TY - BOOK A1 - Neitzel, Sönke A1 - Scianna, Bastian Matteo T1 - Blutige Enthaltung BT - deutschlands Rolle im Syrienkrieg N2 - Die Militärhistoriker Sönke Neitzel und Matteo Scianna legen die erste historische Darstellung und Analyse der deutschen Syrienpolitik seit 2011 vor. Sie legen die Probleme einer Außenpolitik offen, die für die katastrophale Lage in Syrien und die großen Flüchtlingsbewegungen von dort mit verantwortlich ist. Neitzel und Scianna konstatieren eine Diskrepanz zwischen der wirtschaftlichen Macht und der Bereitschaft, einer gewachsenen politischen Verantwortung im internationalen Krisenmanagement gerecht zu werden – zumal in Fällen, in denen ein militärisches Eingreifen gefragt wäre. Die Autoren betrachten den Syrienkrieg als ein Beispiel, um die Haltung Deutschlands in internationalen Krisen und seine Rolle bei deren Bewältigung kritisch zu beleuchten. Ihr Fazit: Es fehlt hierzulande eine strategische Kultur im Umgang mit den wachsenden internationalen Konflikten. Stattdessen versucht sich die deutsche Außenpolititk möglichst aus der Affäre zu ziehen. Y1 - 2021 SN - 978-3-451-07343-4 PB - Herder CY - Freiburg ER - TY - JOUR A1 - Scianna, Bastian Matteo T1 - Rezension zu: "Italy and the Second World War. Alternative Perspectives / Hrsg.: Emanuele Sica ; Richard Carrier. - Leiden [u. a.]: Brill, 2018. - XV, 366 S. - (History of Warfare, 121). - ISBN 978‑90‑04‑36333‑5" JF - Militärgeschichtliche Zeitschrift N2 - Die Rolle Italiens im Zweiten Weltkrieg wird, trotz enormer Fortschritte in den letzten Jahren, häufig stiefmütterlich behandelt oder bleibt das Metier einiger Spezialisten. Emanuele Sica und Richard Carrier, beide ausgewiesene Experten und in Kanada lehrend, haben einen anregenden Sammelband vorgelegt, der vergleichende (Ein‑)Blicke gestattet. Der Band überzeugt durch eine gute Balance zwischen quellengesättigten Beiträgen und neuen Erkenntnissen sowie sekundärliteraturgestützten Synthesen. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei deutlich auf militärischen Themen, auch wenn durchaus sozialgeschichtliche Aspekte einfließen. Der erste Abschnitt untersucht die Besatzungsherrschaft in Jugoslawien, Kreta und Südfrankreich. Wissenschaftliche Untersuchungen zur italienischen Besatzungsherrschaft haben in den letzten Jahren das ehemals vorherrschende Bild des »guten Italieners« einer notwendigen Korrektur unterzogen. Diese Besatzungen können mittlerweile als eines der am besten erforschten Felder bezeichnet werden. Eric Gobetti und Federico Goddi steuern konzise Zusammenfassungen ihrer Monografien bei. Gobetti, der die italienische Besatzung Jugoslawiens von 1941 bis 1943 beleuchtet, hebt die zugleich arrogante und unkoordinierte Okkupationspolitik sowie die kontraproduktive Zusammenarbeit mit lokalen radikalen Nationalisten hervor. Diese beiden Faktoren, so Gobetti, bestärkten den Widerstand gegen die Italiener und beendeten faschistische Träume eines Imperiums entlang der Adria. Goddi analysiert in seinem primärquellenreichen Beitrag die Reaktionen des italienischen Militärs auf den montenegrinischen Aufstand am 13. Juli 1941. Anhand des Militärgerichts in Cetinje verdeutlicht der Autor die unterschiedlichen Repressionsinstrumente und die Zusammenarbeit mit lokalen Kollaborateuren, wobei nicht immer deutlich wird, in welche Richtung Goddi argumentiert. Der Beitrag von Paolo Fonzi über das italienische Besatzungsregime auf Kreta ist besonders hervorzuheben. Fonzi zeigt, dass im Vergleich zur italienischen Besatzung auf dem griechischen Festland die Herrschaft über den östlichen Teil Kretas weniger brutal war. Das lag nicht an der sprichwörtlichen Milde der Italiener, sondern an situativen Gegebenheiten. Die Italiener versuchten, wie in anderen Teilen Griechenlands, ihre Zone vom deutschen Besatzungsgebiet »abzutrennen« und eine italienische Sphäre zu errichten. Allerdings fielen die Zwangsmaßnahmen, etwa im wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich, viel geringer aus als andernorts, was sich darin niederschlug, dass sich im Osten der Insel keine Guerrillabewegung bildete. Neben der generell geringen Partisanenaktivität auf den griechischen Inseln führt Fonzi dies auch auf die große Zahl der italienischen Soldaten (15 000–22 000) in Relation zur Zivilbevölkerung (70 000) zurück. Schaut man jedoch auf die Zahlen in Montenegro aus Goddis Beitrag (107 000 italienische Soldaten – 390 000 Zivilisten) scheint das zahlenmäßige Verhältnis nicht ungewöhnlich, auch wenn in beiden Fällen die Zahl der Soldaten sehr hoch ist. Überzeugender ist Fonzis Analyse der lokalen Kultur als hemmender Faktor. Im Osten der Insel sei die Tradition des Widerstandes und des Militärdienstes allgemein weniger verankert gewesen. Zudem halfen die Italiener der Bevölkerung Engpässe in der Lebensmittelversorgung zu vermeiden. Die Beiträge zur Besatzung, abgerundet durch eine Studie zur italienischen Besatzung in (Südost‑)Frankreich, zeigen daher unterschiedliche Herangehensweisen und Reaktionen des Militärs, je nach Situation. Der zweite Abschnitt widmet sich einem oft vernachlässigten Kapitel der italienischen Rolle im Zweiten Weltkrieg: dem Kampf regulärer Einheiten, also nicht der Resistenza, gegen die Wehrmacht und die italienische faschistische Republik im Norden ab Oktober 1943. Richard Carrier analysiert die ambivalenten britischen und amerikanischen Einschätzungen des taufrischen Bündnispartners, die internen Probleme der »neuen« Armee (die das Fundament der Streitkräfte nach 1945 bildete und somit institutionelle Kontinuität »bewahrte«) sowie den nicht unbedeutenden aktiven und passiven Einsatz italienischer Soldaten an der Seite der Alliierten. Niccolò Da Lio skizziert in einer Militärgeschichte »von unten« die Motivation und Gefühlslagen der Soldaten nach dem 8. September 1943 (Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten) bis zur Befreiung des Landes. Der dritte Abschnitt des Sammelbandes widmet sich der Rolle der Resistenza und geht auf verschiedene Facetten des Bürgerkriegs ein, etwa die Miteinbeziehung von Frauen oder die Bestrafung von Faschisten bis 1945. Der letzte Teil des Bandes untersucht den Einsatz der istrischen Minderheit im Krieg gegen die Sowjetunion und die Kriegserfahrung italienisch-stämmiger Soldaten der Alliierten im Geburtsland ihrer Vorfahren sowie die Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen in Italien nach dem 8. September 1943. Das Vor‑ und Nachwort der Herausgeber spannt einen gelungenen Bogen, zeigt Forschungstendenzen auf, fasst Ergebnisse des Bandes zusammen und liefert zugleich Anreize für weitere Studien. Zu bemängeln ist, dass sich auf 366 Seiten keine Karte findet und dem Leser daher eine detaillierte Kenntnis, zum Beispiel der Geografie Montenegros, abverlangt wird. Dennoch wird das vorliegende Werk für viele Kollegen ein wichtiger und ständiger Begleiter werden, denn es leistet einen wichtigen Beitrag, um Italiens Rolle (und die des Königlichen Heeres) im Zweiten Weltkrieg besser zu verstehen. Y1 - 2020 U6 - https://doi.org/10.1515/mgzs-2020-0049 SN - 2193-2336 SN - 2196-6850 VL - 79 IS - 1 SP - 280 EP - 282 PB - De Gruyter CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Scianna, Bastian Matteo T1 - Rezension zu: Mondini, Marco; Il Capo. La Grande Guerra del generale Luigi Cadorna. - Bologna: Il Mulino, 2017. - 390 S. - (Biblioteca storica). - ISBN 978‑88‑15‑27284‑3 JF - Militärgeschichtliche Zeitschrift Y1 - 2019 U6 - https://doi.org/10.1515/mgzs-2019-0042 SN - 2193-2336 SN - 2196-6850 VL - 78 IS - 1 SP - 248 EP - 251 PB - De Gruyter CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Scianna, Bastian Matteo T1 - Rezension zu: Gusti, Maria Teresa: The Russia campaign 1941-1943. - Bologna: Il Molino, 2016. - 392 S. (Biblioteca storica). - ISBN: 978-88-15-26648-4 JF - Militärgeschichtliche Zeitschrift N2 - Die Operationen des italienischen Heeres an der Ostfront bleiben auch 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein weitgehend unerschlossenes Forschungsfeld. So sind sowohl der Einsatz der 62 000 Mann des Corpo di Spedizione Italiano in Russia (CSIR) seit August 1941 als auch die nachfolgenden Operationen der auf 229 000 Soldaten aufgestockten Armata Italiana in Russia (ARMIR, oder auch 8. Armee) zur Sicherung des Don während der Schlacht um Stalingrad recht unbekannt geblieben. Eine wegweisende Studie von Thomas Schlemmer konnte vor zehn Jahren erste Impulse geben, die allerdings von der Forschung nicht vollends aufgenommen oder weiterentwickelt wurden. So dominiert neben den offiziellen Werken des italienischen Militärs vor allem die Memoirenliteratur weiterhin das Forschungsfeld und die Erzählmuster. Nun hat Maria Teresa Giusti im renommierten Il Mulino Verlag eine Gesamtdarstellung vorgelegt. Dass Giusti Primärquellen aus italienischen und russischen Archiven verwendet, ist vor dem Hintergrund der italienischen Wissenschaftspraxis und des schwierigen Archivzugangs besonders anerkennenswert. Ihre Archivarbeit in Moskau – und die umfassende Heranziehung der russischen Sekundärliteratur – sind sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem hat Giusti bereits viel beachtete Werke zu den italienischen Kriegsgefangenen in sowjetischer Hand und der Besatzungszeit auf dem Balkan vorgelegt. Giustis Buch erhebt den Anspruch, eine Gesamtdarstellung des »Krieges im Osten« zu bieten. Beginn und Ende des Werkes erfüllen dies jedoch nicht umfassend: Die Einleitung enthält keinen Abriss des Forschungsstandes und wirkt oft zerfahren. Gut ein Drittel der gesamten Arbeit wird dazu verwendet, die Vorgeschichte des Ostkrieges zu erklären – ohne Berücksichtigung der hinlänglich bekannten Standardwerke oder Debatten. Die »Conclusio« ist eher ein Epilog, als dass sie eine Zusammenfassung der Erkenntnisse bietet. Auch die übrigen Kapitel sind teilweise kleinteilig und sorgen mitunter für Irrungen und Wirrungen: So wird nach der Beschreibung des CSIR-Aufmarsches und der ersten Operationen bis September 1941 ein ausschweifender Abschnitt (20 Seiten) über die Belagerung Leningrads, die gescheiterte Offensive auf Moskau und die US-Hilfen nach dem Lend-Lease Act eingeschoben. Hier überzeugt Giusti durch ihre weitreichenden Kenntnisse der russischen Perspektive. Doch ein Problem des Buches bleibt: Es wird selten deutlich, was das eigentliche Kernthema oder die Kernthesen sind. Die italienische Armee an der Ostfront? Die deutsche Idee des Lebensraums? Stalins Herrschaft in der Sowjetunion? Da ein Spagat zwischen allen Themenfeldern nicht gelingt, kann Giustis Darstellung nicht in allen Punkten überzeugen. Giusti vergleicht ausführlich das italienische und deutsche Okkupationsmodell: Während Mussolinis Konzept des spazio vitale eine Kooptierung der lokalen Bevölkerung, »humane« Behandlung durch den »Zivilisierenden« und daher keine »barbarische« Bestrafungen vorgesehen habe, wird Hitlers Idee des Lebensraums als Gegenentwurf skizziert, der zu den Massenverbrechen und einer fundamental unterschiedlichen Haltung der Wehrmacht in den besetzten Gebieten führte. Eine Differenzierung der Wehrmachtverbrechen sowie anderer deutscher Behörden unterbleibt. Giusti führt das Verhalten der Wehrmachtsoldaten – auf Omer Bartov Bezug nehmend – auf deren Beeinflussung durch die NS-Ideologie und ‑propaganda zurück und stellt dem den wenig politischen und nicht »fanatisierten« Einsatz der Italiener gegenüber. Dieser Teil des Buches wird wohl besonders und speziell in Deutschland zu einigen Debatten führen. Die Heranziehung der neueren italienischen Forschungsliteratur zur Besatzung am Don stützt allerdings Giustis Thesen einer weniger brutal ausgeprägten italienischen Besatzungsherrschaft. Das Verhältnis zum deutschen Bündnispartner wird entlang der gängigen Erklärungsmustern dargestellt. Italienische Quellen aus der Nachkriegszeit, die auf mangelnde Unterstützung der deutschen Stellen am Don hinweisen, werden jedoch zu unkritisch übernommen und dies, ohne die Gesamtlage der Ostfront im Winter 1942/43 einzubeziehen. Bei der Analyse von Operationen und den beteiligten Streitkräften fehlt oft die Tiefe. Giusti erklärt kurzerhand, dass es in der italienischen und sowjetischen Armee kein eigenständiges Handeln gegeben habe, da niemand sich traute, Mussolini bzw. Stalin zu widersprechen. Das Durcheinanderwerfen der taktischen, operativen und politischen Ebenen wird dabei ebenso in Kauf genommen, wie das Fehlen einer stringenten Beweisführung für diese Thesen. Neben kleineren Mängeln in militärhistorischen Fragen oder im Umgang mit den Verbündeten (Günther Blumentritt wird ad hoc geadelt, während Friedrich Paulus schon während des Vormarschs an die Wolga als Feldmarschall auftritt) ist zudem das Fehlen von Kartenmaterial als Manko anzusehen. Nur eine sehr grob gefasste Übersicht stellt den Frontverlauf im Winter 1942/43 dar, ansonsten verliert sich die Leserin oder der Leser zwangsläufig in der ukrainischen bzw. russischen Provinz. Zudem erschweren lange Blockzitate den Lesefluss. Häufig führt Giusti Memoiren und Feldpostbriefe als Belege an, ohne quellenkritisch auf mögliche Probleme bei der Auswertung dieser Selbstzeugnisse hinzuweisen. Giustis Werk zeigt, wie viel Forschung zur Geschichte Italiens im Zweiten Weltkrieg noch geleistet werden muss und wie wichtig hierbei der internationale Vergleich und Austausch ist. Ihr Buch stellt einerseits eine wichtige Ergänzung der Forschung dar, wirft aber andererseits viele Fragen für weitere Studien auf: Wie stand es um die Kampfkraft der italienischen Armee jenseits von Klischee und anekdotischer Evidenz? Worin und warum unterschied sich die deutsche und italienische Besatzungspolitik? Wie lässt sich die Ostfront als italienischer Erinnerungsort klassifizieren? Y1 - 2018 U6 - https://doi.org/10.1515/mgzs-2018-0127 SN - 2193-2336 SN - 2196-6850 VL - 77 IS - 2 SP - 607 EP - 609 PB - De Gruyter CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Scianna, Bastian Matteo T1 - Cultures of Violence of the Colonial Wars to the Present Conference of the German Historical Institute of Warsaw with the German Committee for the History of Second World War in Cooperation with the University of Potsdam, Potsdam, 4th to 6th June, 2015 JF - Militärgeschichtliche Zeitschrift Y1 - 2016 U6 - https://doi.org/10.1515/mgzs-2016-0009 SN - 2193-2336 SN - 2196-6850 VL - 75 SP - 145 EP - 150 PB - De Gruyter CY - Berlin ER - TY - GEN A1 - Scianna, Bastian Matteo T1 - »Gewaltkulturen von den Kolonialkriegen bis zur Gegenwart.« T1 - Cultures of Violence of the Colonial Wars to the Present BT - Konferenz des Deutschen Historischen Instituts Warschau mit dem Deutschen Komitee für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in Kooperation mit der Universität Potsdam, Potsdam, 4. bis 6. Juni 2015 BT - Conference of the German Historical Institute of Warsaw with the German Committee for the History of Second World War in Cooperation with the University of Potsdam, Potsdam, 4th to 6th June, 2015 T2 - Postprints der Universität Potsdam : Philosophische Reihe T3 - Zweitveröffentlichungen der Universität Potsdam : Philosophische Reihe - 122 Y1 - 2017 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-397764 SN - 1866-8380 IS - 122 ER -