TY - THES A1 - Maaß, Yvonne T1 - Leuchtkäfer & Orgelkoralle T1 - Leuchtkäfer & Orgelkoralle BT - Chamissos "Reise um die Welt mit der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition" (1815–1818) im Wechselspiel von Naturkunde und Literatur BT - Chamisso's "Reise um die Welt mit der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition" (1815–1818) in the interplay between natural history and literature T2 - Epistemata : Würzburger wissenschaftliche Schriften ; Reihe Literaturwissenschaft (852) N2 - Leuchtende Käfer und Medusen, phosphoreszierende Meereswellen oder zu Stein erstarrende Korallen faszinierten den bisher vornehmlich als Dichter portraitierten Naturforscher Adelbert von Chamisso (1781–1838). Intensiver noch als den zoologischen und geologischen Phänomenen, widmete er sich der Scientia amabilis – der liebenswerten Wissenschaft von den Pflanzen. Der vielseitig Talentierte verfasste seine Reise um die Welt (1836), die bis heute als eine der stilistisch anspruchvollsten und lesenswertesten Reisebeschreibungen gilt. Diese Studie widmet sich dezidiert den naturkundlichen Studien Chamissos im Kontext der dreijährigen Rurik-Expedition sowie den zugehörigen Textproduktionen. Mit einem umfassenden Text- und Materialkorpus werden literatur- und kulturwissenschaftliche sowie wissenschaftshistorische Fragestellungen an das Werk gelegt und ertragreich beantwortet. Für die Reiseliteraturforschung wird bisher unbeachtetes Quellenmaterial ans Licht gebracht, gängige Thesen werden widerlegt, Quellen anderer Besatzungsmitglieder vergleichend betrachtet. Die Studie stellt den Naturforscher Chamisso in den Fokus, ohne den Dichter auszublenden, und widmet sich Fragen der Generierung, Vernetzung und Darstellung naturkundlichen Wissens in Texten, Illustrationen und Materialien zur Expedition – sie ist insgesamt für die Literatur- und Geschichtswissenschaft ebenso innovativ wie für die interdisziplinäre Geschichte des Wissens. N2 - Adelbert von Chamisso (1781–1838), primarily portrayed and well known as a poet, had also a reputation as a naturalist. Fluorescent beetles and gleaming medusae became subjects of his interest. In particular he devoted himself to the Scientia amabilis – the charming science of the plants. The versatile gifted author wrote Reise um die Welt (1836), which is still regarded as brilliant travelogue most worth reading and stylistically demanding until today. Leuchtkäfer & Orgelkoralle examines the naturalistic researches of Chamisso in the context of the Rurik expedition as well as the associated text productions. A comprehensive corpus of sources is analysed. Current issues in the area of literature, cultural studies and history of science are focused and discussed. This study puts the scientist Chamisso into focus without fading out the writer. It deals with issues of generating, interlinking and presenting biological and geological knowledge in texts, illustrations and preparations of the expedition. Leuchtkäfer & Orgelkoralle is as innovative for literature studies as for interdisciplinary history of knowledge. KW - Adelbert von Chamisso KW - Weltreisen KW - Reisebeschreibung KW - Naturkunde KW - Naturgeschichte KW - Wissenschaftsgeschichte KW - Rurik KW - Romanzoff Expedition KW - Johann Friedrich Eschscholtz KW - Louis Choris KW - Chamisso KW - Otto von Kotzebue KW - Expansion Europas KW - Transdisziplinarität KW - Weltumsegelung KW - Reisen um 1800 KW - Adelbert von Chamisso KW - voyage around the world KW - journey around the world KW - travelogue KW - natural sciences KW - naturalistic research KW - natural history KW - history of science KW - Rurik KW - Romanzoff KW - Romanzow KW - expedition KW - Johann Friedrich Eschscholtz KW - Louis Choris KW - Chamisso KW - Otto von Kotzebue KW - European expansion KW - transdisciplinarity KW - circumnavigation KW - travelling around 1800 KW - Globalisierung KW - Morton Wormskiold KW - globalization KW - Morton Wormskiold Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-399894 SN - 978-3-8260-5833-2 IS - 852 PB - Königshausen & Neumann CY - Würzburg ER - TY - THES A1 - Gollrad, Anja T1 - Prosodic cue weighting in sentence comprehension T1 - Gewichtung prosodischer cues bei der Verarbeitung kasusambiger Strukturen BT - processing German case ambiguous structures N2 - Gegenstand der Dissertation ist die Untersuchung der Gewichtung prosodischer Korrelate der Phrasierung im Deutschen, insbesondere der Dauer- und Grundfrequenzeigenschaften auf der Ebene der phonologischen Phrase (φ) und der Intonationsphrase (ι). Für die prosodische Domäne der phonologischen Phrase und der Intonationsphrase gilt als belegt, dass sie häuptsächlich durch phonetische Parameter der präfinalen Dehnung (Lehiste, 1973; Klatt, 1976; Price et al., 1991; Turk & White, 1999), der Pausendauer (Fant & Kruckenberg, 1996) und der Veränderung der Grundfrequenz (Pierrehumbert, 1980) ausgedrückt werden, wobei die phonetischen grenzmarkierenden Eigenschaften eher quantitativer als qualitativer Natur sind. Ebenfalls ist bekannt, dass auf der anderen Seite Hörer diese phonetischen Eigenschaften der Sprecher nutzen, um die prosodische Struktur einer Äußerung zu ermitteln (Snedeker & Trueswell, 2003; Kraljic & Brennan, 2005). Perzeptuelle Evidenz aus dem Englischen und Niederländischen deuten allerdings darauf hin, dass sich Sprachen hinsichtlich der entscheidenden Korrelate, die für die Perzeption der Domänen konsultiert werden, unterscheiden (Aasland & Baum, 2003; Sanderman & Collier, 1997; Scott, 1982; Streeter, 1978). Die grenzmarkierenden phonetischen Korrelate der Domänen werden in der Perzeption unterschiedlich stark gewichtet, was sich im Konzept eines sprachspezifischen prosodischen cue weightings ausdrückt. Für das Deutsche ist allerdings nicht hinreichend bekannt, welche dieser drei phonetischen Parameter die wichtigste Rolle für die Perzeption der phonologischen Phrasengrenze und der Intonationsphrasengrenze spielt. Ziel der Dissertation war es, diejenigen phonetischen Merkmale zu identifizieren, die für die Perzeption der phonologischen Phrasengrenze und der Intonationsphrasengrenze entscheidend sind und sich somit für die Bildung der jeweiligen prosodischen Phrasengrenze als notwendig herausstellen. Die Identifikation und Gewichtung eines phonetischen Merkmals erfolgte in der vorliegenden Arbeit durch die Effekte prosodischer Manipulation der phonetischen Korrelate an phonologischen Phrasengrenzen und Intonationsphrasengrenzen auf die Disambiguierung lokaler syntaktischer Ambiguitäten in der Perzeption. Der Einfluss einzelner phonetischer Merkmale wurde in einem forced-choice Experiment evaluiert, bei dem Hörern syntaktisch ambige Satzfragmente auditiv präsentiert wurden und ihnen anschließend die Aufgabe zukam, aus einer Auswahl an disambiguierenden Satzvervollständigung zu wählen. Die Anzahl der ausgewählten Satzvervollständigungen pro Satzbedingung änderte sich in Abhängigkeit der prosodischen Manipulation der präfinalen Dehnung, der Pausendauer und der Grundfrequenz, wodurch der Einfluss eines einzelnen phonetischen Merkmals auf den Disambiguierungsprozess sichtbar wurde. Ein phonetischer Parameter wurde genau dann als notwendig klassifiziert, wenn sich durch seine Manipulation die Fähigkeit zur Disambiguierung der syntaktischen Strukturen signifikant reduzierte, oder gänzlich scheiterte, und somit die Wahrnehmung prosodischer Kategorien beinflusst wurde (Heldner, 2001). Hat sich in der Perzeption ein phonetisches Merkmal als notwendig herausgestellt, wurde nachfolgend eine optimalitätstheoretische Modellierung vorgeschlagen, die die phonetischen Eigenschaften auf eine (abstrakte) phonologische Strukturerstellung beschreibt. Dieser Verarbeitungsschritt entspricht dem Teilbereich des Perzeptionsprozesses, der in Boersma & Hamann (2009), Escudero (2009) und Féry et al. (2009) unter anderen als Phonetik-Phonologie-Mapping beschrieben wird. Die Dissertation hat folgende Hauptergebnisse hervorgebracht: (1) Für die Perzeption phonologischer Phrasengrenzen und Intonationsphrasengrenzen werden nicht alle messbaren phonetischen Grenzmarkierungen gleichermaßen stark genutzt. Das phonetische Merkmal der präfinalen Dehnung ist auf der Ebene der kleineren prosodischen Domäne, der phonologischen Phrase, notwendig. Die Information der Grundfrequenz in der Form von Grenztönen ist in der größeren Domäne der Intonationsphrase notwendig und damit ausschlaggebend für die Perzeption der prosodischen Phrasengrenze. (2) Auf der Ebene der φ-Phrase werden phonetische Eigenschaften der segmentalen Dauer in Form präfinalen Dehnung zur Bildung abstrakter phonologischer Repräsentationen herangezogen werden. Längenconstraints schreiben syntaktische Konstituenten aufgrund ihrer Inputdauern einer prosodischen Kategorie zu. Inputdauern der ersten Nominalphrase von 500ms und mehr signalisieren Finalität und sind durch eine φ- Grenze am rechten Rand markiert. Inputdauern von 400ms und weniger signalisieren Kontinuität und werden durch das Ausbleiben einer φ-Grenze am rechten Rand der ersten Nominalphrase markiert. Inputdauern, die zwischen den kritischen Längen von 400ms und 500ms variieren sind bezüglich der Bildung von φ- Grenzen ambig und können in der Perzeption nicht eindeutig disambiguiert werden. (3) Auf der Ebene der ι-Phrase wird die Bildung einer prosodischen Struktur durch die reine tonale Kontur (steigend oder fallend) an der ersten Nominalphrase gelenkt. Eine fallende Grundfrequenzkontur an der ersten Nominalphrase signalisiert Finalität und wird durch eine ι-Grenze am rechten Rand markiert. Eine steigende Kontur an der ersten Nominalphrase signalisiert phrasale Kontinuität und ist bei den vorliegenden Sätzen der Genitivbedingung gerade durch das Ausbleiben einer ι-Grenze auf der phonologischen Repräsentationseben gekennzeichnet. N2 - One of the central questions in psycholinguistic is understanding whether and how prosodic phrase boundaries are used to resolve syntactic ambiguities in sentence processing. The present work aimed to answer both, first, the effects of φ- and ι-boundaries on syntactic ambiguity resolution, and second, how the prosodic correlates of the auditory input are taken for the phonetic-phonology mapping in order to attain a meaningful sentence interpretation. With regard to the first aim, we investigated locally syntactic ambiguities involving either φ- or ι-phrase boundaries in German and the structural preference that listeners have, based on the prosodic content. The experiments described in this work show that German listeners exploit both types of prosodic phrase boundaries to resolve local syntactic ambiguities, that however, their disambiguation altered by the presence or absence of prosodic cues correlated with the corresponding boundary. Specifically, the perception data revealed that the phonetically measured prosodic correlates of each prosodic boundary such as pitch accents, boundary tones, deaccentuation and durational properties do not contribute to ambiguity resolution in equal measure. Rather, it is the case that listeners rely primarily on prefinal lengthening as a correlate of phrasing in the vicinity of φ-phrase boundaries, while at the level of the ι-phrase boundary, boundary tones serve as phrasal cues. This way the results of the present work take account of the as yet missing information on individual contributions of prosodic correlates on listeners’ disambiguation of syntactically ambiguous sentences in German. It further implies that the question of how German listeners resolve syntactic ambiguities cannot simply be attributed to the presence or absence of prosodic correlates. The interpretation of the phrasal structure rather depends on a more general picture of cohesion between prosodic correlates and prosodic boundary sizes. With respect to the second aim, the processing models proposed in the present work describe a specific phonetics-phonology mapping in the vicinity of both phrase boundaries. It is assumed that auditory sentence processing proceeds in several successively organized steps, during which listeners transform overt phonetic forms into language specific abstract surface forms. This process is referred to as phonetics-phonology mapping in the present work. Perceptual evidence resulting from the experiments of the present work suggest that the phonetics-phonology mapping is guided by the above mentioned boundary related prosodic correlates. The resulting abstract phonological structure is subjected to the syntax-prosody mapping, in turn. The outcome of the presented perception experiments are modulated in an Optimality-Theoretic framework. The offered OT-models are grounded on the assumption that single prosodic correlates are used by listeners as a signal to syntax in sentence processing. This is in line with studies arguing that the prosodic phrase structure determines the syntactic parse (Cutler et al., 1997; Warren et al., 1995; Pynte & Prieur, 1996; Snedeker & Trueswell, 2003; Kjelgaard & Speer, 1999), to name just a few. KW - prosody KW - German KW - case ambiguity KW - prosodisch KW - Cue-Gewichtung KW - Ambiguität KW - OT-Modellierung Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-81954 ER - TY - THES A1 - Roncaglia-Denissen, Maria Paula T1 - The role of first and second language speech rhythm in syntactic ambiguity processing and musical rhythmic aptitude T1 - Die Rolle von Erst- und Zweit-Sprachrhythmus bei der Verarbeitung von syntaktischen Ambiguitäten und Musikrhythmusbegabung N2 - Rhythm is a temporal and systematic organization of acoustic events in terms of prominence, timing and grouping, helping to structure our most basic experiences, such as body movement, music and speech. In speech, rhythm groups auditory events, e.g., sounds and pauses, together into words, making their boundaries acoustically prominent and aiding word segmentation and recognition by the hearer. After word recognition, the hearer is able to retrieve word meaning form his mental lexicon, integrating it with information from other linguistic domains, such as semantics, syntax and pragmatics, until comprehension is achieved. The importance of speech rhythm, however, is not restricted to word segmentation and recognition only. Beyond the word level rhythm continues to operate as an organization device, interacting with different linguistic domains, such as syntax and semantics, and grouping words into larger prosodic constituents, organized in a prosodic hierarchy. This dissertation investigates the function of speech rhythm as a sentence segmentation device during syntactic ambiguity processing, possible limitations on its use, i.e., in the context of second language processing, and its transferability as cognitive skill to the music domain. N2 - Rhythmus ist eine zeitliche und systematische Organisierung von akustischen Ereignissen im Sinne von Prominenz, Timing und Gruppierung. In der Sprache gruppiert Rhythmus auditorische Ereignisse, wie zum Beispiel Laute und Pausen, zu Wörtern und kreiert dadurch akustisch prominente Wortgrenzen die dem Hörer bei der Segmentierung und Erkennung von Wörtern helfen können. Werden Wörter erkannt, kann der Hörer die Wörterbedeutung aus seinem Lexicon abrufen und sie mit der Information aus verschiedenen linguistischen Bereichen, semantischer, syntaktischer und pragmatischer Bereich, integrieren. Die Rolle von Sprachrhythmus ist jedoch nicht auf Wortsegmentierung und Erkennung begrenzt. Er spielt eine entscheidender Rolle in der Bildung von der Prosodischer Hierarchie, die die linguistischen Konstituenten organisiert. Die vorliegende Dissertation untersucht die Rolle des Sprachrhythmus in a) der Segmentierung von Sätzen, basierend auf der Verarbeitung von syntaktischen Ambiguitäten, b) mögliche Grenzen dieser Segmentierungsfunktion im Bereich der Zweitsprachverarbeitung, und c) mögliche Gemeinsamkeiten zwischen der kognitiven Fähigkeit Rhythmus in Sprache und Musik zu erkennen und zur Segmentierung zu nutzen. KW - speech rhythm KW - syntactic processing KW - musical rhythm KW - Sprachrhythmus KW - syntaktische Ambiguität KW - Musikrhythmus Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-78256 N1 - Part of this dissertation has been published as articles (3 articles in total) in peer-reviewed journals. ER - TY - THES A1 - Emer, Wolfgang T1 - Von der Konzeption zur Praxis T1 - From conception to practice T1 - De la conception à la pratique BT - zur Entwicklung der Projektdidaktik am Oberstufen-Kolleg Bielefeld und ihre Impulsgebung und Modellbildung für das deutsche Regelschulwesen BT - development of didactics of project-based-learning at Oberstufen-Kolleg in Bielefeld and its influence and construction of models for the regular state school system BT - le développement de la didactique du travail en projets à l’Oberstufen-Kolleg à Bielefeld et son influence et sa construction de modèles pour le système scolaire en Allemagne N2 - Die kumulative Dissertation zur Projektdidaktik trägt den Titel „Von der Konzeption zur Praxis: Zur Entwicklung der Projektdidaktik am Oberstufen-Kolleg Bielefeld und ihre Impulsgebung und Modellbildung für das deutsche Regelschulwesen“. Die Dissertation versteht sich als beispielgebende Umsetzung und Implementierung der Projektdidaktik für das Regelschulsystem. Auf der Basis von 22 bereits erschienenen Publikationen und einer Monographie werden mit fünf methodischen Zugriffen (bildungshistorisch, dichte Beschreibung, Aktionsforschung, empirische Untersuchung an Regelschulen und Implementierungsforschung, s. Kapitel 1) in sieben Kapiteln (2- 8) des systematischen ersten Teils die Entwicklung der Unterrichtsform Projektunterricht in der BRD, Projektbegriff und Weiterentwicklung des Konzepts, Methodik, Bewertung sowie Organisation des Projektunterrichts am Oberstufen-Kolleg, der Versuchsschule des Landes NRW, in Auseinandersetzung mit der allgemeinen Projektdidaktik dargestellt sowie Formen und Verfahren der erprobten Implementierung in das Regelschulsystem präsentiert. Ein Schlusskapitel (9) fasst die Ergebnisse zusammen. Im umfangreichen Anhang finden sich verschiedene Publikationen zu Aspekten der Projektdidaktik, auf die der systematische Teil jeweils Bezug nimmt. Die bildungshistorische Analyse (Kapitel 2) untersucht das Verhältnis von pädagogischer Theorie und schulischer Praxis, die weder in Literatur und noch in Praxis genügend verbunden sind. Nach der Rezeption der gut erforschten Konzeptgeschichte pädagogischer Theorie in Anlehnung an Dewey und Kilpatrick wird durch eine erste Analyse der „Praxisgeschichte“ des Projektunterrichts auf ein Forschungsdesiderat hingewiesen, dies auch um die Projektpraxis am Oberstufen-Kolleg in Beziehung zu der in den Regelschulen setzen zu können. Dabei wurden seit 1975 sechs Entwicklungslinien herausgearbeitet: Start, Krise und ihre Überwindung durch Öffnung und Vernetzung (1975-1990), didaktisch-methodische Differenzierung und Notwendigkeit von Professionalisierung (ab 1990) sowie Schulentwicklung und Institutionalisierung (seit Ende der 1990er Jahre). Projektunterricht besteht am Oberstufen-Kolleg seit der Gründung 1974 als fest eingerichtete Unterrichtsform (seit 2002 zweimal jährlich 2 Wochen) mit dem Ziel, für das Regelschulsystem die Projektdidaktik zu erproben und weiterzuentwickeln. Als wichtige praxisorientierte Ziele wurden ein praxistauglicher Begriff, Bildungswert und Kompetenzen im Unterschied zum Lehrgang herausgearbeitet (z.B. handlungs- und anwendungsorientierte Kompetenzen) und das Verhältnis zum Fachunterricht bestimmt (Kapitel 3). Letzteres wurde am Beispiel des Fachs Geschichte entwickelt und exemplarisch in Formen der Verzahnung dargestellt (Kapitel 6). Auch für die methodische Dimension galt, die allgemeine Projektdidaktik weiterzuentwickeln durch ihre Abgrenzung zu anderen Methoden der Öffnung von Schule und Unterricht (Kapitel 4). Dabei wurde als zentrales methodisches Prinzip die Handlungsorientierung bestimmt sowie sieben Phasen und jeweilige Handlungsschritte festgelegt. Besonders Planung und Rollenwechsel bedürfen dabei besonderer Beachtung, um Selbsttätigkeit der ProjektteilnehmerInnen zu erreichen. Verschiedene methodische „Etüden“ ( z.B. Gruppenarbeit, recherchieren, sich öffentlich verhalten), handlungsorientierte Vorformen und projektorientiertes Arbeiten sollten die Vollform Projektunterricht vorbereiten helfen. Die Bewertung von Projekten (Kapitel 5) stellt andere Anforderungen als der Lehrgang, weil sie unterschiedliche Bewertungsebenen (z.B. Prozessbedeutung, Produktbeurteilung, Gruppenbewertung) umfasst. Dazu sind am Oberstufen-Kolleg andere Bewertungsformen als die Ziffernnote entwickelt worden: z.B. ein „Reflexionsbericht“ als individuelle Rückmeldung von SchülerInnen und LehrerInnen und ein „Zertifikat“ für besondere Leistungen im Projekt. Zentral für die Entwicklung von Projektunterricht ist jedoch die Organisationsfrage (Kapitel 7). Dazu bedarf es einer Organisationsgruppe Projekt, die die Unterrichtsform didaktisch betreut und in einem Hearing die angemeldeten Projekte berät. Das Oberstufen-Kolleg hat damit eine entwickelte „Projektkultur“ organisatorisch umgesetzt. Für eine empirische Untersuchung an sechs Regelschulen in Ostwestfalen ist dann eine idealtypische Merkmalsliste von schulischer „Projektkultur“ als Untersuchungsinstrument entstanden, das zugleich als Leitlinie für Schulentwicklung im Bereich Projektlernen in den Regelschulen dienen kann. Zu dieser Implementierung (Kapitel 8) wurden Konzepte und Erfahrungen vom Oberstufen-Kolleg für schulinterne und schulexterne Fortbildungsformen sowie eine exemplarische Fortbildungseinheit entwickelt. So konnten in zahlreichen Lehrerfortbildungen durch die Versuchsschule Impulse für das Regelschulsystem gegeben werden. N2 - The cumulative dissertation which regards didactics of project-based-learning (pbl – “Projektdidaktik”) is entitled “From conception to practice: Development of didactics of project-based-learning at Oberstufen-Kolleg in Bielefeld and its influence and construction of models for the regular state school system”. Oberstufen-Kolleg is an experimental school of the land North Rhine-Westphalia in the university town of Bielefeld, Germany. The dissertation gives insight into the implementation of pbl didactics in Germany’s state school system. It sums up the author’s former research published in 22 articles (added as appendix) and a monograph. The introduction presents the used methods: educational history, thick description (C. Geertz), action research, empirical study at state schools and research of implementation. In chapter 2 the analysis of educational history regards the relationship of educational theory and practice in schools, which are not sufficiently connected neither in pedagogical literature nor in educational practice. While pbl’s theory is well explored the dissertation points out that history of practice in schools (“Praxisgeschichte”) still remains an urgent desideratum of research and gives a first analysis. Since 1975 six trends of development can be distinguished in this history of practice: start (from 1975), crisis (after 1983) and his solution with opening schools and their networking (1983-1990), differentiation of didactics and methods, necessity of professionalisation (both from 1990), and finally internal development of schools and institutionalisation of pbl (from the end of the 1990ties). Pbl as an institutionalized form of teaching exists at Oberstufen-Kolleg since his foundation in 1974 with the objective to explore and develop didactics of projects. Important aims were the construction of a notion of pbl adapted to practice, educational values and competences in contrast to the master teaching (“Lehrgang”): for example competences of practical and applied learning (chapter 3). The relation and connection between master teaching and pbl is analyzed using the example of history teaching at Oberstufen-Kolleg (chapter 6). Also the methodical dimension in the didactics of pbl has to be considered and opposed to other methods of opening schools (chapter 4). The central principle of pbl’s methodical dimension is the activity-orientated learning (“Handlungsorientierung”) which distinguishes seven steps. Especially planning and changing of roles are found to be relevant for selfconscious acting of pupils. The evaluation of projects (called “judging” by Kilpatrick) needs other perspectives and forms than master teaching (chapter 5). In Oberstufen-Kolleg some forms of evaluation are created, for example the “Reflexionsbericht” (paper of reflection), which contains mutual feedback of pupils and teachers on several points of the project. A successful pbl depends on an institutionalized structure of organization within the schools (chapter 7). To that end, in Oberstufen-Kolleg a “culture of projects” has been established. An organization group takes care of finding projects, didactics, evaluation and organizes a day of presentation (called “Produkttag”). This is an example of how pbl can find a way in the regular state school system. However, empirical findings based on six regular state schools in Westphalia suggests that necessary elements of a “culture of projects” were not yet really reflected and organized. Finally, chapter 8 describes those forms of implementing pbl in schools and teacher training realized by the organization group of Oberstufen-Kolleg in regular state schools. The dissertation shows ways how to change the school system in order to reinforce practical and applied learning and thereby self-confidence of pupils. N2 - La dissertation cumulative concernant la didactique du travail en projet («Projektdidaktik») porte le titre: «De la conception à la pratique: Le développement de la didactique du travail en projets à l’Oberstufen-Kolleg à Bielefeld et son influence et sa construction de modèles pour le système scolaire en Allemagne». L’Oberstufen-Kolleg est une école expérimentale du Land Rhenanie-Westphalie. La dissertation veut donner des exemples pour implanter l’enseignement du travail en projets dans les écoles normales, surtout dans les lycées. Basés sur 22 articles déjà publiés avant et documentés dans une ample appendice et une monographie déjà publiée le sujet de l’enseignement du travail en projets est dévéloppé en neuf chapitres. Chapitre 1 développe le cadre et les buts de la dissertation et la réflexion des méthodes appliquées: l’histoire de l’enseignement, description dense, recherche d’action, études empiriques et recherche de l’implémentation. Chapitre 2 analyse la relation entre la théorie pédagogique du projet et la pratique dans les écoles. Tandis que l’histoire de la conception est depuis Dewey et Kilpatrick bien élaborée par des théoriciens l’histoire de l’application et de la pratique reste une tâche de recherche. Une première esquisse faite par l’auteur comprend la période à partir de 1975 jusqu’à aujourd’hui. Elle distingue six étappes (début, crise et son dépassement par ouverture et coopération des écoles 1975 à 1990; différenciation didactique et necessité de formation à partir de 1990 et institutionalisation depuis la fin des années 90). L’Oberstufen-Kolleg a institutionalisé l’enseignement obligatoire des projets à partir de 1975 avec deux fois deux semaines de travail en projets dans l’année, plus que les écoles normales allemandes en général. Chapitre 3 développe une notion du travail en projets apte pour la pratique et ses valeurs et compétences pédagogiques. La différence et la coopération entre cours magistral dans les matières et le travail en projets sont réflléchies et au chapitre 6 concrétisées pour la matière de l’histoire. Chapitre 4 élabore la dimension méthodique du travail en projets qui distingue par exemple sept phases d’un projet et sa substructure de l’orientation à l’action («Handlungsorientierung»). Chapitre 5 traite le problème de l’évalution du travail en projets qui demande d’autres aspects que le cours magistral, p.ex. la signification du procès de travail, la valeur du produit et du travail en groupe. Pour cette évaluation différente on a développé à l’Oberstufen-Kolleg deux instruments: le «rapport reflexif« («Reflexionsbericht») comme feedback individuel par écrit de l’élève et du professeur et le «certificat» pour des performances speciales accordées aux compétences du travail en projet (p.ex. la compétence d’organisation). Ce dernier instrument est rendu seulement à des élèves qui se sont engagés spécialement dans certaines compétences et il peut servir à accompagner le bulletin si l’élève se présente pour un poste après l’école. Chapitre 6 envisage la relation et le complément réciproque du cours magistral en histoire et le travail en projets avec des sujets historiques en donnant des exemples réalisés à l’Oberstufen-Kolleg. Chapitre 7 s’occupe d’un élément de base pour le développement du travail en projets: la question de l’organisation. Elle nécessite un groupe organisateur parmi les collègues qui est responsable du point de vue didactique et structural. Il conseille et régularise dans un «hearing» les projets annoncés, les prépare pour le vote par les élèves et organise une journée portes ouvertes à la fin de la phase des projets. Ainsi et avec d’autres éléments organisateurs il a été crée une «culture des projets» («Projektkultur»). Pour une étude empirique et comparative dans six écoles de la région – les résultats sont dans le chapitre – le groupe organisateur a développé une liste idéale de cette culture qui est en même temps un instrument pour le développement intérieur d’une école. Chapitre 8 expose des conceptions et expériences de l’implémentation du travail en projets dans les écoles normales par le groupe de l’Oberstufen-Kolleg qui a fait beaucoup de formation avec des professeurs depuis les années 1990. Une unité de formation exemplaire est décrit à la base des ces formations. Ainsi l’école expérimental a pu donner quelques impulsions pour le système scolaire en Allemagne. Chapitre 9 est un résumé des résultats de la dissertation. A la fin de la première partie de la dissertation se trouvent une liste des sources et des œuvres consultés. La deuxième partie comprend un appendice avec 22 articles déjà publiés. KW - Projektdidaktik KW - didactics of project-based-learning KW - Entwicklung des Projektunterrichts in der BRD KW - development of project-based-learning KW - Projektorganisation und –kultur KW - organisation and culture of project-based-learning KW - Leistungsbewertung von Projekten KW - judging of projects KW - Methodik der Projektarbeit KW - methods of project-based-learning KW - didactique des projets KW - organisation et culture des projets KW - évaluation des projets KW - developpement de l’enseignement des projets en Allemagne fédérale KW - méthodes des projets Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-77199 ER - TY - THES A1 - Rodríguez-Villagra, Odir Antonio T1 - Inhibition, attentional control, and causes of forgetting in working memory: a formal approach T1 - Hemmung, Aufmerksamkeitskontrolle und Ursachen für das Vergessen im Arbeitsgedächtnis: ein formaler Ansatz BT - experimental effects, age differences, and individual differences in working memory capacity BT - experimentelle Effekte, Altersunterschiede und individuelle Unterschiede in der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses N2 - In many cognitive activities, the temporary maintenance and manipulation of mental objects is a necessary step in order to reach a cognitive goal. Working memory has been regarded as the process responsible for those cognitive activities. This thesis addresses the question: what limits working-memory capacity (WMC)? A question that still remains controversial (Barrouillet & Camos, 2009; Lewandowsky, Oberauer, & Brown, 2009). This study attempted to answer this question by proposing that the dynamics between the causes of forgetting and the processes helping the maintenance, and the manipulation of the memoranda are the key aspects in understanding the limits of WMC. Chapter 1 introduced key constructs and the strategy to examine the dynamics between inhibition, attentional control, and the causes of forgetting in working memory. The study in Chapter 2 tested the performance of children, young adults, and old adults in a working-memory updating-task with two conditions: one condition included go steps and the other condition included go, and no-go steps. The interference model (IM; Oberauer & Kliegl, 2006), a model proposing interference-related mechanisms as the main cause of forgetting was used to simultaneously fit the data of these age groups. In addition to the interference-related parameters reflecting interference by feature overwriting and interference by confusion, and in addition to the parameters reflecting the speed of processing, the study included a new parameter that captured the time for switching between go steps and no-go steps. The study indicated that children and young adults were less susceptible than old adults to interference by feature overwriting; children were the most susceptible to interference by confusion, followed by old adults and then by young adults; young adults presented the higher rate of processing, followed by children and then by old adults; and young adults were the fastest group switching from go steps to no-go steps. Chapter 3 examined the dynamics between causes of forgetting and the inhibition of a prepotent response in the context of three formal models of the limits of WMC: A resources model, a decay-based model, and three versions of the IM. The resources model was built on the assumption that a limited and shared source of activation for the maintenance and manipulation of the objects underlies the limits of WMC. The decay model assumes that memory traces of the working-memory objects decay over time if they are not reactivated via different mechanisms of maintenance. The IM, already described, proposes that interference-related mechanisms explain the limits of WMC. In two experiments and in a reanalysis of data of the second experiment, one version of the IM received more statistical support from the data. This version of the IM proposes that interference by feature overwriting and interference by confusion are the main factors underlying the limits of WMC. In addition, the model suggests that experimental conditions involving the inhibition of a prepotent response reduce the speed of processing and promotes the involuntary activation of irrelevant information in working memory. Chapter 4 summed up Chapter 2 and 3 and discussed their findings and presented how this thesis has provided evidence of interference-related mechanisms as the main cause of forgetting, and it has attempted to clarify the role of inhibition and attentional control in working memory. With the implementation of formal models and experimental manipulations in the framework of nonlinear mixed models the data offered explanations of causes of forgetting and the role of inhibition in WMC at different levels: developmental effects, aging effects, effects related to experimental manipulations and individual differences in these effects. Thus, the present approach afforded a comprehensive view of a large number of factors limiting WMC. N2 - Bei vielen kognitiven Aktivitäten ist die vorübergehende Speicherung und Manipulation von Mental Objects ein notwendiger Schritt um ein kognitiven Ziel zu erreichen. Diese Prozesse finden im Arbeitsgedächtnis statt. Diese Dissertation behandelt die Frage wodurch die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses (Working Memory Capacity, WMC) limitiert wird. Dieses Thema wurde in der Literatur bislang kontrovers diskutiert (Barrouillet & Camos, 2009; Lewandowsky, Oberauer, & Brown, 2009). Es wird hier vorgeschlagen, dass die Dynamik zwischen den Ursachen des Vergessens und den Prozessen, welche die Aufrechterhaltung unterstützen, und die Manipulation der Memoranda die Grundlagen für das Verständnis der WMC-Limitierung bildet. Kapitel 1 führt in das Thema ein und erklärt die Strategie um die Dynamik zwischen Hemmung, Aufmerksamkeitskontrolle und den Ursachen des Vergessens im Arbeitsgedächtnis zu untersuchen. Die Untersuchung in Kapitel 2 testet die Leistung von Kindern, jungen und alten Erwachsenen in einem Working Memory Updating Task mit zwei Bedingungen; eine beinhaltet Go-Steps, die andere Go- und No-Go Steps. Die Daten der Experimentalgruppen wurden mithilfe des Interferenzmodells (IM; Oberauer & Kliegl, 2006), welches Interferenz-ähnliche Mechanismen als Hauptursache des Vergessens postuliert, simultan gefitted. Zusätzlich zu Interferenz-ähnlichen Parametern, die Interferenz durch Feature-Overwriting oder Ablenkung beinhalten, sowie Parametern welche die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung repräsentieren, wurde ein neuer Parameter eingeführt. Dieser beschreibt die benötigte Zeit um zwischen Go- und No-Go Steps zu unterscheiden. Es wird gezeigt, dass Kinder und junge Erwachsene weniger anfällig für Interferenz durch Feature-Overwriting waren als alte Erwachsene. Kinder waren am anfälligsten für Interferenz durch Ablenkung, gefolgt von alten Erwachsenen und jungen Erwachsenen. Junge Erwachsene zeigten die schnellste Verarbeitungsrate, gefolgt von Kindern und alten Erwachsenen. Weiterhin wechselten junge Erwachsene am schnellsten zwischen Go- und No-Go Steps. In Kapitel 3 werden die Dynamik zwischen den Ursachen des Vergessens und der Hemmung einer Prepotent Response im Kontext von folgenden drei formellen Modellen der Beschränkung des WMC beschrieben: Ein Ressource-Modell, ein Decay-Based-Modell und drei Versionen des IMs. Die Annahme, dass der Begrenzung der WMC eine beschränkte und eine gemeinsame Ursache der Aktivierung für die Aufrechterhaltung und Manipulation von Objekten zugrunde liegt wurde benutzt um das Ressource-Modell zu konstruieren. Das Decay-Modell nimmt an, dass Memory-Traces von Objekten im Arbeitsgedächtnis mit der Zeit verblassen, wenn sie nicht durch Mechanismen zur Aufrechterhaltung reaktiviert werden. Das IM (s.o.) besagt, dass Interferenz-ähnliche Mechanismen die Limitierung des WMC erklären können. In zwei Experimenten sowie einer Reanalyse der Daten des zweiten Experiments konnte eine der Versionen des IM als statistisch plausibler als die anderen beiden erkannt werden. In dieser Version des IM werden Feature-Overwriting und Interferenz durch Ablenkung als Hauptfaktoren für die Limitierung des WMCs beschrieben. Zusätzlich werden experimentelle Bedingungen welche eine Hemmung der Prepotent Response beinhalten als reduzierende Faktoren für die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung sowie für die unfreiwillige Aktivierung irrelevanter Information im WM genannt. Kapitel 4 fasst Kapitel 2 und 3 zusammen und zeigt, wie diese Arbeit Evidenz für Interferenz-ähnliche Mechanismen als Hauptursache des Vergessens liefert; weiterhin wird versucht die Rolle der Hemmung und Aufmerksamkeitskontrolle im Arbeitsgedächtnis zu erklären. Mit der Implementierung von formalen Modellen und experimentellen Manipulationen im Rahmen von Nonlinear-Mixed-Models konnten die Ursachen des Vergessens und die Rolle der Hemmung im WMC auf verschiedenen Ebenen erklärt werden. Entwicklungseffekte, altersbedingte Effekte, Effekte durch experimentelle Manipulationen sowie individuelle Unterschiede in diesen Effekten spielten eine wichtige Rolle. Die hier vorgestellte Herangehensweise ermöglicht daher einen umfassenden Blick auf eine große Anzahl auf WMC-limitierende Faktoren. KW - working memory capacity KW - attentional control KW - inhibition KW - formal cognitive models KW - age differences KW - Arbeitsgedächtniskapazität KW - Aufmerksamkeitskontrolle KW - Hemmung KW - formale kognitive Modelle KW - Altersunterschiede Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-76434 N1 - Chapter 2 of this dissertation is presented as: Rodríguez-Villagra, Odir Antonio; Göthe, Katrin; Oberauer, Klaus; Kliegl, Reinhold (2013). Working memory capacity in a go/no-go task: Age differences in interference, processing speed, and attentional control. Developmental Psychology, 49 (9), 1683-1696. doi:10.1037/a0030883 ER - TY - THES A1 - Genzel, Susanne T1 - Lexical and post-lexical tones in Akan T1 - Lexikalische und post-lexikalische Töne im Akan N2 - This dissertation is about factors that contribute to the surface forms of tones in connected speech in Akan. Akan is an African tone language, which is spoken in Ghana. It has two level tones (low and high), automatic and non-automatic downstep. Downstep is the major factor that influences the surface forms of tones. The thesis shows that downstep is caused by declination. It is argued that declination is an intonational property of Akan, which serves to signal coherence. A phonological representation using a high and a low register tone, associating to the left and right edge of an intonational phrase (IP), respectively, is proposed. Declination/downstep is modelled using a (phonetic) pitch implementation algorithm (Liberman & Pierrehumbert, 1984). An innovative application of the algorithm is presented, which naturally captures the relation between declination and downstep in Akan. Another important factor is the prosodic manifestation of sentence level pragmatic meanings, such as sentence mode and focus. Regarding the former, the thesis shows that a post-lexical low tone, which associates with the right edge of an IP, signals interrogativity. Additionally, lexical tones in Yes – No questions are realized in a higher pitch register, which does not lead to a reduction of declination. It is claimed that the higher register is not part of the phonological representation in Akan, but that it emerges at the phonetic level to compensate for the ‘unnatural’ form of the question morpheme and to satisfy the Frequency code (Gussenhoven, 2002; 2004). An extension of Rialland’s (2007) typology in terms of a new category called “low tense” question prosody is proposed. Concerning focus marking, it is argued that the use of the morpho-syntactic focus marking strategy is related to extra grammatical factors, such as hearer expectation, discourse expectability (Zimmermann, 2007) and emphasis (Hartmann, 2008). If a speaker of Akan wants to highlight a particular element in a sentence, in-situ, i.e. by means of prosody, the default prosodic structure is modified in such a way that the focused element forms its own phonological phrase (pP). If it is already contained in a pP, the boundary deliminating the focused element is enhanced (Féry, 2012). This restructuring/enhancement is accompanied by an interruption of the otherwise continuous melody due to insertion of a pause and/or a glottal stop. Beside declination and intonation, raising of H tones applies in Akan. H raising is analyzed as a local anticipatory planning effect, employed at the phonetic level, which enhances the perceptual distance between low and high tones. Low tones are raised, if they are wedged between two high tones. L raising is argued to be a local carryover effect (co-articulation). Further, it is demonstrated that global anticipatory raising takes place. It is shown that Akan speakers anticipate the length of an IP. Preplanning (anticipatory raising) is argued to be an important process at the level of pitch implementation. It serves to ensure that declination can be maintained throughout the IP, which prevents pitch resetting. The melody of an Akan sentence is largely determined by the choice of words. The inventory of post-lexical tones is small. It consists of post-lexical register tones, which trigger declination and post-lexical intonational tones, which signal sentence type. The overall melodic shape is falling. At the local level, H raising and L raising occur. At the global level, initial low and high tones are realized higher if they occur in a long and/or complex sentence. This dissertation shows that many factors, which emerge at different levels of the tone production process, contribute to the surface form of tones in Akan. N2 - Diese Dissertation befasst sich mit Faktoren, welche die Oberflächenrealisierung von Tönen in gesprochenem Akan beeinflussen. Akan ist eine afrikanische Tonsprache, die in Ghana gesprochen wird. Das Akan verfügt über zwei Töne, tief und hoch, automatischen und nicht-automatischen Downstep. Downstep ist als der wichtigste Einflussfaktor auf die Oberflächenrealisierung von Tönen anzusehen. Diese Arbeit zeigt, dass der Absenkungseffekt, der allgemeinhin als Downstep bekannt ist, durch Deklination entsteht. Es wird argumentiert, dass Deklination als Intonationseigenschaft des Akan anzusehen ist, welche dazu dient Kohärenz auszudrücken. Ein Vorschlag zur phonologischen Repräsentation der Deklination wird unterbreitet; jeweils ein hoher und ein tiefer Registerton assoziieren mit dem linken und rechten Rand der Intonationsphrase (IP). Deklination/downstep werden mit Hilfe eines (phonetischen) Tonhöhenimplementationsalgorithmus (Liberman & Pierrehumbert, 1984) modelliert. Eine innovative Anwendung des Algorithmus wird präsentiert, welche die Beziehung zwischen Deklination und Downstep im Akan natürlich erfasst. Ein anderer wichtige Faktor ist die prosodische Manifestation von pragmatischer Bedeutung auf Satzebene, wie Satzmodus und Fokus. Bezüglich der Satzmodusmarkierung zeigt die Dissertation, dass diese Bedeutung durch einen tiefen post-lexikalischen Grenzton, welcher am rechten Rand der IP assoziiert, vermittelt wird. Zusätzlich, werden lexikalische Töne in Ja – Nein Fragen in einem höheren Tonhöhenregister realisiert. Es kommt jedoch nicht zu einer Reduktion der Deklination. Es wird vorgeschlagen, dass das höhere Register nicht Teil der phonologischen Repräsentation des Akan ist, da es auf der phonetische Ebene entsteht um die „unnatürliche“ Form der Frageprosodie zu kompensieren und damit den „Frequency Code“ (Gussenhoven , 2002, 2004) zu befriedigen. Es wird vorgeschlagen, Rialland’s Fragetypologie der afrikanischen Sprachen um die Kategorie „low tense“ zu erweitern. Bezüglich der Fokusmarkierung wird argumentiert, dass die Nutzung der morpho-syntaktische Strategie an extra-grammatische Faktoren wie Hörererwartung, Diskursakzeptabilität (Zimmermann, 2007) und Emphase (Hartmann, 2008) geknüpft ist. Wenn ein Sprecher des Akan ein bestimmtes Element im Satz prosodisch hervorheben möchte, wird die Standardphrasierung modifiziert, so dass das fokussierte Element seine eigene phonologische Phrase (pP) bildet. Falls das fokussierte Element standardmäßig in eine pP phrasiert ist, werden die Grenzen der pP verstärkt (Féry, 2012). Diese Restrukturierung/Verstärkung geht einher mit einer Unterbrechung des kontinuierlichen Signals durch Einfügung einer Pause und/oder eines Glottalverschlusses. Neben Deklination und Intonation, findet Hochtonanhebung im Akan statt. Hochtonanhebung wird als lokaler antizipatorischer Planungseffekt analysiert, welcher die perzeptuelle Distanz zwischen Hoch- und Tiefton vergrößert. Tieftöne werden angehoben wenn sie zwischen Hochtönen auftreten. Tieftonanhebung wird als lokaler Koartikulationseffekt analysiert. Außerdem wird gezeigt, dass eine globale antizipatorische Tonanhebung auftritt. Sprecher des Akan antizipieren die Länge/Komplexität der IP. Es wird argumentiert, dass antizipatorische Tonanhebung ein wichtiger Prozess auf Ebene der Tonhöhenimplementierung ist, da er sicherstellt, dass Deklination innerhalb der IP aufrechterhalten werden kann. Die Melodie eines Satzes des Akan ist größtenteils durch die Wahl der Wörter bestimmt. Das Inventar an post-lexikalischen Tönen ist klein. Es besteht aus post-lexikalischen Registertönen, welche Deklination auslösen und post-lexikalischen Intonationstönen, welche Satzmodus ausdrücken. Im Allgemeinen ist die Melodieverführung fallend. Auf lokaler Ebene treten Hoch- und Tieftonanhebung auf. Auf globaler Ebene werden initiale Hoch- und Tieftöne höher realisiert, wenn sie in einem langen und/oder komplexen Satz auftreten. Diese Dissertation zeigt das viele Faktoren, welche an unterschiedlichen Ebenen des Tonproduktionsprozesses auftreten zur Oberflächenform der Töne des Akan beitragen. KW - Akan KW - tone language KW - prosody KW - phonetics KW - downstep KW - Akan KW - Tonsprache KW - Prosodie KW - Phonetik KW - Downstep Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-77969 ER - TY - THES A1 - Meyer, Sven T1 - Wie ist liberale Eugenik möglich? T1 - How is liberal eugenics possible? BT - Menschenformung aus liberaler Perspektive und ihre Abgrenzung zur autoritären Eugenik BT - the shaping of human beings from a liberal perspective and differentiated from authoritarian eugenics N2 - Folgt tatsächlich aus einem liberalen Wertekanon eine generative Selbstbestimmung, eine weitgehende elterliche Handlungsfreiheit bei eugenischen Maßnahmen, wie es Vertreter einer „liberalen Eugenik“ versichern? Diese Arbeit diskutiert die Rolle Staates und die Handlungsspielräume der Eltern bei der genetischen Gestaltung von Nachkommen im Rahmen eines liberalen Wertverständnisses. Den Schwerpunkt/Fokus der Betrachtungen liegt hier Maßnahmen des genetic enhancement. Darüber hinaus wird auch das Verhältnis der „liberalen Eugenik“ zur „autoritären Eugenik“ neu beleuchtet. Die Untersuchung beginnt bei der Analyse zentraler liberaler Werte und Normen, wie Freiheit, Autonomie und Gerechtigkeit und deren Funktionen in der „liberalen Eugenik“. Wobei nur sehr eingeschränkt von der „liberalen Eugenik“ gesprochen werden kann, sondern viel mehr von Varianten einer „liberalen Eugenik“. Darüber hinaus wird in dieser Arbeit die historische Entwicklung der „liberalen“ und der „autoritären Eugenik“, speziell des Sozialdarwinismus, untersucht und verglichen, insbesondere im Hinblick auf liberale Werte und Normen und der generativen Selbstbestimmung. Den Kern der Arbeit bildet der Vergleich der „liberalen Eugenik“ mit der „liberalen Erziehung“. Da hier die grundlegenden Aufgaben der Eltern, aber auch des Staates, analysiert und deren Verhältnis diskutiert wird. Es zeigt sich, dass sich aus einem liberalen Wertverständnisses heraus keine umfangreiche generative Selbstbestimmung ableiten lässt, sondern sich viel mehr staatlich kontrollierte enge Grenzen bei eugenischen Maßnahmen zum Wohle der zukünftigen Person, begründen. Zudem wurde der Weg zur autoritären Eugenik nicht durch die Abkehr von der generativen Selbstbestimmung geebnet, sondern viel mehr durch die Übertragung des Fortschrittsgedankens auf den Menschen selbst. Damit verliert die generative Selbstbestimmung auch ihre Funktion als Brandmauer gegen eine autoritäre Eugenik. Nicht der Verlust der generativen Selbstbestimmung, sondern viel mehr die Idee der Perfektionierung des Menschen muss kritisch betrachtet und letztlich abgelehnt werden. Ohne generative Selbstbestimmung und einer Perfektionierung des Menschen, bleibt nur eine Basis-Eugenik, bei der die Entwicklungsfähigkeit des Menschen sichergestellt wird, nicht jedoch seine Verbesserung. Darüber hinaus muss auch über eine Entwicklungsmöglichkeit des zukünftigen Menschen gesprochen werden, d. h. ein minimales Potential zu gesellschaftlicher Integration muss gegeben sein. Nur wenn tatsächlich keine Möglichkeiten seitens der Gesellschaft bestehen eine Person zu integrieren und dieser eine Entwicklungsmöglichkeit zu bieten, wären eugenische Maßnahmen als letztes Mittel akzeptabel. N2 - Could reproductive autonomy, i.e. extensive parental freedom in making eugenic decisions, actually be deduced from liberal core values, as it is affirmed by advocates of "liberal eugenics"? My thesis discusses the role of the state as well as the scope of action that parents have with the genetic configuration of their descendant - within the framework of liberal values. Furthermore the relations between "liberal eugenics" and "authoritarian eugenics" are novelly examined. The first part of this research is concerned with an analysis of liberal core values and norms, like freedom, autonomy and justice and their functioning within "liberal eugenics". Yet, there is not just one limited version of "liberal eugenics", but rather there are variations of it. Additionally this thesis examines and compares the historical development of "liberal" and "authoritarian eugenics", specifically social darwinism, with particular regard to liberal values and norms as well as to reproductive autonomy. The essence of my thesis is a thorough comparison of "liberal eugenics" with "liberal education". As in this section the fundamental tasks of parenting as well as tasks of the state are being analysed and their relations to one another are being discussed. Thus, it can be concluded that no extensive reproductive autonomy can be deduced from a liberal set of values. But rather reasons for a more state-controlled and tightly restricted procedure of eugenic actions, for the good of the potential person, can be found. Furthermore, the way to authoritarian eugenics was not paved by a rejection of reproductive autonomy, but rather by applying the idea of progress onto the human being himself. Thereby reproductive autonomy also loses its function as a firewall against authoritarian eugenics. It is not the loss of reproductive autonomy that needs to be examined critically and eventually has to be rejected, but rather the idea of perfectioning man. Without reproductive autonomy and the intention to perfectioning man, only a basic eugenics remains, which merely ensures a development of man but not his improvement. Beyond that, opportunities for development of the potential person need to be ensured, i.e. at least a minimum potential for social integration needs to apply. If and only if society is incapable of integrating a person and and when it is not being able to provide him with opportunities for his development, only in such cases would eugenic actions be aceptable as an ultimate means. KW - liberale Eugenik KW - liberal eugenics KW - reproduktive Selbstbestimmung KW - genetic enhancement KW - Sozialdarwinismus Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-77166 ER - TY - THES A1 - Jung, Heike T1 - Führungsauffassungen von Unternehmen in ländlichen Kleinbetrieben der westlichen Mongolei : eine Analyse der Führungspraxis im Kontext neocharismatischer Theorieansätze T1 - SMEs and entrepreneurs in West Mongolia : an examination of leadershipstyles against the background of neocharismatic theory approaches N2 - Der Transformationsprozess in der Mongolei stellt besonders für den wirtschaftlichen Bereich eine große Herausforderung dar. Bei der Umgestaltung von der Plan-zur Marktwirtschaft nehmen dabei Führungskräfte eine Schlüsselfunktion ein, da sie wesentlichen Einfluss auf den Gestaltungsprozess der sich neu orientierenden Unternehmen haben. Die Arbeit untersucht das Verhältnis der Führungskräfte zu ihren Mitarbeitern vor dem Hintergrund neocharismatischer Theorieansätze und kommt zum dem Schluss, dass es Hinweise auf transformationale Führung gibt. Dabei nehmen Gruppenprozesse, die Person der Führungskraft sowie traditionelle und sozialistisch sozialisierte Elemente zentrale Rollen ein. Des Weiteren gibt es Verweise auf Konzepte der Authentizität und der Geteilten Führung. N2 - The postsocialist transformation process in Mongolia represents - particularly for the ecnomic sector - a major challenge.With the transformation of the planned economy to a free enterprise economy top executive personnel, especially entrepreneurs, have a key function, since they have substantial influence on the reorganization process of the newly orienting enterprises. The dissertation examines the relationship of entrepreneurs and top executives to their employees against the background of neocharismatic theory approaches and comes to the conclusion that there are thoroughly indications referring to a transformational leadership. Group processes, the personalities of top executives as well as traditional and socialistically socialized elements play a central role. Moreover there are references to concepts of authenticity and shared leadership. KW - Mongolei KW - Führungspraxis KW - Kleintriebe KW - Land KW - transformational KW - Mongolia KW - leadership KW - SME KW - countryside KW - transformational Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus-72459 ER - TY - THES A1 - Döring, Ivonne T1 - Subjektive Krankheitskonzepte adipöser Kinder : ihre Erfassung und ihr Einfluss auf den kindlichen Regulationsprozess T1 - Illness representations of obese children and their influence on the regulatory process N2 - Adipositas gilt seit einigen Jahren als eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. Welche Faktoren zu einer erfolgreichen Behandlung der Adipositas im Kindes- und Jugendalter führen, sind jedoch noch immer nicht ausreichend geklärt. Ein wichtiger – bisher jedoch weitgehend unbeachteter – Faktor, welcher möglicherweise wegweisend für den Therapieverlauf sein kann, ist das subjektive Krankheitskonzept der betroffenen Kinder. Das bedeutsamste theoretische Modell, welches den Einfluss der individuellen Krankheitsvorstellungen auf den Regulationsprozess eines Menschen im Umgang mit Erkrankungen beschreibt, ist das Common Sense Model of Illness Representation (CSM) von Howard Leventhal. Ziel der vorliegenden Arbeit war es die subjektiven Krankheitskonzepte adipöser Kinder zu erfassen und ihren Einfluss auf den Regulationsprozess zu analysieren. In einer ersten Untersuchung wurde mittels Daten von 168 adipösen Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren zunächst ein Fragebogen zur Erfassung der subjektiven Krankheitskonzepte entwickelt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Fragebogen als reliabel und valide eingeschätzt werden kann. Mit Hilfe dieses Fragebogens konnte nachgewiesen werden, dass adipöse Kinder Konstrukte über ihre Erkrankung haben, welche in eigenständigen Dimensionen gespeichert werden. Die gefundenen initialen Krankheitskonzepte adipöser Kinder ergeben ein homogenes erwartungskonformes Bild. In einer zweiten Untersuchung wurden anschließend die subjektiven Krankheitskonzepte adipöser Kinder, die Bewältigungsstrategien sowie gesundheits- und krankheitsrelevante Kriteriumsvariablen untersucht. Die Befragungen erfolgten vor Beginn einer stationären Reha (T1), am Ende der Reha (T2) sowie sechs Monate nach Reha-Ende (T3). Von 107 Kindern liegen Daten zu allen drei Messzeitpunkten vor. Es konnte ein Zusammenhang zwischen Krankheitskonzepten, Bewältigungsstrategien und spezifischen Kriteriumsvariablen bei adipösen Kindern nachgewiesen werden. Die Analyse der Wirkzusammenhänge konnte zeigen, dass die kindlichen Krankheitskonzepte – neben den indirekten Einflüssen über die Bewältigungsstrategien – die Kriteriumsvariablen vor allem auch direkt beeinflussen können. Der Einfluss der initialen Krankheitskonzepte adipöser Kinder konnte hierbei sowohl im querschnittlichen als auch im längsschnittlichen Design bestätigt werden. Zudem konnten vielfältige Einflüsse der Veränderung der subjektiven Krankheitskonzepte während der Therapie gefunden werden. Die Veränderungen der Krankheitskonzepte wirken sowohl mittelfristig auf die individuellen Bewältigungsstrategien am Ende der Reha als auch längerfristig auf die adipositasspezifischen Kriteriumsvariablen Gewicht, Ernährung, Bewegung und Lebensqualität. Die Befunde stärken die Relevanz und das Potential der zielgerichteten Modifikation adaptiver bzw. maladaptiver Krankheitskonzepte innerhalb der stationären Therapie der kindlichen Adipositas. Zudem konnte bestätigt werden, dass subjektive Krankheitskonzepte und ihre Veränderung innerhalb der Therapie einen relevanten Beitrag zur Vorhersage des kindlichen Therapieerfolgs über einen längerfristigen Zeitraum leisten können. N2 - Obesity has been considered one of the most common chronic illnesses in children and adolescents for some years. The factors that contribute to a successful treatment of obesity in children and adolescents have however yet to be adequately identified. One important – but so far largely neglected – factor which could be crucial to the therapeutic process is the subjective concept of illness in the children affected. The most significant theoretical model to describe the influence of the individual notions of illness on a person’s regulatory process in dealing with illnesses is the Common Sense Model of Illness Representation (CSM) developed by Howard Leventhal. The aim of this thesis was to record the subjective concepts of illness in obese children and to analyse their influence on the regulatory process. In a first study, a survey was developed to collect data on the subjective concepts of illness in 168 obese children between the ages of 8 and 12 years. The results indicate that the survey can be considered reliable and valid. With the aid of this survey, it could be proven that obese children have constructs of their illness that are stored in independent dimensions. The initial concepts of illness found in obese children give a homogeneous picture that conforms to expectations. A second study analysed the subjective concepts of illness in obese children, as well as coping strategies and health and illness-relevant criterion variables. Surveys were carried out before the start of in-patient rehab (T1), at the end of rehab (T2) and six months after the end of rehab (T3). The data of 107 children is available from all three instances of measurement. It was possible to prove a connection between concepts of illness, coping strategies and specific criterion variables in obese children. An analysis of cause-and-effect relationships was able to demonstrate that – as well as indirectly influencing the coping strategies – the children’s concepts of illness had above all a direct influence on the criterion variables. The influence of the initial concepts of illness in obese children could thus be confirmed both in a cross-sectional and in a longitudinal design. In addition, multiple influences were found of changes to the subjective concepts of illness in the course of therapy. Changes to concepts of illness have both a medium-term effect on individual coping strategies at the end of rehab and a longer-term effect on the obesity-specific criterion variables weight, diet, movement and quality of life. The findings reinforce the relevance and potential of the goal-orientated modification of adaptive or maladaptive concepts of illness within the in-patient treatment of childhood obesity. In addition, it was confirmed that subjective concepts of illness and the changes they undergo during therapy can provide a relevant contribution to predicting the success of a child’s therapy over a longer period of time. KW - Adipositas KW - Kinder KW - subjektive Krankheitskonzepte KW - Common Sense Model of Illness Representation KW - Bewältigungsstrategien KW - obesity KW - children KW - illness representations KW - concepts of illness KW - common sense model of illness representation Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus-72322 ER - TY - THES A1 - Hudjetz, Annekatrin T1 - Modelllernen im Ernährungskontext : mütterlicher und väterlicher Einfluss auf die Ernährung adipöser Kinder T1 - Observational learning and diet : maternal and paternal influence on the diet of obese children N2 - Adipositas ist eine chronische Erkrankung mit erheblichen Komorbiditäten und Folgeschäden, die bereits im Kindes- und Jugendalter weit verbreitet ist. Unterschiedliche Faktoren sind an der Ätiologie dieser Störung beteiligt. Die Ernährung stellt dabei eine der Hauptsäulen dar, auf welche immer wieder Bezug genommen wird. Der Einfluss der Eltern auf die kindliche Ernährung spielt unbestritten eine zentrale Rolle – hinsichtlich genetischer Dispositionen, aber auch als Gestalter der Lebensumwelten und Vorbilder im Ernährungsbereich. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, Übereinstimmungen elterlicher und kindlicher Ernährung zu untersuchen und dabei zu prüfen, inwiefern Prozesse des Modelllernens für die Zusammenhänge verantwortlich zeichnen. Grundlage ist die sozial-kognitive Theorie Albert Banduras mit dem Fokus auf seinen Ausführungen zum Beobachtungs- oder Modelllernen. Die Zusammenhänge elterlicher und kindlicher Ernährung wurden anhand einer Stichprobe 7 – 13-jähriger adipöser Kinder und ihrer Eltern in Beziehung gesetzt zu den Bedingungen des Modelllernens, die zuvor auch in anderen Studien gefunden worden waren. Eine hohe Ähnlichkeit oder gute Beziehung zwischen Modell (Mutter bzw. Vater) und Lernendem (Kind) sollte demnach moderierend auf die Stärke des Zusammenhangs wirken. Aus Banduras Ausführungen zu den Phasen des Modelllernens ergibt sich zudem ein dritter Aspekt, der in das Untersuchungsmodell einbezogen wurde. Die von Bandura postulierte Aneignungsphase setzt voraus, dass das zu lernende Verhalten auch beobachtet werden kann. Aus diesem Grund sollte die Analyse von Zusammenhängen im Verhalten nicht losgelöst von der Zeit betrachtet werden, die Modell und Beobachter miteinander verbringen bzw. verbracht haben. Zudem wurde die Wahrnehmung eines Elternteils als Vorbild beim Kind erfragt und als Moderator aufgenommen. In die Analysen eingeschlossen wurden vollständige Mutter-Vater-Kind-Triaden. Im Querschnitt der Fragebogenerhebung waren die Daten von 171 Mädchen und 176 Jungen, in einem 7 Monate darauf folgenden Längsschnitt insgesamt 75 Triaden (davon 38 Mädchen) enthalten. Es zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen der kindlichen und mütterlichen Ernährung ebenso wie zwischen der kindlichen und väterlichen Ernährung. Die Übereinstimmungen zwischen Mutter und Kind waren größer als zwischen Vater und Kind. Überwiegend bestätigt werden konnten der moderierende Einfluss der Beziehungsqualität und der Vorbildwahrnehmung auf die Zusammenhänge elterlicher und kindlicher gesunder Ernährung und der Einfluss gemeinsam verbrachter Zeit vor allem in Bezug auf Vater-Kind-Zusammenhänge problematischer Ernährung. Der väterliche Einfluss, der sowohl in Studien als auch in präventiven oder therapeutischen Angeboten oft noch vernachlässigt wird und in vorliegender Arbeit besondere bzw. gleichberechtigte Beachtung fand, zeigte sich durch den Einbezug moderierender Variablen verstärkt. Eine Ansprache von Müttern und Vätern gleichermaßen ist somit unbedingtes Ziel bei der Prävention und Therapie kindlicher Adipositas. Auch jenseits des Adipositaskontextes sollten Eltern für die Bedeutung elterlicher Vorbildwirkung sensibilisiert werden, um eine gesunde Ernährungsweise ihrer Kinder zu fördern. N2 - Obesity is a chronic illness common even in childhood and adolescence. It increases the risk of severe mental and physical conditions. The aetiology of the illness is diverse. Diet is one of the main factors linked to obesity. Parental influence on children’s diet has been frequently demonstrated. Parents play a crucial role, not only with regard to genetic disposition, but also by influencing the availability and accessibility of food and by serving as role models. This thesis focuses on the parent-child-correlations for diet. In a sample of obese children between the ages of 7 and 13 years, these correlations were applied to modelling processes based on the social-cognitive theory of Albert Bandura. Former studies have found the similarity or quality of the relationship between a model (mother or father) and an observer (child) to be among the factors influencing modelling. These factors are said to moderate the correlation between parents’ and children’s diet. Moreover, since behaviour has to be observed in what Bandura calls the ‘attention stage’, time spent together between model and observer is likewise considered important. The children’s perception of the parent acting as a role model was used as another potential moderator. Only complete sets of mother-father-child-triads were used for the analyses. Cross-sectional questionnaire data was gathered from 171 girl triads and 176 boy triads. A follow-up study, conducted 7 months after the first interview, resulted in 75 triads (of which 38 girl triads). Positive correlations were found between both child and mother and child and father. The mother-child-correlations were stronger than those between father and child. Moderator analyses predominantly revealed that the parent-child relationship and the perceived role model had a moderating effect on these correlations. In father-child-correlations where diet was problematic, the influence of the time parent and child spent together was found to be particularly strong. The father’s role, frequently neglected in obesity prevention and therapy, was clearly demonstrated when moderating factors were taken into account. Hence, addressing mothers and fathers and sensitising them to their function as models is essential – not only in the context of obesity, but also when targeting healthy nutrition in all children. KW - Adipositas KW - Ernährung KW - Eltern KW - Kinder KW - Modelllernen KW - obesity KW - diet KW - parents KW - children KW - modelling Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus-72336 ER -