TY - THES A1 - Spille, Lea T1 - Deciding who to blame for rape and robbery in Turkey T1 - Verantwortungszuschreibungen in Raub- und Vergewaltigungsfällen in der Türkei BT - perpetrators’ coercive strategy, victim-perpetrator relationship, participant gender and rape myth acceptance BT - Täterstrategie, Opfer-Täter-Beziehung sowie Geschlecht und Vergewaltigungsmythenakzeptanz der Beurteilenden N2 - The present study investigated the attribution of responsibility to victims and perpetrators in rape compared to robbery cases in Turkey. Each participant read three short case scenarios (vignettes) and completed items pertaining to the female victim and male perpetrator. The vignettes were systematically varied with regard to the type of crime that was committed (rape or robbery), the perpetrator’s coercive strategy (physical force or exploiting the victim’s alcohol-induced defenselessness), and the victim-perpetrator relationship prior to the incident (stranger, acquaintance, or ex-partner). Furthermore, participant gender and acceptance of rape myths (beliefs that justify or trivialize sexual violence) were taken into account. One half of the participants completed the rape myth acceptance (RMA) scales first and then received the vignettes, while the other half were given the vignettes first and then completed the RMA scales. As expected, more blame was attributed to victims of rape than to victims of robbery. Conversely, perpetrators of rape were blamed less than perpetrators of robbery. The more participants endorsed rape myths, the more blame was attributed to the victim and the less blame was attributed to the perpetrators. Increasing levels of RMA were associated with an increase in victim blame (VB) in both rape and robbery cases, but the increase in rape VB was significantly more pronounced than in robbery VB. Increasing RMA was associated with an attenuation of perpetrator blame (PB) that was more pronounced for rape than for robbery cases, but the difference was not significant. As expected, victims of rape were blamed more when the perpetrator exploited their defenselessness due to alcohol intoxication than when they were overpowered by physical force. Contrary to the hypothesis, this was also true for robbery victims. Rape victims who knew their attacker (ex-partner or acquaintance) were blamed more than victims who were assaulted by strangers. Contrary to the hypothesis, robbery victims who were assaulted by an ex-partner were blamed more than acquaintance or stranger robbery victims. As predicted, the closer the relationship between victim and perpetrator, the less blame was attributed to perpetrators of rape while this factor had no effect on PB in robbery cases. Men compared to women attributed more blame to the victims and less blame to the perpetrators. As expected, these gender differences in blame attributions were partially mediated by gender differences in RMA: After RMA was taken into account, the gender differences disappeared nearly completely for VB and were significantly reduced in PB. The order of presentation of the vignettes and the RMA measures was systematically varied to test the causal influence of RMA on rape blame attributions. The hypothesis that RMA causes VB and PB in rape cases (as opposed to the other way around or both are caused by a third variable) was not supported. Possible reasons for this failed manipulation and its implications for the mediation model are discussed. With regard to blame attribution in rape cases, the present results match what was expected from previous studies which were mainly conducted in “Western” countries like the United States, the United Kingdom, or Germany. The present results support the notion that the victim-perpetrator relationship and the victim’s alcohol consumption are cross-culturally stable factors for blame attribution in rape cases. It was expected that blame attribution in robbery cases would be unaffected by the perpetrator’s coercive strategy and the victim-perpetrator relationship, but the results were inconsistent. One unexpected effect is particularly noteworthy: When the perpetrator used physical force, more blame was attributed to rape than to robbery victims, but intoxicated victims were blamed more and almost equally so for both types of crime. Perpetrators who exploited drunk victims were blamed less in both rape and robbery cases. These results contradict German results collected with the German version of the same instruments (Bieneck & Krahé, 2011). Turkey is a Muslim country and alcohol is surrounded by a certain taboo. Possibly, the results reflect a cultural difference in that intoxicated victims are generally blamed more for their victimization and this factor is not limited to rape cases. N2 - Die vorliegende Arbeit untersuchte die Verantwortungszuschreibung zu Opfern und Tätern von Vergewaltigung im Vergleich zu Raub in der Türkei. Die Versuchspersonen lasen jeweils drei Vignetten, d.h. kurze Beschreibungen von hypothetischen Raub- und Vergewaltigungsfällen, und wurden im Anschluss an jede Vignette gebeten, die Verantwortung des weiblichen Opfers und des männlichen Täters für den Vorfall zu beurteilen. Die Vignetten variierten systematisch auf den Variablen Art des Verbrechens (Vergewaltigung oder Raub), Täterstrategie (physische Gewalt oder Ausnutzen der Wehrlosigkeit des betrunkenen Opfers) und der Opfer-Täter-Beziehung vor der Tat (Fremder, Bekannter oder Ex-Partner). Zusätzlich wurde die Vergewaltigungsmythenakzeptanz (VMA) der Versuchspersonen erhoben sowie deren Geschlecht als Faktor berücksichtigt. Vergewaltigungsmythen beschreiben Einstellungen, die sexualisierte Gewalt bagatellisieren, indem z.B. Opfern Schuld an der Tat zugeschrieben wird (Victim Blaming) oder die Täter entschuldigt werden. Die Hälfte der Versuchspersonen erhielt zunächst die Skalen zur VMA und bearbeitete im Anschluss daran die Vignetten. Die andere Hälfte der Versuchspersonen bearbeitete die Materialien in umgekehrter Reihenfolge, also zunächst die Vignetten und danach die VMA-Skalen. Wie erwartet wurde den Opfern von Vergewaltigung mehr Verantwortung für die Tat zugeschrieben als Opfern von Raub. Umgekehrt wurde den Tätern von Vergewaltigung weniger Verantwortung zugeschrieben als Tätern von Raub. Je höher die VMA, desto mehr wurde das Opfer und desto weniger wurde der Täter für die Tat verantwortlich gemacht. Mit steigender VMA stieg die Verantwortungszuschreibung an Opfer beider Verbrechen an, aber der Zuwachs in der Schuldzuschreibung war signifikant stärker ausgeprägter in Vergewaltigungsfällen als in Raubfällen. Mit steigender VMA sank die Schuldzuschreibung an den Täter in Vergewaltigungsfällen stärker als in Raubfällen, der Unterschied war aber nicht signifikant. Wie erwartet wurde Opfern von Vergewaltigung mehr Schuld zugeschrieben, wenn sie betrunken waren als wenn sie vom Täter überwältigt wurden. Entgegen der Hypothese traf dies auch für Raubfälle zu. Vergewaltigungsopfern, die ihren Täter kannten, wurde mehr Schuld zugeschrieben als denen, die von einem Fremden vergewaltigt wurden. Entgegen der Hypothese wurde Raubopfern, die von einem Ex-Partner überfallen wurden, ebenfalls mehr Schuld an der Tat gegeben im Vergleich zu Raubfällen, die von Fremden oder Bekannten begangen wurden. Wie vorhergesagt wurde Vergewaltigern weniger Schuld zugeschrieben je enger die Opfer-Täter-Beziehung, während die Schuldzuschreibung an Raubtätern nicht von ihrer Beziehung zum Opfer beeinflusst wurde. Männer im Vergleich zu Frauen wiesen den Opfern von Vergewaltigung mehr Schuld zu und den Tätern weniger. Wie erwartet wurden die Geschlechtsunterschiede in Bezug auf Schuldzuschreibungen an das Opfer und den Täter teilweise durch Geschlechtsunterschiede in VMA vermittelt: Nach Berücksichtigung von VMA zeigten sich in Bezug auf Opfer-Schuld keine Geschlechtsunterschiede mehr und in Bezug auf Täter-Schuld nur noch geringe. Die systematische Variation der Reihenfolge von Vignetten und VMA hatte zum Ziel, die kausale Wirkung von VMA auf Schuldzuschreibungen an Opfer und Täter von Vergewaltigung zu testen. Die Hypothese, dass VMA Schuldzuschreibungen an Opfer und Täter auslöst (im Vergleich zum umgekehrten Fall oder dass beide Variablen von einer dritten Variable ausgelöst werden) konnte nicht bestätigt werden. Mögliche Gründe für dieses Ergebnis sowie Implikationen für die Mediationsanalyse werden diskutiert. In Bezug auf die Vergewaltigungsfälle entsprechen die Ergebnisse dem, was aufgrund früherer Studien erwartet wurde. Der Großteil früherer Studien wurde in „westlichen“ Ländern wie den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich oder Deutschland durchgeführt. Die vorliegenden Ergebnisse aus der Türkei stützen daher die Annahme, dass Opfer-Täter-Beziehung und Alkoholkonsum des Opfers interkulturell stabile Faktoren für die Verantwortungszuschreibung in Vergewaltigungsfällen sind. Die Ergebnisse in Bezug auf die erwartete Unterscheidung zwischen Raub- und Vergewaltigungsfällen blieben allerdings inkonsistent. Ein Effekt ist besonders hervorzuheben: Wenn der Täter Gewalt anwendete, wurde den Opfern von Vergewaltigung mehr Schuld an der Tat gegeben als Opfern von Raub. Wenn das Opfer betrunken war, haben Beurteiler nicht zwischen Opfern von Raub und Vergewaltigung unterschieden. Tätern, die alkoholisierte Opfer ausnutzten, wurde sowohl in Raub- als auch Vergewaltigungsfällen weniger Schuld zugeschrieben. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu Ergebnissen aus Deutschland, die mit den gleichen Instrumenten (in deutscher Fassung) erhoben wurden (Bieneck & Krahé, 2011). Die Türkei ist muslimisch geprägt und Alkohol unterliegt einem gewissen Tabu. Möglicherweise zeigt sich hier ein kultureller Unterschied, dass alkoholisierten Opfern im Allgemeinen mehr Schuld zugeschrieben wird und dieser Faktor nicht nur speziell Vergewaltigungsfälle betrifft. KW - rape myths KW - Vergewaltigungsmythen KW - victim blaming KW - rape KW - Vergewaltigung KW - robbery KW - Raub KW - Turkey KW - Türkei KW - Verantwortungszuschreibung Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-423279 ER - TY - THES A1 - Skowronski, Marika T1 - Sexualized media and self-objectification in women and adolescents T1 - Sexualisierte Medien und Selbstobjektifizierung bei Frauen und Jugendlichen BT - a multi-method approach BT - ein multimethodaler Ansatz N2 - Background: A growing body of research has documented negative effects of sexualization in the media on individuals’ self-objectification. This research is predominantly built on studies examining traditional media, such as magazines and television, and young female samples. Furthermore, longitudinal studies are scarce, and research is missing studying mediators of the relationship. The first aim of the present PhD thesis was to investigate the relations between the use of sexualized interactive media and social media and self-objectification. The second aim of this work was to examine the presumed processes within understudied samples, such as males and females beyond college age, thus investigating the moderating roles of age and gender. The third aim was to shed light on possible mediators of the relation between sexualized media and self-objectification. Method: The research aims were addressed within the scope of four studies. In an experiment, women’s self-objectification and body satisfaction was measured after playing a video game with a sexualized vs. a nonsexualized character that was either personalized or generic. The second study investigated the cross-sectional link between sexualized television use and self-objectification and consideration of cosmetic surgery in a sample of women across a broad age spectrum, examining the role of age in the relations. The third study looked at the cross-sectional link between male and female sexualized images on Instagram and their associations with self-objectification among a sample of male and female adolescents. Using a two-wave longitudinal design, the fourth study examined sexualized video game and Instagram use as predictors of adolescents’ self-objectification. Path models were conceptualized for the second, third and fourth study, in which media use predicted body surveillance via appearance comparisons (Study 4), thin-ideal internalization (Study 2, 3, 4), muscular-ideal internalization (Study 3, 4), and valuing appearance (all studies). Results: The results of the experimental study revealed no effect of sexualized video game characters on women’s self-objectification and body satisfaction. No moderating effect of personalization emerged. Sexualized television use was associated to consideration of cosmetic surgery via body surveillance and valuing appearance for women of all ages in Study 2, while no moderating effect of age was found. Study 3 revealed that seeing sexualized male images on Instagram was indirectly associated with higher body surveillance via muscular-ideal internalization for boys and girls. Sexualized female images were indirectly linked to higher body surveillance via thin-ideal internalization and valuing appearance over competence only for girls. The longitudinal analysis of Study 4 showed no moderating effect of gender: For boys and girls, sexualized video game use at T1 predicted body surveillance at T2 via appearance comparisons, thin-ideal internalization and valuing appearance over competence. Furthermore, the use of sexualized Instagram images at T1 predicted body surveillance at T2 via valuing appearance. Conclusion: The findings show that sexualization in the media is linked to self-objectification among a variety of media formats and within diverse groups of people. While the longitudinal study indicates that sexualized media predict self-objectification over time, the experimental null findings warrant caution regarding this temporal order. The results demonstrate that several mediating variables might be involved in this link. Possible implications for research and practice, such as intervention programs and policy-making, are discussed. N2 - Hintergrund: Mit einer wachsenden Zahl an Studien konnte gezeigt werden, dass mediale Sexualisierung negative Auswirkungen auf die Selbstobjektifzierung von Individuen hat. Die entsprechende Forschung stützt sich primär auf Studien zu traditionellen Medien (wie Magazine und Fernsehen) sowie junge weibliche Stichproben. Zudem mangelt es an längsschnittlichen Untersuchungen sowie Studien zu Mediatoren dieses Zusammenhangs. Das erste Ziel der vorliegenden Dissertation war somit die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen der Nutzung sexualisierter interaktiver und sozialer Medien und Selbstobjektifzierung. Das zweite Ziel bestand darin, die angenommenen Prozesse anhand von wenig untersuchten Stichproben zu analysieren, wie etwa männliche Stichproben sowie weibliche Stichproben über das junge Erwachsenenalter hinaus. Somit konnte die Rolle von Alter und Geschlecht als Moderatoren geprüft werden. Das dritte Ziel war schließlich, mögliche Mediatoren der Beziehung zwischen sexualisierten Medien und Selbstobjektifizierung zu identifizieren. Methode: Die Forschungsziele wurden mit Hilfe von vier Studien addressiert. In einer experimentellen Studie spielten junge Frauen ein Videospiel mit einem sexualisierten oder einem nicht sexualisierten Charakter, der entweder personalisiert oder nicht personalisiert war. Anschließend wurden die Selbstobjektifizierung sowie die Körperzufriedenheit der Probandinnen gemessen. In einer zweiten Studie wurde der querschnittliche Zusammenhang zwischen sexualisiertem Fernsehkonsum, Selbstobjektifizierung und der Erwägung von Schönheitsoperationen untersucht. Die Stichprobe von Frauen über ein breites Altersspektrum erlaubte die Analyse der Rolle des Alters in diesem Zusammenhang. In der dritten Studie wurde geprüft, inwiefern männliche und weibliche sexualisierte Bilder auf Instagram mit der Selbstobjektifizierung männlicher und weiblicher Jugendlicher zusammenhängen. Weiterhin wurde als vierte Studie eine Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten durchgeführt, um sexualisierten Videospiel- und Instagramkonsum als Prädiktoren für die Selbstobjektifizierung von Jugendlichen zu untersuchen. Für die zweite, dritte und vierte Studie wurden Pfadmodelle konzeptualisiert, in denen Medienkonsum das körperbeobachtende Verhalten über die Mediatoren Aussehensvergleiche (Studie 4), Internalisierung des Schlankheitsideals (Studie 2,3,4), Internalisierung des muskulösen Ideals (Studie 3,4) und Höherbewertung des Aussehens (alle Studien) vorhersagte. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Experimentalstudie zeigten keinen Effekt sexualisierter Videospielcharaktere auf Selbstobjektifzierung und Körperzufriedenheit von Frauen. Es konnte kein Moderatoreffekt der Personalisierung gefunden werden. Sexualisierter Fernsehkonsum war assoziiert mit der Erwägung von Schönheitsoperationen über körperbeobachtendes Verhalten und Höherbewertung des Aussehens für Frauen jeden Alters in Studie 2. Alter moderierte diesen Zusammenhang nicht. Studie 3 zeigte, dass der Konsum von sexualisierten männlichen Bildern auf Instagram indirekt mit höherem körperbeobachtenden Verhalten über die Internalisierung des muskulösen Ideals assoziiert war, sowohl für Jungen als auch für Mädchen. Sexualisierte weibliche Bilder hingen jedoch nur für Mädchen indirekt mit höherem körperbeobachtendem Verhalten über die Internalisierung des Schlankheitsideals und die Höherbewertung des Aussehens zusammen. Die längsschnittlichen Analysen der vierten Studie ergaben keinen Moderatoreffekt des Geschlechts: Für Jungen und Mädchen sagte sexualisierter Videospielkonsum zu T1 das körperbeobachtende Verhalten zu T2 über die Mediatoren Aussehensvergleiche, Internalisierung des Schlankheitsideals und Höherbewertung des Aussehens vorher. Weiterhin zeigte sich, dass sexualisierter Instagramkonsum zu T1 das körperbeobachtende Verhalten zu T2 über die Höherbewertung des Aussehens vorhersagte. Konklusion: Die Befunde zeigen, dass mediale Sexualisierung mit Selbstobjektifizierung zusammenhängt. Dieser Zusammenhang zeigte sich über eine Vielfalt von Medienformaten und bei diversen Nutzer*innengruppen. Die Ergebnisse der Längsschnittstudie indizieren, dass sexualisierter Medienkonsum Selbstobjektifizierung über die Zeit vorhersagt. Jedoch legen die experimentellen Nullbefunde Vorsicht bezüglich dieser zeitlichen Abfolge nahe. Die Ergebnisse demonstrieren, dass verschiedene Mediatorvariablen in diesem Zusammenhang involviert sein könnten. Mögliche Implikationen für Forschung und Praxis, wie etwa Interventionsprogramme und Politikgestaltung, werden diskutiert. KW - media KW - sexualization KW - self-objectification KW - body image KW - Körperbild KW - Medien KW - Selbstobjektifzierung KW - Sexualisierung Y1 - 2021 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-508926 ER -