TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Lesend Responsiv-Werden mit Gayatri Chakravorty Spivak JF - Widerständige Theorie : Kritisches Lesen und Schreiben N2 - "'Es mag unrealistisch klingen, aber ich könnte nicht länger in den Humanities unterrichten, wenn ich nicht daran glauben würde, dass am New Yorker Ende – das metonymisch für das verteilende Ende als solches steht – die Lehrende versuchen kann, Wünsche unerzwungen neu anzuordnen, nämlich durch den Versuch, bei der Studierenden die Gewohnheit literarischen Lesens oder auch einfach nur „Lesens“ zu entwickeln, bei dem man sich selbst in den Text des Anderen aussetzt [suspending]. Die erste Voraussetzung und zugleich Folge wäre ein Aussetzen [suspension] der Überzeugung, dass ich selbst zwangsläufig besser bin, zwangsläufig unentbehrlich bin, zwangsläufig diejenige bin, die Unrecht richtet, zwangsläufig das Endprodukt bin, um dessentwillen Geschichte geschah, und schließlich, dass New York zwangsläufig die Hauptstadt der Welt ist.' Gayatri Chakravorty Spivak schreibt diese Worte für die prestigeträchtige Oxford Amnesty Lecture Series „Human Rights, Human Wrongs“ – und es ist kein Zufall, dass gerade dieser Anlass Spivak herausfordert, explizit wie selten ihre Grundhaltung zu exponieren. Als eine der meistrezipierten Pionierinnen der postcolonial theory zu internationalem Ansehen gekommen wird Spivak nun eine komplizierte Ehre zuteil: Sie ist an einen Ort geladen, der sich – im ‚besten‘ (neo-)kolonialen Verständnis – noch immer gerne als ein intellektuelles Zentrum der Welt betrachtet – und soll sprechen. ..." KW - postcolonial theory KW - New York KW - agency KW - Echo Y1 - 2018 SN - 978-3-95808-265-6 SN - 978-3-95808-215-1 SP - 245 EP - 252 PB - Neofelis CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes A1 - Haas, Annika A1 - Hock, Jonas A1 - Leyrer, Anna T1 - Einleitung JF - Widerständige Theorie : Kritisches Lesen und Schreiben N2 - "Vor 50 Jahren sah Theodor W. Adorno ‚Theorie‘ in einer prekären Lage – ausgerechnet in einer Phase also, auf die wir heute nostalgisch als ihre Hochzeit zurückblicken. In diese Lage sei sie gebracht worden durch eine „Ungeduld, welche die Welt verändern will, ohne sie zu interpretieren“, wie er kurz vor seinem Tod in Überlegungen zu seiner Position gegenüber der aktivistischen ’68er-Student*innenschaft festhält. Heute ist uns dieser Zusammenhang fremd, da wir geneigt sind, mit der gleichen Nostalgie, die unseren Blick auf die Hochzeit der Theorie prägt, widerständigen Aktivismus herbeizusehnen. Die „Resignation vor der Realität“, gegen die Adorno sich verteidigt, scheint sich zu einem allgemeinen Charakteristikum der Gegenwart ausgeweitet zu haben. Angesichts dessen läuft Theorie Gefahr, als doppelte Resignation gebrandmarkt zu werden, geht ihre vermeintliche Abgewandtheit von der Welt doch mit einer Hinwendung zu vergangenem Denken einher, die sie unausweichlich anachronistisch erscheinen lässt. ..." KW - Theorie KW - Kritik KW - Denken KW - Querlesen Y1 - 2018 SN - 978-3-95808-265-6 SN - 978-3-95808-215-1 SP - 7 EP - 16 PB - Neofelis CY - Berlin ER - TY - GEN A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Berührung berühren – Begreifen verboten BT - Cheirophobe Philologie in Platons Gastmahl T2 - Postprints der Universität Potsdam : Philosophische Reihe N2 - Der Artikel arbeitet an Platons Gastmahl ein semantisches Netz rund um das Konzept des ‚Berührens‘ heraus. Dabei bildet das Verb ἅπτομαι ein zentrales Relais, das zwischen dem vieldiskutierten ‚philosophischen Gehalt‘ des Textes und der in ihrem performativen Beitrag meist unterschätzten Rahmenhandlung vermittelt. Im Nachvollzug der Konstellationen des Berührens zeigt sich, dass dem Berühren, als Berühren, nicht begrifflich beizukommen ist – es entzieht sich dem aneignenden Zugriff. Berühren ist eben nicht Begriff. Deshalb muss sich das Gastmahl der Berührung auf andere Weise nähern, nämlich berührend – wofür die narratologische Konstruktion des Textes von entscheidender Wichtigkeit ist. Er praktiziert Philo-Logie, d.h. nutzt die Macht der Worte, die genau daraus entsteht, dass sie in einer sehr präzisen Weise zwischen den Beteiligten aus einer konstitutiven Distanz heraus wirken. T3 - Zweitveröffentlichungen der Universität Potsdam : Philosophische Reihe - 171 KW - Berühren KW - Philologie KW - Liebe KW - Sokrates KW - Eros KW - Kugelmenschen KW - Weisheit KW - Trinkgelage Y1 - 2020 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-472313 SN - 1866-8380 IS - 171 ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Berührung berühren – Begreifen verboten BT - Cheirophobe Philologie in Platons Gastmahl JF - Komparatistik Online N2 - Der Artikel arbeitet an Platons Gastmahl ein semantisches Netz rund um das Konzept des ‚Berührens‘ heraus. Dabei bildet das Verb ἅπτομαι ein zentrales Relais, das zwischen dem vieldiskutierten ‚philosophischen Gehalt‘ des Textes und der in ihrem performativen Beitrag meist unterschätzten Rahmenhandlung vermittelt. Im Nachvollzug der Konstellationen des Berührens zeigt sich, dass dem Berühren, als Berühren, nicht begrifflich beizukommen ist – es entzieht sich dem aneignenden Zugriff. Berühren ist eben nicht Begriff. Deshalb muss sich das Gastmahl der Berührung auf andere Weise nähern, nämlich berührend – wofür die narratologische Konstruktion des Textes von entscheidender Wichtigkeit ist. Er praktiziert Philo-Logie, d.h. nutzt die Macht der Worte, die genau daraus entsteht, dass sie in einer sehr präzisen Weise zwischen den Beteiligten aus einer konstitutiven Distanz heraus wirken. KW - Berühren KW - Philologie KW - Liebe KW - Sokrates KW - Eros KW - Kugelmenschen KW - Weisheit KW - Trinkgelage Y1 - 2019 UR - https://www.komparatistik-online.de/index.php/komparatistik_online/article/view/195 SN - 1865-9195 VL - 2019 IS - 1 SP - 34 EP - 55 PB - Bachmann CY - Bochum ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Etwas nimmt seinen Anfang, weil es um sein Ende (nicht) weiß BT - Freud und der Flirt JF - Riss : Zeitschrift für Psychoanalyse N2 - Freuds „Zeitgemässes über Krieg und Tod“ steht in doppelter Hinsicht im Zeichen der Zeit: Der Aufsatz ist nicht nur von der Kriegszeit geprägt, die 1915 den Schreibanlass liefert, sondern setzt sich auch inhaltlich intensiv mit Zeitlichkeit auseinander. Beides ist nicht voneinander zu trennen, weil es die aktuellen Erfahrungen sind, die den Bruch mit der vorherrschenden Vorstellung von Zeit und Historizität fordern: Vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges ist die Erzählung von Geschichte als Kultivierungsentwicklung, das heißt von fortschreitender Zeit unzeitgemäß. Als zeitgemäß erweist sich hingegen das psychoanalytische Modell, das Freud dem Kulturoptimismus substituiert. Es erlaubt, die regressive Aggression zu erklären, die sich in der Welt des frühen 20. Jahrhunderts Bahn bricht. Auf diese Weise verspricht die Psychoanalyse dem Forscher Freud den sicheren, wissenschaftlichen Boden unter den Füßen zurückzugewinnen, den er, vom „Wirbel dieser Kriegszeit gepackt“, zu Beginn als verloren beklagt. Dass dies gelingt, ist wiederum eine Frage der Zeit: Freud etabliert ein Modell von Zeitlichkeit, dem über die spezifisch psychoanalytische Dimension des Unbewussten ein zeitimmuner, a-temporaler Kern eingeschrieben ist, der den stürmischen Zeiten trotzt. KW - Psychoanalyse KW - amerikanischer Flirt KW - Theorien der Liebe KW - Freud Y1 - 2019 SN - 1019-1976 VL - 90 SP - 104 EP - 118 PB - Textem CY - Hamburg ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes ED - Lehnert, Gertrud ED - Weilandt, Maria T1 - Rilkes ‚Tanagra‘ BT - Miniatur mit Mädchenhänden JF - Materielle Miniaturen : zur Ästhetik der Verkleinerung N2 - "Rainer Maria Rilkes wohl 1906 in Paris entstandenes Gedicht zeugt vom späten Siegeszug eines Typus antiker Miniaturen. Etwa um 1870 erreichten kolorierte, maximal zwei Handspannen große und in Geste und Formensprache leicht wiedererkennbare Frauen-Statuetten Paris – und verzauberten sofort die kunstbegeisterten Bürger*innen der Stadt. Ab der Mitte des Jahrhunderts waren die Figuren rund um das griechische Tanagra in größerem Umfange ausgegraben worden. Sie dienten meist als Grabbeigaben; einzelne Tanagrafiguren sind aber auch als Ausstattungsgegenstand des Andron, eines repräsentativen Raums für geselliges Beisammensein, aufgefunden worden. Vorbilder für die Tanagras sind wohl weniger lebensweltlicher Art, sondern stammen eher aus der Großplastik. Es ist anzunehmen, dass die Miniaturisierung mit der kultischen Funktion der Figuren als Beigabe in Verbindung steht. Dafür spricht auch, dass die als Ausstattungsgegenstand verwendeten Tanagras dazu tendieren, größer zu sein als die Gräber beigegebenen. ..." KW - Tanagrafigur KW - Rilke KW - Verkleinerung KW - Dinggedicht KW - Träumerei KW - Jean-Léon Gérôme KW - Skulptur Y1 - 2020 SN - 978-3-8260-6679-5 SP - 257 EP - 284 PB - Königshausen & Neumann CY - Würzburg ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes ED - Fluhrer, Sandra ED - Waszynski, Alexander T1 - Touching this dreaded sight BT - Die anstößige Wucht des Theaters in Shakespeares Hamlet und The Tempest JF - Tangieren : Praktiken und Arrangements des Berührens in den performativen Künsten N2 - Ausgehend von der in Shakespeare zweimal wiederkehrenden Phrase „Touching this dreaded sight“ widmet sich der Beitrag mithilfe ausgewählter Stellen aus Shakespeares Hamlet und The Tempest der Wirkkraft des frühneuzeitlichen Theaters. Er geht der Frage nach, wie Zuschauer*innen eines Stückes aus der Distanz be-troffen und ge-rührt werden. Um dem nachzudenken, wie diese Distanz zwischen dem Visuellen, dem Schauen im Theater, und dem Haptischen, der Berührung, überbrückt werden kann, helfen frühneuzeitliche Vorstellungen von theatraler Ansteckungskraft und Hans Blumenbergs Konzept menschlicher Betreffbarkeit. KW - Berühren KW - Theater KW - Blumenberg KW - Shakespeare Y1 - 2020 SN - 978-3-96821-002-5 SN - 978-3-96821-003-2 SP - 203 EP - 220 PB - Rombach CY - Freiburg i. Br. ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Feministisches Spekulieren BT - Irigarays Verzückung des Anderen JF - Feministisches Spekulieren : Genealogien, Narrationen, Zeitlichkeiten N2 - "Der Begriff der Spekulation erlebt seit einigen Jahren eine wirkungsmächtige Renaissance. Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt dürfte die vielbeachtete Initiative einer Gruppe von Philosophen um Quentin Meillassoux sein, aus der das Label ‚Spekulativer Realismus‘ hervorgegangen ist. Im Gegensatz zu hegemonialen Strömungen des philosophischen Diskurses wird innerhalb feministischer Forschung mit dem Begriff der Spekulation jedoch kein ‚vergessenes‘ oder abseitig gelegenes Konzept wiederbelebt: ‚Das Spekulieren‘ steht bereits im Mittelpunkt eines der wichtigsten Texte der feministischen Theoriebildung, es findet sich in Luce Irigarays umfassender Aufarbeitung dessen, was sie „spécula(risa)tion“ nennt. Irigaray findet in Meilensteinen der abendländischen Philosophiegeschichte ein konstitutiv wiederkehrendes Schema der Spekulation, das aufzeigt, dass die Produktion von stabiler Wahrheit auf den Ausschluss eines weiblichen Anderen angewiesen ist. Aus der aktuellen Konjunktur des Spekulationsbegriffs im Feld der feministischen und queeren Theoriebildung ergibt sich ein interessanter Interferenzeffekt: Meillassoux’ Konzept des Spekulierens wechselwirkt mit Irigarays, wobei sich die Phasen von Affirmation und Kritik der Spekulation nicht schlicht auslöschen, sondern, gewissermaßen aus dem schrägen, que(e)ren Winkel zwischen beiden vielmehr ein komplexes Diffraktionsmuster erzeugen. ... " KW - Spekulieren KW - Differenzfeminismus KW - Irigaray KW - Meillassoux KW - Diffraktionsmuster KW - Berühren Y1 - 2020 SN - 978-3-86599-446-2 SP - 62 EP - 79 PB - Kulturverlag Kadmos CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - The storm is up and all is on the hazard BT - Shakespeares Tragödien und das Wetter JF - Poetica N2 - The article is dedicated to the role of weather in Shakespeare’s tragedies. It traces a dense net of weather instances – stage weather, narrated weather events, weather imagery – throughout his plays, and attempts to reconstruct the weather’s structural implications for the tragedy genre. The way early modern humoral pathology understood the weather’s influence on the humours of the human body – of which Shakespeare’s plays themselves give evidence – provides the background for reconstructing the function of the weather as a source of tragic force. Its turbulence not only infects the characters in the play and thereby drives the plot, but also transgresses the boundaries of the fictional world and affects spectators in the auditorium. KW - Shakespeare KW - Wetter KW - weather Y1 - 2020 U6 - https://doi.org/10.30965/25890530-05101003 SN - 0303-4178 SN - 2589-0530 VL - 51 IS - 1-2 SP - 119 EP - 147 ER - TY - BOOK A1 - Ungelenk, Johannes ED - Erwig, Andrea ED - Ungelenk, Johannes T1 - Berühren Denken T3 - LiteraturForschung N2 - ›Theorie‹ geht etymologisch auf ›Anschauen‹ zurück. Der Theoretiker gilt gemeinhin als distanzierter Zuschauer. Diese distanzierte Position wird hier hinterfragt. Die Beiträge stützen sich dabei auf eine theoretische Tradition, die sich am Tastsinn als Korrektiv des Sehsinns orientiert. Taktilen Erfahrungsdimensionen wie dem Berühren wird schon lange eine idealisierte ›unmittelbare Wahrnehmung‹ jenseits von begrifflicher Abstraktion zugeschrieben. Die Autorinnen und Autoren beleuchten dagegen die komplizierte Verwandtschaft von Berühren und Denken und die begrifflichen Verwicklungen und Potenziale des Berührens. Es werden nicht nur unterschiedliche Konzepte von Berührung in Philosophie und Kunst betrachtet, sondern auch theoretische Denk- und Schreibformen erkundet, die selbst ›Berührungen‹ mit sich bringen. KW - Berühren KW - Lesen KW - Berührung KW - Tastsinn Y1 - 2021 SN - 978-3-86599-497-4 IS - 40 PB - Kadmos CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes ED - Simonis, Annette ED - Sexl, Martin ED - Müller, Alexandra T1 - Von der (Un)gleichzeitigkeit des (Un )Gleichzeitigen BT - Moderne Literatur und die Poiesis eines unbequemen Verhältnisses JF - Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft N2 - „Now is the winter of our discontent | Made glorious summer by this son of York“ – mit diesen Worten öffnet Shakespeares Richard III. Ein einziger Schau- spieler hat die Bühne betreten, beginnt zu reden und setzt so, alleine, das Stück in Gang – ein Novum für Shakespeare. Die frühneuzeitliche Bühne ist (fast) leer, die Zuschauer*innen hängen an den Lippen des Protagonisten, um durch seine Worte in die fiktive Welt des Dramas eingeführt zu werden. Gleich mit dem ersten Wort versetzt Richard die Zuschauer*innen in eine andere Gegenwart: Fast wie eine hypnotische Anweisung konstituiert dieses „Now“ das Zeit-Raum-Gefüge der englischen Rosenkriege. Sich diesem thea- tralen „Now“ hinzugeben ist die Aufgabe der Zuschauer*innen. Sie sind auf- gerufen, „to forget (however briefly) everything they have experienced before. What matters is this ‚now‘, the hic et nunc of the theatre.“ KW - Shakespeare KW - Berührung KW - Proust KW - Laurence Sterne KW - Zeit Y1 - 2021 UR - https://www.aisthesis.de/Komparatistik-2019 SN - 978-3-8498-1726-8 SN - 978-3-8498-1727-5 SN - 1432-5306 VL - 2019 SP - 95 EP - 120 PB - Aisthesis Verlag CY - Bielefeld ER - TY - CHAP A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Shakespeares Meteopoetik T2 - Verfahren literarischer Wetterdarstellung. Meteopoetik – Literarische Meteorologie – Meteopoetologie N2 - Shakespeare war zweifellos ›Meteopoet‹. Obwohl es die frühneuzeitliche Bühne, die ohne Kulisse, künstliches Licht und mit nur sehr beschränkten Requisiten auskam, vor allerhand Darstellungsprobleme stellen musste, bilden Wetterereignisse einen festen Bestandteil vieler seiner Dramen. Der über sechs Szenen andauernde Bühnensturm aus King Lear gehört zu den berühmtesten meteorologischen Momenten der westlichen Literatur. Schon in Julius Caesar, etwa sieben Jahre zuvor entstanden, leitet die Bühnenanweisung »Thunder and lightning« (JC 1.3; JC 2.2) ein sich über mehrere Auftritte erstreckendes Unwetter ein, das mit den damaligen Mitteln auf der Bühne inszeniert werden musste: Vermutlich kamen dabei in Holztrögen oder direkt auf dem die Bühne überspannenden Dachboden gerollte Kanonenkugeln und an Fäden geführte Feuerwerkskörper zum Einsatz, die Donner und Blitz simulierten. So auch in der Macbeth eröffnenden Hexenszene, zumindest lässt darauf die identische Bühnenanweisung schließen. Dass dieses Bühnenwetter hier nicht nur die übernatürliche Atmosphäre unterstützt, sondern tatsächlich auch meteorologisch relevant ist, verdeutlichen zwei Hinweise: Zum einen erfahren wir von Macbeth später selbst, dass er und seine Zeitgenossen den Hexen tatsächlich die Fähigkeit zuschrieben, das Wetter zu machen: »Though you untie the winds, and let them fight / Against the churches« (Mac 4.1.52–53), ruft er den Hexen entgegen – es antworten drei Donnerschläge. Zum anderen berichten zwei Randfiguren von einem außergewöhnlichen Unwetter, das just in der Nacht, in der Macbeth Duncan ermordet, gewütet hatte: »The night has been unruly: where we lay / The chimneys were blown down« (Mac 2.3.54–55), erzählt Lennox, eine Szene später ergänzt ein alter Mann, dass er zu seinen Lebzeiten keine vergleichbare »sore night« (Mac 2.4.3) gesehen habe. Wetterschilderungen vergleichbarer Art begegnen auch in Othello. KW - Wetter KW - Literatur KW - Klima KW - Darstellungsverfahren KW - Poetologie Y1 - 2021 SN - 978-3-11062-448-9 SN - 978-3-11062-079-5 U6 - https://doi.org/10.1515/9783110624489-002 SP - 21 EP - 41 PB - De Gruyter CY - Berlin ER - TY - CHAP A1 - Ungelenk, Johannes A1 - Sohns, Hanna T1 - Einleitung T2 - Berühren Lesen N2 - Berühren changiert zwischen Buchstäblichkeit und Metaphorik. Gegenüber dem Distanzsinn des Sehens wird mit dem Berühren eine größere Unmittelbarkeit assoziiert. Doch die Möglichkeit des Kontaktes ist von Beginn an prekär. Das Berühren kann sich selbst nicht berühren. In das Berühren schiebt sich ein Dazwischen, das den Entzug dieser ambivalenten Figur bedingt. Diese aporetische Bestimmung des Berührens begründet das Unternehmen des Bandes. Jeder Eintrag wiederholt eine Bewegung des Berührens: In einzelnen Text- oder Bildlektüren werden Spuren verfolgt, die das Berühren im stetigen Sich-Entziehen in seinen mannigfaltigen Nachbarschaften hinterlässt. Die einzelnen Einträge generieren sich aus diesen Lektüren. Dabei spielt die Nachbarschaft der Einträge selbst eine tragende Rolle. So wird das Berühren zum produktiven Prinzip von Philologie als einer kollektiven Lektüre- und Schreibform. Y1 - 2021 SN - 978-3-941360-84-6 SP - 9 EP - 13 PB - August Verlag CY - Berlin ER - TY - CHAP A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Die Abweichung, nicht erregt zu sein BT - über die unzeitgemäße Kraft von Barthes’ Fragmenten einer Sprache der Liebe T2 - Was bleibt von Fragmenten einer Sprache der Liebe? KW - Liebe KW - Sprache KW - Roland Barthes KW - Strukturalismus KW - Poststrukturalismus Y1 - 2021 SP - 143 EP - 162 PB - Turia + Kant CY - Wien ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - An Rilkes (sich) rührenden Figuren rühren JF - Berühren Denken Y1 - 2021 SN - 978-3-86599-497-4 SP - 213 EP - 231 PB - Kulturverlag Kadmos CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Erwig, Andrea A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Vorwort JF - Berühren Denken Y1 - 2021 SN - 978-3-86599-497-4 SP - 7 EP - 16 PB - Kulturverlag Kadmos CY - Berlin ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Was heißt Berühren Denken? JF - Berühren Denken Y1 - 2021 SN - 978-3-86599-497-4 SP - 17 EP - 45 PB - Kulturverlag Kadmos ER - TY - JOUR A1 - Ungelenk, Johannes T1 - Nichts (Luce Irigaray) JF - Berühren Lesen Y1 - 2021 SN - 978-3-941360-84-6 SP - 131 EP - 138 ER -