen Mehrebenen- und sektorübergreifenden Ansätze zur Minderung und Anpassung s Landes an den Klimawandel vernachlässigt, insbesondere da es sich - wie in Brasilien - um einen wirtschaftübergreifendes (economy wide), national festgelegten Beitrag (NDC) handelt. Zweitens stellt die Studie fest, dass sich in allen untersuchten Fällen immer größer werdende Lücken in der Politik (z. B. mangelnder politischer Wille zur Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen), in den Institutionen und Prozessen (z. B. Versäumnisse beim Design von Institutionen und politischen Instrumenten; Koordinierungs- und Überwachungsmängel; Schwierigkeiten beim Aufbau eines „Klimaföderalismus“) zu beobachten sind. Gleichwohl zeigen die Erkenntnisse aus den untersuchten Fällen, dass es auch wichtige Fortschritte bei der Erhebung von Daten und Informationen für eine Entscheidungsfindung und - in geringerem Maße - bei der Zuweisung technischer und finanzieller Ressourcen gegeben hat. Dennoch ist es notwendig, die Begrenztheit dieser Verbesserungen zu benennen, die auf Kompetenzstreitigkeiten, eine geringe Bereitschaft zum Informationsaustausch zwischen den Akteuren der Bundesregierung, ein geringes Volumen an finanziellen Ressourcen und eine ungleiche Verteilung der Personalkapazitäten zwischen den Bundesministerien und zwischen den drei Regierungsebenen zurückzuführen sind. Eine wesentliche Erkenntnis der vorliegenden Arbeit ist, dass die zuvor beschriebenen Lücken vorwiegend durch eine Kombination von allgemeinen und sektoralen Aspekten zu erklären sind. Zu den allgemeinen Aspekten, die in allen untersuchten Fällen identifiziert wurden, gehören: i) unausgewogene politische Kapazitäten zwischen den verschiedenen Regierungsebenen; ii) eine mangelnde Verwaltungspraxis zur Schaffung eines positiven Koordinationsmodus innerhalb sektorübergreifender Politiken; iii) die sozioökonomischen Ungleichheiten, die sich auf die Art und Weise auswirken, wie verschiedene Regierungen und Wirtschaftssektoren das Klimaproblem wahrnehmen (selektive Wahrnehmung); iv) der eingeschränkte Dialog zwischen nationalen und subnationalen Regierungsebenen über die Klimaagenda (schwacher „Klimaföderalismus“). Als sektorale Aspekte können genannt werden: i) das Vorhandensein von Pfadabhängigkeiten, die die Befürwortung von transformativen Maßnahmen erschweren; und ii) der (unzureichend) wahrgenommene Zusatznutzen, den die Klimaagenda jedem Wirtschaftssektor bringen kann (z. B. Reputationsgewinn, Klimaschutz, Zugang zu Klima-Finanzmärkten). Indem die Forschungsarbeit die theoretischen und praktischen Implikationen der Ergebnisse anspricht, liefert sie wichtige Erkenntnisse, um die identifizierten Governance-Lücken zu schließen und Brasilien dabei zu helfen, den Weg zur Erreichung seiner NDCs und Netto-Null-Ziele zu gestalten. Auf theoretischer Ebene und vor dem Hintergrund des aktuellen Treibhausgasemissionsprofils des Landes empfiehlt die vorliegende Arbeit, dass die brasilianische Klimapolitik als eine sektorübergreifende und vielschichtige politische Agenda implementiert wird, die eine effektive Beteiligung verschiedener politischer und Verwaltungs- Ebenen sowie eine Berücksichtigung der sozioökonomischen Unterschiede des Landes erfordert. Daher argumentiert die Studie, dass künftige Verbesserungen der brasilianischen Klimapolitik und ihrer Rahmenbedingungen, die Klimapolitik als eine wirtschaftliche Entwicklungsagenda verstehen müssen, deren Auswirkungen über den Umweltsektor hinausgehen. Eine erste Konsequenz dieser neuen Perspektive ist eine Verlagerung der politischen und technischen Führung vom MMA zu den Institutionen des Regierungszentrums (Casa Civil) und der Wirtschaftspolitik des Landes (Wirtschaftsministerium). Dieser Wechsel könnte größere Kapazitäten für die Koordinierung, Integration und den Vollzug, sowie für die Schließung bestimmter erwarteter Lücken (z. B. finanzielle und technische Ressourcen) schaffen. Sie könnte auch zu einer stärkeren politischen Priorisierung der Agenda auf den höchsten Regierungsebenen führen. Außerdem könnte diese Veränderung der institutionellen Verankerung zu einer stärkeren Harmonisierung zwischen den nationalen Entwicklungsprioritäten und der internationalen Klimapolitik beitragen. Schließlich deutet die Untersuchung auch darauf hin, dass dieser Ansatz die bisherige verwaltungstechnische Zentralisierung reduzieren würde, da die Umsetzung der Klimapolitik in den brasilianischen Regierungsinstitutionen immer noch ein Thema einiger weniger Ministerien ist und mit Ressortstreitigkeiten einhergeht. KW - climate governance KW - climate policy KW - Brazil KW - climate change KW - Brasilien KW - Klimawandel KW - Klimagovernance KW - Klimapolitik Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-587336 ER - TY - THES A1 - Elsässer, Joshua Philipp T1 - United Nations beyond the state? Interactions of intergovernmental treaty secretariats in global environmental governance N2 - Within the context of United Nations (UN) environmental institutions, it has become apparent that intergovernmental responses alone have been insufficient for dealing with pressing transboundary environmental problems. Diverging economic and political interests, as well as broader changes in power dynamics and norms within global (environmental) governance, have resulted in negotiation and implementation efforts by UN member states becoming stuck in institutional gridlock and inertia. These developments have sparked a renewed debate among scholars and practitioners about an imminent crisis of multilateralism, accompanied by calls for reforming UN environmental institutions. However, with the rise of transnational actors and institutions, states are not the only relevant actors in global environmental governance. In fact, the fragmented architectures of different policy domains are populated by a hybrid mix of state and non-state actors, as well as intergovernmental and transnational institutions. Therefore, coping with the complex challenges posed by severe and ecologically interdependent transboundary environmental problems requires global cooperation and careful management from actors beyond national governments. This thesis investigates the interactions of three intergovernmental UN treaty secretariats in global environmental governance. These are the secretariats of the United Nations Framework Convention on Climate Change, the Convention on Biological Diversity, and the United Nations Convention to Combat Desertification. While previous research has acknowledged the increasing autonomy and influence of treaty secretariats in global policy-making, little attention has been paid to their strategic interactions with non-state actors, such as non-governmental organizations, civil society actors, businesses, and transnational institutions and networks, or their coordination with other UN agencies. Through qualitative case-study research, this thesis explores the means and mechanisms of these interactions and investigates their consequences for enhancing the effectiveness and coherence of institutional responses to underlying and interdependent environmental issues. Following a new institutionalist ontology, the conceptual and theoretical framework of this study draws on global governance research, regime theory, and scholarship on international bureaucracies. From an actor-centered perspective on institutional interplay, the thesis employs concepts such as orchestration and interplay management to assess the interactions of and among treaty secretariats. The research methodology involves structured, focused comparison, and process-tracing techniques to analyze empirical data from diverse sources, including official documents, various secondary materials, semi-structured interviews with secretariat staff and policymakers, and observations at intergovernmental conferences. The main findings of this research demonstrate that secretariats employ tailored orchestration styles to manage or bypass national governments, thereby raising global ambition levels for addressing transboundary environmental problems. Additionally, they engage in joint interplay management to facilitate information sharing, strategize activities, and mobilize relevant actors, thereby improving coherence across UN environmental institutions. Treaty secretariats play a substantial role in influencing discourses and knowledge exchange with a wide range of actors. However, they face barriers, such as limited resources, mandates, varying leadership priorities, and degrees of politicization within institutional processes, which may hinder their impact. Nevertheless, the secretariats, together with non-state actors, have made progress in advancing norm-building processes, integrated policy-making, capacity building, and implementation efforts within and across framework conventions. Moreover, they utilize innovative means of coordination with actors beyond national governments, such as data-driven governance, to provide policy-relevant information for achieving overarching governance targets. Importantly, this research highlights the growing interactions between treaty secretariats and non-state actors, which not only shape policy outcomes but also have broader implications for the polity and politics of international institutions. The findings offer opportunities for rethinking collective agency and actor dynamics within UN entities, addressing gaps in institutionalist theory concerning the interaction of actors in inter-institutional spaces. Furthermore, the study addresses emerging challenges and trends in global environmental governance that are pertinent to future policy-making. These include reflections for the debate on reforming international institutions, the role of emerging powers in a changing international world order, and the convergence of public and private authority through new alliance-building and a division of labor between international bureaucracies and non-state actors in global environmental governance. N2 - Im Kontext internationaler Umweltinstitutionen unter den Vereinten Nationen (VN) ist deutlich geworden, dass allein zwischenstaatliche Verhandlungen für den Umgang mit dringenden grenzüberschreitenden Umweltproblemen unzureichend sind. Unterschiedliche wirtschaftliche und politische Interessen sowie umfassende Veränderungen in den Macht- und Normendynamiken der globalen (Umwelt-)Governance haben dazu geführt, dass die Verhandlungs- und Umsetzungsbemühungen der VN-Mitgliedstaaten häufig von institutionellen Blockaden und Trägheit geprägt sind. Diese Situation hat erneute Debatten unter Wissenschaftlern und Praktikern über die Krise des Multilateralismus ausgelöst, begleitet von Forderungen nach Reformen von VN-Umweltinstitutionen. Mit einem signifikanten Anstieg transnationaler Akteure und Institutionen sind jedoch nicht nur Staaten relevante Akteure in der globalen Umweltgovernance. Tatsächlich sind die Architekturen verschiedener Politikbereiche durch eine hochfragmentierte und hybride Mischung aus staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren sowie zwischenstaatlichen und transnationalen Institutionen gekennzeichnet. Daher erfordert der Umgang mit den komplexen Herausforderungen grenzüberschreitender Umweltprobleme eine globale Zusammenarbeit und sorgfältiges Management auch durch Akteure jenseits nationaler Regierungen. Diese Arbeit untersucht die Interaktionen von drei intergouvernementaler VN-Vertragssekretariaten in der globalen Umweltgovernance. Dabei handelt es sich um die Vertragssekretariate der Klimarahmenkonvention, der Biodiversitätskonvention und der Wüstenkonvention im Rahmen der VN. Obwohl frühere Forschungen die zunehmende Autonomie, Handlungsfähigkeit und den Einfluss von Vertragssekretariaten in bestimmten Teilbereichen der internationalen Umweltpolitik anerkannt haben, wurde ihren strategischen Interaktionen mit nichtstaatlichen Akteuren wie Nichtregierungsorganisationen, zivilgesellschaftlichen Akteuren, Unternehmen und transnationalen Institutionen und Netzwerken sowie ihrer Koordination mit anderen VN-Sekretariaten bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Durch qualitative Fallstudien untersucht diese Arbeit die Mittel und Mechanismen dieser Interaktionen und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Verbesserung der Effektivität und Kohärenz internationaler Institutionen hinsichtlich zugrunde liegender, interdependenter Umweltprobleme. Basierend auf einer (neo)institutionalistischen Ontologie stützt sich der konzeptionelle und theoretische Rahmen dieser Dissertation auf Forschung zur globalen Governance, der Regimetheorie und Studien zu internationalen Bürokratien. Aus einer akteurszentrierten Perspektive auf das Zusammenspiel internationaler Institutionen verwendet die Arbeit dabei Konzepte wie Orchestrierung und Interplay-Management, um die Interaktionen von und zwischen Vertragssekretariaten genauer zu erforschen. Die Untersuchungsmethodik umfasst sowohl Techniken der vergleichenden Analyse als auch Prozessanalyse, mittels derer empirische Daten aus verschiedenen Quellen, einschließlich offizieller Dokumente, verschiedener Sekundärmaterialien, semistrukturierter Interviews mit Sekretariatsmitarbeitern und politischen Entscheidungsträgern sowie Beobachtungen auf zwischenstaatlichen Konferenzen, ausgewertet wurden. Die Ergebnisse dieser Forschung zeigen, dass Vertragssekretariate spezifische Orchestrierungsstile verwenden, um Regierungshandeln in internationalen Institutionen zu lenken (oder zu umgehen) und folglich globale Ambitionen bezüglich des Umgangs mit grenzüberschreitenden Umweltproblemen zu erhöhen. Darüber hinaus betreiben Vertragssekretariate untereinander ein gemeinsames Interplay-Management, das den Austausch von Informationen, die strategische Planung von Aktivitäten und die gezielte Mobilisierung relevanter Akteure umfasst, um die Kohärenz zwischen VN-Umweltabkommen zu verbessern. Vertragssekretariate spielen eine bedeutende Rolle bei der Beeinflussung von Diskursen und dem Austausch von Wissen mit einer Vielzahl von Akteuren. Gerade durch das Zusammenspiel mit nichtstaatlichen Akteuren prägen sie Normbildungsprozesse, wirken bei der Gestaltung hin zu integrierten Politiken mit oder nehmen eine unterstützende Funktion beim Kapazitätsaufbau und den Umsetzungsbemühungen innerhalb und zwischen Rahmenübereinkommen ein. Darüber hinaus nutzen sie innovative Koordinationsmechanismen mit Akteuren jenseits nationaler Regierungen, wie beispielsweise die Generierung, Nutzung und Verbreitung von Daten, um politikrelevante Informationen für die Implementierung übergeordneter Governance-Ziele bereitzustellen. Allerdings stehen sie in ihren Interaktionen auch vor Hindernissen, wie beispielsweise dem Umgang mit begrenzten Ressourcen und Mandaten, unterschiedlichen Prioritäten der Exekutivkräfte und unterschiedlichen Politisierungsgraden von Umweltproblemen innerhalb internationaler Institutionen, die den Einfluss von Sekretariaten beeinträchtigen können. Bedeutsam ist, dass die zunehmende Verflechtung zwischen Sekretariaten und nichtstaatlichen Akteuren nicht nur auf politische Inhalte (Policy) wirkt, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die Strukturen (Polity) und Prozesse (Politics) internationaler Institutionen hat. Die Ergebnisse regen dazu an, über kollektive Handlungsfähigkeit und Akteursdynamiken innerhalb von VN-Entitäten nachzudenken und Lücken in der neo-institutionalistischen Theorie hinsichtlich der Interaktion von Akteuren in interinstitutionellen Räumen zu schließen. Darüber hinaus thematisiert die Studie Trends und Herausforderungen in der globalen Umweltgovernance, die für zukünftige Politikgestaltung relevant sein können. Dazu gehören Reflexionen über die Reform-Debatte internationaler Institutionen, die Rolle aufstrebender Mächte in einer sich verändernden internationalen Weltordnung sowie die Konvergenz öffentlicher und privater Autorität durch neue Allianzen zwischen internationalen Bürokratien und nichtstaatlichen Akteuren in der globalen Umweltgovernance. KW - international relations KW - global environmental politics KW - internationale Beziehungen KW - globale Umweltpolitik Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-621651 ER - TY - THES A1 - Ellenbeck, Saskia T1 - Zwischen Modellierung und Stakeholderbeteiligung - Wissensproduktion in der Energiewendeforschung N2 - Die Dekarbonisierung des Energiesystems ist Teil der international im Rahmen des Pariser Klimaabkommens beschlossenen CO2-Minderungsstrategie zur Bekämpfung des Klimawandels. Nach den Verhandlungen und Beschlüssen der Klimaziele stehen politische Entscheider weltweit nun vor der Frage, wie sie diese erreichen können. Dies produziert eine hohe politische Nachfrage nach Wissen um die direkten und indirekten Effekte verschiedener Instrumente und potentiellen Entwicklungspfade einer Energiewende. Dieser gesellschaftliche Bedarf an wissenschaftlichen Antworten zu Lösungsoptionen wurde im Rahmen einer Klimafolgenforschung, genauer einer Klimapolitikfolgenforschung, aufgenommen. Der relativ neue Zweig einer Energiewendeforschung hat sich weltweit entwickelt, steht dabei allerdings vor der doppelten Herausforderung: Erstens befindet sich das Objekt der Forschung nicht im luftleeren Raum, sondern innerhalb ökonomischer, sozialer und politischer Zusammenhänge, hier gesellschaftliche Einbettung genannt. Denn die Frage, wie die Energiewende erreicht werden kann, wird auch außerhalb der Wissenschaft debattiert und stellt damit ein Aushandlungsfeld unterschiedlicher Interessen und Narrative dar. Zweitens befindet sich das zu untersuchende Objekt in der Zukunft, hier unter dem Terminus des strukturellen Nicht-Wissens zusammengefasst. Diese beiden Bedingungen führen dazu, dass konventionelle Methoden der empirischen Sozialforschung nicht greifen und eine Öffnung und Transformation der Wissenschaft in Hinblick auf neue Methoden vonnöten ist (Nowotny 2001, Ravetz 2006, Schneidewind 2013). In dieser Arbeit untersuche ich zwei Möglichkeiten, wie mit der Herausforderung, Wissen unter der Bedingung des strukturellen Nicht-Wissens und der gesellschaftlichen Einbettung zu produzieren, in der Energiewendeforschung umgegangen wird. Einerseits wird dies durch die Einbeziehung von Stakeholdern, also nicht-wissenschaftlicher Akteure, in den Forschungsprozess getan. Andererseits ist die Nutzung von komplexen ökonometrischen Modellen zur Berechnung von Implikationen und energiewirtschaftlichen Entwicklungspfaden zu einem zentralen Mittel der Wissensgenerierung in der Energiewendeforschung avanciert. Damit wird der als Problem verstandenen strukturellen Bedingung des Nicht-Wissens insofern begegnet, als dass die Ergebnisse von Stakeholder-Involvement und von Modellierungsarbeiten zweifelsohne neues Wissen zur Verfügung stellen. Uneinigkeit besteht jedoch darin, worüber dieses Wissen etwas aussagt: Sind es Interessen oder legitime Perspektiven, die Stakeholder in den Forschungsprozess einbringen und sind Modelle vereinfachte Darstellungen der Welt oder sind sie Ausdruck der Vorstellung des Modellierers? KW - Wissenssoziologie KW - Modellierung KW - Energiesysteme KW - Stakeholder Y1 - 2023 ER - TY - THES A1 - Mstoiani, Khatuna T1 - Diese Worte sollst du deinen Kindern einschärfen BT - Biographische Perspektiven und Erfahrungen auf dem Bildungweg junger russischsprachiger Jüdinnen und Juden in Deutschland N2 - In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf jungen russischsprachigen Jüdinnen und Juden, deren Eltern in den 90er Jahren des 20 Jahrhunderts nach Deutschland eingewandert sind. Im Rahmen dieser Studie wird der Bildungsweg dieser MigrantInnengruppe und deren Erfahrungen in Deutschland aus der biographischen Perspektive nachvollzogen. Der Fokus wird insbesondere auf die biographischen Lebenserfahrungen gelegt, d.h. die allgemeinen Lebensumstände, Hürden und Schwierigkeiten, die die jungen russischsprachigen Jüdinnen und Juden in Deutschland überwinden mussten, um auf ihrem Bildungsweg an ihr Ziel zu kommen. Des Weiteren werden die Rolle des sozialen Umfelds auf die Auswahl ihres Bildungsweges sowie ihre Zugehörigkeit und ihr Beitrag zur deutschen Gesellschaft beleuchtet. Ein weiteres Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf den gesellschaftlichen, politischen und familiären Rahmenbedingungen, die den BiographInnen den Zugang zum Bildungsweg ermöglichten. Die in der Arbeit formulierten Forschungsfragen wurden mithilfe der interpretativen Sozialforschung, genauer, der fallrekonstruktiven Auswertung nach Gabriele Rosenthal beantwortet. Über den biographischen Verlauf der Lebensgeschichte der jungen russischsprachigen Jüdinnen und Juden wurde deutlich, dass die BiographInnen in die säkulare Gesellschaft gehen müssen, um ihren Bildungsweg erfolgreich zu gestalten. Dort erfahren sie einen sehr starken Antisemitismus und sind diesem schutzlos ausgeliefert. Bei allen drei Interviewten wurde diese Erfahrung in der Schule gemacht, an einem Ort, an dem sie Schutz erfahren sollten. Diesen Anfeindungen begegneten sie auf unterschiedliche Weise und sie entwickelten verschiedene Handlungsstrategien. Einige BiographInnen setzen sich auf der intellektuellen Ebene bewusst damit auseinander, andere wiederum versuchen, nicht hinzuschauen und es zu ignorieren. Des Weiteren wurde als Resultat der Untersuchung in einigen Fällen ein übereinstimmendes, in anderen ein nicht übereinstimmendes Passungsverhältnis zwischen elterlichen Vorstellungen und den Bildungswegen der jungen russischsprachigen Jüdinnen und Juden gefunden. KW - Bildung KW - Antisemitismus KW - Identität KW - Gender KW - Juden Y1 - 2023 SN - 978-3-7575-0635-3 PB - epubli CY - Berlin ER - TY - THES A1 - Teitscheid, Jana T1 - Information and communication technologies usage and the effects on the human mind N2 - The digitization has permeated almost all aspects of an individual’s life. In the work context as well as in the private sphere, one readily encounters and relies on Information and Communication Technologies (ICTs), such as Social Networking Sites (SNS), smartphones and so forth. By communicating with as well as obtaining information via such technologies, ICTs engage one’s mind as interaction happens. This interaction of ICTs and the human mind form the focal topic of this thesis. Within this thesis, the human mind is represented on behalf of a facilitated model comprising a perceptual, a cognitive and a motor subsystem. ICTs represent an external stimulus, which triggers the human mind's perceptual subsystem, the cognitive subsystem and eventually leads to a motoric response via the motor subsystem. The external stimulus causing this event chain is within this thesis an ICT. The digital environment and related ICTs are high attention environments offering large and easily accessible amounts of information. Not surprisingly, issues may arise, when the human mind deals with ICTs. Thus, the interplay between ICTs and the human mind entails downsides. This thesis investigates these downsides and in addition the ICT-based factors that cause these downsides. More specifically, the thesis investigates these two aspects as research questions in the context of SNSs as well as other ICTs (such as smartphones, e-learning etc.). Addressing the research questions, 8 articles are submitted within this thesis which address the topic with different methodologies, including quantitative, qualitative, mixed methods as well as systematic literature reviews. Article 1 investigates factors that lead to SNS fatigue and discontinuance intentions in a mixed-methods design. Article 2 explores if certain factors encountered on a newsfeed hamper sensemaking. Article 3 proposes a study design to explore the link between disorderly perceptions of a SNSs newsfeed and gender stereotype activations. Article 4 considers the interplay between users and algorithms via the newsfeed interface and the implications for relevance perceptions. Article 5 explores information acquisition, hampering factors and verification strategies of social media users. Article 6 systematically reviews addiction scales of various ICTs. Article 7 investigates click behavior in e-learning contexts and how this is linked to cultural and personality traits. Finally, article 8 offers a comprehensive overview of the antecedents and consequences of children’s smartphone usage. Within the specific context of SNSs, the thesis suggests that the cognitive tolls imposed on users’ minds cause adverse effects, such as impaired sensemaking, fatigue, stereotype activation as well as intentions to discontinue the service. Other ICTs lead to addiction, and i.e., smartphones evidence to cause cognitive impairments in children. Factors on the ICT side that promote these adverse effects are linked to specific features, such as the newsfeed for SNSs and entail overload or perceptions of disorder. The thesis adds theoretically to the understanding of downsides that arise from the interplay between human minds and ICTs. Especially, the context of SNSs is spotlighted and insights add to the growing body of literature on experiences and perceptions. For instance, one study’s result suggests that considering information organization is as important as merely decreasing overload perceptions from the users in countering adverse effects of SNS usage. Practically, the thesis emphasizes the importance of mindful interaction with ICTs. Future research is welcome to build on the exploratory investigations and may draw an even more holistic picture to enhance the interaction between ICTs and the human mind. N2 - Die Digitalisierung hat fast alle Aspekte unseres Lebens durchdrungen. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext sind wir auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wie soziale Netzwerke (SNS), Smartphones usw. angewiesen. Während wir mittels solcher Technologien kommunizieren, Informationen erhalten und interagieren, beansprucht die IKT unseren Verstand. Diese Interaktion zwischen den Informationstechnologien und dem menschlichen Verstand als auch deren Auswirkungen ist dabei das zentrale Thema dieser Dissertation. Der menschliche Verstand wird dabei anhand eines vereinfachten Modells dargestellt, das ein wahrnehmendes, ein kognitives und ein motorisches Teilsystem umfasst. Informations- und Kommunikationstechnologien stellen einen externen Stimulus dar, der die Wahrnehmung des Verstandes und das kognitive Teilsystem anspricht und schließlich über das motorische Teilsystem zu einer motorischen Reaktion führt. Der externe Stimulus, der diese Ereigniskette auslöst, ist hier als Informations- und Kommunikationstechnologie dargestellt. Die digitale Umgebung und die damit verbundenen Informations- und Kommunikationstechnologien verlangen schon wegen des hohen Volumens der leicht zugänglichen Informationen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Die in diesem Zusammenhang möglicherweise auftretenden Probleme sobald der menschliche Verstand mit IKT interagiert, überraschen insofern nicht. Die Wechselwirkung zwischen den IKT und dem menschlichen Verstand kann sich somit zu einem Nachteil auswirken. Die vorliegende Arbeit untersucht dieses Phänomen und darüber hinaus die IKT-gestützten Faktoren, die diese Nachteile begünstigen. Genauer gesagt stehen diese Untersuchungen im Kontext von SNS sowie anderen IKT (wie Smartphones, E-Learning usw.). Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden in dieser Arbeit 8 Artikel vorgelegt, die das Thema mit unterschiedlichen Methoden beleuchten, darunter quantitative, qualitative und gemischte Methoden sowie systematische Literaturübersichten. Artikel 1 untersucht die Faktoren, die zur Ermüdung durch Nutzung von SNS und zu Abbruchabsichten führen, in einem Mixed-Methods-Design. Artikel 2 geht der Frage nach, ob bestimmte Faktoren, auf die man in einer Newsfeed stößt, die Sinnfindung behindern. Artikel 3 schlägt ein Studiendesign vor, um den Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Unordnung auf den Newsfeeds einer SNS und der Aktivierung von Geschlechterstereotypen zu untersuchen. Artikel 4 betrachtet das Zusammenspiel zwischen Nutzern und Algorithmen über die Newsfeed-Schnittstelle und die Auswirkungen auf deren Relevanzwahrnehmung. Artikel 5 untersucht die Informationsbeschaffung, hemmende Faktoren und Überprüfungsstrategien von Nutzern sozialer Medien. Artikel 6 gibt einen systematischen Überblick über Suchtskalen verschiedener Informations- und Kommunikationstechnologien. Artikel 7 untersucht das Klickverhalten in E-Learning-Kontexten und wie dieses mit kulturellen Ausprägungen und Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängt. Schließlich bietet der Artikel einen umfassenden Überblick über die begünstigenden Faktoren und Folgen der Smartphone-Nutzung von Kindern. Im spezifischen Kontext von SNSs legt die These nahe, dass die kognitiven Belastungen, die den Nutzern auferlegt werden, negative Auswirkungen haben, wie z.B. eine beeinträchtigte Sinnfindung, Müdigkeit, die Aktivierung von Stereotypen sowie die Absicht, den Service nicht weiter zu nutzen. Andere IKT führen zur Abhängigkeit, und z.B. Smartphones verursachen nachweislich kognitive Beeinträchtigungen bei Kindern. IKT-seitige Faktoren, die diese negativen Auswirkungen begünstigen, sind mit spezifischen Merkmalen verbunden, wie z.B. dem Newsfeed der SNS und machen sich durch Überlastung oder wahrgenommener Unordnung bemerkbar. Die Dissertation trägt theoretisch zum Verständnis der aufgezeigten Nachteile bei, die sich aus dem Zusammenspiel zwischen dem menschlichen Verstand und den IKT ergeben. Insbesondere wird der Kontext der SNS beleuchtet, und die Erkenntnisse ergänzen die sich erweiternde Literatur über Erfahrungen und Wahrnehmungen. In der Praxis unterstreicht die Arbeit die Bedeutung eines achtsamen Umgangs mit IKT. Ich begrüße zukünftige Forschung, die auf den explorativen Untersuchungen aufbaut, um ein noch ganzheitlicheres Bild zu zeichnen: Langfristig trägt diese hoffentlich zur Verbesserung der Interaktion zwischen IKT und dem menschlichen Verstand bei. KW - information and communication technologies KW - social networking sites KW - human mind KW - newsfeed Y1 - 2023 ER - TY - THES A1 - Berg, Carsten T1 - Der Beitrag der europäischen Bürgerinitiative zur Demokratisierung der Europäischen Union N2 - Der Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Praxis der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) nach Art. 11 Abs. 4 EUV, dem weltweit ersten und einzigen Instrument transnationaler, partizipativer und digitaler Demokratie. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, welchen Beitrag die EBI zur weiteren Demokratisierung der EU leisten kann und auf welche Art und Weise insoweit noch weitere Verbesserungen erzielt werden können. Nach zehnjähriger Anwendungspraxis von 2012 bis 2022 liegen inzwischen ausreichend empirische Daten vor, um den Forschungsgegenstand umfassend zu erforschen und das Instrument mit Blick auf seinen von den EU-Institutionen versprochenen Legitimations- und Demokratisierungsbeitrag bewerten zu können. Insbesondere wird das EBI-Verfahren in dieser Arbeit auf seine empirisch nachweisbare Nutzung, auf seine prozedurale Nutzerfreundlichkeit sowie auf seine politische wie rechtliche Wirkmächtigkeit untersucht. Zum Zwecke der korrekten Kategorisierung, Bewertung sowie der nutzerfreundlichen Ausgestaltung des EBI-Verfahrens werden Vergleiche mit Bürger- und Volksinitiativverfahren in den EU-Mitgliedstaaten sowie mit Bürgerbeteiligungsverfahren auf EU-Ebene vorgenommen. Den empirischen und komparativen Analysen werden eine historische Analyse über die Genese der EBI seit dem EU-Verfassungskonvent sowie theoretisch-normative Überlegungen und praktische Untersuchungen zu unterschiedlichen beteiligungszentrierten Demokratiemodellen vorangestellt, um die EBI einzuordnen und die Steigerungsmöglichkeiten ihres Demokratisierungsbeitrags zu erschließen. Letzteres zielt schließlich auf die Frage nach der prozeduralen Kombination und Kompatibilität der EBI mit demokratischen Innovationen aus dem Bereich der deliberativen und direkten Demokratie ab. Die Arbeit schließt mit einem Ausblick und unterbreitet umfassende EBI-Reformoptionen sowohl auf der primär- und sekundärrechtlichen als auch auf der informellen Ebene. KW - Transnationale Demokratie KW - Demokratietheorie KW - Bürgerbeteiligung KW - Europäisierung KW - partizipative Demokratie KW - direkte Demokratie KW - deliberative Demokratie KW - digitale Demokratie KW - EU-Integration Y1 - 2023 ER - TY - THES A1 - Gasser, Lucy T1 - East and South BT - mapping other Europes T2 - Transdisciplinary souths N2 - "What is 'Europe' in academic discourse? While Europe tends to be used as shorthand, often interchangeable with the 'West', neither the 'West' nor 'Europe' are homogeneous spaces. Though postcolonial studies have long been debunking Eurocentrism in its multiple guises, there is still work to do in fully comprehending how its imaginations and discursive legacies conceive the figure of Europe, as not all who live on European soil are understood as equally 'European'. This volume explores this immediate need to rethink the axis of postcolonial cultural productions, to disarticulate Eurocentrism, to recognise Europe as a more diverse, plural and fluid space, to draw forward cultural exchanges and dialogues within the Global South. Through analyses of literary texts from East-Central Europe and beyond, this volume sheds light on alternative literary cartographies - the multiplicity of Europes and being European which exist both as they are viewed from the different geographies of the global South, and within the continent itself. Covering a wide spatial and temporal terrain in postcolonial and European cultural productions, this volume will be of great interest to scholars and researchers of literature and literary criticism, cultural studies, post-colonial studies, Global South studies and European studies" Y1 - 2022 SN - 978-0-367-72225-8 SN - 978-0-367-77271-0 SN - 978-1-00-041097-6 PB - Routledge CY - London ER - TY - THES A1 - Molinengo, Giulia T1 - The micropolitics of collaborative governance T1 - Die Mikropolitik von „collaborative governance“ BT - a power-sensitive and process-oriented perspective BT - eine machtsensitive und prozessorientierte Perspektive N2 - Why do exercises in collaborative governance often witness more impasse than advantage? This cumulative dissertation undertakes a micro-level analysis of collaborative governance to tackle this research puzzle. It situates micropolitics at the very center of analysis: a wide range of activities, interventions, and tactics used by actors – be they conveners, facilitators, or participants – to shape the collaborative exercise. It is by focusing on these daily minutiae, and on the consequences that they bring along, the study argues, that we can better understand why and how collaboration can become stuck or unproductive. To do so, the foundational part of this dissertation (Article 1) uses power as a sensitizing concept to investigate the micro-dynamics that shape collaboration. It develops an analytical approach to advance the study of collaborative governance at the empirical level under a power-sensitive and process-oriented perspective. The subsequent articles follow the dissertation's red thread of investigating the micropolitics of collaborative governance by showing facilitation artefacts' interrelatedness and contribution to the potential success or failure of collaborative arrangements (Article 2); and by examining the specialized knowledge, skills and practices mobilized when designing a collaborative process (Article 3). The work is based on an abductive research approach, tacking back and forth between empirical data and theory, and offers a repertoire of concepts – from analytical terms (designed and emerging interaction orders, flows of power, arenas for power), to facilitation practices (scripting, situating, and supervising) and types of knowledge (process expertise) – to illustrate and study the detailed and constant work (and rework) that surrounds collaborative arrangements. These concepts sharpen the way researchers can look at, observe, and understand collaborative processes at a micro level. The thesis thereby elucidates the subtleties of power, which may be overlooked if we focus only on outcomes rather than the processes that engender them, and supports efforts to identify potential sources of impasse. N2 - Warum führen Prozesse der collaborative governance oft eher in die Sackgasse als zum Erfolg? Die vorliegende kumulative Dissertation geht dieses Problem an, indem sie die Mikroebene von collaborative governance analysiert. Untersuchungsgegenstand ist die Mikropolitik, verstanden als weites Spektrum an Aktivitäten, Interventionen und Taktiken, mit denen beteiligte Akteure – seien es VeranstalterInnen, ModeratorInnen oder TeilnehmerInnen – kollaborative Prozesse gestalten. Es ist dieser Fokus auf alltägliche Handlungen und ihre Auswirkungen, so argumentiert die Arbeit, der ein besseres Verständnis ermöglicht, wann und warum kollaborative Prozesse unproduktiv werden. Um dies zu erreichen, verwendet der grundlegende Teil der Dissertation (Artikel 1) Macht als sensibilisierenden Begriff, um die Mikrodynamiken zu untersuchen, welche collaborative governance prägen. Der Artikel entwickelt ein Analysemodell, um die empirische Untersuchung der collaborative governance aus einer machtsensiblen und prozessorientierten Perspektive zu ermöglichen. Die weiteren Artikel folgen dem roten Faden der Dissertation und untersuchen die Mikropolitik der collaborative governance, indem sie die Wechselwirkungen und den Beitrag von Moderationsgegenständen zum potenziellen Erfolg oder Misserfolg kollaborativer Prozesse aufzeigen (Artikel 2), sowie die speziellen Kenntnisse, Fähigkeiten und Praktiken untersuchen, die bei der Gestaltung eines Beteiligungsprozesses mobilisiert werden (Artikel 3). Die Arbeit basiert auf einem abduktiven Forschungsansatz, bewegt sich zwischen empirischen Daten und Theorie hin und her, und entwickelt ein Repertoire an Begriffen und Konzepten - von analytischen Begriffen (designed and emerging interaction orders, flows of power, arenas for power) bis hin zu Moderationspraktiken (scripting, situating, und supervising) und Wissensarten (Prozessexpertise) - um die minutiösen und kontinuierlichen Gestaltungen (und Umgestaltungen) von kollaborativen Prozessen zu veranschaulichen und untersuchen. Diese Begriffe und Konzepte erlauben ForscherInnen, ihren Blick auf die Mikroebene von kollaborativen Prozessen zu schärfen. Die Dissertation verdeutlicht damit die Feinheiten von Macht, welche bei einem Fokus auf Ergebnisse statt auf die ihnen vorgelagerten Prozesse oft übersehen werden, und unterstützt die Bemühungen, potenzielle Quellen von collaborative impasse zu identifizieren. KW - collaborative governance KW - micropolitics KW - facilitation KW - power KW - process design KW - artefacts KW - process expertise KW - Artefakte KW - Moderation KW - Mikropolitik KW - Macht KW - Prozessgestaltung KW - Prozessexpertise Y1 - 2022 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-577123 ER - TY - THES A1 - Hagen, Anne Julia T1 - The North Atlantic Treaty Organization and cross-cultural competence T1 - Die Nordatlantische Vertragsorganisation und Cross-Cultural Kompetenz BT - A wolf in sheep's clothing? Cross-cultural competence in NATO and its missions BT - Ein Wolf im Schafspelz? Cross-Cultural Kompetenz in der NATO und ihren Missionen N2 - This paper examines the function that cross-cultural competence (3C) has for NATO in a military context while focusing on two member states and their armed forces: the United States and Germany. Three dimensions were established to analyze 3C internally and externally: dimension A, dealing with 3C within the military organization; dimension B, focusing on 3C in a coalition environment/multicultural NATO contingent, for example while on a mission/training exercise abroad; and dimension C, covering 3C and NATO missions abroad with regard to interaction with the local population. When developing the research design, the cultural studies-based theory of hegemony constructed by Antonio Gramsci was applied to a comprehensive document analysis of 3C coursework and regulations as well as official documents in order to establish a typification for cross-cultural competence. As the result, 3C could be categorized as Type I – Ethical 3C, Type II – Hegemonic 3C, and Type III – Dominant 3C. Attributes were assigned according to each type. To validate the established typification, qualitative surveys were conducted with NATO (ACT), the U.S. Armed Forces (USCENTCOM), and the German Armed Forces (BMVg). These interviews validated the typification and revealed a varied approach to 3C in the established dimensions. It became evident that dimensions A and B indicated a prevalence of Type III, which greatly impacts the work atmosphere and effectiveness for NATO (ACT). In contrast, dimension C revealed the use of postcolonial mechanisms by NATO forces, such as applying one’s value systems to other cultures and having the appearance of an occupying force when 3C is not applied (Type I-II). In general, the function of each 3C type in the various dimensions could be determined. In addition, a comparative study of the document analysis and the qualitative surveys resulted in a canon for culture-general skills. Regarding the determined lack of coherence in 3C correlating with a demonstrably negative impact on effectiveness and efficiency as well as interoperability, a NATO standard in the form of a standardization agreement (STANAG) was suggested based on the aforementioned findings, with a focus on: empathy, cross-cultural awareness, communication skills (including active listening), flexibility and adaptability, and interest. Moreover, tolerance of ambiguity and teachability, patience, observation skills, and perspective-taking could be considered significant. Suspending judgment and respect are also relevant skills here. At the same time, the document analysis also revealed a lack of coherency and consistency in 3C education and interorganizational alignment. In particular, the documents examined for the U.S. Forces indicated divergent approaches. Furthermore, the interview analysis disclosed a large discrepancy in part between doctrine and actual implementation with regard to the NATO Forces. N2 - Diese Arbeit untersucht die Funktion von Cross-Cultural Competence (3C) in der NATO in einem militärischen Kontext, wobei der Fokus auf zwei Mitgliedsstaaten und den jeweiligen Streitkräften liegt: Den Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland. Drei Dimensionen wurden definiert, um 3C intern und extern zu analysieren: Dimension A – 3C innerhalb der militärischen Organisation, Dimension B – 3C in multikulturellen NATO-Kontingenten während einer Übung oder Mission und auf Koalitionsebene sowie Dimension C – 3C in Umgang und Interaktion mit der lokalen Bevölkerung eines Einsatzlandes. Bei der Konzipierung des Forschungsdesigns wurde die kulturwissenschaftliche Theorie der Hegemonie von Antonio Gramsci herangezogen und auf eine umfangreiche Dokumentenanalyse von 3C Unterrichtsmaterialien, Dienstvorschriften sowie anderen offiziellen Dokumenten angewendet, mit dem Ziel eine Typisierung für 3C abzuleiten. Daraus ließ sich Cross-Cultural Competence in ein dreiteiliges Konstrukt mit seinen jeweiligen Typen gliedern: Typ I – Ethisch, Typ II – Hegemonial und Typ III – Dominant. Ersterer wird hierbei als Teil der sozialen Kompetenz verstanden, während Typ II und III als militärisches Instrument definiert werden. Diesen Typen wurden entsprechende Attribute zugeordnet. Um die Typisierung zu validieren, wurden qualitative Studien mit militärischem Personal der NATO (ACT), den U.S. Streitkräften (USCENTCOM) und der Bundeswehr (BMVg) durchgeführt. Die Interviews bestätigten die deduzierte Typisierung und enthüllten ein variierendes Verständnis sowie eine variierende Anwendung von 3C in den festgelegten Dimensionen. Hierbei wurde eine Prävalenz von Typ III in Dimension A und B deutlich, die sich auf die Arbeitsatmosphäre und Effektivität in der NATO (ACT) auswirkt. Im Gegensatz hierzu konnte in Dimension C die Anwendung von postkolonialen Mechanismen von NATO Streitkräften konstatiert werden, wie die Anwendung des eigenen Wertesystems auf „andere“ Kulturen und das Auftreten einer Okkupationsmacht, wenn 3C Typ I-II nicht angewendet wird. Letztlich konnte die Funktion jedes 3C Typen in den jeweiligen Dimensionen bestimmt werden. Darüber hinaus wurde mittels des komparativen Vergleichs der Dokumentenanalyse und der qualitativen Studie ein Kanon für Kultur-allgemeine Fähigkeiten generiert. Bezüglich der festzustellenden mangelnden Kohärenz in 3C Verständnis und Anwendung, die mit der demonstrativ negativen Auswirkung auf Effektivität, Effizienz und Interoperabilität korreliert, wurde ein NATO Standard in Form eines Standardization Agreements (STANAG) vorgeschlagen, der auf den zuvor genannten Ergebnissen basiert und sich aus folgenden Kultur-allgemeinen Fähigkeiten zusammensetzt: Empathie, Cross-Cultural Bewusstsein, Kommunikationsfähigkeiten, ebenso wie aktives Zuhören, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Interesse. Des Weiteren wurden Toleranz, Lernfähigkeit/Bereitschaft, Geduld, Observierungsfähigkeiten und Perspektivenwechsel als signifikant herausgestellt, ebenso wie das Zurückhalten und die Reflexion von Vorurteilen, und Respekt. Im gleichen Zuge konnte die Dokumentenanalyse die Inkongruenz in 3C Ausbildung und interorganisationeller Übereinstimmung hervorheben. Insbesondere die Dokumente der U.S. Streitkräfte wiesen divergierende Ansätze auf. Schließlich zeigte die Interviewanalyse eine Diskrepanz zwischen Doktrin und tatsächlicher Implementierung von 3C für die NATO Streitkräfte auf. KW - cross-cultural competence KW - interkulturelle Kompetenz KW - culture-general skills KW - leadership KW - hegemony KW - 3C KW - function of cross-cultural competence KW - standardization (STANAG) KW - interoperability KW - Bundeswehr KW - U.S. Armed Forces KW - NATO KW - qualitative research KW - multinational oganizations KW - intercultural communication Y1 - 2022 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-534463 SN - 978-3-86956-527-9 ER -