TY - THES A1 - Jäger, Lena Ann T1 - Working memory and prediction in human sentence parsing T1 - Arbeitsgedächtnis und Vorhersagbarkeit in der menschlichen Satzverarbeitung BT - cross-linguistic evidence from anaphoric dependencies and relative clauses BT - neue Erkenntnisse durch cross-linguistische Untersuchungen zu anaphorischen Dependenzen und Relativsätzen N2 - This dissertation investigates the working memory mechanism subserving human sentence processing and its relative contribution to processing difficulty as compared to syntactic prediction. Within the last decades, evidence for a content-addressable memory system underlying human cognition in general has accumulated (e.g., Anderson et al., 2004). In sentence processing research, it has been proposed that this general content-addressable architecture is also used for language processing (e.g., McElree, 2000). Although there is a growing body of evidence from various kinds of linguistic dependencies that is consistent with a general content-addressable memory subserving sentence processing (e.g., McElree et al., 2003; VanDyke2006), the case of reflexive-antecedent dependencies has challenged this view. It has been proposed that in the processing of reflexive-antecedent dependencies, a syntactic-structure based memory access is used rather than cue-based retrieval within a content-addressable framework (e.g., Sturt, 2003). Two eye-tracking experiments on Chinese reflexives were designed to tease apart accounts assuming a syntactic-structure based memory access mechanism from cue-based retrieval (implemented in ACT-R as proposed by Lewis and Vasishth (2005). In both experiments, interference effects were observed from noun phrases which syntactically do not qualify as the reflexive's antecedent but match the animacy requirement the reflexive imposes on its antecedent. These results are interpreted as evidence against a purely syntactic-structure based memory access. However, the exact pattern of effects observed in the data is only partially compatible with the Lewis and Vasishth cue-based parsing model. Therefore, an extension of the Lewis and Vasishth model is proposed. Two principles are added to the original model, namely 'cue confusion' and 'distractor prominence'. Although interference effects are generally interpreted in favor of a content-addressable memory architecture, an alternative explanation for interference effects in reflexive processing has been proposed which, crucially, might reconcile interference effects with a structure-based account. It has been argued that interference effects do not necessarily reflect cue-based retrieval interference in a content-addressable memory but might equally well be accounted for by interference effects which have already occurred at the moment of encoding the antecedent in memory (Dillon, 2011). Three experiments (eye-tracking and self-paced reading) on German reflexives and Swedish possessives were designed to tease apart cue-based retrieval interference from encoding interference. The results of all three experiments suggest that there is no evidence that encoding interference affects the retrieval of a reflexive's antecedent. Taken together, these findings suggest that the processing of reflexives can be explained with the same cue-based retrieval mechanism that has been invoked to explain syntactic dependency resolution in a range of other structures. This supports the view that the language processing system is located within a general cognitive architecture, with a general-purpose content-addressable working memory system operating on linguistic expressions. Finally, two experiments (self-paced reading and eye-tracking) using Chinese relative clauses were conducted to determine the relative contribution to sentence processing difficulty of working-memory processes as compared to syntactic prediction during incremental parsing. Chinese has the cross-linguistically rare property of being a language with subject-verb-object word order and pre-nominal relative clauses. This property leads to opposing predictions of expectation-based accounts and memory-based accounts with respect to the relative processing difficulty of subject vs. object relatives. Previous studies showed contradictory results, which has been attributed to different kinds local ambiguities confounding the materials (Lin and Bever, 2011). The two experiments presented are the first to compare Chinese relatives clauses in syntactically unambiguous contexts. The results of both experiments were consistent with the predictions of the expectation-based account of sentence processing but not with the memory-based account. From these findings, I conclude that any theory of human sentence processing needs to take into account the power of predictive processes unfolding in the human mind. N2 - Diese Dissertation untersucht die der menschlichen Satzverarbeitung zugrunde liegenden Mechanismen des Arbeitsgedächtnisses sowie deren Bedeutung für die Verarbeitungskomplexität im Vergleich zu dem Einfluss syntaktischer Erwartung. Vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahrzehnten angewachsenen empirischen Evidenz für ein assoziatives Gedächtnissystem als Grundlage der menschlichen Kognition im Allgemeinen (z.B. Anderson et al., 2004) wurde u.a. von McElree (2000) vorgeschlagen, dass dieses assoziative Gedächtnissystem auch der Sprachverarbeitung im Besonderen dient (z.B. McElree, 2000) und die Sprachverarbeitung folglich nicht etwa als ein von anderen kognitiven Fähigkeiten weitgehend losgelöstes Modul (z.B. Frazier, 1979) zu begreifen ist. Obwohl sich die Evidenz für ein assoziatives Gedächtnis in der Sprachverarbeitung stetig mehrt (z.B. McElree et al., 2003; VanDyke2006), werden Daten zur Verarbeitung von Reflexivpronomen als Argument gegen ein assoziatives Gedächtnis herangezogen. So schlug beispielsweise Sturt (2003) vor, dass der Gedächtniszugriff in der Verarbeitung von Reflexivpronomen-Antezedens-Dependenzen nicht assoziativer Natur ist, sondern rein syntaktisch gesteuert ist (z.B., Sturt, 2003). Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit werden zwei Leseexperimente (Eyetracking) vorgestellt, welche die Verarbeitung des chinesischen Reflexivpronomens 'ziji' testen und die darauf ausgelegt sind, Theorien, die einen syntaktisch gesteuerten Gedächtniszugriff annehmen, von Theorien, die einen assoziativen Gedächtniszugriff, wie er beispielsweise in dem ACTR-basierten Modell von Lewis and Vasishth (2005) implementiert wurde, zu unterscheiden. In beiden Experimenten wurden Interferenzeffekte von Nominalphrasen beobachtet, die syntaktisch nicht als Antezedens des Reflexivpronomens in Frage kommen, aber das Belebtheitskriterium, das 'ziji' an seinen Antezedens stellt, erfüllen. Diese Ergebnisse werden als Evidenz gegen einen rein syntaktisch gesteuerten Gedächtniszugriff interpretiert. Jedoch sind diese Ergebnisse auch mit dem assoziativen Modell von Lewis und Vasishth (2005) nicht vollkommen vereinbar. Daher wird in der vorliegenden Arbeit eine Erweiterung des Modells von Lewis und Vasishth entwickelt. Zwei neue Prinzipien, 'cue confusion' und 'distractor prominence’, werden dem Originalmodell hinzugefügt und deren Auswirkungen auf die Vorhersagen des Modells diskutiert. Wenngleich Interferenzeffekte im Allgemeinen als Evidenz für ein assoziatives Gedächtnis herangezogen werden, argumentierte Dillon (2011), dass die empirisch beobachteten Interferenzeffekte nicht notwendigerweise Interferenzen im Moment eines assoziativen Gedächtniszugriffs reflektieren, sondern gleichermaßen Interferenzen widerspiegeln können, die bereits bei der Abspeicherung des entsprechenden Elements (z.B. des Antezedens in Reflexiv-Antezedens-Dependenzen) im Gedächtnis stattgefunden haben. Dies würde Interferenzeffekte mit einem nicht-assoziativen Gedächtnismodell vereinbar machen. Im zweiten Teil dieser Dissertation werden drei Experimente (selbst-gesteuertes Lesen und Eyetracking) vorgestellt, die deutsche Reflexivpronomen sowie schwedische Possessivpronomen testen und darauf abzielen, Rückschlüsse über den Moment der Interferenz (Interferenz beim Gedächtniszugriff im Gegensatz zu Interferenz bei der Speicherung) zu ziehen. Die Ergebnisse aller drei Experimente zeigen, dass etwaige Interferenzen beim Abspeichern eines Nomens keinen Einfluss auf dessen späteren Zugriff haben. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse dieser Experimente zum Chinesischen, Deutschen und Schwedischen, dass die Verarbeitung von Reflexivpronomen mit demselben assoziativen Gedächtniszugriff erklärt werden kann, von dem angenommen wird, dass er der Verarbeitung einer Reihe anderer syntaktischer Dependenzen zugrunde liegt. Darüber hinaus sind die hier vorgestellten Ergebnisse im Einklang mit einer generellen Theorie über die menschliche Kognition, die das Sprachverarbeitungssystem als Bestandteil einer allgemeinen kognitiven Architektur begreift, in welcher ein allgemeines assoziatives Gedächtnissystem auf sprachlichen Repräsentationen operiert. Im dritten Teil dieser Dissertation werden zwei weitere Leseexperimente (selbst-gesteuertes Lesen und Eyetracking) vorgestellt, in denen anhand chinesischer Relativsätze die Wirkung von Arbeitsgedächtnisprozessen im Vergleich zu der Wirkung syntaktischer Erwartung auf die Komplexität der inkrementellen Satzverarbeitung untersucht wird. Chinesisch ist cross-linguistisch insofern eine außergewöhnliche Sprache, als dass es eine Subjekt-Verb-Objekt-Wortstellung mit pränominalen Relativsätzen vereint. Die Kombination dieser Eigenschaften führt dazu, dass Theorien, die Satzverarbeitungskomplexität primär Arbeitsgedächtnisprozessen zuschreiben (z.B. Gibson, 2000), und erwartungsbasierte Theorien, welche die Satzverarbeitungskomplexität dem Erfüllen bzw. dem Brechen syntaktischer oder lexikalischer Erwartungen zuschreiben (z.B. Hale, 2001; Levy, 2008), gegensätzliche Vorhersagen machen. Bisherige Studien zu chinesischen Relativsätzen zeigten widersprüchliche Ergebnisse, was mit dem Vorhandensein konfundierender lokaler syntaktischer Ambiguitäten in den Stimuli erklärt wurde (Lin und Bever, 2011). Die beiden in dieser Arbeit vorgestellten Experimente testen erstmals chinesische Relativsätze anhand von Materialien, die frei von syntaktischen Ambiguitäten sind. Die Ergebnisse beider Experimente sind vereinbar mit erwartungsbasierten Theorien, aber nicht mit Theorien, die Satzverarbeitungskomplexität allein mit Arbeitsgedächtnisprozessen erklären. Diese Ergebnisse zeigen, dass jede umfassende Theorie der Satzverarbeitung erwartungsgesteuerten kognitiven Prozessen einen wichtigen Stellenwert einräumen muss. KW - working memory KW - Arbeitsgedächtnis KW - sentence processing KW - Satzverarbeitung KW - cognitive modeling KW - kognitive Modellierung KW - psycholinguistics KW - Psycholinguistik KW - ACT-R KW - Chinese KW - Chinesisch KW - reflexives KW - Reflexivpronomen KW - relative clauses KW - Relativsätze KW - linguistics KW - Linguistik KW - German KW - Deutsch KW - prediction KW - syntactic expectation KW - content-addressable memory Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-82517 ER - TY - THES A1 - Schmitz, Michaela T1 - The perception of clauses in 6- and 8-month-old German-learning infants : influence of pause duration and the natural pause hierarchy T1 - Die Wahrnehmung von Clauses bei 6- und 8-Monate-alten Deutsch lernenden Kindern : der Einfluss von Pausendauer und der Natürlichen Pausenhierarchie N2 - The present dissertation focuses on the question whether and under which conditions infants recognise clauses in fluent speech and the role a prosodic marker such as a pause may have in the segmentation process. In the speech signal, syntactic clauses often coincide with intonational phrases (IPhs) (Nespor & Vogel, 1986, p. 190), the boundaries of which are marked by changes in fundamental frequency (e.g., Price, Ostendorf, Shattuck-Hufnagel & Fong, 1991), lengthening of the final syllable (e.g., Cooper & Paccia-Cooper, 1980) and the occurrence of a pause (Nespor & Vogel, 1986, p. 188). Thus, IPhs seem to be reliably marked in the speech stream and infants may use these cues to recognise them. Furthermore, corpus studies on the occurrence and distribution of pauses have revealed that there is a strong correlation between the duration of a pause and the type of boundary it marks (e.g., Butcher, 1981, for German). Pauses between words are either non-existent or short, pauses between phrases are a bit longer, and pauses between clauses and at sentence boundaries further increase in duration. This suggests the existence of a natural pause hierarchy that complements the prosodic hierarchy described by Nespor and Vogel (1986). These hierarchies on the side of the speech signal correspond to the syntactic hierarchy of a language. In the present study, five experiments using the Headturn preference paradigm (Hirsh-Pasek, Kemler Nelson, Jusczyk, Cassidy, Druss & Kennedy, 1987) were conducted to investigate German-learning 6- and 8-month-olds’ use of pauses to recognise clauses in the signal and their sensitivity to the natural pause hierarchy. Previous studies on English-learning infants’ recognition of clauses (Hirsh-Pasek et al., 1987; Nazzi, Kemler Nelson, Jusczyk & Jusczyk, 2000) have found that infants as young as 6 months recognise clauses in fluent speech. Recently, Seidl and colleagues have begun to investigate the status the pause may have in this process (Seidl, 2007; Johnson & Seidl, 2008; Seidl & Cristià, 2008). However, none of these studies investigated infants’ sensitivity to the natural pause hierarchy and especially the sensitivity to the correlation between pause durations and the respective within-sentence clause boundaries / sentence boundaries. To address these questions highly controlled stimuli were used. In all five experiments the stimuli were sentences consisting of two IPhs which each coincided with a syntactic clause. In the first three experiments pauses were inserted either at clause and sentence boundaries or within the first clause and the sentence boundaries. The duration of the pauses varied between the experiments. The results show that German-learning 6-month-olds recognise clauses in the speech stream, but only in a condition in which the duration of the pauses conforms to the mean duration of pauses found at the respective boundaries in German. Experiments 4 and 5 explicitly addressed the question of infants’ sensitivity to the natural pause hierarchy by inserting pauses at the clause and sentence boundaries only. Their durations were either conforming to the natural pause hierarchy or were being reversed. The results of these experiments provide evidence that 8-, but not 6-month-olds seem to be sensitive to the correlation of the duration of pauses and the type of boundary they demarcate. The present study provides first evidence that infants not only use pauses to recognise clause and sentence boundaries, but are sensitive to the duration and distribution of pauses in their native language as reflected in the natural pause hierarchy. N2 - Die vorliegende Dissertation geht der Frage nach, ob und ab wann Deutsch lernende Kinder in der Lage sind, Clauses in gesprochener Sprache zu erkennen und welche Rolle dabei ein prosodischer Marker wie die Pause spielen kann. Im Sprachstrom sind syntaktische Clauses oft durch Intonationsphrasen (IPhs) repräsentiert (Nespor & Vogel, 1986). Die Grenzen solcher IPhs werden markiert durch Veränderungen in der Grundfrequenz (z.B., Price, Ostendorf, Shattuck-Hufnagel & Fong, 1991), die Längung der grenzfinalen Silbe (z.B., Cooper & Paccia-Cooper, 1980) und das Vorhandensein einer Pause (Nespor & Vogel, 1986, p. 188). Man kann also davon ausgehen, dass die Grenzen von IPhs zuverlässig markiert sind und Kleinkinder diese Hinweisreize zu deren Wahrnehmung nutzen. Ein weiterer Hinweis ist die Dauer einer Pause, die systematisch mit der Art der Grenze korreliert an der sie vorkommt (z.B., Butcher, 1981, fürs Deutsche). Es finden sich kaum oder gar keine Pausen zwischen Wörtern, etwas längere Pausen an Phrasengrenzen, noch längere Pausen an Clausegrenzen und die längsten Pausen an Satzgrenzen. Das legt die Existenz einer Natürlichen Pausenhierarchie nahe, die die prosodische Hierarchie (Nespor & Vogel, 1986) auf der Seite des Sprachsignals ergänzt. Diese prosodischen Hierarchien korrespondieren mit der syntaktischen Hierarchie einer Sprache. In der vorliegenden Studie werden fünf Experimente präsentiert, die mittels der Headturn Preference Methode (Hirsh-Pasek, Kemler Nelson, Jusczyk, Cassidy, Druss & Kennedy, 1987) durchgeführt wurden. Die Fragestellung war, ob Deutsch lernende 6 und 8 Monate alte Kinder Pausen nutzen, um Clauses im Sprachstrom zu erkennen und ob sie bereits sensitiv für die natürliche Pausenhierarchie sind. Vorläuferstudien (Hirsh-Pasek et al., 1987; Nazzi, Kemler Nelson, Jusczyk & Jusczyk, 2000) haben gezeigt, dass bereits 6 Monate alte Englisch lernende Kinder Clauses in der Sprache erkennen. Erstmals haben Seidl und Mitarbeiterinnen (Seidl, 2007; Johnson & Seidl, 2008; Seidl & Cristià, 2008) den Status der Pause in diesem Zusammenhang näher untersucht. Keine der genannten Studien hat jedoch die Sensitivität von Kindern gegenüber der natürlichen Pausenhierarchie und besonders die Sensitivität gegenüber der Korrelation von Pausendauer und Clause-, bzw. Satzgrenzen erforscht. Um dieser Frage nachzugehen, wurde in der vorliegenden Studie ein hoch kontrolliertes Stimulusmaterial verwendet: Sätze die aus zwei IPhs bestehen, welche jeweils einem syntaktischen Clause entsprechen. In den ersten drei Experimenten wurden Pausen zum einen an den Clause- und den Satzgrenzen und zum anderen innerhalb der ersten Clauses und an den Satzgrenzen eingefügt. Die Dauer der Pausen variierte zwischen den Experimenten. Die Ergebnisse zeigen, dass 6 Monate alte Kinder in der Lage sind, Clauses in gesprochener Sprache zu erkennen, aber nur ein einer Bedingung, in der die eingefügten Pausen eine Dauer hatten, die mit der natürlichen Sprache übereinstimmte. In den Experimenten 4 und 5 wurde explizit getestet, inwieweit die Kinder sensitiv gegenüber der natürlichen Pausenhierarchie sind. Dafür wurden Pausen nur noch an den Clause- und den Satzgrenzen eingefügt, die jeweilige Dauer der Pausen entsprach dabei einmal der Pausenhierarchie, zum anderen widersprachen sie ihr. Die Ergebnisse der beiden Experimente zeigen, dass 8 Monate alte Kinder, nicht jedoch 6 Monate alte Kinder, sensitiv für die Verbindung von Pausendauer und der jeweiligen prosodisch/syntaktischen Grenze sind. Die Ergebnisse der Dissertation zeigen erstmals, dass Kinder Pausen nicht nur nutzen, um Clauses in gesprochener Sprache zu erkennen, sondern dass sie auch sensitiv gegenüber Pausendauer und Pausenverteilung in ihrer Muttersprache sind und damit gegenüber der Natürlichen Pausenhierarchie. KW - Clauses KW - Pausen KW - Natürliche Pausenhierarchie KW - Spracherwerb KW - Deutsch KW - Clauses KW - Pauses KW - Natural Pause Hierarchy KW - Language Acquisition KW - German Y1 - 2008 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus-29078 ER - TY - THES A1 - Gollrad, Anja T1 - Prosodic cue weighting in sentence comprehension T1 - Gewichtung prosodischer cues bei der Verarbeitung kasusambiger Strukturen BT - processing German case ambiguous structures N2 - Gegenstand der Dissertation ist die Untersuchung der Gewichtung prosodischer Korrelate der Phrasierung im Deutschen, insbesondere der Dauer- und Grundfrequenzeigenschaften auf der Ebene der phonologischen Phrase (φ) und der Intonationsphrase (ι). Für die prosodische Domäne der phonologischen Phrase und der Intonationsphrase gilt als belegt, dass sie häuptsächlich durch phonetische Parameter der präfinalen Dehnung (Lehiste, 1973; Klatt, 1976; Price et al., 1991; Turk & White, 1999), der Pausendauer (Fant & Kruckenberg, 1996) und der Veränderung der Grundfrequenz (Pierrehumbert, 1980) ausgedrückt werden, wobei die phonetischen grenzmarkierenden Eigenschaften eher quantitativer als qualitativer Natur sind. Ebenfalls ist bekannt, dass auf der anderen Seite Hörer diese phonetischen Eigenschaften der Sprecher nutzen, um die prosodische Struktur einer Äußerung zu ermitteln (Snedeker & Trueswell, 2003; Kraljic & Brennan, 2005). Perzeptuelle Evidenz aus dem Englischen und Niederländischen deuten allerdings darauf hin, dass sich Sprachen hinsichtlich der entscheidenden Korrelate, die für die Perzeption der Domänen konsultiert werden, unterscheiden (Aasland & Baum, 2003; Sanderman & Collier, 1997; Scott, 1982; Streeter, 1978). Die grenzmarkierenden phonetischen Korrelate der Domänen werden in der Perzeption unterschiedlich stark gewichtet, was sich im Konzept eines sprachspezifischen prosodischen cue weightings ausdrückt. Für das Deutsche ist allerdings nicht hinreichend bekannt, welche dieser drei phonetischen Parameter die wichtigste Rolle für die Perzeption der phonologischen Phrasengrenze und der Intonationsphrasengrenze spielt. Ziel der Dissertation war es, diejenigen phonetischen Merkmale zu identifizieren, die für die Perzeption der phonologischen Phrasengrenze und der Intonationsphrasengrenze entscheidend sind und sich somit für die Bildung der jeweiligen prosodischen Phrasengrenze als notwendig herausstellen. Die Identifikation und Gewichtung eines phonetischen Merkmals erfolgte in der vorliegenden Arbeit durch die Effekte prosodischer Manipulation der phonetischen Korrelate an phonologischen Phrasengrenzen und Intonationsphrasengrenzen auf die Disambiguierung lokaler syntaktischer Ambiguitäten in der Perzeption. Der Einfluss einzelner phonetischer Merkmale wurde in einem forced-choice Experiment evaluiert, bei dem Hörern syntaktisch ambige Satzfragmente auditiv präsentiert wurden und ihnen anschließend die Aufgabe zukam, aus einer Auswahl an disambiguierenden Satzvervollständigung zu wählen. Die Anzahl der ausgewählten Satzvervollständigungen pro Satzbedingung änderte sich in Abhängigkeit der prosodischen Manipulation der präfinalen Dehnung, der Pausendauer und der Grundfrequenz, wodurch der Einfluss eines einzelnen phonetischen Merkmals auf den Disambiguierungsprozess sichtbar wurde. Ein phonetischer Parameter wurde genau dann als notwendig klassifiziert, wenn sich durch seine Manipulation die Fähigkeit zur Disambiguierung der syntaktischen Strukturen signifikant reduzierte, oder gänzlich scheiterte, und somit die Wahrnehmung prosodischer Kategorien beinflusst wurde (Heldner, 2001). Hat sich in der Perzeption ein phonetisches Merkmal als notwendig herausgestellt, wurde nachfolgend eine optimalitätstheoretische Modellierung vorgeschlagen, die die phonetischen Eigenschaften auf eine (abstrakte) phonologische Strukturerstellung beschreibt. Dieser Verarbeitungsschritt entspricht dem Teilbereich des Perzeptionsprozesses, der in Boersma & Hamann (2009), Escudero (2009) und Féry et al. (2009) unter anderen als Phonetik-Phonologie-Mapping beschrieben wird. Die Dissertation hat folgende Hauptergebnisse hervorgebracht: (1) Für die Perzeption phonologischer Phrasengrenzen und Intonationsphrasengrenzen werden nicht alle messbaren phonetischen Grenzmarkierungen gleichermaßen stark genutzt. Das phonetische Merkmal der präfinalen Dehnung ist auf der Ebene der kleineren prosodischen Domäne, der phonologischen Phrase, notwendig. Die Information der Grundfrequenz in der Form von Grenztönen ist in der größeren Domäne der Intonationsphrase notwendig und damit ausschlaggebend für die Perzeption der prosodischen Phrasengrenze. (2) Auf der Ebene der φ-Phrase werden phonetische Eigenschaften der segmentalen Dauer in Form präfinalen Dehnung zur Bildung abstrakter phonologischer Repräsentationen herangezogen werden. Längenconstraints schreiben syntaktische Konstituenten aufgrund ihrer Inputdauern einer prosodischen Kategorie zu. Inputdauern der ersten Nominalphrase von 500ms und mehr signalisieren Finalität und sind durch eine φ- Grenze am rechten Rand markiert. Inputdauern von 400ms und weniger signalisieren Kontinuität und werden durch das Ausbleiben einer φ-Grenze am rechten Rand der ersten Nominalphrase markiert. Inputdauern, die zwischen den kritischen Längen von 400ms und 500ms variieren sind bezüglich der Bildung von φ- Grenzen ambig und können in der Perzeption nicht eindeutig disambiguiert werden. (3) Auf der Ebene der ι-Phrase wird die Bildung einer prosodischen Struktur durch die reine tonale Kontur (steigend oder fallend) an der ersten Nominalphrase gelenkt. Eine fallende Grundfrequenzkontur an der ersten Nominalphrase signalisiert Finalität und wird durch eine ι-Grenze am rechten Rand markiert. Eine steigende Kontur an der ersten Nominalphrase signalisiert phrasale Kontinuität und ist bei den vorliegenden Sätzen der Genitivbedingung gerade durch das Ausbleiben einer ι-Grenze auf der phonologischen Repräsentationseben gekennzeichnet. N2 - One of the central questions in psycholinguistic is understanding whether and how prosodic phrase boundaries are used to resolve syntactic ambiguities in sentence processing. The present work aimed to answer both, first, the effects of φ- and ι-boundaries on syntactic ambiguity resolution, and second, how the prosodic correlates of the auditory input are taken for the phonetic-phonology mapping in order to attain a meaningful sentence interpretation. With regard to the first aim, we investigated locally syntactic ambiguities involving either φ- or ι-phrase boundaries in German and the structural preference that listeners have, based on the prosodic content. The experiments described in this work show that German listeners exploit both types of prosodic phrase boundaries to resolve local syntactic ambiguities, that however, their disambiguation altered by the presence or absence of prosodic cues correlated with the corresponding boundary. Specifically, the perception data revealed that the phonetically measured prosodic correlates of each prosodic boundary such as pitch accents, boundary tones, deaccentuation and durational properties do not contribute to ambiguity resolution in equal measure. Rather, it is the case that listeners rely primarily on prefinal lengthening as a correlate of phrasing in the vicinity of φ-phrase boundaries, while at the level of the ι-phrase boundary, boundary tones serve as phrasal cues. This way the results of the present work take account of the as yet missing information on individual contributions of prosodic correlates on listeners’ disambiguation of syntactically ambiguous sentences in German. It further implies that the question of how German listeners resolve syntactic ambiguities cannot simply be attributed to the presence or absence of prosodic correlates. The interpretation of the phrasal structure rather depends on a more general picture of cohesion between prosodic correlates and prosodic boundary sizes. With respect to the second aim, the processing models proposed in the present work describe a specific phonetics-phonology mapping in the vicinity of both phrase boundaries. It is assumed that auditory sentence processing proceeds in several successively organized steps, during which listeners transform overt phonetic forms into language specific abstract surface forms. This process is referred to as phonetics-phonology mapping in the present work. Perceptual evidence resulting from the experiments of the present work suggest that the phonetics-phonology mapping is guided by the above mentioned boundary related prosodic correlates. The resulting abstract phonological structure is subjected to the syntax-prosody mapping, in turn. The outcome of the presented perception experiments are modulated in an Optimality-Theoretic framework. The offered OT-models are grounded on the assumption that single prosodic correlates are used by listeners as a signal to syntax in sentence processing. This is in line with studies arguing that the prosodic phrase structure determines the syntactic parse (Cutler et al., 1997; Warren et al., 1995; Pynte & Prieur, 1996; Snedeker & Trueswell, 2003; Kjelgaard & Speer, 1999), to name just a few. KW - prosody KW - German KW - case ambiguity KW - prosodisch KW - Cue-Gewichtung KW - Ambiguität KW - OT-Modellierung Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-81954 ER - TY - THES A1 - Schunack, Silke T1 - Processing of non-canonical word orders in an L2 T1 - Verarbeitung von nichtkanonischen Wortfolgen in der L2 BT - when small changes make no big difference BT - wenn kleine Änderungen keine große Unterschiede machen N2 - This thesis investigates the processing of non-canonical word orders and whether non-canonical orders involving object topicalizations, midfield scrambling and particle verbs are treated the same by native (L1) and non-native (L2) speakers. The two languages investigated are Norwegian and German. 32 L1 Norwegian and 32 L1 German advanced learners of Norwegian were tested in two experiments on object topicalization in Norwegian. The results from the online self-paced reading task and the offline agent identification task show that both groups are able to identify the non-canonical word order and show a facilitatory effect of animate subjects in their reanalysis. Similarly high error rates in the agent identification task suggest that globally unambiguous object topicalizations are a challenging structure for L1 and L2 speakers alike. The same participants were also tested in two experiments on particle placement in Norwegian, again using a self-paced reading task, this time combined with an acceptability rating task. In the acceptability rating L1 and L2 speakers show the same preference for the verb-adjacent placement of the particle over the non-adjacent placement after the direct object. However, this preference for adjacency is only found in the L1 group during online processing, whereas the L2 group shows no preference for either order. Another set of experiments tested 33 L1 German and 39 L1 Slavic advanced learners of German on object scrambling in ditransitive clauses in German. Non-native speakers accept both object orders and show neither a preference for either order nor a processing advantage for the canonical order. The L1 group, in contrast, shows a small, but significant preference for the canonical dative-first order in the judgment and the reading task. The same participants were also tested in two experiments on the application of the split rule in German particle verbs. Advanced L2 speakers of German are able to identify particle verbs and can apply the split rule in V2 contexts in an acceptability judgment task in the same way as L1 speakers. However, unlike the L1 group, the L2 group is not sensitive to the grammaticality manipulation during online processing. They seem to be sensitive to the additional lexical information provided by the particle, but are unable to relate the split particle to the preceding verb and recognize the ungrammaticality in non-V2 contexts. Taken together, my findings suggest that non-canonical word orders are not per se more difficult to identify for L2 speakers than L1 speakers and can trigger the same reanalysis processes as in L1 speakers. I argue that L2 speakers’ ability to identify a non-canonical word order depends on how the non-canonicity is signaled (case marking vs. surface word order), on the constituents involved (identical vs. different word types), and on the impact of the word order change on sentence meaning. Non-canonical word orders that are signaled by morphological case marking and cause no change to the sentence’s content are hard to detect for L2 speakers. N2 - Diese Arbeit untersucht die Verarbeitung nichtkanonischer Wortfolgen und ob nichtkanonische Wortfolgen, die Objekttopikalisierung, Mittelfeldscrambling und Partikelverben beinhalten, von Muttersprachlern (L1) und Fremdsprachenlernern (L2) gleichermaßen verarbeitet werden. Die untersuchten Sprachen sind Norwegisch und Deutsch. 32 norwegische Muttersprachler und 32 fortgeschrittene deutsche Norwegischlerner wurden in zwei Experimenten zur Objekttopikalisierung im Norwegischen getestet. Die Resultate des Leseexperiments und der Agensidentifikation zeigen, dass beide Gruppen in der Lage sind die nichtkanonische Wortfolge zu identifizieren und einen fördernden Effekt von belebten Subjekten auf ihre Reanalyse zeigen. Ähnlich hohe Fehlerrate in der Agensidentifikation suggerieren, dass global unambige Objekttopikalisierungen eine anspruchsvolle Struktur für L1- und L2-Sprecher sind. Dieselben Teilnehmer wurden auch in zwei Experimenten zur Platzierung von Partikeln im Norwegischen getestet. Es wurde wieder ein Leseexperiment durchgeführt, diesmal zusammen mit einem Akzeptabilitätsrating. In diesem Rating zeigen L1- und L2-Sprecher die gleiche Präferenz für die verbnahe Platzierung der Partikel gegenüber der Platzierung nach dem direkten Objekt. Diese Präferenz findet sich im Leseexperiment nur in den Daten der L1-Gruppe, die L2-Gruppe zeigt dort keine Präferenz für eine der beiden Reihenfolgen. Eine weitere Gruppe Experimente testete 33 deutsche Muttersprachler und 39 fortgeschrittene slawische Deutschlerner zum Objektscrambling in deutschen ditransitiven Sätzen. Fremdsprachenlerner akzeptieren beide möglichen Reihenfolgen und zeigen keine Präferenz oder schnellere Verarbeitung für die kanonische Reihenfolge. Die L1-Gruppe zeigt eine numerisch kleine, aber signifikante Präferenz für die kanonische Dativ-Akkusativ-Folge im Akzeptabilitätsrating und dem Leseexperiment. Dieselben Teilnehmer wurden auch in zwei Experimenten zur Anwendung der Trennungsregel bei trennbaren Verben im Deutschen getestet. Fortgeschrittenen L2-Sprecher des Deutschen können trennbare Verben identifizieren und die Trennregel in V2-Kontexten wie dem Akzeptabilitätsrating genauso anwenden wie Muttersprachler. Allerdings zeigt die L2-Gruppe keine Sensibilität gegenüber der Grammatikalitätsmanipulation in der Leseaufgabe. Sie scheinen die zusätzliche lexikalische Information der Partikel wahrzunehmen, können jedoch getrennte Partikel nicht mit dem vorhergehenden Verb verbinden und die Ungrammatikalität der Trennung in Nicht-V2-Kontexten erkennen. Hierin unterscheiden sie sich von Mutterprachlern. Auf der Basis meiner Ergebnisse scheinen nichtkanonische Wortfolgen nicht per se schwieriger zu identifizieren zu sein für Fremdsprachlerner als für Muttersprachler und können dieselben Reanalyseprozesse auslösen. Ich argumentiere, dass die Fähigkeit von L2-Sprechern nichtkanonische Wortfolgen zu identifizieren davon abhängt, wie diese signalisiert werden (morphologische Kasusmarkierung vs. Oberflächenwordfolge), von den involvierten Konstituenten (gleiche vs. verschiedene Wortarten) und dem Einfluss der Änderung der Wortfolge auf die Satzbedeutung. Nichtkanonische Wortfolgen, die durch morphologische Kasusmarkierung signalisiert werden und keine Änderung der Satzbedeutung verursachen sind schwer zu identifizieren für Fremdsprachenlerner. KW - L2 sentence processing KW - object topicalization KW - scrambling KW - particle verbs KW - Norwegian KW - German KW - self-paced reading KW - acceptability judgments KW - Satzverarbeitung KW - Objekttopikalisierung KW - Scrambling KW - Partikelverben KW - Norwegisch KW - Leseexperiment KW - Akzeptabilitätsbewertung Y1 - 2017 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-103750 ER - TY - THES A1 - Elin, Kirill T1 - Morphological processing in older adults T1 - Morphologische Verarbeitung bei älteren Erwachsenen BT - evidence from Russian and German BT - Evidenz aus dem Russischen und dem Deutschen N2 - Over the last decades mechanisms of recognition of morphologically complex words have been extensively examined in order to determine whether all word forms are stored and retrieved from the mental lexicon as wholes or whether they are decomposed into their morphological constituents such as stems and affixes. Most of the research in this domain focusses on English. Several factors have been argued to affect morphological processing including, for instance, morphological structure of a word (e.g., existence of allomorphic stem alternations) and its linguistic nature (e.g., whether it is a derived word or an inflected word form). It is not clear, however, whether processing accounts based on experimental evidence from English would hold for other languages. Furthermore, there is evidence that processing mechanisms may differ across various populations including children, adult native speakers and language learners. Recent studies claim that processing mechanisms could also differ between older and younger adults (Clahsen & Reifegerste, 2017; Reifegerste, Meyer, & Zwitserlood, 2017). The present thesis examined how properties of the morphological structure, types of linguistic operations involved (i.e., the linguistic contrast between inflection and derivation) and characteristics of the particular population such as older adults (e.g., potential effects of ageing as a result of the cognitive decline or greater experience and exposure of older adults) affect initial, supposedly automatic stages of morphological processing in Russian and German. To this end, a series of masked priming experiments was conducted. In experiments on Russian, the processing of derived -ost’ nouns (e.g., glupost’ ‘stupidity’) and of inflected forms with and without allomorphic stem alternations in 1P.Sg.Pr. (e.g., igraju – igrat’ ‘to play’ vs. košu – kosit’ ‘to mow’) was examined. The first experiment on German examined and directly compared processing of derived -ung nouns (e.g., Gründung ‘foundation’) and inflected -t past participles (e.g., gegründet ‘founded’), whereas the second one investigated the processing of regular and irregular plural forms (-s forms such as Autos ‘cars’ and -er forms such as Kinder ‘children’, respectively). The experiments on both languages have shown robust and comparable facilitation effects for derived words and regularly inflected forms without stem changes (-t participles in German, forms of -aj verbs in Russian). Observed morphological priming effects could be clearly distinguished from purely semantic or orthographic relatedness between words. At the same time, we found a contrast between forms with and without allomorphic stem alternations in Russian and regular and irregular forms in German, with significantly more priming for unmarked stems (relative to alternated ones) and significantly more priming for regular (compared) word forms. These findings indicate the relevance of morphological properties of a word for initial stages of processing, contrary to claims made in the literature holding that priming effects are determined by surface form and meaning overlap only. Instead, our findings are more consistent with approaches positing a contrast between combinatorial, rule-based and lexically-stored forms (Clahsen, Sonnenstuhl, & Blevins, 2003). The doctoral dissertation also addressed the role of ageing and age-related cognitive changes on morphological processing. The results obtained on this research issue are twofold. On the one hand, the data demonstrate effects of ageing on general measures of language performance, i.e., overall longer reaction times and/or higher accuracy rates in older than younger individuals. These findings replicate results from previous studies, which have been linked to the general slowing of processing speed at older age and to the larger vocabularies of older adults. One the other hand, we found that more specific aspects of language processing appear to be largely intact in older adults as revealed by largely similar morphological priming effects for older and younger adults. These latter results indicate that initial stages of morphological processing investigated here by means of the masked priming paradigm persist in older age. One caveat should, however, be noted. Achieving the same performance as a younger individual in a behavioral task may not necessarily mean that the same neural processes are involved. Older people may have to recruit a wider brain network than younger individuals, for example. To address this and related possibilities, future studies should examine older people’s neural representations and mechanisms involved in morphological processing. N2 - In den letzten Jahrzehnten wurden die Mechanismen zur Erkennung morphologisch komplexer Wörter umfassend untersucht, um zu erforschen, ob alle Wortformen als Ganzes aus dem mentalen Lexikon abgerufen werden oder ob sie in ihre morphologischen Bestandteile (z. B. Wortstamm und Affixe) zerlegt werden. Der meisten Studien in diesem Bereich konzentrieren sich aufs Englische. Es wurde oft behauptet, dass mehrere Faktoren die morphologische Verarbeitung beeinflussen, darunter zum Beispiel die morphologische Struktur eines Wortes (z. B. das Vorhandensein allomorphischen Stammwechsels) und seine linguistische Natur (z. B. ob es sich um ein abgeleitetes Wort oder eine flektierte Wortform handelt). Es ist jedoch nicht klar, ob die postulierten Verarbeitungsmechanismen, die fast ausschließlich auf experimentellen Beweisen aus dem Englischen basieren, für andere Sprachen genauso gelten. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass sich Verarbeitungsmechanismen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen – einschließlich Kindern, erwachsenen Muttersprachlern und Sprachlernern – unterscheiden können. Neuere Studien behaupten, dass Verarbeitungsmechanismen zwischen älteren und jüngeren Erwachsenen möglicherweise auch unterschiedlich sind (Clahsen & Reifegerste, 2017; Reifegerste, Meyer, & Zwitserlood, 2017). In der vorliegenden Dissertation wurde untersucht, wie die morphologische Struktur, die Art der zugrunde liegenden linguistischen Operationen (z. B., der linguistische Kontrast zwischen Flexion und Ableitung) sowie Merkmale der jeweiligen Population, wie ältere Erwachsene (z. B. mögliche Auswirkungen des Alterns infolge kognitiven Rückgangs oder größerer Erfahrung von älteren Menschen) die ersten, vermeintlich automatischen Stadien der morphologischen Verarbeitung im Russischen und Deutschen beeinflussen. Zu diesem Zweck wurde eine Reihe von maskierten Priming Experimenten (auf English: masked priming) durchgeführt. In den Experimenten übers Russische wurde die Verarbeitung von abgeleiteten -ost'-Substantiven (z. B. glupost' - 'Dummheit') und von flektierten Formen mit und ohne allomorphischen Stammwechsel in der ersten Person Singular Präsens (z. B. igraju - igrat' 'spielen' im Vergleich zu košu - kosit' 'mähen') untersucht. Darüber hinaus wurden im ersten Experiment übers Deutsche die Verarbeitung von abgeleiteten Substantiven (z. B. Gründung 'founding') und von -t-Partizipien (z. B. gegründet 'founded') untersucht und direkt verglichen, während das zweite Experiment die Verarbeitung von regulären und irregulären Plural-Formen (d. h., -s-Pluralen wie z. B. Autos 'cars' und -er-Formen wie z. B, Kinder 'children') erforschte. Die Experimente in beiden Sprachen zeigten robuste und vergleichbare Priming-Effekte für abgeleitete Wörter und regelmäßig flektierte Formen ohne Stammveränderung (einschließlich -t-Partizipien im Deutschen und Formen von -aj- Verben im Russischen). Die gefundenen morphologischen Priming-Effekte konnten von rein semantischen oder orthographischen Verbindungen zwischen Wörtern klar abgegrenzt werden. Gleichzeitig fanden wir einen Kontrast zwischen Formen mit und ohne allomorphischen Stammwechsel im Russischen sowie zwischen regulären und irregulären Formen im Deutschen, mit signifikant mehr Priming für unmarkierte Stämme (im Vergleich zu alternierenden) und signifikant mehr Priming für reguläre Wortformen (im Vergleich zu irregulären). Diese Ergebnisse weisen auf die Relevanz morphologischer Eigenschaften eines Wortes für die ersten automatischen Phasen der Worterkennung hin, im Gegensatz zu Behauptungen in der fachlichen Literatur, die besagen, dass Priming-Effekte nur durch das Überlappen von Wörtern auf orthographischer und/oder semantischer Ebene entstehen. Stattdessen sind unsere Ergebnisse mehr im Einklang mit Ansätzen, die einen Kontrast zwischen kombinatorischen und regelbasierten versus lexikalisch gespeicherten Formen postulieren (Clahsen, Sonnenstuhl, & Blevins, 2003). Die Doktorarbeit befasste sich auch mit der Rolle des Alterns und altersbedingten kognitiven Veränderungen bei der morphologischen Verarbeitung. Die Ergebnisse dieses Forschungsthemas sind zweierlei. Einerseits demonstrieren die Daten die Auswirkungen des Alterns auf allgemeine Aspekte der Sprachleistung wie zum Beispiel generell längere Reaktionszeiten und/oder weniger Fehler bei älteren als bei jüngeren Personen. Ähnliche Ergebnisse in früheren Studien wurden oft mit allgemeiner Verringerung der Verarbeitungsgeschwindigkeit im höheren Alter und mit dem größeren Wortschatz älterer Erwachsener in Verbindung gebracht. Anderseits stellten wir fest, dass spezifische Aspekte der Sprachverarbeitung bei älteren Erwachsenen weitgehend intakt sind, was sich durch größtenteils vergleichbare morphologische Priming-Effekte für ältere und jüngere Erwachsene zeigt. Diese letzteren Ergebnisse weisen darauf hin, dass die ersten Stadien der morphologischen Verarbeitung, die hier mittels maskierter Priming-Experimente untersucht wurden, im höheren Alter fortbestehen. Folgender Vorbehalt sollte jedoch beachtet werden: Das Erreichen der gleichen Leistung bei jüngeren und älteren Personen in solchen Aufgaben muss nicht unbedingt bedeuten, dass dieselben neuralen Prozesse beteiligt sind. Ältere Menschen müssen unter Umständen ein breiteres Gehirnnetzwerk rekrutieren als jüngere Menschen. Aus diesem Grund sollten zukünftige Studien auch die neuralen Repräsentationen und Mechanismen untersuchen, die an der morphologischen Verarbeitung bei jüngeren und älteren Menschen beteiligt sind. KW - morphology KW - processing KW - ageing KW - Russian KW - German KW - linguistics KW - Morphologie KW - Worterkennung KW - Altern KW - Russisch KW - Deutsch KW - Sprachwissenschaft Y1 - 2018 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-418605 ER - TY - THES A1 - Rettig, Anja T1 - Learning to read in German BT - eye movements and the perceptual span of German beginning readers and their relation to reading motivation BT - Blickbewegungen und die perzentuelle Lesespanne von deutschsprachigen Leseanfängern und der Zusammenhang zur Lesemotivation N2 - In the present dissertation, the development of eye movement behavior and the perceptual span of German beginning readers was investigated in Grades 1 to 3 (Study 1) and longitudinally within a one-year time interval (Study 2), as well as in relation to intrinsic and extrinsic reading motivation (Study 3). The presented results are intended to fill the gap of only sparse information on young readers’ eye movements and completely missing information on German young readers’ perceptual span and its development. On the other hand, reading motivation data have been scrutinized with respect to reciprocal effects on reading comprehension but not with respect to more immediate, basic cognitive processing (e.g., word decoding) that is indicated by different eye movement measures. Based on a longitudinal study design, children in Grades 1–3 participated in a moving window reading experiment with eye movement recordings in two successive years. All children were participants of a larger longitudinal study on intrapersonal developmental risk factors in childhood and adolescence (PIER study). Motivation data and other psychometric reading data were collected during individual inquiries and tests at school. Data analyses were realized in three separate studies that focused on different but related aspects of reading and perceptual span development. Study 1 presents the first cross-sectional report on the perceptual span of beginning German readers. The focus was on reading rate changes in Grades 1 to 3 and on the issue of the onset of the perceptual span development and its dependence on basic foveal reading processes. Study 2 presents a successor of Study 1 providing first longitudinal data of the perceptual span in elementary school children. It also includes information on the stability of observed and predicted reading rates and perceptual span sizes and introduces a new measure of the perceptual span based on nonlinear mixed-effects models. Another issue addressed in this study is the longitudinal between-group comparison of slower and faster readers which refers to the detection of developmental patterns. Study 3 includes longitudinal reading motivation data and investigates the relation between different eye movement measures including perceptual span and intrinsic as well as extrinsic reading motivation. In Study 1, a decelerated increase in reading rate was observed between Grades 1 to 3. Grade effects were also reported for saccade length, refixation probability, and different fixation duration measures. With higher grade, mean saccade length increased, whereas refixation probability, first-fixation duration, gaze duration, and total reading time decreased. Perceptual span development was indicated by an increase in window size effects with grade level. Grade level differences with respect to window size effects were stronger between Grades 2 and 3 than between Grades 1 and 2. These results were replicated longitudinally in Study 2. Again, perceptual span size significantly changed between Grades 2 and 3, but not between Grades 1 and 2 or Grades 3 and 4. Observed and predicted reading rates were found to be highly stable after first grade, whereas stability of perceptual span was only moderate for all grade levels. Group differences between slower and faster readers in Year 1 remained observable in Year 2 showing a pattern of stable achievement differences rather than a compensatory pattern. Between Grades 2 and 3, between-group differences in reading rate even increased resulting in a Matthew effect. A similar effect was observed for perceptual span development between Grades 3 and 4. Finally, in Study 3, significant relations between beginning readers’ eye movements and their reading motivation were observed. In both years of measurement, higher intrinsic reading motivation was related to more skilled eye movement patterns as indicated by short fixations, longer saccades, and higher reading rates. In Year 2, intrinsic reading motivation was also significantly and negatively correlated with refixation probability. These correlational patterns were confirmed in cross-sectional linear models controlling for grade level and reading amount and including both reading motivation measures, extrinsic and intrinsic motivation. While there were significant positive relations between intrinsic reading motivation and word decoding as indicated by the above stated eye movement measures, extrinsic reading motivation only predicted variance in eye movements in Year 2 (significant for fixation durations and reading rate), with a consistently opposite pattern of effects as compared to intrinsic reading motivation. Finally, longitudinal effects of Year 1 intrinsic reading motivation on Year 2 word decoding were observed for gaze duration, total reading time, refixation probability, and perceptual span within cross-lagged panel models. These effects were reciprocal because all eye movement measures significantly predicted variance in intrinsic reading motivation. Extrinsic reading motivation in Year 1 did not affect any eye movement measure in Year 2, and vice versa, except for a significant, negative relation with perceptual span. Concluding, the present dissertation demonstrates that largest gains in reading development in terms of eye movement changes are observable between Grades 1 and 2. Together with the observed pattern of stable differences between slower and faster readers and a widening achievement gap between Grades 2 and 3 for reading rate, these results underline the importance of the first year(s) of formal reading instruction. The development of the perceptual span lags behind as it is most apparent between Grades 2 and 3. This suggests that efficient parafoveal processing presupposes a certain degree of foveal reading proficiency (e.g., word decoding). Finally, this dissertation demonstrates that intrinsic reading motivation—but not extrinsic motivation—effectively supports the development of skilled reading. N2 - In der vorliegenden Dissertation wurde die Entwicklung der Blickbewegungen und der perzeptuellen Lesespanne von deutschsprachigen Leseanfängern in den Klassenstufen 1–3 im Querschnitt (Studie 1) als auch im Längsschnitt innerhalb eines Jahres (Studie 2) sowie hinsichtlich des Zusammenhangs mit der intrinsischen und der extrinsischen Lesemotivation (Studie 3) untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellen einen bedeutsamen empirischen Beitrag zur ansonsten verhältnismäßig eher spärlichen empirisch-experimentellen Forschung zur frühen Leseentwicklung dar und liefern erste Erkenntnisse über die perzeptuelle Spanne von jungen deutschsprachigen Lesern. Des Weiteren wurde Neuland betreten, indem Blickdaten im Zusammenhang mit Lesemotivationsdaten ausgewertet wurden. Während es umfangreiche Forschungsarbeiten zum reziproken Zusammenhang zwischen Lesemotivation und dem Leserverstehen gibt, ist kaum etwas zu wechselseitigen Lesemotivationseffekten in Bezug auf basale kognitive Prozesse (z.B. die Wort-Dekodierung), wie sie durch verschiedene Blickbewegungsmaße indiziert werden, bekannt. Auf Grundlage eines längsschnittlichen Untersuchungsdesigns nahmen Kinder der Klassenstufen 1–3 in zwei aufeinanderfolgenden Jahren an einem Moving-Window-Leseexperiment mit manipuliertem Text teil. Alle Kinder waren Teilnehmer einer größeren Längsschnittstudie zur Untersuchung von intrapersonellen Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter (PIER-Studie). In individuellen Befragungen und Testungen in den Schulen wurden u.a. auch Lesemotivations- und andere psychometrische Lesedaten erhoben. Die im Labor erfassten Blickdaten wurden zusammen mit diesen psychometrischen Daten im Rahmen von drei separaten Studien ausgewertet, die jeweils verschiedene, jedoch miteinander in Bezug stehende Aspekte der Lese- und Lesespannen-Entwicklung untersuchen. Studie 1 präsentiert einen ersten querschnittlichen Bericht zur perzeptuellen Lesespanne von deutschsprachigen Leseanfängern. Hierbei lag der Fokus auf Veränderungen der Leserate in den Klassenstufen 1–3 und auf der Frage, wann die Entwicklung der perzeptuellen Spanne beginnt und inwiefern diese Entwicklung von basalen fovealen Leseprozessen abhängig ist. Studie 2 stellt eine Folgeuntersuchung dar, die erste Längsschnittdaten zur Entwicklung der perzeptuellen Lesespanne bei Grundschulkindern liefert. Untersucht wurden desweiteren die Stabilität der beobachteten und vorhergesagten Leserate als auch der perzeptuellen Lesespanne. In diesem Zusammenhang wird ein neues Spannenmaß vorgestellt, welches auf nicht-linearen gemischten Modellen basiert. Eine weitere Fragestellung der Studie ist der längsschnittliche Gruppenvergleich von langsameren und schnelleren Lesern, welcher auf die Entdeckung von Entwicklungsmustern abzielt. Studie 3 inkludiert längsschnittliche Lesemotivatonsdaten und untersucht die Beziehung zwischen verschiedenen Blickbewegungsmaßen einschließlich der perzeptuellen Lesespanne und der intrinsischen als auch extrinsischen Lesemotivation unter Berücksichtigung der Lesehäufigkeit. In Hinblick auf die Leseentwicklung in Klassenstufe 1–3 wurde ein zwischen den Klassenstufen abnehmender sukzessiver Anstieg in der Leserate beobachtet. Klassenstufeneffekte wurden außerdem berichtet für die Sakkadenlänge, die Refixationswahrscheinlichkeit und für verschiedene Fixationsdauermaße. Mit höherer Klassenstufe stieg die mittlere Sakkadenlänge, wohingegen die Refixationswahrscheinlichkeit, die Dauer der ersten Fixation auf einem Wort, die Blickdauer im sogenannten First-Pass und die Gesamtlesedauer von Worten abnahmen. Die Entwicklung der perzeptuellen Lesespanne wurde ersichtlich durch einen Anstieg von Fenstergrößen-Effekten mit steigender Klassenstufe. Der Unterschied zwischen den Klassenstufen im Hinblick auf Fenstergrößen-Effekte war größer zwischen Klasse 2 und 3 als zwischen den Klassen 1 und 2. Diese Ergebnisse wurden längsschnittlich repliziert in Studie 2. Wieder zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der perzeptuellen Lesespanne zwischen Klassenstufe 2 und 3, jedoch nicht zwischen Klassenstufe 1 und 2 oder Klassenstufe 3 und 4. Die beobachtete und die vorhergesagte Leserate waren hoch stabil jenseits der ersten Klasse, wohingegen für die perzeptuelle Lesespanne für alle Klassenstufen nur eine moderate Stabilität gefunden wurde. Gruppenunterschiede zwischen langsameren und schnelleren Lesern im ersten Untersuchungsjahr wurden auch im zweiten Untersuchungsjahr beobachtet. Dabei zeichnete sich ein Muster eher stabiler anstatt kompensatorischer Leistungsunterschiede ab. Zwischen Klassenstufe 2 und 3 gab es sogar einen Anstieg der Disparität zwischen den Gruppen für die Leserate. Es zeichnete sich also ein sogenannter Matthäus-Effekt ab. Ein ähnlicher Effekt wurde für die perzeptuelle Lesespanne zwischen Klassenstufe 3 und 4 beobachtet. Abschließend wurde in Studie 3 ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Blickbewegungen von Leseanfängern und ihrer Lesemotivation gefunden. In beiden Erhebungsjahren, korrelierte eine höhere intrinsische Lesemotivation mit geübteren Blickbewegungsmustern, was sich in kürzeren Fixationen, längeren Sakkaden und höheren Leseraten zeigte sowie im zweiten Erhebungsjahr auch in kleineren Refixationswahrscheinlichkeiten. In querschnittlichen linearen Modellen erwies sich die intrinsiche Lesemotivation als signifikanter Prädiktor für die oben genannten Blickmaße, selbst wenn für Klassenstufe und Lesehäufigkeit kontrolliert wurde und beide Motivationsmaße, die intrinische und die extrinsische Motivation, gleichzeitig ins Modell aufgenommen wurden. Die extrinsische Lesemotivation erwies sich hingegen nur im zweiten Erhebungsjahr als signifikanter Prädiktor der verschiedenen Fixationsdauern und der Leserate, wobei das Effektmuster durchweg entgegengesetzt zu dem für die intrinsische Lesemotivation beobachteten war. Schließlich wurden in kreuzverzögerten Autoregressionsmodellen längsschnittliche Effekte der intrinisichen Lesemotivation auf verschiedene Blickbewegungsmaße (Blickdauer im First-Pass, Gesamtlesezeit, Refixationswahrscheinlichkeit und perzeptuelle Lesespanne) beobachet. Diese Effekte waren reziprok, da alle Blickbewegungsmaße auch signifikant Varianz in der intrinsischen Lesemotivation vorhergesagt haben. Im Gegensatz dazu gab es weder signifikante längsschnittliche Effekte der extrinsichen Lesemotivation auf das Blickverhalten noch in die Gegenrichtung signifikante Effekte von Blickbewegungsmaßen auf die extrinsische Lesemotivation, mit Ausnahme einer signifikanten negativen Beziehung zwischen der extrinsischen Lesemotivation und der Lesespanne. Zusammenfassend lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten: Die aktuelle Dissertation zeigt auf, dass der größte Zuwachs bei der Leseentwicklung im Sinne von Blickbewegungsänderungen zwischen den Klassenstufen 1 und 2 zu beobachten ist. Zusammen mit dem beobachteten Muster zeitlich stabiler Gruppenunterschiede zwischen langsameren und schnelleren Lesern und dem größer werdenden Leistungsabstand zwischen Klassenstufe 2 und 3 für das Maß der Leserate unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutsamkeit des (der) ersten Jahre(s) formaler Leseinstruktion. Die Entwicklung der perzeptuellen Lesespanne ist verzögert, da sie am deutlichsten zwischen den Klassenstufen 2 und 3 sichtbar wird. Dies legt die Schlussfolgerung nah, dass effiziente parafoveale Verarbeitung einen gewissen Grad an fovealer Lesefertigkeit (d.h. basale Wortdekodierfähigkeiten) erfordert. Schließlich liefert die aktuelle Dissertation auch empirische Belege dafür, dass die intrinsische—aber nicht die extrinsische—Lesemotivation effektiv die Leseentwicklung unterstützt. T2 - Lesen Lernen im Deutschen KW - eye movements KW - perceptual span KW - reading development KW - beginning readers KW - German KW - moving window KW - longitudinal study KW - reading motivation KW - Blickbewegungen KW - perzentuelle Lesespanne KW - Leseentwicklung KW - Leseanfänger KW - Deutsch KW - Moving Window KW - Längsschnittstudie KW - Lesemotivation Y1 - 2021 ER - TY - THES A1 - De Veaugh-Geiss, Joseph P. T1 - Cleft exhaustivity T1 - Exhaustivität in Spaltsätzen BT - a unified approach to inter-speaker and cross-linguistic variability BT - ein einheitlicher Erklärungsansatz für die individuelle und cross-linguistische Variabilität N2 - In this dissertation a series of experimental studies are presented which demonstrate that the exhaustive inference of focus-background it-clefts in English and their cross-linguistic counterparts in Akan, French, and German is neither robust nor systematic. The inter-speaker and cross-linguistic variability is accounted for with a discourse-pragmatic approach to cleft exhaustivity, in which -- following Pollard & Yasavul 2016 -- the exhaustive inference is derived from an interaction with another layer of meaning, namely, the existence presupposition encoded in clefts. N2 - In dieser Dissertation wird eine Reihe von experimentellen Studien vorgestellt, die zeigen, dass die Exhaustivitätsinferenz englischer 'it'-Spaltsätze mit Fokus-Background-Gliederung und ihrer Gegenstücke in den Sprachen Akan, Französisch und Deutsch weder robust noch systematisch ist. Die individuelle und cross-linguistische Variabilität wird mit einer diskurspragmatischen Analyse der Spaltsatz-Exhaustivität erklärt, in der -- nach Pollard & Yasavul 2016 -- die Exhaustivitätsinferenz aus einer Interaktion mit einer anderen Bedeutungsebene abgeleitet wird, und zwar mit der in Spaltsätzen enthaltenen Existenzpräsupposition. KW - experimental studies KW - German KW - French KW - English KW - Akan KW - clefts KW - definite pseudoclefts KW - exhaustive inference KW - anaphoric existence presupposition KW - predicate interpretation (distributive vs. non-distributive) KW - variability KW - experimentelle Studien KW - Deutsch KW - Französisch KW - Englisch KW - Akan KW - Spaltsätze KW - definite Pseudospaltsätze KW - Exhaustivitätsinferenz KW - anaphorische Existenzpräsupposition KW - Prädikatsinterpretation (distributiv vs. nicht-distributiv) KW - Variabilität Y1 - 2020 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-446421 ER - TY - THES A1 - Chen, Hui Ching T1 - Acquisition of focus - in a cross-linguistic perspective T1 - Spracherwerb im Fokus - eine sprachübergreifende Perspektive N2 - In dieser Dissertation untersuchen wir, wie chinesischen Muttersprachler und deutschen Muttersprachler, sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder, verschiedene linguistische Mittel, wie z. B. Wortstellungsinformationen, prosodische und lexikalische Mittel im Sprachverständnis korrekt interpretieren. N2 - Successful communication is often explored by people throughout their life courses. To effectively transfer one’s own information to others, people employ various linguistic tools, such as word order information, prosodic cues, and lexical choices. The exploration of these linguistic cues is known as the study of information structure (IS). Moreover, an important issue in the language acquisition of children is the investigation of how they acquire IS. This thesis seeks to improve our understanding of how children acquire different tools (i.e., prosodical cues, syntactical cues, and the focus particle only) of focus marking in a cross linguistic perspective. In the first study, following Szendrői and her colleagues (2017)- the sentence-picture verification task- was performed to investigate whether three- to five-year-old Mandarin-speaking children as well as Mandarin-speaking adults could apply prosodic information to recognize focus in sentences. More, in the second study, not only Mandarin-speaking adults and Mandarin-speaking children but also German-speaking adults and German-speaking children were included to confirm the assumption that children could have adult-like performance in understanding sentence focus by identifying language specific cues in their mother tongue from early onwards. In this study, the same paradigm- the sentence-picture verification task- as in the first study was employed together with the eye-tracking method. Finally, in the last study, an issue of whether five-year-old Mandarin-speaking children could understand the pre-subject only sentence was carried out and again whether prosodic information would help them to better understand this kind of sentences. The overall results seem to suggest that Mandarin-speaking children from early onwards could make use of the specific linguistic cues in their ambient language. That is, in Mandarin, a Topic-prominent and tone language, the word order information plays a more important rule than the prosodic information and even three-year-old Mandarin-speaking children could follow the word order information. More, although it seems that German-speaking children could follow the prosodic information, they did not have the adult-like performance in the object-accented condition. A feasible reason for this result is that there are more possibilities of marking focus in German, such as flexible word order, prosodic information, focus particles, and thus it would take longer time for German-speaking children to manage these linguistic tools. Another important empirical finding regarding the syntactically-marked focus in German is that it seems that the cleft construction is not a valid focus construction and this result corroborates with the previous observations (Dufter, 2009). Further, eye-tracking method did help to uncover how the parser direct their attention for recognizing focus. In the final study, it is showed that with explicit verbal context Mandarin-speaking children could understand the pre-subject only sentence and the study brought a better understanding of the acquisition of the focus particle- only with the Mandarin-speaking children. KW - information structure KW - language acquisition KW - Mandarin KW - German KW - Prosody KW - Informationsstruktur KW - Spracherwerb KW - Deutsch KW - Mandarin KW - Prosodie Y1 - 2022 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-553458 ER -