TY - THES A1 - Meyer, Andreas T1 - Data perspective in business process management T1 - Daten im Geschäftsprozessmanagement BT - the role of data for process modeling, analysis, and execution BT - ihre Rolle für Prozessmodellierung, -analyse und -ausführung N2 - Geschäftsprozessmanagement ist ein strukturierter Ansatz zur Modellierung, Analyse, Steuerung und Ausführung von Geschäftsprozessen, um Geschäftsziele zu erreichen. Es stützt sich dabei auf konzeptionelle Modelle, von denen Prozessmodelle am weitesten verbreitet sind. Prozessmodelle beschreiben wer welche Aufgabe auszuführen hat, um das Geschäftsziel zu erreichen, und welche Informationen dafür benötigt werden. Damit beinhalten Prozessmodelle Informationen über den Kontrollfluss, die Zuweisung von Verantwortlichkeiten, den Datenfluss und Informationssysteme. Die Automatisierung von Geschäftsprozessen erhöht die Effizienz der Arbeitserledigung und wird durch Process Engines unterstützt. Dafür werden jedoch Informationen über den Kontrollfluss, die Zuweisung von Verantwortlichkeiten für Aufgaben und den Datenfluss benötigt. Während aktuelle Process Engines die ersten beiden Informationen weitgehend automatisiert verarbeiten können, müssen Daten manuell implementiert und gewartet werden. Dem entgegen verspricht ein modell-getriebenes Behandeln von Daten eine vereinfachte Implementation in der Process Engine und verringert gleichzeitig die Fehleranfälligkeit dank einer graphischen Visualisierung und reduziert den Entwicklungsaufwand durch Codegenerierung. Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Modellierung, der Analyse und der Ausführung von Daten in Geschäftsprozessen. Als formale Basis für die Prozessausführung wird ein konzeptuelles Framework für die Integration von Prozessen und Daten eingeführt. Dieses Framework wird durch operationelle Semantik ergänzt, die mittels einem um Daten erweiterten Petrinetz-Mapping vorgestellt wird. Die modellgetriebene Ausführung von Daten muss komplexe Datenabhängigkeiten, Prozessdaten und den Datenaustausch berücksichtigen. Letzterer tritt bei der Kommunikation zwischen mehreren Prozessteilnehmern auf. Diese Arbeit nutzt Konzepte aus dem Bereich der Datenbanken und überführt diese ins Geschäftsprozessmanagement, um Datenoperationen zu unterscheiden, um Abhängigkeiten zwischen Datenobjekten des gleichen und verschiedenen Typs zu spezifizieren, um modellierte Datenknoten sowie empfangene Nachrichten zur richtigen laufenden Prozessinstanz zu korrelieren und um Nachrichten für die Prozessübergreifende Kommunikation zu generieren. Der entsprechende Ansatz ist nicht auf eine bestimmte Prozessbeschreibungssprache begrenzt und wurde prototypisch implementiert. Die Automatisierung der Datenbehandlung in Geschäftsprozessen erfordert entsprechend annotierte und korrekte Prozessmodelle. Als Unterstützung zur Datenannotierung führt diese Arbeit einen Algorithmus ein, welcher Informationen über Datenknoten, deren Zustände und Datenabhängigkeiten aus Kontrollflussinformationen extrahiert und die Prozessmodelle entsprechend annotiert. Allerdings können gewöhnlich nicht alle erforderlichen Informationen aus Kontrollflussinformationen extrahiert werden, da detaillierte Angaben über mögliche Datenmanipulationen fehlen. Deshalb sind weitere Prozessmodellverfeinerungen notwendig. Basierend auf einer Menge von Objektlebenszyklen kann ein Prozessmodell derart verfeinert werden, dass die in den Objektlebenszyklen spezifizierten Datenmanipulationen automatisiert in ein Prozessmodell überführt werden können. Prozessmodelle stellen eine Abstraktion dar. Somit fokussieren sie auf verschiedene Teilbereiche und stellen diese im Detail dar. Solche Detailbereiche sind beispielsweise die Kontrollflusssicht und die Datenflusssicht, welche oft durch Aktivitäts-zentrierte beziehungsweise Objekt-zentrierte Prozessmodelle abgebildet werden. In der vorliegenden Arbeit werden Algorithmen zur Transformation zwischen diesen Sichten beschrieben. Zur Sicherstellung der Modellkorrektheit wird das Konzept der „weak conformance“ zur Überprüfung der Konsistenz zwischen Objektlebenszyklen und dem Prozessmodell eingeführt. Dabei darf das Prozessmodell nur Datenmanipulationen enthalten, die auch in einem Objektlebenszyklus spezifiziert sind. Die Korrektheit wird mittels Soundness-Überprüfung einer hybriden Darstellung ermittelt, so dass Kontrollfluss- und Datenkorrektheit integriert überprüft werden. Um eine korrekte Ausführung des Prozessmodells zu gewährleisten, müssen gefundene Inkonsistenzen korrigiert werden. Dafür werden für jede Inkonsistenz alternative Vorschläge zur Modelladaption identifiziert und vorgeschlagen. Zusammengefasst, unter Einsatz der Ergebnisse dieser Dissertation können Geschäftsprozesse modellgetrieben ausgeführt werden unter Berücksichtigung sowohl von Daten als auch den zuvor bereits unterstützten Perspektiven bezüglich Kontrollfluss und Verantwortlichkeiten. Dabei wird die Modellerstellung teilweise mit automatisierten Algorithmen unterstützt und die Modellkonsistenz durch Datenkorrektheitsüberprüfungen gewährleistet. N2 - Business process management (BPM) is a systematic and structured approach to model, analyze, control, and execute business operations also referred to as business processes that get carried out to achieve business goals. Central to BPM are conceptual models. Most prominently, process models describe which tasks are to be executed by whom utilizing which information to reach a business goal. Process models generally cover the perspectives of control flow, resource, data flow, and information systems. Execution of business processes leads to the work actually being carried out. Automating them increases the efficiency and is usually supported by process engines. This, though, requires the coverage of control flow, resource assignments, and process data. While the first two perspectives are well supported in current process engines, data handling needs to be implemented and maintained manually. However, model-driven data handling promises to ease implementation, reduces the error-proneness through graphical visualization, and reduces development efforts through code generation. This thesis addresses the modeling, analysis, and execution of data in business processes and presents a novel approach to execute data-annotated process models entirely model-driven. As a first step and formal grounding for the process execution, a conceptual framework for the integration of processes and data is introduced. This framework is complemented by operational semantics through a Petri net mapping extended with data considerations. Model-driven data execution comprises the handling of complex data dependencies, process data, and data exchange in case of communication between multiple process participants. This thesis introduces concepts from the database domain into BPM to enable the distinction of data operations, to specify relations between data objects of the same as well as of different types, to correlate modeled data nodes as well as received messages to the correct run-time process instances, and to generate messages for inter-process communication. The underlying approach, which is not limited to a particular process description language, has been implemented as proof-of-concept. Automation of data handling in business processes requires data-annotated and correct process models. Targeting the former, algorithms are introduced to extract information about data nodes, their states, and data dependencies from control information and to annotate the process model accordingly. Usually, not all required information can be extracted from control flow information, since some data manipulations are not specified. This requires further refinement of the process model. Given a set of object life cycles specifying allowed data manipulations, automated refinement of the process model towards containment of all data manipulations is enabled. Process models are an abstraction focusing on specific aspects in detail, e.g., the control flow and the data flow views are often represented through activity-centric and object-centric process models. This thesis introduces algorithms for roundtrip transformations enabling the stakeholder to add information to the process model in the view being most appropriate. Targeting process model correctness, this thesis introduces the notion of weak conformance that checks for consistency between given object life cycles and the process model such that the process model may only utilize data manipulations specified directly or indirectly in an object life cycle. The notion is computed via soundness checking of a hybrid representation integrating control flow and data flow correctness checking. Making a process model executable, identified violations must be corrected. Therefore, an approach is proposed that identifies for each violation multiple, alternative changes to the process model or the object life cycles. Utilizing the results of this thesis, business processes can be executed entirely model-driven from the data perspective in addition to the control flow and resource perspectives already supported before. Thereby, the model creation is supported by algorithms partly automating the creation process while model consistency is ensured by data correctness checks. KW - business process management KW - process automation KW - model-driven KW - data KW - data objects KW - model transformation KW - data correctness checking KW - process refinement KW - data extraction KW - data states KW - formal framework KW - process and data integration KW - Geschäftsprozessmanagement KW - Prozessautomatisierung KW - Modellgetrieben KW - Daten KW - Datenobjekte KW - Modelltransformation KW - Datenkorrektheit KW - Prozessverfeinerung KW - Datenextraktion KW - Datenzustände KW - formales Framework KW - Prozess- und Datenintegration Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-84806 ER - TY - THES A1 - Reibis, Robert Alexander T1 - Regionale Versorgungsaspekte des aktuten Myokardinfarktes im Nordosten Deutschlands T1 - Regional aspects of myocardial infarction in North-East-Germany BT - eine Analyse von Sekundärdaten einer gesetzlichen Krankenversicherung BT - a study based on health insurance accounting data N2 - Hintergrund: In Deutschland stellt der akute Myokardinfarkt (MI) eine der häufigsten Todesursachen dar. Als Ursache für regionale Unterschiede bei den Mortalitätsraten werden divergente Versorgungsstrukturen vermutet. Ziel der Untersuchung war, diese Fragestellung anhand anonymisierter krankenkassenbasierter Abrechnungsdaten zu evaluieren. Methodik: Standardisierte Hospitalisierungs- sowie Krankenhaus- und Ein-Jahres-Mortalitätsraten nach MI wurden anhand anonymisierter Versichertendaten einer gesetzlichen Krankenkasse für das Jahr 2012 und die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ermittelt (n=1.387.084, 46.3% male, 60.9 ± 18,2 years). Weiterhin wurden prädiktive Einflussfaktoren auf die Ein-Jahres-Mortalität, auf die Durchführung invasiver Prozeduren und auf eine leitliniengerechte pharmakotherapeutische Sekundärprävention analysiert. Ergebnisse: 6.733 Patienten (73,7 ±13,0 Jahre, 56,7% männlich) wurden identifiziert. Obwohl für das Bundesland Berlin eine höhere Hospitalisierungsrate als in Mecklenburg-Vorpommern ermittelt werden konnte, ließen sich bei der Krankenhaus- und 1-Jahres-Mortalität keine signifikant abweichenden Raten zwischen den Bundesländern beobachten. Die Durchführung einer Koronarangiographie (OR: 0,42 [0,35-0,51]) und eine leitliniengerechte Pharmakotherapie (OR: 0,14 [0,12-0,17] waren mit einer geringeren 1-Jahres-Mortalität assoziiert. Die Durchführung einer Koronarangiographie und eine leitliniengerechte Pharmakotherapie von Patienten nach Myokardinfarkt wurde hingegen primär durch Alter und Geschlecht, nicht aber durch das Bundesland determiniert. Folgerung: Eine regional divergierende stationäre und postinfarzielle Versorgung auf Bundesland-Ebene kann anhand der vorliegenden Daten nicht nachgewiesen werden. N2 - Aim: Myocardial infarction (MI) is one of the leading cause of cardiovascular mortality in Germany. Different regional healthcare structures are suspected to be responsible for varying mortality rates. The aim of this study was to evaluate differences of patients and infrastructural characteristics on federal state level in the north-east of Germany using anonymized health insurance accounting data. Methods: Age-standardized hospitalization-, inhospital- and one-year mortality rates after MI on level were calculated for 2012 based on health insurance accounting data of a population in north-eastern region of Germany (n=1.387.084, 46.3% male, 60.9 ± 18,2 years). Predictors for 1-year-mortality and for invasive and pharmacotherapeutical treatment were analysed. Results: 6,733 patients (73.7 ±13.0 years, 56.7% male) were included. After standardization for age significant differences of inhospital and one-year-mortality could not be observed. In multivariate analyses a guideline-based pharmacological treatment including 3-4 substance classes (OR: 0.14 [0.12-0.17]) and performance of coronary angiography (OR: 0.42 [0.35-0.51]) demonstrated a positive predictive impact on one-year mortality. Conclusion: We found comparable inhospital- and one year mortality rates in patients after acute coronary event in three federal states of north-eastern Germany. Outcome data are predominantly influenced by pharmacological treatment and comorbidities rather than regional infrastructural characteristics/features. KW - myocardial infarction KW - regional aspects KW - angiography KW - evidence based medicine KW - Myokardinfarkt KW - regionale Versorgung KW - leitliniengerechte Pharmakotherapie KW - Koronarangiographie Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-85713 ER - TY - THES A1 - Hunke, Philip Paul T1 - The Brazilian Cerrado: ecohydrological assessment of water and soil degradation in heavily modified meso-scale catchments T1 - Der brasilianische Cerrado: ökohydrologische Analyse von Boden- und Wasserdegradierung in intensiv landwirtschaftlich genutzten mesoskaligen Einzugsgebieten N2 - The Brazilian Cerrado is recognised as one of the most threatened biomes in the world, as the region has experienced a striking change from natural vegetation to intense cash crop production. The impacts of rapid agricultural expansion on soil and water resources are still poorly understood in the region. Therefore, the overall aim of the thesis is to improve our understanding of the ecohydrological processes causing water and soil degradation in the Brazilian Cerrado. I first present a metaanalysis to provide quantitative evidence and identifying the main impacts of soil and water alterations resulting from land use change. Second, field studies were conducted to (i) examine the effects of land use change on soils of natural cerrado transformed to common croplands and pasture and (ii) indicate how agricultural production affects water quality across a meso-scale catchment. Third, the ecohydrological process-based model SWAT was tested with simple scenario analyses to gain insight into the impacts of land use and climate change on the water cycling in the upper São Lourenço catchment which experienced decreasing discharges in the last 40 years. Soil and water quality parameters from different land uses were extracted from 89 soil and 18 water studies in different regions across the Cerrado. Significant effects on pH, bulk density and available P and K for croplands and less-pronounced effects on pastures were evident. Soil total N did not differ between land uses because most of the cropland sites were N-fixing soybean cultivations, which are not artificially fertilized with N. By contrast, water quality studies showed N enrichment in agricultural catchments, indicating fertilizer impacts and potential susceptibility to eutrophication. Regardless of the land use, P is widely absent because of the high-fixing capacities of deeply weathered soils and the filtering capacity of riparian vegetation. Pesticides, however, were consistently detected throughout the entire aquatic system. In several case studies, extremely high-peak concentrations exceeded Brazilian and EU water quality limits, which pose serious health risks. My field study revealed that land conversion caused a significant reduction in infiltration rates near the soil surface of pasture (–96 %) and croplands (–90 % to –93 %). Soil aggregate stability was significantly reduced in croplands than in cerrado and pasture. Soybean crops had extremely high extractable P (80 mg kg–1), whereas pasture N levels declined. A snapshot water sampling showed strong seasonality in water quality parameters. Higher temperature, oxi-reduction potential (ORP), NO2–, and very low oxygen concentrations (<5 mg•l–1) and saturation (<60 %) were recorded during the rainy season. By contrast, remarkably high PO43– concentrations (up to 0.8 mg•l–1) were measured during the dry season. Water quality parameters were affected by agricultural activities at all sampled sub-catchments across the catchment, regardless of stream characteristic. Direct NO3– leaching appeared to play a minor role; however, water quality is affected by topsoil fertiliser inputs with impact on small low order streams and larger rivers. Land conversion leaving cropland soils more susceptible to surface erosion by increased overland flow events. In a third study, the field data were used to parameterise SWAT. The model was tested with different input data and calibrated in SWAT-CUP using the SUFI-2 algorithm. The model was judged reliable to simulate the water balance in the Cerrado. A complete cerrado, pasture and cropland cover was used to analyse the impact of land use on water cycling as well as climate change projections (2039–2058) according to the projections of the RCP 8.5 scenario. The actual evapotranspiration (ET) for the cropland scenario was higher compared to the cerrado cover (+100 mm a–1). Land use change scenarios confirmed that deforestation caused higher annual ET rates explaining partly the trend of decreased streamflow. Taking all climate change scenarios into account, the most likely effect is a prolongation of the dry season (by about one month), with higher peak flows in the rainy season. Consequently, potential threats for crop production with lower soil moisture and increased erosion and sediment transport during the rainy season are likely and should be considered in adaption plans. From the three studies of the thesis I conclude that land use intensification is likely to seriously limit the Cerrado’s future regarding both agricultural productivity and ecosystem stability. Because only limited data are available for the vast biome, we recommend further field studies to understand the interaction between terrestrial and aquatic systems. This thesis may serve as a valuable database for integrated modelling to investigate the impact of land use and climate change on soil and water resources and to test and develop mitigation measures for the Cerrado in the future. N2 - Ökohydrologische Interaktionen in Folge von exzessiver Bodenerosion auf landwirtschaftlich stark modifizierten Flächen können speziell in tropischen Gebieten einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und zukünftige Nutzbarkeit der Böden haben, wie dies im Cerrado geschieht. Der brasilianische Cerrado ist eine neotropische Savanne und stellt mit 2 Mio. km² das zweitgrößte Biom Südamerikas dar. Das Biom wird global unter den bedeutendsten aber auch meist gefährdetsten 25 Biodiversitätshotspots gelistet. Ein extremer Landnutzungswandel führt dazu, dass der Cerrado zu den weltweit bedeutendsten landwirtschaftlichen Gebieten zählt und mittlerweile > 50 % des Bioms abgeholzt sind. Durch staatliche Subventionsprogramme, Aufkalkung und Düngung der Böden werden mehrere Ernten (v.a. Soja, Mais, Zuckerrohr und Baumwolle) pro Jahr bei hohem Ertrag realisiert. Aufgrund weniger Untersuchungen ist bisher unklar, wie sich die Landnutzungsintensivierung mit dem Einsatz großer Mengen an Agrochemikalien auf die Boden- und Wasserressourcen auswirkt. Um die Zielsetzung zu erreichen, wurden in einer umfassenden Metaanalyse Boden- und Wasserqualitätsparameter von mehr als 100 Einzelstudien analysiert, mehrere Feldkampagnen zur Erhebung bodenphysikochemischer und Wasserqualitätsparameter für unterschiedliche Landnutzungen durchgeführt und Modellierungen mit SWAT zur Abschätzung des Landnutzungs- und Klimawandels vorgenommen. Die Literaturanalyse konnte zeigen, dass Erosion, Veränderungen des Nährstoffkreislaufs, Nährstoffanreicherungen und sehr hohe Pestizidkonzentrationen in den Gewässern des gesamten Cerrado auftreten, mit stärkster Ausprägung für Ackerflächen. Trotz hoher Düngemengen wird festgestellt, dass P nur in sehr geringen Konzentrationen in den Gewässern nachgewiesen wird, welches auf die P-Fixierung der Böden und die Filterleistung der Uferrandstreifen zurückzuführen ist. In einer Feldstudie bestätigen sich die Ergebnisse, dass der Landnutzungswandel zu deutlichen Änderungen der boden-physikochemischen Parameter führt, wie z.B. einer signifikanten Abnahme der hydraulischen Leitfähigkeit (> –90 %) und der Bodenaggregatstabilität. Außerdem werden erhöhte pH-Werte und Überdüngung anzeigende P und K-gehalte im Oberboden (9-fach natürlicher Hintergrund) mit der stärksten Ausprägung unter Soja gemessen. Die Niederschlagsintensitäten überschreiten die Infiltrationskapazität der landwirtschaftlich genutzten Böden, wodurch es zu erhöhtem Oberflächenabfluss, Bodenerosionsereignissen mit Gullyformierungen kommt und der Eintrag von Agrochemikalien in die zuvor pristinen Gewässer begünstigt wird. Verglichen mit natürlichen Gewässern konnten im gesamten Einzugsgebiet niedrigere O2-Werte (< 5 mg l–1) sowie erhöhte NO3– (0.5 mg l–1), NO2– (0.1 mg l–1) und in der Trockenzeit auf direkte Düngung zurückzuführende sehr hohe PO43– (0.8 mg l–1) Konzentrationen festgestellt werden. Da in den Bodenprofilen keine Tiefenakkumulation von NPK nachgewiesen wurde ist davon auszugehen, dass Dünger durch Oberflächenabflussprozesse in das Flusssystem gelangen. Auch wenn die Nährstoffkonzentrationen nach europäischen Maßstäben gering sind, ist anzunehmen, dass in einem nährstofflimitierten System wie dem Cerrado die um ein vielfach erhöhte Konzentration der natürlichen Hintergrundwerte den Metabolismus der Gewässer negativ beeinflusst. In einer dritten Studie wird mit SWAT untersucht wie sich der Landnutzungs- und Klimawandel auf die Wasserbilanz auswirkt. In Testläufen zeigt sich, dass sowohl die verwendeten Niederschlagseingangsdaten als auch die Vegetationsparameter des natürlichen Cerrados von hoher Relevanz sind. Die Simulation verschiedener Landnutzungsszenarien belegt, dass die im Gebiet beobachteten abnehmenden Abflüsse auf die Zunahme landwirtschaftlicher Produktion und einer damit einhergehenden Zunahme der Evapotranspiration zurückzuführen sind. Die Simulation extremer Klimaszenarien (RCP 8.5 2039-2058) verdeutlicht, dass sich die Trockenzeit verlängert, welches Auswirkungen auf die Aussaattermine haben könnte. Gleichzeitig nehmen die Spitzenabflüsse in der Regenzeit zu, welches ohne entsprechende Gegenmaßnahmen zu erhöhter Erosion und gesteigertem Nähr- und Schadstofftransport in die Gewässer führt. Kombiniert mit einer weiteren Landnutzungsintensivierung wird für die zukünftige Entwicklung des Cerrado geschlussfolgert, dass die Veränderungen des Wasser- und Nährstoffhaushalt durch die Landwirtschaft und die damit einhergehenden Degradierungserscheinungen die Produktivität und Ökosystemstabilität nicht dauerhaft gewährleisten werden können. Die vorliegende Dissertation liefert einen zentralen Beitrag zur ökohydrologischen Bewertung des Status quo und der zukünftigen Entwicklung des brasilianischen Cerrados. Sie kann einen Ausgangspunkt für weitere Forschungen und Modellierungen darstellen, um die in dieser Arbeit benannten offenen Fragen hinsichtlich der ökohydrologischen Interaktionen zu klären. KW - Cerrado KW - ecohydrology KW - water KW - soil KW - deforestation KW - Cerrado KW - Ökohydrologie KW - Landnutzung KW - Boden KW - Wasser Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-85110 ER - TY - THES A1 - Kieling, Katrin T1 - Quantification of ground motions by broadband simulations T1 - Quantifizierung von Bodenbewegung durch Breitband-Simulationen N2 - In many procedures of seismic risk mitigation, ground motion simulations are needed to test systems or improve their effectiveness. For example they may be used to estimate the level of ground shaking caused by future earthquakes. Good physical models for ground motion simulation are also thought to be important for hazard assessment, as they could close gaps in the existing datasets. Since the observed ground motion in nature shows a certain variability, part of which cannot be explained by macroscopic parameters such as magnitude or position of an earthquake, it would be desirable that a good physical model is not only able to produce one single seismogram, but also to reveal this natural variability. In this thesis, I develop a method to model realistic ground motions in a way that is computationally simple to handle, permitting multiple scenario simulations. I focus on two aspects of ground motion modelling. First, I use deterministic wave propagation for the whole frequency range – from static deformation to approximately 10 Hz – but account for source variability by implementing self-similar slip distributions and rough fault interfaces. Second, I scale the source spectrum so that the modelled waveforms represent the correct radiated seismic energy. With this scaling I verify whether the energy magnitude is suitable as an explanatory variable, which characterises the amount of energy radiated at high frequencies – the advantage of the energy magnitude being that it can be deduced from observations, even in real-time. Applications of the developed method for the 2008 Wenchuan (China) earthquake, the 2003 Tokachi-Oki (Japan) earthquake and the 1994 Northridge (California, USA) earthquake show that the fine source discretisations combined with the small scale source variability ensure that high frequencies are satisfactorily introduced, justifying the deterministic wave propagation approach even at high frequencies. I demonstrate that the energy magnitude can be used to calibrate the high-frequency content in ground motion simulations. Because deterministic wave propagation is applied to the whole frequency range, the simulation method permits the quantification of the variability in ground motion due to parametric uncertainties in the source description. A large number of scenario simulations for an M=6 earthquake show that the roughness of the source as well as the distribution of fault dislocations have a minor effect on the simulated variability by diminishing directivity effects, while hypocenter location and rupture velocity more strongly influence the variability. The uncertainty in energy magnitude, however, leads to the largest differences of ground motion amplitude between different events, resulting in a variability which is larger than the one observed. For the presented approach, this dissertation shows (i) the verification of the computational correctness of the code, (ii) the ability to reproduce observed ground motions and (iii) the validation of the simulated ground motion variability. Those three steps are essential to evaluate the suitability of the method for means of seismic risk mitigation. N2 - In vielen Verfahren zur Minimierung seismischen Risikos braucht man Seismogramme, um die Effektivität von Systemen zu testen oder diese zu verbessern. So können realistische Bodenbewegungen genutzt werden, um das Ausmaß der Erschütterungen durch zukünftige Erdbeben abzuschätzen. Gute physikalische Bodenbewegungsmodelle haben auch das Potential, Lücken in den beobachteten Datensätzen zu schließen und somit Gefährdungsabschätzungen zu verbessern. Da die in der Natur beobachtete Bodenbewegung einer gewissen Variabilität unterliegt, von der ein Teil nicht durch makroskopische Parameter wie Magnitude oder Position des Erdbebens erklärt werden kann, ist es wünschenswert, dass ein gutes physikalisches Modell nicht nur ein einzelnes Seismogramm produziert, sondern auch die natürliche Variabilität widerspiegelt. In dieser Arbeit beschreibe ich eine Methode zur Modellierung von realistischen Bodenbewegungen, die – aufgrund ihrer einfachen Modellkonfiguration – mehrere Szenario-Simulationen ermöglicht. Dabei konzentriere ich mich auf zwei Aspekte: Einerseits nutze ich ein deterministisches Verfahren für die Wellenausbreitung für den gesamten Frequenzbereich, von der statischen Deformation bis etwa 10 Hz, unter Berücksichtigung der Variabilität der Quelle durch die Einbeziehung von selbstähnlichen Slipverteilungen und rauen Störungsflächen. Andererseits skaliere ich das Quellspektrum so, dass die modellierte Wellenform die abgestrahlte seismische Ener-gie wiedergibt. Damit überprüfe ich, ob die Energie-Magnitude als Stellgröße geeignet ist, die den Anteil der Energie beschreibt, der im Hochfrequenzbereich abgestrahlt wird. Der Vorteil der Energie- Magnitude ist, dass diese aus Beobachtungen, sogar in sehr kurzer Zeit, ermittelt werden kann. Anwendungen der entwickelten Methode für das Wenchuan (China) Erdbeben von 2008, das Tokachi-Oki (Japan) Erdbeben von 2003 und das Northridge (Kalifornien, USA) Erdbeben von 1994 demonstrieren, dass durch eine feine Diskretisierung und kleinskalige Variabilität in der Quelle hohe Frequenzen ausreichend in die Wellenform eingeführt werden, was den deterministischen Ansatz auch im Hochfrequenzbereich bestätigt. Ich zeige, dass die Energie-Magnitude verwendet werden kann um den Hochfrequenzanteil in Bodenbewegungssimulationen zu kalibrieren. Da die determistische Wellenausbreitung auf den gesamten Frequenzbereich angewandt wird, können die Variabilitäten, die durch parametrische Unsicherheiten in der Quellbeschreibung entstehen, beziffert werden. Zahlreiche Simulationen für ein M=6 Beben zeigen, dass die Rauigkeit der Quelle und die Slipverteilung durch Minderung der Direktivitätseffekte die simulierte Variabilität der Bodenbewegung geringfügig verringern. Dagegen haben die Bruchgeschwindigkeit und die Lage des Hypozentrums einen stärkeren Einfluss auf die Variabilität. Die Unsicherheit in der Energie-Magnitude dagegen führt zu großen Unterschieden zwischen verschiedenen Erdbebensimulationen, welche größer sind als die beobachtete Variabilität von Bodenbewegungen. In Bezug auf die vorgestellte Methode zeigt diese Arbeit (i) den Nachweis der Richtigkeit des Computerprogramms, (ii) die Eignung zur Modellierung beobachteter Bodenbewegung und (iii) den Vergleich der simulierten Variabilität von Bodenbewegung mit der beobachteten. Dies sind die ersten drei Schritte auf dem Weg zur Nutzbarkeit von Bodenbewegungssimulationen in Maßnahmen zur Verminderung des seismischen Risikos. KW - ground motions KW - earthquake KW - simulation KW - seismic risk KW - ground motion variability KW - Bodenbewegung KW - Erdbeben KW - seismisches Risiko KW - Simulation KW - Variabilität von Bodenbewegung Y1 - 2016 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-85989 ER - TY - THES A1 - Friedmann, Ronald T1 - Arthur Ewert (1890-1959) T1 - Arthur Ewert (1890-1959) BT - der Lebens- und Leidensweg eines deutschen Kommunisten auf drei Kontinenten BT - the live and suffering of a German communist on three continents N2 - Arthur Ewert (1890-1959) war in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren ein wichtiger Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Kommunistischen Internationale. Er wurde in der Familie eines armen Bauern in Ostpreußen geboren. Nach dem Abschluß der Schule ging er nach Berlin, um hier eine Lehre als Sattler zu absolvieren. Über die Berliner Arbeiterjugendbewegung fand er Kontakt zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, deren Mitglied er 1908 wurde. Im Mai 1914 emigrierte er gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Elise Saborowski (1886-1939) nach Nordamerika, wo er sich sofort der sozialistischen Bewegung anschloß. Anfang 1919 gehörte er zu den Mitbegründern der ersten Kommunistischen Partei Kanadas. Im Sommer 1919 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Mitglied der wenige Monate zuvor gegründeten KPD. Auf dem Leipziger Parteitag der KPD im Februar 1923 wurde er in die zwanzigköpfige Zentrale seiner Partei gewählt und stieg damit in den engeren Führungszirkel auf. Nach der gescheiterten »Deutschen Oktoberrevolution« im Herbst 1923 kämpfte er gemeinsam mit Ernst Meyer, Hugo Eberlein, Wilhelm Pieck und anderen um das Überleben der KPD, doch gelang es seiner Gruppe nicht, den Sieg der Linken und Ultralinken im parteiinternen Machtkampf zu verhindern. Ewert wurde politisch »kaltgestellt« und schied für mehr als ein Jahr aus der Parteiführung aus. In dieser Zeit erfüllte er verschiedene Aufgaben für die Kommunistische Internationale. Bereits im Juni 1923 war er Berichterstatter zur Lage in der Norwegischen Arbeiterpartei gewesen, ab Ende 1924 war er Abgesandter bei der KP Großbritanniens. Im Sommer und Frühherbst 1927 hielt er sich mehrere Monate in den USA auf. Im Sommer 1925 wurde er auf Veranlassung der Kommunistischen Internationale in die Führung der KPD zurückgeholt. Er trug wesentlich dazu bei, die Parteiführung unter Ernst Thälmann zu stabilisieren und sie – zumindest zeitweise – auf einen realpolitischen Kurs zu orientieren. Mit dem erneuten »Links«-Schwenk der KPD ab Anfang 1928 wurde er als »Versöhnler« stigmatisiert und zunehmend zur Zielscheibe innerparteilicher Attacken. Der Versuch eines »Befreiungsschlages« unter Ausnutzung der sogenannten Wittorf-Affäre im Herbst 1928 scheiterte, bis zum Sommer 1929 wurde Arthur Ewert auf Drängen Stalins und mit ausdrücklicher Zustimmung Thälmanns aus allen Funktionen in der KPD entfernt. Nach der Auflösung des Reichstags und dem damit verbundenen Verlust seines Reichstagsmandats im Juli 1930 schied Ewert endgültig aus der deutschen Parteiarbeit aus. Ende 1930 wurde er zum Leiter des Südamerikanischen Büros der Kommunistischen Internationale in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, ernannt. Er trug damit Verantwortung für die unmittelbare Anleitung der Kommunistischen Parteien im sogenannten Südkegel Südamerikas. In diese Zeit fielen seine ersten Kontakte zu Luiz Carlos Prestes, dem legendären »Ritter der Hoffnung«, mit dem er ab Anfang 1935 in Brasilien zusammenarbeitete. Von 1932 bis 1934 leitete Arthur Ewert das Büro der Kommunistischen Internationale in Shanghai und spielte dabei eine entscheidende Rolle zugunsten Mao Tse-tungs, dessen politisches Überleben er in einem innerparteilichen Machtkampf der KP Chinas sicherte. Als Vertreter der Kommunistischen Internationale war Arthur Ewert im Verlaufe des Jahres 1935 an den Versuchen beteiligt, in Brasilien – gestützt auf ein breites Bündnis, die »Nationale Befreiungsallianz« - einen politischen Machtwechsel herbeizuführen. Nach dem Scheitern des von Prestes geführten Aufstandsversuches wurde er Ende 1935 verhaftet. Arthur Ewert verlor in Folge der barbarischen Folterungen in brasilianischer Haft den Verstand. Er kam im Mai 1945 im Ergebnis einer Amnestie frei. 1947 gelang es seiner Schwester, ihn in die sowjetische Besatzungszone zurückzuholen. Die Ärzte dort konnten nur noch feststellen, daß eine Heilung unmöglich war. Arthur Ewert verbrachte den Rest seines Lebens in einem Pflegeheim in Eberswalde, wo er 1959 starb. N2 - In the 1920s and early 1930s, Arthur Ewert (1890-1959) was an important representative of the Communist Party of Germany, and the Communist International. He was born into a family of poor farmers in East Prussia. After leaving school, he went to Berlin to complete an apprenticeship as a saddler. Through the Berlin workers youth movement he made contact with the Social Democratic Party, whose member he became in 1908. In May 1914, he emigrated with his longtime girlfriend and later wife Elise Saborowski (1886-1939) to North America, where he immediately joined the socialist movement. Early in 1919, he was one of the founders of the first Communist Party of Canada. In the summer of 1919 he returned to Germany and became a member of the Communist Party of Germany (KPD), founded a few months earlier. At the Leipzig Congress of the Communist Party in February 1923, he was elected one of the twenty members of the Party's Executive Committee (»Zentrale«), and rose to the inner leadership circle. Following the failure of the »German October Revolution« in the autumn of 1923, he fought together with Ernst Meyer, Hugo Eberlein, Wilhelm Pieck and others for the survival of the KPD, but his group failed to prevent the victory of the left and ultra-left wings in the party's infighting. Ewert was politically pushed aside, and for more than one year he stood outside of the Party leadership. During this time, he fulfilled different tasks for the Communist International. Just back in June 1923, he was a rapporteur on the situation in the Norwegian Labour Party. From the end of 1924, he was an emissary to the CP of Great Britain. In the summer and early fall of 1927, he stayed some months in the United States. In the summer of 1925, on demand of the Communist International, he was brought back to the leadership of the KPD. He contributed significantly to stabilize the party leadership under Ernst Thälmann and - at least temporarily - to orient the Party to a realistic political course. With the new »left« turn of the Communist Party at the beginning of 1928, he was increasingly the target of intra-party attacks, being stigmatized as a »conciliator«. His attempt of taking advantage of the so-called Wittorf affair in the autumn of 1928 failed, and until the summer of 1929, Arthur Ewert was removed at the behest of Stalin and with the express consent of Thälmann from all functions in the KPD. After the dissolution of the Reichstag and the consequent loss of his Reichstag mandate in July 1930, Ewert finally left the German Party work. At the end of 1930, he was appointed head of the South American Bureau of the Communist International in Montevideo, Uruguay's capital. He was thereby responsible for the direct guidance of the Communist Parties in the so-called Southern Cone of South America. During this time he established first contacts to Luís Carlos Prestes, the legendary »Knight of Hope«, with whom he worked in Brazil from the beginning of 1935. From 1932 to 1934 Arthur Ewert led the Communist International Shanghai office and played a crucial role in favor of Mao Tse-tung, whose political survival he secured in an intra-party power struggle of the Communist Party of China. In the course of 1935, Arthur Ewert, as a representative of the Communist International, was involved in the attempts in Brazil - based on a broad coalition, the »National Liberation Alliance« - to overcome the government. After the failure of the uprising led by Prestes he was arrested late 1935. As a result of the barbaric torture in a Brazilian prison Arthur Ewert lost the mind. He was released from prison in May 1945 as a consequence of an amnesty. In 1947 his sister succeeded in getting him back to the Soviet occupation zone. The doctors there could only conclude that a cure was impossible. Arthur Ewert spent the rest of his life in a nursing home in Eberswalde, where he died in 1959. KW - Arthur Ewert KW - Kommunistische Partei Deutschlands KW - Kommunistische Internationale KW - Südamerikanisches Büro der Kommunistischen Internationale KW - Büro der Kommunistischen Internationale in Shanghai KW - Brasilien im November 1935 KW - Arthur Ewert KW - Communist Party of Germany (KPD) KW - Communist International KW - South American Bureau of the Communist International KW - Communist International Shanghai office KW - Brazil November 1935 Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-73024 ER - TY - THES A1 - Jantz, Bastian T1 - The dynamics of accountability in public sector reforms T1 - Accountability-Dynamiken und Reformen des öffentlichen Sektors N2 - This PhD thesis is essentially a collection of six sequential articles on dynamics of accountability in the reformed employment and welfare administration in different countries. The first article examines how recent changes in the governance of employment services in three European countries (Denmark, Germany and Norway) have influenced accountability relationships from a very wide-ranging perspective. It starts from the overall assumption in the literature that accountability relationships are becoming more numerous and complex, and that these changes may lead to multiple accountability disorder. The article explores these assumptions by analyzing the different actors involved and the information requested in the new governance arrangements in all three countries. It concludes that the considerable changes in organizational arrangements and more managerial information demanded and provided have led to more shared forms of accountability. Nevertheless, a clear development towards less political or administrative accountability could not be observed. The second article analyzes how the structure and development of reform processes affect accountability relationships and via what mechanisms. It is distinguished between an instrumental perspective and an institutional perspective and each of these perspectives takes a different view on the link between reforms and concrete action and results. By taking the welfare reforms in Norway and Germany as an example, it is shown that the reform outcomes in both countries are the result of a complex process of powering, puzzling and institutional constraints where different situational interpretations of problems, interests and administrative legacies had to be balanced. Accountability thus results not from a single process of environmental necessity or strategic choice, but from a dynamic interplay between different actors and institutional spheres. The third article then covers a specific instrument of public sector reforms, i.e. the increasing use of performance management. The article discusses the challenges and ambiguities between performance management and different forms of accountability based on the cases of the reformed welfare administration in Norway and Germany. The findings are that the introduction of performance management creates new accountability structures which influence service delivery, but not necessarily in the direction expected by reform agents. Observed unintended consequences include target fixation, the displacement of political accountability and the predominance of control aspects of accountability. The fourth article analyzes the accountability implications of the increasingly marketized models of welfare governance. It has often been argued that relocating powers and discretion to private contractors involve a trade-off between democratic accountability and efficiency. However, there is limited empirical evidence of how contracting out shapes accountability or is shaped by alternative democratic or administrative forms of accountability. Along these lines the article examines employment service accountability in the era of contracting out in Germany, Denmark and Great Britain. It is found that market accountability instruments are complementary instruments, not substitutes. The findings highlight the importance of administrative and political instruments in legitimizing marketized service provision and shed light on the processes that lead to the development of a hybrid accountability model. The fifth and sixth articles focus on the diagonal accountability relationships between public agencies, supreme audit institutions (SAI) and parental ministry or parliament. The fifth article examines the evolving role of SAIs in Denmark, Germany and Norway focusing particularly on their contribution to public accountability and their ambivalent relationship with some aspects of public sector reform in the welfare sector. The article analyzes how SAIs assess New Public Management inspired reforms in the welfare sector in the three countries. The analysis shows that all three SAIs have taken on an evaluative role when judging New Public Management instruments. At the same time their emphasis on legality and compliance can be at odds with some of the operating principles introduced by New Public Management reforms. The sixth article focuses on the auditing activities of the German SAI in the field of labor market administration as a single in-depth case study. The purpose is to analyze how SAIs gain impact in diagonal accountability settings. The results show that the direct relationship between auditor and auditee based on cooperation and trust is of outstanding importance for SAIs to give effect to their recommendations. However, if an SAI has to rely on actors of diagonal accountability, it is in a vulnerable position as it might lose control over the interpretation of its results. N2 - Die öffentliche Verwaltung sieht sich einem immer stärker werdenden Legitimationsdruck ausgesetzt, da Verwaltungshandeln nicht mehr nur innerhalb hierarchisch strukturierter Behörden erfolgt, sondern eine Vielzahl von Akteuren (öffentlich und privat) – mit für den Bürger teilweise unklaren Zuständigkeiten – beteiligt sind. Die Beziehungen zwischen den Akteuren innerhalb dieser Netzwerke folgen nicht länger einer klaren Hierarchie, sondern es entwickeln sich unübersichtliche Strukturen, innerhalb derer es schwierig ist, konkrete Instanzen zur Verantwortung zu ziehen. Die Pluralisierung und Dynamisierung von Governance-Strukturen verändert somit die Legitimationsgrundlage staatlichen Handelns. Kritische Stimmen sprechen in diesem Zusammenhang gar von einem Legitimationsdefizit. Zentral innerhalb dieser Diskussion ist das Konzept der Accountability, definiert als Beziehung, in deren Rahmen ein Akteur einem anderen Akteur gegenüber eine Verpflichtung zur Rechenschaft eingeht und von diesem Gegenüber für diese Rechenschaft im Gegenzug legitimiert wird oder auch sanktioniert werden kann. Ganz im Gegensatz zu der gestiegenen Aufmerksamkeit für Accountability fehlt es derzeit an einer systematischen Diskussion über den Bedeutungs- und Formenwandel von Accountability. Accountability-Phänomene werden weiterhin mit den Maßstäben tradierter und vergleichsweise statischer Accountability-Konzepte behandelt. Die vorliegende Arbeit setzt hier an, indem Accountability als soziale Beziehung konzeptualisiert und analysiert wird. Accountability-Beziehungen sind somit als dynamische Arrangements zu verstehen, die Prozesse des Wandels, der Reform, Veränderung, Hybridisierung oder Transformation durchlaufen können. Dieses konzeptionelle Verständnis von Accountability-Dynamiken wird in der Folge auf die jüngsten Reformen im Wohlfahrtsstaat, insbesondere in der Arbeitsmarktpolitik, angewendet. Wohlfahrtsstattliche Systeme stehen seit geraumer Zeit unter Reform- und Anpassungsdruck, gängige Kritikpunkte sind mangelnde Effizienz und Nachhaltigkeit sowie sinkende öffentliche Unterstützung. Politische Legitimität und Verantwortlichkeit ist dabei eine der Grundvoraussetzungen für das Fortbestehen des Wohlfahrtsstaates kontinentaleuropäischer Prägung. Daher untersucht die Arbeit, in welcher Form die jüngsten Wohlfahrtsstaatreformen die Accountability-Strukturen beeinflusst haben. Dabei haben die jüngsten Modernisierungsansätze im Zuge der internationalen Reformbewegung des „New Public Management“ auch im Bereich der Arbeitsmarktverwaltung das Verhältnis zwischen demokratischer, politischer Accountability auf der einen Seite und organisatorischer Autonomie der administrativen Einheiten zur Erbringung von arbeitsmarktpolitischen Dienstleistungen auf der anderen Seite, verändert. Somit gerät das Spannungsverhältnis zwischen Legitimation und Effizienz in den Blickpunkt. Wie können die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten (Ergebnis- und Leistungsverantwortung der dezentralen Ebenen und politische Verantwortung der gewählten Körperschaften) verknüpft werden? Wie verändert sich die Rechenschaftspflicht nachgeordneter Organisationen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik durch zunehmende autonome Kompetenzen? Der Analysefokus richtet sich somit primär auf Organisationsreformen und deren Einfluss auf die Veränderung der Verantwortlichkeitsstrukturen in der Arbeitsmarktverwaltung in unterschiedlichen Ländern (Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Deutschland). KW - accountability KW - administrative reforms KW - employment services KW - Accountability KW - Rechenschaftspflicht KW - Verwaltungsreformen KW - Arbeitsmarktpolitik Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-78131 ER - TY - THES A1 - Grubic, Mira T1 - Focus and alternative sensitivity in Ngamo (West-Chadic) T1 - Fokus und Alternativensensitivität in Ngamo (Westtschadisch) N2 - The main research question of this thesis concerns the relation between focus interpretation, focus realization, and association with focus in the West Chadic language Ngamo. Concerning the relation between focus realization and interpretation, this thesis contributes to the question, cross-linguistically, what factors influence a marked realization of the focus/background distinction. There is background-marking rather than focus-marking in Ngamo, and the background marker is related to the definite determiner in the language. Using original fieldwork data as a basis, a formal semantic analysis of the background marker as a definite determiner of situations is proposed. Concerning the relation between focus and association with focus, the thesis adds to the growing body of crosslinguistic evidence that not all so-called focus-sensitive operators always associate with focus. The thesis shows that while the exclusive particle yak('i) (= "only") in Ngamo conventionally associates with focus, the particles har('i) (= "even, as far as, until, already"), and ke('e) (= "also, and") do not. The thesis provides an analysis of these phenomena in a situation semantic framework. N2 - Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Fokusinterpretation, Fokusrealisierung und Assoziation mit Fokus in der westtschadischen Sprache Ngamo. Was den Zusammenhang zwischen Fokusinterpretation und -realisierung angeht, leistet diese Arbeit einen Beitrag zu der Frage, welche Faktoren in verschiedenen Sprachen für markierte Realisierung von Fokus zuständig sind. Ngamo ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, da es Hintergrundierung statt Fokus markiert (Schuh, 2005). Was den Zusammenhang zwischen Fokus und Assoziation mit Fokus angeht, liefert die Arbeit weitere Evidenz dafür, dass sogenannte fokussensitive Partikeln nicht in allen Sprachen obligatorisch mit Fokus assoziieren müssen. Sie zeigt dass obwohl die Partikel yak'i ("nur") in Ngamo konventionell mit Fokus assoziiert, die Partikeln har('i) (= "sogar, bis, schon") und ke('e) (= "auch, und") dies nicht tun. Die Arbeit analysiert diese Phänomene mit Hilfe eines situationssemantischen Ansatzes. KW - focus KW - focus-sensitivity KW - formal semantics KW - African languages KW - definiteness KW - situation semantics KW - Fokus KW - Fokussensitivität KW - formale Semantik KW - Situationssemantik KW - afrikanische Sprachen Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-81666 ER - TY - THES A1 - Eid-Sabbagh, Rami-Habib T1 - Business process architectures BT - concepts, formalism, and analysis N2 - Business Process Management has become an integral part of modern organizations in the private and public sector for improving their operations. In the course of Business Process Management efforts, companies and organizations assemble large process model repositories with many hundreds and thousands of business process models bearing a large amount of information. With the advent of large business process model collections, new challenges arise as structuring and managing a large amount of process models, their maintenance, and their quality assurance. This is covered by business process architectures that have been introduced for organizing and structuring business process model collections. A variety of business process architecture approaches have been proposed that align business processes along aspects of interest, e. g., goals, functions, or objects. They provide a high level categorization of single processes ignoring their interdependencies, thus hiding valuable information. The production of goods or the delivery of services are often realized by a complex system of interdependent business processes. Hence, taking a holistic view at business processes interdependencies becomes a major necessity to organize, analyze, and assess the impact of their re-/design. Visualizing business processes interdependencies reveals hidden and implicit information from a process model collection. In this thesis, we present a novel Business Process Architecture approach for representing and analyzing business process interdependencies on an abstract level. We propose a formal definition of our Business Process Architecture approach, design correctness criteria, and develop analysis techniques for assessing their quality. We describe a methodology for applying our Business Process Architecture approach top-down and bottom-up. This includes techniques for Business Process Architecture extraction from, and decomposition to process models while considering consistency issues between business process architecture and process model level. Using our extraction algorithm, we present a novel technique to identify and visualize data interdependencies in Business Process Data Architectures. Our Business Process Architecture approach provides business process experts,managers, and other users of a process model collection with an overview that allows reasoning about a large set of process models, understanding, and analyzing their interdependencies in a facilitated way. In this regard we evaluated our Business Process Architecture approach in an experiment and provide implementations of selected techniques. N2 - Geschäftsprozessmanagement nimmt heutzutage eine zentrale Rolle zur Verbesserung von Geschäftsabläufen in Organisationen des öffentlichen und privaten Sektors ein. Im Laufe von Geschäftsprozessmanagementprojekten entstehen große Prozessmodellsammlungen mit hunderten und tausenden Prozessmodellen, die vielfältige Informationen enthalten. Mit der Entstehung großer Prozessmodellsammlungen, entstehen neue Herausforderungen. Diese beinhalten die Strukturierung und Organisation vieler Prozessmodelle, ihre Pflege und Aktualisierung, sowie ihre Qualitätssicherung. Mit diesen Herausforderungen befassen sich Geschäftsprozessarchitekturen. Viele der aktuellen Geschäftsprozessarchitekturen ordnen Geschäftsprozesse nach bestimmen Aspekten von Interesse, zum Beispiel, nach Zielen, Funktionen, oder Geschäftsobjekten. Diese Herangehensweisen bieten eine sehr abstrakte Kategorisierung von einzelnen Geschäftsprozessen, wobei sie wichtige Abhängigkeiten zwischen Prozessen ignorieren und so wertvolle Informationen verbergen. Die Produktion von Waren und das Anbieten von Dienstleistungen bilden ein komplexes System untereinander abhängiger Geschäftsprozesse. Diesbezüglich ist es unabdingbar eine ganzheitliche Sicht auf Geschäftsprozesse und ihre Abhängigkeiten zu schaffen, um die Geschäftsprozesse zu organisieren, zu analysieren und zu optimieren. Die Darstellung von Geschäftsprozessabhängigkeiten zeigt versteckte und implizite Informationen auf, die bisher in Geschäftsprozesssammlungen verborgen blieben. In dieser Arbeit stellen wir eine Geschäftsprozessarchitekturmethodik vor, die es erlaubt Geschäftsprozessabhänigigkeiten auf einer abstrakten Ebene darzustellen und zu analysieren. Wir führen eine formale Definition unserer Geschäftsprozessarchitektur und entsprechende Korrektheitskriterien ein. Darauf aufbauend stellen wir Analysetechniken für unsere Geschäftsprozessarchitektur vor. In einem Anwendungsrahmenwerk eläutern wir die top-down und bottomup Anwendung unserer Geschäftsprozessarchitekturmethodik. Dies beinhaltet die Beschreibung von Algorithmen zur Extraktion von Geschäftsprozessarchitekturen und zur Generierung von Prozessmodellen aus Geschäftsprozessarchitekturen, die die Konsistenz zwischen den Elementen auf Prozessmodellebene und Geschäftsprozessarchitekturebene gewährleisten. Aufbauend auf dem Extraktionsalgorithmus, stellen wir eine neue Technik zur Identifizierung, Extraktion, und Visualisierung von versteckten Datenabhängigkeiten zwischen Prozessmodellen in Geschäftsprozessdatenarchitekturen vor. Unsere Arbeit stellt Geschäftsprozessexperten, Manager, und Nutzern einer Geschäftsprozessmodellsammlung eine Methodik zur Verfügung, die es ihnen ermöglicht und vereinfacht, eine Übersicht über Prozesse und ihren Abhängigkeiten zu erstellen, diese zu verstehen und zu analysieren. Diesbezüglich haben wir unsere Geschäftsprozessarchitekturmethodik in einem empirischen Experiment auf ihre Anwendbarkeit und Effektivität untersucht und zur weiteren Evaluierung ausgewählte Algorithmen implementiert. KW - business process architecture KW - bpm KW - formalism KW - analysis KW - abstraction KW - Prozessarchitektur KW - Geschäftsprozessmanagement KW - Analyse KW - Abstraktion Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-79719 ER - TY - THES A1 - Köhler, Anke T1 - Theoriebasierte Betreuung des Schulpraktikums im Lehramtsstudium Englisch T1 - Theory based mentoring during the practical internship of student teachers in English BT - ein hochschuldidaktischer Beitrag zur Professionalisierung im Studium BT - a contribution to professionalisation during curricular studies – a perspective from higher education didactics N2 - Der Beitrag der Dissertation „Theoriebasierte Betreuung vom Schulpraktikum im Lehramtsstudium Englisch“ zum wissenschaftlichen Diskurs liegt in der Verbindung von Theoriebereichen der Professionalisierungsforschung und angewandten Linguistik mit Untersuchungen zur hochschuldidaktischen Begleitung und Betreuung im ersten Unterrichtspraktikum des Lehramtsstudiums, dem fachdidaktischen Tagespraktikum, an der Universität Potsdam. Ein interaktionsanalytisches Vorgehen wurde eingesetzt zur Weiterentwicklung des hochschuldidaktischen Settings einer disziplinenverbindenden, fachwissenschaftlichen Begleitung von Praktika im komplexen Kontext Schule. Die Implementierung entsprechender Formate ins reguläre Studium wurde in einer über drei Jahre angelegten iterativen Studie turnusmäßig evaluiert. N2 - The dissertation “Theory based mentoring during the practical internship of future English teachers” contributes to the research in the field of professionalization in teacher studies programmes. The areas of professionalisation and applied linguistics are combined with research conducted in university mentoring during the first school internship for student teachers. The researcher uses an interaction analytic approach to develop the didactic setting of the mentored internship. Student teachers pass the complex situation of the internship more focused and with higher learning outcomes than their peers without the new training. The iterative study with three adaptions takes place over a course of three years. KW - Praktikum KW - Hochschuldidaktik KW - Englisch KW - Betreuung KW - Professionalisierung KW - Schule KW - Lehrerbildung KW - higher education didactics KW - professionalisation KW - mentoring KW - internship KW - school KW - curriculum development KW - interaction analysis KW - conversation analysis KW - video analysis KW - reflection KW - student teachers KW - applied linguistics KW - theory practice KW - Videoanalyse KW - Interaktionsanalyse KW - Konversationsanalyse KW - nonverbal KW - Reflexion Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-91531 ER - TY - THES A1 - Lohr, Frauke T1 - Konzeption und Evaluation eines Förderprogramms zur Entwicklung der schriftlichen Erzählfähigkeit von Fünftklässlern T1 - Conceptualization and Evaluation of a support program for the development of written narrative competencies of fifth-graders N2 - Gut ausgebildete Schreibkompetenzen gelten als zentrale Voraussetzung für den schulischen Erfolg. Wenngleich die schriftliche Textproduktion unbestritten fester Bestandteil des Deutschunterrichts ist, wird vielfach beklagt, dass die vorhandenen Schreibkompetenzen unzureichend sind. Blickt man auf die fachdidaktische Forschung so zeigt sich, dass Schreibkompetenz ein schwer zu definierendes Phänomen bleibt und innerhalb der schreibdidaktischen Forschung strittig ist, wie Schreibkompetenz – insbesondere nach Erwerb der grundlegenden Schreibfertigkeiten – am Besten entwickelt werden kann. Zudem gilt für das Fach Deutsch, insbesondere den Aufgabenbereich „Texte verfassen“, das eine empirische Fundierung der Fachdidaktik bisher kaum realisiert wurde. Vor diesem Hintergrund wurde in der vorgelegten Arbeit ein Programm zu Förderung der schriftlichen Erzählfähigkeit von Fünftklässlern entwickelt und anschließend in der regulären Unterrichtspraxis eingesetzt und begleitend evaluiert. Methodisch orientiert sich die Arbeit dabei im Hinblick auf die Konzeption, Umsetzung und Evaluation des Förderprogramms an den von Einsiedler postulierten „Standards der (didaktischen) Entwicklungsforschung“. Bei der im ersten Schritt erfolgten Konzeption des Förderprogramms ging es darum eine spezifische, didaktische Konzeption, die Kombination sprachstruktur- und (lern)prozessbezogenener Elemente, sprachwissenschaftlich basiert und pädagogisch-didaktisch begründet zu entwickeln. Bei der hierzu notwendigen Integration verschiedener theoretischer Zugänge unterschiedlicher Fachdisziplinen galt es vorhandene Ansätze im Hinblick auf interne Anschlussmöglichkeiten auszuloten und auf diesem Wege einen sich gegenseitig ergänzenden, umfassenden Bezugsrahmen zu schaffen. Dabei gelang - unter Einbeziehung von Modellen und Befunden aus der Schreibentwicklungsforschung - die innerhalb der Schreibforschung vielfach geforderte, jedoch bisher fehlende Integration von strukturellen Ansätzen aus der linguistischen Schreibforschung mit den innerhalb der Kognitionspsychologie favorisierten prozessuellen Ansätzen. Auf dieser Grundlage wurde ein aufgabenbasiertes Programm mit insgesamt acht verschiedenen Fördermodulen entwickelt, aufgabenbasiert deshalb, weil dies nicht nur einen lehrergesteuerten aber schülerzentrierten Unterricht ermöglicht, sondern auch einen adaptiven Unterricht, somit den spezifischen Anforderungen des Unterrichts in heterogenen Lerngruppen gerecht wird, was angesichts der zunehmenden (sprachlich-kulturellen) Heterogenität in regulären Schulklassen sinnvoll scheint. In einem zweiten Schritt wurde innerhalb einer Pilotstudie die Umsetzbarkeit des Förderprogramms im schulischen Kontext erprobt. Unter Kontrolle seiner praktischen Umsetzbarkeit (Machbarkeitshypothese) wurde im Anschluss daran die Wirksamkeit des Förderprogramms im Hinblick auf eine Steigerung in den produktbezogenen Schreibmaßen (Wortschatzvarianz, Satzkomplexität, lexikalische Dichte, Kohäsionsgrade, Textlänge) und die Stabilität der Fördereffekte untersucht. Dies geschah mittels eines quasiexperimentellen Untersuchungsplans, genauer eines Zweigruppen-Pretest-Posttest-Follow-up-Plans mit Kontrollvariablen. Grundlage hierfür war eine möglichst heterogene Stichprobe von knapp 200 Schüler/innen. Denn angesichts der angesprochenen zunehmenden Heterogenität in regulären Schulklassen galt es neben der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Förderprogramms auch dessen Eignung für den Unterricht in heterogenen Lerngruppen zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Prüfung sprechen dafür, dass es gelungen ist ein entsprechendes Förderprogramm zu entwickeln. Trotz dem Auftreten von forschungsmethodischen Schwierigkeiten, die innerhalb der vorgelegten Arbeit ausführlich im Hinblick auf Ursachen und Wirkungen diskutiert werden, können, unter Berücksichtigung des explorativen Charakters der Studie, die Ergebnisse insbesondere zur Wortschatzvarianz und zur Satzkomplexität ebenfalls als Indizien für die Effektivität des Förderprogramms gelten. N2 - Well-developed writing literacy is considered a pivotal requirement for success in school. Although written text production is an unquestioned part of German language instruction, many complaints exist about an alleged lack of the necessary writing literacy. In regards to existing didactic research, it can be seen that writing literacy is a phenomenon that can only be defined under difficulties. In didactic research on writing it is also controversial how writing competencies can be developed best, especially past the acquisition of the initial basic writing skills. In addition can be said that an empirical grounding of didactics for German instruction is rather scarce, in particular in regards to the subfield of composition. This thesis now conceptualizes a new support program for the development of written narrative competencies of fifth-graders. This program has been subsequently used in regular instruction, accompanied by a process of continued evaluation. Methodologically used for this work is rooted in Einsiedler's “standards of development research“ in regards to the conceptualization, implementation and evaluation of the support program. Its first step, the conceptualization of the support program, saw the development of a specific, didactic concept, which combined language-structural as well as (learning) process-related elements, and which is linguistically based and pedagogically justified. To be able to integrate diverse theoretical approaches from different disciplines it was necessary to explore already existing approaches in regards to their connectability, which in turn allowed to develop a comprehensive frame of reference. With the inclusion of models and findings of research on writing skill development, this thesis succeded in the often demanded but until now lacking integration of structural approaches from linguistically-based research on writing, and process-related approaches favoured in cognitive psychology. Using this as foundation an assignment-based program with eight distinct modules has been developed. The decision to use an assignment-based program has been made because in addition to being not only student-centered instead of teacher-centered instruction, it also allows more adaptive instruction. Thereby it also meets the demands of instruction for heterogenous study groups, which appears even more necessary in the face of increasing heterogeneity in regular school classes in terms of language and cultural backgrounds. A second step saw the implementation and testing of the concept in a school context. Controlling for practical feasibility, a subsequent analysis evaluated the effectiveness of the support program in regards to an increase in product-based writing measures (vocabulary diversity, complexity of sentence structure, lexical density, degrees of cohesion, lengths of texts) and the stability of the effects. This was done through a quasi-experimental research design consisting of a pretest-posttest-follow-up design for two groups, including control variables. The study used a sample of around 200 students from heterogenous backgrounds. Besides testing for effectiveness and sustainability of the program in face of the aforementioned increased heterogeneity in regular school classes, this sample was also designed to aid in assessing its feasibility for usage in heterogenous study groups. The findings of this assessment indicate success in the development of such an effective support program. Bearing the explorative character of this study in mind and despite the emergence of methodological difficulties, which are discussed in detail in this thesis in regards to cause and impact, allow the findings of this study (in particular concerning vocabulary diversity and complexity of sentence structure) also to be interpreted as indicators for the effectiveness of the support program. KW - Schriftspracherwerb KW - Schreibkompetenz KW - didaktische Entwicklungsforschung KW - theoretische und empirische Fundierung der Fachdidaktik Deutsch KW - written language acquisition KW - written literacy KW - didatic development research KW - Evaluation KW - evaluation KW - Förderprogramm KW - programm KW - Erzählen KW - narration KW - theoretical and practical foundation of german didactics Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-395413 ER - TY - THES A1 - Vlasov, Vladimir T1 - Synchronization of oscillatory networks in terms of global variables T1 - Synchronisation in Netzwerken von Oszillatoren via globaler Variabler N2 - Synchronization of large ensembles of oscillators is an omnipresent phenomenon observed in different fields of science like physics, engineering, life sciences, etc. The most simple setup is that of globally coupled phase oscillators, where all the oscillators contribute to a global field which acts on all oscillators. This formulation of the problem was pioneered by Winfree and Kuramoto. Such a setup gives a possibility for the analysis of these systems in terms of global variables. In this work we describe nontrivial collective dynamics in oscillator populations coupled via mean fields in terms of global variables. We consider problems which cannot be directly reduced to standard Kuramoto and Winfree models. In the first part of the thesis we adopt a method introduced by Watanabe and Strogatz. The main idea is that the system of identical oscillators of particular type can be described by a low-dimensional system of global equations. This approach enables us to perform a complete analytical analysis for a special but vast set of initial conditions. Furthermore, we show how the approach can be expanded for some nonidentical systems. We apply the Watanabe-Strogatz approach to arrays of Josephson junctions and systems of identical phase oscillators with leader-type coupling. In the next parts of the thesis we consider the self-consistent mean-field theory method that can be applied to general nonidentical globally coupled systems of oscillators both with or without noise. For considered systems a regime, where the global field rotates uniformly, is the most important one. With the help of this approach such solutions of the self-consistency equation for an arbitrary distribution of frequencies and coupling parameters can be found analytically in the parametric form, both for noise-free and noisy cases. We apply this method to deterministic Kuramoto-type model with generic coupling and an ensemble of spatially distributed oscillators with leader-type coupling. Furthermore, with the proposed self-consistent approach we fully characterize rotating wave solutions of noisy Kuramoto-type model with generic coupling and an ensemble of noisy oscillators with bi-harmonic coupling. Whenever possible, a complete analysis of global dynamics is performed and compared with direct numerical simulations of large populations. N2 - Die Synchronisation einer großen Menge von Oszillatoren ist ein omnipräsentes Phänomen, das in verschiedenen Forschungsgebieten wie Physik, Ingenieurwissenschaften, Medizin und Weiteren beobachtet wird. In der einfachsten Situation ist von einer Menge Phasenoszillatoren jeder mit dem Anderen gekoppelt und trägt zu einem gemeinsamen Feld (dem sogenannten mean field) bei, das auf alle Oszillatoren wirkt. Dieser Formulierung wurde von Winfree und Kuramoto der Weg bereitet und sie birgt die Möglichkeit einer Analyse des Systems mithilfe von globalen Variablen. In dieser Arbeit beschreiben wir mithilfe globaler Variablen die nicht-triviale kollektive Dynamik von Oszillatorpopulationen, welche mit einem mean field verbunden sind. Wir beschäftigen uns mit Problemen die nicht direkt auf die Standardmodelle von Kuramoto und Winfree reduziert werden können. Im ersten Teil der Arbeit verwenden wir eine Methode die auf Watanabe und Stro- gatz zurückgeht. Die Hauptidee ist, dass ein System von identischen Oszillatoren eines bestimmten Typs durch ein niedrig-dimensionales System von globalen Gleichungen beschrieben werden kann. Dieser Ansatz versetzt uns in die Lage eine vollständige analytische Untersuchung für eine spezielle jedoch große Menge an Anfangsbedingungen durchzuführen. Wir zeigen des Weiteren wie der Ansatz auf nicht-identische Systeme erweitert werden kann. Wir wenden die Methode von Watanabe und Strogatz auf Reihen von Josephson-Kontakten und auf identische Phasenoszillatoren mit einer Anführer-Kopplung an. Im nächsten Teil der Arbeit betrachten wir eine selbst-konsistente mean-field-Methode, die auf allgemeine nicht-identische global gekoppelte Phasenoszillatoren mit oder ohne Rauschen angewendet werden kann. Für die betrachteten Systeme gibt es ein Regime, in dem die globalen Felder gleichförmig rotieren. Dieses ist das wichtigste Regime. Es kann mithilfe unseres Ansatzes als Lösung einer Selbstkonsistenzgleichung für beliebige Verteilungen der Frequenzen oder Kopplungsstärken gefunden werden. Die Lösung liegt in einer analytischen, parametrischen Form sowohl für den Fall mit Rauschen, als auch für den Fall ohne Rauschen, vor. Die Methode wird auf ein deterministisches System der Kuramoto-Art mit generischer Kopplung und auf ein Ensemble von räumlich verteilten Oszillatoren mit Anführer-Kopplung angewendet. Zuletzt sind wir in der Lage, die Rotierende-Wellen-Lösungen der Kuramoto-artigen Modelle mit generischer Kopplung, sowie ein Ensemble von verrauschten Oszillatoren mit bi-harmonischer Kopplung, mithilfe des von uns vorgeschlagenen selbst-konsistenten Ansatzes vollständig zu charakterisieren. Wann immer es möglich war, wurde eine vollständige Untersuchung der globalen Dynamik durchgeführt und mit numerischen Ergebnissen von großen Populationen verglichen. KW - synchronization KW - Synchronisation KW - complex networks KW - komplexe Netzwerke KW - global description Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-78182 ER - TY - THES A1 - Niedl, Robert Raimund T1 - Nichtlineare Kinetik und responsive Hydrogele für papierbasierte Schnelltestanwendungen T1 - Nonlinear kinetics and responsive hydrogels for paperbased point-of-care diagnostics N2 - Viele klinische Schnelltestsysteme benötigen vorpräparierte oder aufgereinigte Analyte mit frisch hergestellten Lösungen. Fernab standardisierter Laborbedingungen wie z.B. in Entwicklungsländern oder Krisengebieten sind solche Voraussetzungen oft nur unter einem hohen Aufwand herstellbar. Zusätzlich stellt die erforderliche Sensitivität die Entwicklung einfach zu handhabender Testsysteme vor große Herausforderungen. Autokatalytische Reaktionen, die sich mit Hilfe sehr geringer Initiatorkonzentrationen auslösen lassen, können hier eine Perspektive für Signalverstärkungsprozesse bieten. Aus diesem Grund wird im ersten Teil der vorliegenden Arbeit das Verhalten der autokatalytischen Arsenit-Jodat-Reaktion in einem mikrofluidischen Kanal untersucht. Dabei werden insbesondere die diffusiven und konvektiven Einflüsse auf die Reaktionskinetik im Vergleich zu makroskopischen Volumenmengen betrachtet. Im zweiten Teil werden thermoresponsive Hydrogele mit einem kanalstrukturierten Papiernetzwerk zu einem neuartigen, kapillargetriebenen, extern steuerbaren Mikrofluidik-System kombiniert. Das hier vorgestellte Konzept durch Hydrogele ein papierbasiertes LOC-System zu steuern, ermöglicht zukünftig die Herstellung von komplexeren, steuerbaren Point-Of-Care Testsystemen (POCT). Durch z.B. einen thermischen Stimulus, wird das Lösungsverhalten eines Hydrogels so verändert, dass die gespeicherte Flüssigkeit freigesetzt und durch die Kapillarkraft des Papierkanals ins System transportiert wird. Die Eigenschaften dieses Gelnetzwerks können dabei so eingestellt werden, dass eine Freisetzung von Flüssigkeiten sogar bei Körpertemperatur möglich wäre und damit eine Anwendung gänzlich ohne weitere Hilfsmittel denkbar ist. Für die Anwendung notwendige Chemikalien oder Enzyme lassen sich hierbei bequem in getrocknetem Zustand im Papiersubstrat vorlagern und bei Bedarf in Lösung bringen. Im abschließenden dritten Teil der Arbeit wird ein durch Hydrogele betriebener, Antikörper-basierter Mikroorganismenschnelltest für Escherichia coli präsentiert. Darüber hinaus wird weiterführend eine einfache Methode zur Funktionalisierung eines Hydrogels mit Biomolekülen über EDC/NHS-Kopplung vorgestellt. N2 - Many test systems for clinical applications require well-prepared or purified analytes. Far away from a laboratory environment, for example in developing countries or crisis regions, such prerequisites are often difficult to establish. Furthermore, the required sensitivity poses a considerable challenge for the development of easy-to-use test systems. . Autocatalytic reactions, which are which are highly sensitive to small initiator concentrations, may offer promising solutions to this problem. For this reason, in the first part of this thesis, the behavior of the autocatalytic arsenit-iodate-clock reaction is studied in a microfluidic environment. Especially the influence of diffusive and convective effects on the kinetics of the reaction were examined and compared to reaction conditions in macroscopic volumes. In the second part thermoresponsive hydrogels and a microstructured papersubstrate are combined to a externally controllable, new microfluidic system driven by capillary force. This offers new opportunities to integrate more complex analytic procedures in small point-of-care devices. For example, initiated by a thermal stimulus, the solubility of the hydrogel network is changed, so that the stored liquid is released and transported into the paper device, driven by capillary forces. The properties of thermoresponsive hydrogels can be tuned in such a way that the liquid release is triggered already by body temperature, so that no pumps or tubings are required anymore for usage. Furthermore chemicals and enzymes can be stored in the paper channels under dried conditions for a long time. Upon operation of the device, they can be taken up by the liquid released from the hydrogel reservoirs when needed. Finally, in the third part of this work, a rapid, easy-to-use hydrogel-driven test system for Escherichia coli is presented, based on an antibody assay. Futhermore a simple method for biofunctionalization of a hydrogel of a hydrogel based on EDC/NHS coupling will be introduced. KW - Hydrogel KW - papierbasiert KW - Mikrofluidik KW - HPµF KW - POCT KW - Pathogenerkennung KW - thermoresponsive KW - hydrogel KW - paperbased KW - POCT KW - nonlinear KW - chemical clock KW - biomolecule KW - functionalization Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-77735 ER - TY - THES A1 - Metzner, Paul-Philipp T1 - Eye movements and brain responses in natural reading T1 - Blickbewegungen und Hirnströme im natürlichen Lesen N2 - Intuitively, it is clear that neural processes and eye movements in reading are closely connected, but only few studies have investigated both signals simultaneously. Instead, the usual approach is to record them in separate experiments and to subsequently consolidate the results. However, studies using this approach have shown that it is feasible to coregister eye movements and EEG in natural reading and contributed greatly to the understanding of oculomotor processes in reading. The present thesis builds upon that work, assessing to what extent coregistration can be helpful for sentence processing research. In the first study, we explore how well coregistration is suited to study subtle effects common to psycholinguistic experiments by investigating the effect of distance on dependency resolution. The results demonstrate that researchers must improve the signal-to-noise ratio to uncover more subdued effects in coregistration. In the second study, we compare oscillatory responses in different presentation modes. Using robust effects from world knowledge violations, we show that the generation and retrieval of memory traces may differ between natural reading and word-by-word presentation. In the third study, we bridge the gap between our knowledge of behavioral and neural responses to integration difficulties in reading by analyzing the EEG in the context of regressive saccades. We find the P600, a neural indicator of recovery processes, when readers make a regressive saccade in response to integration difficulties. The results in the present thesis demonstrate that coregistration can be a useful tool for the study of sentence processing. However, they also show that it may not be suitable for some questions, especially if they involve subtle effects. N2 - Es erscheint offensichtlich, dass neuronale Prozesse und Blickbewegungen im Lesen eng miteinander verwoben sind, aber nur wenige Studien haben beide Signale simultan betrachtet. Der übliche Ansatz ist, sie stattdessen in separaten Esxperimenten aufzuzeichnen und die Ergebnisse anschließend miteinander zu vereinbaren. Es wurde jedoch bereits gezeigt, dass Blickbewegungen und EEG im natürlichen Lesen koregistriert werden können; Studien, die diesen Ansatzes verfolgen, haben entscheidend zum Verständnis okulomotorischer Prozesse beim Lesen beigetragen. Von diesen Studien ausgehend erörtert die vorliegende Dissertation, inwieweit Koregistrierung auch für Satzverarbeitungsforschung nützlich sein kann. In der ersten Studie wird erörtert, wie gut Koregistrierung für die Erfassung schwacher Effekte geeignet ist, wie sie für psycholinguistische Experimente typisch sind. Die linguistische Fragestellung in dieser Studie ist, wie sich Distanz auf die Auflösung linguistischer Abhängigkeiten auswirkt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Forscher den Signal-Rausch-Abstand erhöhen müssen, um kleinere Effekte mittels Koregistrierung zu erfassen. In der zweiten Studie werden neuronale Oszillationen in unterschiedlichen Präsentationsformen untersucht. Mithilfe robuster Effekte in Reaktion auf Weltwissensverletzungen wird gezeigt, dass Enkodierung und Abruf von Gedächtnisspuren sich zwischen natürlichem und wortweisem Lesen unterscheidet. In der dritten Studie wird eine Verbindung zwischen behavioralen und elektrophysiologischen Reaktionen auf Integrationsschwierigkeiten im Lesen hergestellt. Hierzu wird das EEG in An- und Abwesenheit regressiver Sakkaden analysiert. Die P600, eine neuronale Reflektion von Reparaturprozessen, ist nur im Kontext von regressiven Sakkaden in Reaktion auf Integrationsschwierigkeiten zu beobachen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit demonstrieren, dass Koregistrierung eine vielversprechende Methode für die Satzverarbeitungsforschung ist. Sie zeigen jedoch auch, dass Koregistrierung sich nicht für jede Fragestellung eignet, insbesondere, wenn schwache Effekte zu erwarten sind. KW - natural reading KW - sentence processing KW - eye tracking KW - EEG KW - coregistration KW - dependency resolution KW - neural oscillations KW - regressive saccades KW - natürliches Lesen KW - Satzverarbeitung KW - Blickbewegungen KW - EEG KW - Koregistrierung KW - Abhängigkeitsauflösung KW - neuronale Oszillationen KW - regressive Sakkaden Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-82806 ER - TY - THES A1 - Kulikova, Galina T1 - Source parameters of the major historical earthquakes in the Tien-Shan region from the late 19th to the early 20th century T1 - Herdparameter von starken, historischen Erdbeben in der Tien-Shan Region zur Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) N2 - The Tien-Shan and the neighboring Pamir region are two of the largest mountain belts in the world. Their deformation is dominated by intermontane basins bounded by active thrust and reverse faulting. The Tien-Shan mountain belt is characterized by a very high rate of seismicity along its margins as well as within the Tien-Shan interior. The study area of the here presented thesis, the western part of the Tien-Shan region, is currently seismically active with small and moderate sized earthquakes. However, at the end of the 19th beginning of the 20th century, this region was struck by a remarkable series of large magnitude (M>7) earthquakes, two of them reached magnitude 8. Those large earthquakes occurred prior to the installation of the global digital seismic network and therefore were recorded only by analog seismic instruments. The processing of the analog data brings several difficulties, for example, not always the true parameters of the recording system are known. Another complicated task is the digitization of those records - a very time-consuming and delicate part. Therefore a special set of techniques is developed and modern methods are adapted for the digitized instrumental data analysis. The main goal of the presented thesis is to evaluate the impact of large magnitude M≥7.0 earthquakes, which occurred at the turn of 19th to 20th century in the Tien-Shan region, on the overall regional tectonics. A further objective is to investigate the accuracy of previously estimated source parameters for those earthquakes, which were mainly based on macroseismic observations, and re-estimate them based on the instrumental data. An additional aim of this study is to develop the tools and methods for faster and more productive usage of analog seismic data in modern seismology. In this thesis, the ten strongest and most interesting historical earthquakes in Tien-Shan region are analyzed. The methods and tool for digitizing and processing the analog seismic data are presented. The source parameters of the two major M≥8.0 earthquakes in the Northern Tien-Shan are re-estimated in individual case studies. Those studies are published as peer-reviewed scientific articles in reputed journals. Additionally, the Sarez-Pamir earthquake and its connection with one of the largest landslides in the world, Usoy landslide, is investigated by seismic modeling. These results are also published as a research paper. With the developed techniques, the source parameters of seven more major earthquakes in the region are determined and their impact on the regional tectonics was investigated. The large magnitudes of those earthquakes are confirmed by instrumental data. The focal mechanism of these earthquakes were determined providing evidence for responsible faults or fault systems. N2 - Der Tien-Shan und die angrenzende Pamir Region sind zwei der größten Gebirgszüge der Welt. Deformation findet hier hauptsächlich an aktiven Auf- und Abschiebungszonen statt, welche intermontane Becken umschließen. Der Tien-Shan Gebirgszug ist sowohl an den Störungszonen als auch innerhalb der Becken durch eine hohe Seismizitätsrate charakterisiert. Das Untersuchungsgebiet der hier präsentierten Dissertation, der westliche Bereich der Tien-Shan Region, ist in den letzten Jahrzehnten durch das Auftreten kleiner und mittlerer Erdbeben gekennzeichnet. Jedoch wurde diese Region an der Wende zum 20. Jahrhundert von einer Reihe außergewöhnlich starker Erdbeben (M>7) heimgesucht. Zwei von ihnen erreichten sogar die Magnitude 8. Diese starken Erdbeben ereigneten sich vor der Installation eines globalen, digitalen seismischen Netzwerks und wurden daher nur von analogen seismischen Instrumenten aufgezeichnet. Die Bearbeitung von analogen Daten birgt mehrere Schwierigkeiten, z.B. sind die wahren Werte der Instrumentencharakterisitik nicht immer bekannt. Ein weiterer komplizierter Teil ist die Digitalisierung dieser Aufzeichnungen, die sehr zeitaufwändig und diffizil ist. Um diesen und weiteren Schwierigkeiten zu begegnen, wurden in der vorliegenden Arbeit spezielle Techniken zur Digitalisierung analoger, seismischer Daten und moderne Methoden der Datenanalyse speziell für digitalisierte, analoge Daten adaptiert. Das Hauptziel der hier präsentierten Dissertation ist die Auswertung der Auswirkungen von starken Erdbeben (Magnitude 7.0) auf die regionale Tektonik, welche zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in der Tian Shan Region stattgefunden haben. Eine weitere Zielsetzung ist die Überprüfung der Genauigkeit von früher bestimmten Herdparametern dieser Erdbeben, welche hauptsächlich auf makroseismischen Untersuchungen beruhen, und deren erneute Bestimmung mithilfe instrumenteller Daten. Außerdem sollen in dieser Arbeit die notwendigen Werkzeuge und Methoden für die schnellere und produktivere Nutzung von analogen, seismischen Daten für zukünftige Studien in der modernen Seismologie entwickelt werden. In dieser Arbeit werden die zehn stärksten und interessantesten historischen Erdbeben der Tien-Shan Region analysiert. Es werden Methoden und Werkzeuge für die Digitalisierung und Bearbeitung von analogen seismischen Daten vorgestellt. Die Herdparameter der zwei bedeutendsten Erdbeben mit M~8 im nördlichen Tien-Shan werden erneut bestimmt und in separaten, detaillierten Fallstudien behandelt. Diese Studien sind als wissenschaftlich begutachtete Artikel in renommierten Fachzeitschriften publiziert. Zusätzlich wurde das Sarez-Pamir Erdbeben und seine Verbindung mit einem der größten Erdrutsche der Welt, dem Usoy Erdrutsch, basierend auf seismischer Modellierung untersucht. Diese Ergebnisse sind ebenfalls in einem wissenschaftlichen Aufsatz veröffentlicht. Mit den hier entwickelten Methoden wurden die Herdparameter der sieben stärksten Erdbeben in der Region bestimmt und ihre Auswirkung auf die regionale Tektonik untersucht. Die Magnituden dieser Erdbeben wurden mit Hilfe instrumental aufgezeichneter Daten bestätigt. Die Herdflächenlösungen dieser Erdbeben wurden bestimmt und geben Hinweise auf die möglichen verantwortlichen Störungen. KW - Seismology KW - historical earthquakes KW - Seismologie KW - historische Erdbeben Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-88370 ER - TY - THES A1 - Schröder, Christine T1 - Identifizierung und Charakterisierung der Isoflavon-umsetzenden Enzyme aus dem humanen Darmbakterium Slackia isoflavoniconvertens T1 - Identification and characterization of isoflavone-converting enzymes of the human gut bacterium Slackia isoflavoniconvertens N2 - Aufgrund ihrer potenziell gesundheitsfördernden Wirkung sind die polyphenolischen Isoflavone für die menschliche Ernährung von großem Interesse. Eine Vielzahl an experimentellen und epidemiologischen Studien zeigen für die in Soja enthaltenen Isoflavone Daidzein und Genistein eine präventive Wirkung bezüglich hormon-abhängiger und altersbedingter Erkrankungen, wie Brust- und Prostatakrebs, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie des menopausalen Syndroms. Die Metabolisierung und Bioaktivierung dieser sekundären Pflanzenstoffe durch die humane intestinale Darmmikrobiota ist individuell unterschiedlich. Nur in einem geringen Teil der westlichen Bevölkerung wird der Daidzein-Metabolit Equol durch spezifische Darmbakterien gebildet. Ein isoliertes Equol-produzierendes Bakterium des menschlichen Darmtrakts ist Slackia isoflavoniconvertens. Anhand dieser Spezies sollten die bislang unbekannten, an der Umsetzung von Daidzein und Genistein beteiligten Enzyme identifiziert und charakterisiert werden. Fermentationsexperimente mit S. isoflavoniconvertens zeigten, dass die Gene der Daidzein und Genistein-umsetzenden Enzyme nicht konstitutiv exprimiert werden, sondern induziert werden müssen. Mit Hilfe der zweidimensionalen differentiellen Gelelektrophorese wurden sechs Proteine detektiert, welche in einer S. isoflavoniconvertens-Kultur in Anwesenheit von Daidzein induziert wurden. Auf Grundlage einzelner Peptidsequenzen erfolgte die Sequenzierung eines Genkomplexes mit den in gleicher Orientierung angeordneten Genen der durch Daidzein induzierten Proteine. Sequenzvergleiche identifizierten zudem äquivalente Genprodukte zu den Proteinen von S. isoflavoniconvertens in anderen Equolproduzierenden Bakterien. Nach der heterologen Expression in Escherichia coli wurden drei dieser Gene durch enzymatische Aktivitätstests als Daidzein-Reduktase (DZNR), Dihydrodaidzein-Reduktase (DHDR) und Tetrahydrodaidzein-Reduktase (THDR) identifiziert. Die Kombination der E. coli-Zellextrakte führte zur vollständigen Umsetzung von Daidzein über Dihydrodaidzein zu Equol. Neben Daidzein setzte die DZNR auch Genistein zu Dihydrogenistein um. Dies erfolgte mit einer größeren Umsatzgeschwindigkeit im Vergleich zur Reduktion von Daidzein zu Dihydrodaidzein. Enzymatische Aktivitätstests mit dem Zellextrakt von S. isoflavoniconvertens zeigten ebenfalls eine schnellere Umsetzung von Genistein. Die Kombination der rekombinanten DHDR und THDR führte zur Umsetzung von Dihydrodaidzein zu Equol. Der korrespondierende Metabolit 5-Hydroxyequol konnte als Endprodukt des Genistein-Metabolismus nicht detektiert werden. Zur Reinigung der drei identifizierten Reduktasen wurden diese genetisch an ein Strep-tag fusioniert und mittels Affinitätschromatographie gereinigt. Die übrigen durch Daidzein induzierten Proteine IfcA, IfcBC und IfcE wurden ebenfalls in E. coli exprimiert und als Strep-Fusionsproteine gereinigt. Vergleichende Aktivitätstests identifizierten das induzierte Protein IfcA als Dihydrodaidzein-Racemase. Diese katalysierte die Umsetzung des (R)- und (S)-Enantiomers von Dihydrodaidzein und Dihydrogenistein zum korrespondierenden Racemat. Neben dem Elektronentransfer-Flavoprotein IfcBC wurden auch die THDR, DZNR und IfcE als FAD-haltige Flavoproteine identifiziert. Zudem handelte es sich bei IfcE um ein Eisen-Schwefel-Protein. Nach Induktion der für die Daidzein-Umsetzung kodierenden Gene wurden mehrere verschieden lange mRNA-Transkripte gebildet. Dies zeigte, dass die Transkription des durch Daidzein induzierten Genkomplexes in S. isoflavoniconvertens nicht in Form eines einzelnen Operonsystems erfolgte. Auf Grundlage der identifizierten Daidzein-umsetzenden Enzyme kann der Mechanismus der bakteriellen Umsetzung von Isoflavonen durch S. isoflavoniconvertens eingehend erforscht werden. Die ermittelten Gensequenzen der durch Daidzein induzierten Proteine sowie die korrespondierenden Gene weiterer Equol-produzierender Bakterien bieten zudem die Möglichkeit der mikrobiellen Metagenomanalyse im humanen Darmtrakt. N2 - Gut bacteria play a crucial role in the metabolism of dietary isoflavones which have been implicated in the prevention of hormone-dependent and age-related diseases. Only the intestinal bacteria are able to catalyze the bioactivation of the main soybean isoflavones daidzein and genistein to equol and 5-hydroxy-equol, respectively. Although several equolforming gut bacteria have been isolated in recent years, the knowledge on the involved enzymes is still scarce. Slackia isoflavoniconvertens represents one of the few equol-forming gut bacteria isolated from humans. Growth experiments with S. isoflavoniconvertens indicated that the enzymes catalyzing the conversion of daidzein and genistein were inducible by these isoflavones. Using two-dimensional difference gel electrophoresis (2D-DIGE), several proteins were found to be upregulated in S. isoflavoniconvertens cells grown in the presence of daidzein. Based on selected protein sequences, a cluster of eight genes was identified encoding the daidzeininduced proteins. Sequence analysis revealed also similarities of daidzein-induced proteins to corresponding enzymes from other equol-forming human gut bacteria. The heterologous expression of three of those proteins in Escherichia coli and enzyme activity tests identified them as a daidzein reductase (DZNR), a dihydrodaidzein reductase (DHDR) and a tetrahydrodaidzein reductase (THDR). The combined cell extracts catalyzed the complete conversion of daidzein to equol. The recombinant DZNR also converted genistein to the intermediate dihydrogenistein at higher rates than observed for the conversion of daidzein to dihydrodaidzein. Higher rates were also observed with S. isoflavoniconvertens cell extracts. In combination, the recombinant DHDR and THDR catalyzed the reduction of dihydrodaidzein to equol, while the corresponding formation product 5-hydroxy-equol was not observed. The three reductases were functionally expressed as Strep-tag fusion proteins and purified by a one-step affinity chromatography. In addition, the remaining daidzein-induced proteins IfcA, IfcBC and IfcE were successfully expressed in E. coli and purified. In a comparative enzyme activity test, IfcA was identified as a dihydrodaidzein racemase, which converts the (R)- and (S)-enantiomers of dihydrodaidzein and dihydrogenistein to the corresponding racemate. Flavin analysis revealed flavin adenine dinucleotide (FAD) as the cofactor of THDR, DZNR, IfcE and also of the putative heterodimeric electron tansfer flavoprotein IfcBC. In addition, IfcE was identified as iron-sulfur enzyme. The analysis of intergenic regions and gene expression indicated a non-operon genetic structure of daidzein-induced proteins, because mRNA expression occurs at different transcriptional units. Furthermore, the transcription start site was determined for ifcA as the first gene of daidzein-induced gene cluster. In summary, the identification and incipient characterization of the daidzein-induced enzymes provides the basis for detection corresponding genes in other equol-forming gut bacteria within the microbial metagenome of the human gut. The results enable also further studies to elucidate the catalytic mechanism underlying the isoflavone bioactivation by S. isoflavoniconvertens and to clarify the regulation of enzyme induction. KW - Isoflavone KW - Darmbakterium KW - Equol KW - Proteine KW - Reduktase KW - isoflavones KW - gut microbiota KW - equol KW - protein KW - reductase Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-80065 ER - TY - THES A1 - Jäger, Lena Ann T1 - Working memory and prediction in human sentence parsing T1 - Arbeitsgedächtnis und Vorhersagbarkeit in der menschlichen Satzverarbeitung BT - cross-linguistic evidence from anaphoric dependencies and relative clauses BT - neue Erkenntnisse durch cross-linguistische Untersuchungen zu anaphorischen Dependenzen und Relativsätzen N2 - This dissertation investigates the working memory mechanism subserving human sentence processing and its relative contribution to processing difficulty as compared to syntactic prediction. Within the last decades, evidence for a content-addressable memory system underlying human cognition in general has accumulated (e.g., Anderson et al., 2004). In sentence processing research, it has been proposed that this general content-addressable architecture is also used for language processing (e.g., McElree, 2000). Although there is a growing body of evidence from various kinds of linguistic dependencies that is consistent with a general content-addressable memory subserving sentence processing (e.g., McElree et al., 2003; VanDyke2006), the case of reflexive-antecedent dependencies has challenged this view. It has been proposed that in the processing of reflexive-antecedent dependencies, a syntactic-structure based memory access is used rather than cue-based retrieval within a content-addressable framework (e.g., Sturt, 2003). Two eye-tracking experiments on Chinese reflexives were designed to tease apart accounts assuming a syntactic-structure based memory access mechanism from cue-based retrieval (implemented in ACT-R as proposed by Lewis and Vasishth (2005). In both experiments, interference effects were observed from noun phrases which syntactically do not qualify as the reflexive's antecedent but match the animacy requirement the reflexive imposes on its antecedent. These results are interpreted as evidence against a purely syntactic-structure based memory access. However, the exact pattern of effects observed in the data is only partially compatible with the Lewis and Vasishth cue-based parsing model. Therefore, an extension of the Lewis and Vasishth model is proposed. Two principles are added to the original model, namely 'cue confusion' and 'distractor prominence'. Although interference effects are generally interpreted in favor of a content-addressable memory architecture, an alternative explanation for interference effects in reflexive processing has been proposed which, crucially, might reconcile interference effects with a structure-based account. It has been argued that interference effects do not necessarily reflect cue-based retrieval interference in a content-addressable memory but might equally well be accounted for by interference effects which have already occurred at the moment of encoding the antecedent in memory (Dillon, 2011). Three experiments (eye-tracking and self-paced reading) on German reflexives and Swedish possessives were designed to tease apart cue-based retrieval interference from encoding interference. The results of all three experiments suggest that there is no evidence that encoding interference affects the retrieval of a reflexive's antecedent. Taken together, these findings suggest that the processing of reflexives can be explained with the same cue-based retrieval mechanism that has been invoked to explain syntactic dependency resolution in a range of other structures. This supports the view that the language processing system is located within a general cognitive architecture, with a general-purpose content-addressable working memory system operating on linguistic expressions. Finally, two experiments (self-paced reading and eye-tracking) using Chinese relative clauses were conducted to determine the relative contribution to sentence processing difficulty of working-memory processes as compared to syntactic prediction during incremental parsing. Chinese has the cross-linguistically rare property of being a language with subject-verb-object word order and pre-nominal relative clauses. This property leads to opposing predictions of expectation-based accounts and memory-based accounts with respect to the relative processing difficulty of subject vs. object relatives. Previous studies showed contradictory results, which has been attributed to different kinds local ambiguities confounding the materials (Lin and Bever, 2011). The two experiments presented are the first to compare Chinese relatives clauses in syntactically unambiguous contexts. The results of both experiments were consistent with the predictions of the expectation-based account of sentence processing but not with the memory-based account. From these findings, I conclude that any theory of human sentence processing needs to take into account the power of predictive processes unfolding in the human mind. N2 - Diese Dissertation untersucht die der menschlichen Satzverarbeitung zugrunde liegenden Mechanismen des Arbeitsgedächtnisses sowie deren Bedeutung für die Verarbeitungskomplexität im Vergleich zu dem Einfluss syntaktischer Erwartung. Vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahrzehnten angewachsenen empirischen Evidenz für ein assoziatives Gedächtnissystem als Grundlage der menschlichen Kognition im Allgemeinen (z.B. Anderson et al., 2004) wurde u.a. von McElree (2000) vorgeschlagen, dass dieses assoziative Gedächtnissystem auch der Sprachverarbeitung im Besonderen dient (z.B. McElree, 2000) und die Sprachverarbeitung folglich nicht etwa als ein von anderen kognitiven Fähigkeiten weitgehend losgelöstes Modul (z.B. Frazier, 1979) zu begreifen ist. Obwohl sich die Evidenz für ein assoziatives Gedächtnis in der Sprachverarbeitung stetig mehrt (z.B. McElree et al., 2003; VanDyke2006), werden Daten zur Verarbeitung von Reflexivpronomen als Argument gegen ein assoziatives Gedächtnis herangezogen. So schlug beispielsweise Sturt (2003) vor, dass der Gedächtniszugriff in der Verarbeitung von Reflexivpronomen-Antezedens-Dependenzen nicht assoziativer Natur ist, sondern rein syntaktisch gesteuert ist (z.B., Sturt, 2003). Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit werden zwei Leseexperimente (Eyetracking) vorgestellt, welche die Verarbeitung des chinesischen Reflexivpronomens 'ziji' testen und die darauf ausgelegt sind, Theorien, die einen syntaktisch gesteuerten Gedächtniszugriff annehmen, von Theorien, die einen assoziativen Gedächtniszugriff, wie er beispielsweise in dem ACTR-basierten Modell von Lewis and Vasishth (2005) implementiert wurde, zu unterscheiden. In beiden Experimenten wurden Interferenzeffekte von Nominalphrasen beobachtet, die syntaktisch nicht als Antezedens des Reflexivpronomens in Frage kommen, aber das Belebtheitskriterium, das 'ziji' an seinen Antezedens stellt, erfüllen. Diese Ergebnisse werden als Evidenz gegen einen rein syntaktisch gesteuerten Gedächtniszugriff interpretiert. Jedoch sind diese Ergebnisse auch mit dem assoziativen Modell von Lewis und Vasishth (2005) nicht vollkommen vereinbar. Daher wird in der vorliegenden Arbeit eine Erweiterung des Modells von Lewis und Vasishth entwickelt. Zwei neue Prinzipien, 'cue confusion' und 'distractor prominence’, werden dem Originalmodell hinzugefügt und deren Auswirkungen auf die Vorhersagen des Modells diskutiert. Wenngleich Interferenzeffekte im Allgemeinen als Evidenz für ein assoziatives Gedächtnis herangezogen werden, argumentierte Dillon (2011), dass die empirisch beobachteten Interferenzeffekte nicht notwendigerweise Interferenzen im Moment eines assoziativen Gedächtniszugriffs reflektieren, sondern gleichermaßen Interferenzen widerspiegeln können, die bereits bei der Abspeicherung des entsprechenden Elements (z.B. des Antezedens in Reflexiv-Antezedens-Dependenzen) im Gedächtnis stattgefunden haben. Dies würde Interferenzeffekte mit einem nicht-assoziativen Gedächtnismodell vereinbar machen. Im zweiten Teil dieser Dissertation werden drei Experimente (selbst-gesteuertes Lesen und Eyetracking) vorgestellt, die deutsche Reflexivpronomen sowie schwedische Possessivpronomen testen und darauf abzielen, Rückschlüsse über den Moment der Interferenz (Interferenz beim Gedächtniszugriff im Gegensatz zu Interferenz bei der Speicherung) zu ziehen. Die Ergebnisse aller drei Experimente zeigen, dass etwaige Interferenzen beim Abspeichern eines Nomens keinen Einfluss auf dessen späteren Zugriff haben. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse dieser Experimente zum Chinesischen, Deutschen und Schwedischen, dass die Verarbeitung von Reflexivpronomen mit demselben assoziativen Gedächtniszugriff erklärt werden kann, von dem angenommen wird, dass er der Verarbeitung einer Reihe anderer syntaktischer Dependenzen zugrunde liegt. Darüber hinaus sind die hier vorgestellten Ergebnisse im Einklang mit einer generellen Theorie über die menschliche Kognition, die das Sprachverarbeitungssystem als Bestandteil einer allgemeinen kognitiven Architektur begreift, in welcher ein allgemeines assoziatives Gedächtnissystem auf sprachlichen Repräsentationen operiert. Im dritten Teil dieser Dissertation werden zwei weitere Leseexperimente (selbst-gesteuertes Lesen und Eyetracking) vorgestellt, in denen anhand chinesischer Relativsätze die Wirkung von Arbeitsgedächtnisprozessen im Vergleich zu der Wirkung syntaktischer Erwartung auf die Komplexität der inkrementellen Satzverarbeitung untersucht wird. Chinesisch ist cross-linguistisch insofern eine außergewöhnliche Sprache, als dass es eine Subjekt-Verb-Objekt-Wortstellung mit pränominalen Relativsätzen vereint. Die Kombination dieser Eigenschaften führt dazu, dass Theorien, die Satzverarbeitungskomplexität primär Arbeitsgedächtnisprozessen zuschreiben (z.B. Gibson, 2000), und erwartungsbasierte Theorien, welche die Satzverarbeitungskomplexität dem Erfüllen bzw. dem Brechen syntaktischer oder lexikalischer Erwartungen zuschreiben (z.B. Hale, 2001; Levy, 2008), gegensätzliche Vorhersagen machen. Bisherige Studien zu chinesischen Relativsätzen zeigten widersprüchliche Ergebnisse, was mit dem Vorhandensein konfundierender lokaler syntaktischer Ambiguitäten in den Stimuli erklärt wurde (Lin und Bever, 2011). Die beiden in dieser Arbeit vorgestellten Experimente testen erstmals chinesische Relativsätze anhand von Materialien, die frei von syntaktischen Ambiguitäten sind. Die Ergebnisse beider Experimente sind vereinbar mit erwartungsbasierten Theorien, aber nicht mit Theorien, die Satzverarbeitungskomplexität allein mit Arbeitsgedächtnisprozessen erklären. Diese Ergebnisse zeigen, dass jede umfassende Theorie der Satzverarbeitung erwartungsgesteuerten kognitiven Prozessen einen wichtigen Stellenwert einräumen muss. KW - working memory KW - Arbeitsgedächtnis KW - sentence processing KW - Satzverarbeitung KW - cognitive modeling KW - kognitive Modellierung KW - psycholinguistics KW - Psycholinguistik KW - ACT-R KW - Chinese KW - Chinesisch KW - reflexives KW - Reflexivpronomen KW - relative clauses KW - Relativsätze KW - linguistics KW - Linguistik KW - German KW - Deutsch KW - prediction KW - syntactic expectation KW - content-addressable memory Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-82517 ER - TY - THES A1 - Gerth, Sabrina T1 - Memory limitations in sentence comprehension T1 - Begrenzungen des Arbeitsgedächtnisses in der Satzverarbeitung BT - a structural-based complexity metric of processing difficulty BT - eine strukturbasierte Komplexitätsmetrik von Verarbeitungsschwierigkeiten N2 - This dissertation addresses the question of how linguistic structures can be represented in working memory. We propose a memory-based computational model that derives offline and online complexity profiles in terms of a top-down parser for minimalist grammars (Stabler, 2011). The complexity metric reflects the amount of time an item is stored in memory. The presented architecture links grammatical representations stored in memory directly to the cognitive behavior by deriving predictions about sentence processing difficulty. Results from five different sentence comprehension experiments were used to evaluate the model's assumptions about memory limitations. The predictions of the complexity metric were compared to the locality (integration and storage) cost metric of Dependency Locality Theory (Gibson, 2000). Both metrics make comparable offline and online predictions for four of the five phenomena. The key difference between the two metrics is that the proposed complexity metric accounts for the structural complexity of intervening material. In contrast, DLT's integration cost metric considers the number of discourse referents, not the syntactic structural complexity. We conclude that the syntactic analysis plays a significant role in memory requirements of parsing. An incremental top-down parser based on a grammar formalism easily computes offline and online complexity profiles, which can be used to derive predictions about sentence processing difficulty. N2 - Diese Dissertation beschäftigt sich mit der Frage wie linguistische Strukturen im Arbeitsgedächtnis dargestellt werden. Es wurde ein gedächtnisbasiertes Computermodell entwickelt, das offline und online Komplexitätsprofile für bestimmte Satzstrukturen erstellt. Diese Komplexitätsprofile basieren auf den Berechnungen eines top-down Parsers für minimalistische Grammatiken (Stabler, 2011). Die Komplexitätsprofile spiegeln die Zeit wider, die ein Item im Gedächtnis oder Speicher gehalten wird. Das entwickelte Modell verbindet grammatische Repräsentationen, die im Speicher gehalten werden, direkt mit dem kognitiven menschlichen Verhalten in Sprachverarbeitungsexperimenten indem es Vorhersagen über Satzverarbeitungsschwierigkeiten trifft. Die Ergebnisse von fünf Satzverarbeitungsexperimenten wurden verwendet, um die Vorhersagen des Modells über die Begrenzungen des Gedächtnisses zu evaluieren. Die Vorhersagen der Komplexitätsmetrik wurden mit den Vorhersagen einer in der Psycholinguistik etablierten Komplexitätsmetrik (Dependency Locality Theory, DLT (Gibson, 2000)) verglichen. Beide Metriken machen vergleichbare offline und online Vorhersagen für vier der fünf Experimente. Der Unterschied zwischen beiden Metriken ist, dass die in dieser Dissertation erarbeitete Komplexitätsmetrik die strukturelle Komplexität der Satzstruktur mit einbezieht. Im Gegensatz zu DLTs Integrationsmetrik, die die Komplexität eines Satzes lediglich anhand der Anzahl der Wörter misst. Diese Dissertation zeigt, dass ein inkrementeller Top-down Parser, der auf einem Grammatikformalismus basiert, offline und online Komplexitätsprofile berechnen kann, die verwendet werden können, um Vorhersagen über Satzverarbeitungsschwierigkeiten zu treffen. T3 - Potsdam Cognitive Science Series - 6 KW - psycholinguistics KW - syntax KW - working memory KW - Psycholinguistik KW - Computermodell KW - Arbeitsgedächtnis KW - Syntax KW - computational model Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-71554 SN - 978-3-86956-321-3 ER - TY - THES A1 - Reimer, Anna Maria T1 - The poetics of the real and aesthetics of the reel BT - medial visuality in the contemporary Indian English novel N2 - The dissertation proposes that the spread of photography and popular cinema in 19th- and 20th-century-India have shaped an aesthetic and affective code integral to the reading and interpretation of Indian English novels, particularly when they address photography and/or cinema film, as in the case of the four corpus texts. In analyzing the nexus between ‘real’ and ‘reel’, the dissertation shows how the texts address the reader as media consumer and virtual image projector. Furthermore, the study discusses the Indian English novel against the backdrop of the cultural and medial transformations of the 20th century to elaborate how these influenced the novel’s aesthetics. Drawing upon reception aesthetics, the author devises the concept of the ‘implied spectator’ to analyze the aesthetic impact of the novels’ images as visual textures. No God in Sight (2005) by Altaf Tyrewala comprises of a string of 41 interior monologues, loosely connected through their narrators’ random encounters in Mumbai in the year 2000. Although marked by continuous perspective shifts, the text creates a sensation of acute immediacy. Here, the reader is addressed as implied spectator and is sutured into the narrated world like a film spectator ― an effect created through the use of continuity editing as a narrative technique. Similarly, Ruchir Joshi’s The Last Jet Engine Laugh (2002) coll(oc)ates disparate narrative perspectives and explores photography as an artistic practice, historiographic recorder and epistemological tool. The narrative appears guided by the random viewing of old photographs by the protagonist and primary narrator, the photographer Paresh Bhatt. However, it is the photographic negative and the practice of superimposition that render this string of episodes and different perspectives narratively consequential and cosmologically meaningful. Photography thus marks the perfect symbiosis of autobiography and historiography. Tabish Khair’s Filming. A Love Story (2007) immerses readers in the cine-aesthetic of 1930s and 40s Bombay film, the era in which the embedded plot is set. Plotline, central scenes and characters evoke the key films of Indian cinema history such as Satyajit Ray’s “Pather Panchali” or Raj Kapoor’s “Awara”. Ultimately, the text written as film dissolves the boundary between fiction and (narrated) reality, reel and real, thereby showing that the images of individual memory are inextricably intertwined with and shaped by collective memory. Ultimately, the reconstruction of the past as and through film(s) conquers trauma and endows the Partition of India as a historic experience of brutal contingency with meaning. The Bioscope Man (Indrajit Hazra, 2008) is a picaresque narrative set in Calcutta - India’s cultural capital and birthplace of Indian cinema at the beginning of the 20th century. The autodiegetic narrator Abani Chatterjee relates his rise and fall as silent film star, alternating between the modes of tell and show. He is both autodiegetic narrator and spectator or perceiving consciousness, seeing himself in his manifold screen roles. Beyond his film roles however, the narrator remains a void. The marked psychoanalytical symbolism of the text is accentuated by repeated invocations of dark caves and the laterna magica. Here too, ‘reel life’ mirrors and foreshadows real life as Indian and Bengali history again interlace with private history. Abani Chatterjee thus emerges as a quintessentially modern man of no qualities who assumes definitive shape only in the lost reels of the films he starred in. The final chapter argues that the static images and visual frames forwarded in the texts observe an integral psychological function: Premised upon linear perspective they imply a singular, static subjectivity appealing to the postmodern subject. In the corpus texts, the rise of digital technology in the 1990s thus appears not so much to have displaced older image repertories, practices and media techniques, than it has lent them greater visibility and appeal. Moreover, bricolage and pastiche emerge as cultural techniques which marked modernity from its inception. What the novels thus perpetuate is a media archeology not entirely servant to the poetics of the real. The permeable subject and the notion of the gaze as an active exchange as encapsulated in the concept of darshan - ideas informing all four texts - bespeak the resilience of a mythical universe continually re-instantiated in new technologies and uses. Eventually, the novels convey a sense of subalternity to a substantially Hindu nationalist history and historiography, the centrifugal force of which developed in the twentieth century and continues into the present. N2 - Die Dissertation stellt die These auf, dass Photographie und Film im Indien des 19. und 20. Jhd. einen ästhetisch-affektiven Code geprägt haben, der für das Verständnis des Indisch-Englischen Romans von großer Bedeutung ist. Dies gilt umso mehr wenn diese Medien explizit thematisiert werden, so wie es hier der Fall ist. Indem die Verbindung zwischen Realem und (Foto-/Kino-) Film untersucht wird, zeigt die Forschungsarbeit, wie die Texte ihre Leser als Medienkonsumenten und virtuelle ‛Bildprojektoren’ ansprechen. Auf dem kritischen Ansatz der Rezeptionsästhetik aufbauend, entwickelt die Autorin das Konzept des 'impliziten Betrachters', um so die ästhetische Wirkung der Texte auf den Leser analysieren zu können. No God in Sight (2005) von Altaf Tyrewala ist eine Aneinanderreihung von 41 inneren Monologen, lose verbunden durch Zufallsbegegnungen im Mumbai des Jahres 2000. Obgleich von ständigen Perspektivwechseln geprägt, schafft der Text ein Gefühl unmittelbaren Erlebens. In seiner Funktion als impliziter Betrachter wird der Leser hier quasi als Filmzuschauer in die erzählte Welt hineinprojiziert bzw. ‚vernäht‘. Dieser Effekt entsteht durch die Anwendung einer dem Film entlehnten Technik, dem ‚continuity editing‘. Auch Ruchir Joshi‘ The Last Jet Engine Laugh (2002) vereint widersprüchliche Erzählperspektiven. Der Roman beleuchtet Fotographie als künstlerische Praxis, historiographisches Speichermedium und epistemologisches Werkzeug. Das Narrativ erscheint allein durch die Betrachtung alter Fotos durch den Protagonist und primären Erzähler Paresh Bhatt gelenkt. Jedoch sind es das fotographische Negativ und die fotographische Überblendung, welche die disparaten Episoden und Perspektiven erzählerisch schlüssig und kosmologisch bedeutungsvoll machen. Mithin repräsentiert Fotographie hier die Symbiose von Autobiographie und Historiographie. Tabish Khairs Filming. A Love Story (2007) versetzt den Leser in die Welt des Bombay-Films der 1930er und 40er Jahre, in dem die Haupthandlung spielt. Handlung, Szenenbilder und selbst die Namen der Protagonisten verweisen unmittelbar auf Schlüsselfilme der indischen Filmgeschichte wie Satyajit Rays "Pather Panchali" oder Raj Kapoors "Awara".Geschrieben als Film, löst der Text die Grenze zwischen Fiktion und (erzählter) Realität, Film(-rolle) und Realem auf um zu zeigen, dass die individuellen Erinnerungsbilder unauflöslich mit der kollektiven Erinnerung verbunden sind und letztlich von ihr geprägt werden. Die Rekonstruktion der Vergangenheit als und durch (den) Film(e) überwindet schließlich das historische Trauma der Teilung Indiens in ihrer brutalen Sinnlosigkeit. The Bioscope Man (2008) ist ein pikaresker Roman und spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Kalkutta, damals noch Indiens kulturelle Hauptstadt und Geburtsstätte des indischen Kinos. Abani Chatterjee erzählt abwechselnd als konventioneller autodiegetischer Erzähler und als Zuschauer bzw. wahrnehmendes Bewusstsein von seinem Aufstieg und Fall als Stummfilmstar. Jenseits seiner Rollen bleibt der Erzähler jedoch eine Leerstelle. Der psychoanalytische Symbolismus des Textes wird durch wiederholte Aufrufung der Motive der Höhle und der Laterna Magica hervorgehoben. Auch hier spiegelt das Leben auf der Filmrolle das ‚echte‘ Leben, indem indische und bengalische Geschichte mit der individuellen (Lebens-)Geschichte verwoben werden. Chatterjee ist letztlich Inbegriff des modernen Menschen, des ‚Mannes ohne Eigenschaften‘ der nur in den verschwundenen Filmen in denen er einst spielte konkrete Form annimmt. Das Schlusskapitel argumentiert, dass die in den Texten entworfenen Bilder eine essentielle psychologische Funktion erfüllen: Auf der Linearperspektive basierend implizieren sie eine singuläre, statische Subjektivität die auf die Leserin als postmodernes Subjekt ansprechend wirkt. In den Texten scheint der Aufstieg der digitalen Technik und ihrer Bildwelt ältere Bilder, visuelle Praktiken und Medientechniken weniger ersetzt, als ihnen größere Sichtbarkeit und Appeal verliehen zu haben. Weiterhin werden Bricolage und Pastiche als originär moderne (Kultur-)Techniken dargestellt. Die den Romanen inhärente Medienarchäologie untersteht daher nicht vollständig der Poetik des Realen. Die hinduistisch geprägten Ideen vom ‚durchlässigen‘ Subjekt und vom Sehen als aktivem Austausch wie es der Begriff „darshan“ konzeptualisiert, verweisen auf die Widerstandskraft eines mythischen Universums das sich in den neuen Technologien kontinuierlich fortpflanzt. Letztlich versinnlichen und versinnbildlichen die Romane die Hindu-nationalistisch geprägte Geschichte des 20. Jahrhunderts, deren Zentrifugalkraft in ihrer Exklusivität und Aggressivität bis heute nachwirkt. KW - postcolonial literatures in English KW - Indian English novel KW - visual culture KW - Hindi film KW - Indian cinema KW - phenomenology KW - reception aesthetics KW - media studies KW - No God in Sight KW - The Last Jet Engine Laugh KW - Filming. A Love Story KW - The Bioscope Man KW - visual textures KW - media anthropology KW - photography KW - implied spectator KW - rasadhvani KW - Pather Panchali KW - Awara KW - postkoloniale englische Literaturen KW - indisch-englischer Roman KW - Intermedialität KW - suture KW - indisches Kino KW - Medienwissenschaft Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-95660 ER - TY - THES A1 - Böttle, Markus T1 - Coastal floods in view of sea level rise T1 - Küstenfluten im Hinblick auf steigende Meeresspiegel BT - assessing damage costs and adaptation measures BT - Abschätzung von Schadenskosten und Anpassungsmaßnahmen N2 - The sea level rise induced intensification of coastal floods is a serious threat to many regions in proximity to the ocean. Although severe flood events are rare they can entail enormous damage costs, especially when built-up areas are inundated. Fortunately, the mean sea level advances slowly and there is enough time for society to adapt to the changing environment. Most commonly, this is achieved by the construction or reinforcement of flood defence measures such as dykes or sea walls but also land use and disaster management are widely discussed options. Overall, albeit the projection of sea level rise impacts and the elaboration of adequate response strategies is amongst the most prominent topics in climate impact research, global damage estimates are vague and mostly rely on the same assessment models. The thesis at hand contributes to this issue by presenting a distinctive approach which facilitates large scale assessments as well as the comparability of results across regions. Moreover, we aim to improve the general understanding of the interplay between mean sea level rise, adaptation, and coastal flood damage. Our undertaking is based on two basic building blocks. Firstly, we make use of macroscopic flood-damage functions, i.e. damage functions that provide the total monetary damage within a delineated region (e.g. a city) caused by a flood of certain magnitude. After introducing a systematic methodology for the automatised derivation of such functions, we apply it to a total of 140 European cities and obtain a large set of damage curves utilisable for individual as well as comparative damage assessments. By scrutinising the resulting curves, we are further able to characterise the slope of the damage functions by means of a functional model. The proposed function has in general a sigmoidal shape but exhibits a power law increase for the relevant range of flood levels and we detect an average exponent of 3.4 for the considered cities. This finding represents an essential input for subsequent elaborations on the general interrelations of involved quantities. The second basic element of this work is extreme value theory which is employed to characterise the occurrence of flood events and in conjunction with a damage function provides the probability distribution of the annual damage in the area under study. The resulting approach is highly flexible as it assumes non-stationarity in all relevant parameters and can be easily applied to arbitrary regions, sea level, and adaptation scenarios. For instance, we find a doubling of expected flood damage in the city of Copenhagen for a rise in mean sea levels of only 11 cm. By following more general considerations, we succeed in deducing surprisingly simple functional expressions to describe the damage behaviour in a given region for varying mean sea levels, changing storm intensities, and supposed protection levels. We are thus able to project future flood damage by means of a reduced set of parameters, namely the aforementioned damage function exponent and the extreme value parameters. Similar examinations are carried out to quantify the aleatory uncertainty involved in these projections. In this regard, a decrease of (relative) uncertainty with rising mean sea levels is detected. Beyond that, we demonstrate how potential adaptation measures can be assessed in terms of a Cost-Benefit Analysis. This is exemplified by the Danish case study of Kalundborg, where amortisation times for a planned investment are estimated for several sea level scenarios and discount rates. N2 - Viele Regionen in Küstennähe sehen sich durch den Anstieg des mittleren Meeresspiegels einer erhöhten Hochwassergefahr ausgesetzt und die zunehmende Intensität extremer Flutereignisse stellt eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Vor allem bei der Überschwemmung bebauter Gebiete können die resultierenden Schäden ein gewaltiges Ausmaß erreichen. Glücklicherweise steigt der mittlere Meeresspiegel langsam und es bleibt ausreichend Zeit sich an die verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Dies geschieht üblicherweise durch den Bau oder die Verstärkung von Hochwasserschutzmaßnahmen wie z. B. Deichen oder Ufermauern aber auch angepasste Raumplanung und Katastrophenschutz sind vieldiskutierte Lösungsansätze. Obwohl die Folgenabschätzung des Meeresspiegelanstieges und die Entwicklung von entsprechenden Antwortstrategien zu den bedeutendsten Themen der Klimafolgenforschung gehören, bleiben globale Schadensschätzungen vage und stützen größtenteils auf den gleichen, wenigen Bewertungsmodellen. Diesem Umstand wollen wir mit der vorliegenden Arbeit Rechnung tragen und präsentieren einen eigenen Ansatz, der sowohl großskalige Abschätzungen als auch überregionale Vergleichbarkeit ermöglicht. Darüber hinaus leisten wir einen Beitrag zum allgemeinen Verständnis des Zusammenspiels zwischen dem mittleren Meeresspiegel, Anpassungsmaßnahmen und Flutschäden. Unser Vorhaben basiert auf zwei Grundbausteinen. Zum einen sind das makroskopische Flutschadensfunktionen, d. h. Schadensfunktionen zur Bestimmung des gesamten monetären Schadens in einem vorgegebenen Gebiet (z. B. einer Stadt) der durch eine Flut gewissen Ausmaßes verursacht wird. Dazu stellen wir einen systematischen Ansatz zur automatisierten Ermittlung solcher Kurven vor und bestimmen damit die Schadensfunktionen für 140 europäische Städte. Diese können sowohl für individuelle Schadensabschätzungen als auch für vergleichende, überregionale Studien herangezogen werden. Darüber hinaus ermöglicht die große Anzahl an Kurven eine grundlegende Charakterisierung des Anstieges der Schadensfunktion mit Hilfe eines funktionalen Modells. Das vorgeschlagene Modell ist im Allgemeinen s-förmig, weist jedoch für die relevanten Fluthöhen einen potenzgesetzartigen Anstieg auf und wir erhalten für die untersuchten Städte einen durchschnittlichen Exponenten von 3,4. Zur späteren Beschreibung der allgemeinen Zusammenhänge aller beteiligten Größen ist dieses Ergebnis von entscheidender Bedeutung. Der zweite grundlegende Baustein dieser Arbeit ist die Extremwerttheorie mittels derer wir das Auftreten von Flutereignissen schätzen und die in Verbindung mit einer Schadensfunktion die Wahrscheinlichkeitsverteilung der auftretenden Schäden im untersuchten Gebiet liefert. Da alle relevanten Parameter als variabel angenommen werden, bietet der beschriebene Ansatz größtmögliche Flexibilität und lässt sich auf beliebige Regionen anwenden. In Kopenhagen, beispielsweise, stellen wir bei einem Anstieg des mittleren Meeresspiegels von lediglich 11 cm bereits eine Verdopplung des jährlichen, zu erwarteten Schadens fest. Des Weiteren gelingt es uns, allgemeingültige funktionale Beziehungen zwischen den erwarteten Flutschäden und dem mittleren Meeresspiegel, sich verändernden Sturmbedingungen, sowie vorhandenen Schutzhöhen abzuleiten. Damit sind wir in der Lage, zukünftige Flutschäden auf Grundlage nur weniger Parameter zu schätzen: dem bereits erwähnten Exponenten der Schadensfuntion sowie den Extremwertparametern. Ähnliche Untersuchungen stellen wir zur Quantifizierung der aleatorischen Unsicherheit dieser Schätzungen an, wobei wir unter anderem einen Rückgang der Unsicherheit mit steigendem Meeresspiegel feststellen. Schlussendlich zeigen wir wie potenzielle Anpassungsmaßnahmen mit Hilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse bewertet werden können. Dies wird anhand der dänischen Fallstudie Kalundborg veranschaulicht, für die wir die Amortisierungszeiten einer geplanten Investition für verschiedene Meeresspiegelszenarien und Diskontierungsraten untersuchen. KW - sea-level rise KW - flood damage KW - coastal flooding KW - Küstenfluten KW - Extremereignisse KW - Flutschäden KW - Meeresspiegelanstieg KW - Klimaanpassung Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-91074 ER - TY - THES A1 - Pradhan, Prajal T1 - Food demand and supply under global change T1 - Nahrungsmittelnachfrage und -Versorgung im Globalen Wandel N2 - Anthropogenic activities have transformed the Earth's environment, not only on local level, but on the planetary-scale causing global change. Besides industrialization, agriculture is a major driver of global change. This change in turn impairs the agriculture sector, reducing crop yields namely due to soil degradation, water scarcity, and climate change. However, this is a more complex issue than it appears. Crop yields can be increased by use of agrochemicals and fertilizers which are mainly produced by fossil energy. This is important to meet the increasing food demand driven by global demographic change, which is further accelerated by changes in regional lifestyles. In this dissertation, we attempt to address this complex problem exploring agricultural potential globally but on a local scale. For this, we considered the influence of lifestyle changes (dietary patterns) as well as technological progress and their effects on climate change, mainly greenhouse gas (GHG) emissions. Furthermore, we examined options for optimizing crop yields in the current cultivated land with the current cropping patterns by closing yield gaps. Using this, we investigated in a five-minute resolution the extent to which food demand can be met locally, and/or by regional and/or global trade. Globally, food consumption habits are shifting towards calorie rich diets. Due to dietary shifts combined with population growth, the global food demand is expected to increase by 60-110% between 2005 and 2050. Hence, one of the challenges to global sustainability is to meet the growing food demand, while at the same time, reducing agricultural inputs and environmental consequences. In order to address the above problem, we used several freely available datasets and applied multiple interconnected analytical approaches that include artificial neural network, scenario analysis, data aggregation and harmonization, downscaling algorithm, and cross-scale analysis. Globally, we identified sixteen dietary patterns between 1961 and 2007 with food intakes ranging from 1,870 to 3,400 kcal/cap/day. These dietary patterns also reflected changing dietary habits to meat rich diets worldwide. Due to the large share of animal products, very high calorie diets that are common in the developed world, exhibit high total per capita emissions of 3.7-6.1 kg CO2eq./day. This is higher than total per capita emissions of 1.4-4.5 kg CO2eq./day associated with low and moderate calorie diets that are common in developing countries. Currently, 40% of the global crop calories are fed to livestock and the feed calorie use is four times the produced animal calories. However, these values vary from less than 1 kcal to greater 10 kcal around the world. On the local and national scale, we found that the local and national food production could meet demand of 1.9 and 4.4 billion people in 2000, respectively. However, 1 billion people from Asia and Africa require intercontinental agricultural trade to meet their food demand. Nevertheless, these regions can become food self-sufficient by closing yield gaps that require location specific inputs and agricultural management strategies. Such strategies include: fertilizers, pesticides, soil and land improvement, management targeted on mitigating climate induced yield variability, and improving market accessibility. However, closing yield gaps in particular requires global N-fertilizer application to increase by 45-73%, P2O5 by 22-46%, and K2O by 2-3 times compare to 2010. Considering population growth, we found that the global agricultural GHG emissions will approach 7 Gt CO2eq./yr by 2050, while the global livestock feed demand will remain similar to 2000. This changes tremendously when diet shifts are also taken into account, resulting in GHG emissions of 20 Gt CO2eq./yr and an increase of 1.3 times in the crop-based feed demand between 2000 and 2050. However, when population growth, diet shifts, and technological progress by 2050 were considered, GHG emissions can be reduced to 14 Gt CO2eq./yr and the feed demand to nearly 1.8 times compare to that in 2000. Additionally, our findings shows that based on the progress made in closing yield gaps, the number of people depending on international trade can vary between 1.5 and 6 billion by 2050. In medium term, this requires additional fossil energy. Furthermore, climate change, affecting crop yields, will increase the need for international agricultural trade by 4% to 16%. In summary, three general conclusions are drawn from this dissertation. First, changing dietary patterns will significantly increase crop demand, agricultural GHG emissions, and international food trade in the future when compared to population growth only. Second, such increments can be reduced by technology transfer and technological progress that will enhance crop yields, decrease agricultural emission intensities, and increase livestock feed conversion efficiencies. Moreover, international trade dependency can be lowered by consuming local and regional food products, by producing diverse types of food, and by closing yield gaps. Third, location specific inputs and management options are required to close yield gaps. Sustainability of such inputs and management largely depends on which options are chosen and how they are implemented. However, while every cultivated land may not need to attain its potential yields to enable food security, closing yield gaps only may not be enough to achieve food self-sufficiency in some regions. Hence, a combination of sustainable implementations of agricultural intensification, expansion, and trade as well as shifting dietary habits towards a lower share of animal products is required to feed the growing population. N2 - Der Mensch beeinflusst die landwirtschaftlichen Erträge unmittelbar durch anthropogen verursachte Treiber des globalen Wandels, wie Bodenerosion, Wasserknappheit und Klimawandel, wovon er und seine Lebensmittelversorgung wiederum direkt betroffen sein werden. Einerseits steigert der Einsatz von Agrochemikalien und mithilfe fossiler Energien erzeugte Dünger die landwirtschaftlichen Erträge. Andererseits tragen Bevölkerungswachstum sowie die Tendenz zu kalorienreichen Ernährungsweisen zu einer vermehrten Nahrungsmittelnachfrage von 60-110% von 2005 bis 2050 bei. Das Decken der wachsenden Lebensmittelnachfrage bei gleichzeitiger Reduktion des landwirtschaftlichen Ressourcenverbrauchs und Umweltbelastungen stellt eine zentrale Herausforderung für die globale Nachhaltigkeit dar. In diesem Rahmen versucht diese Arbeit, die Potentiale der globalen Landwirtschaft auf kleinräumiger Skala auszuloten. Hierbei werden Prognosen zu Auswirkungen von Ernährungsmustern und Veränderungen der landwirtschaftlichen Produktionsmethoden unter Beibehaltung der der Anbaufolge und deren Einfluss auf den Klimawandel berücksichtigt. Projektionen basierend auf räumlich hoch aufgelösten Daten lassen Aussagen darüber zu, inwieweit die Nahrungsmittelproduktion lokal sichergestellt werden kann und falls nicht, wie dies durch regionalen und/oder globalen Handel erfolgen kann. Frei verfügbare Datensätze und Ansätze, wie künstliche neuronale Netze, Szenarioanalysen, Downscaling und skalenübergreifende Methoden werden zur Bearbeitung genutzt. Für den Zeitraum von 1961 bis 2007 konnten 16 globale Ernährungstypologien identifiziert werden. Diese spiegeln vor allem eine Tendenz hin zu fleischhaltiger Kost wider. Durch den hohen Anteil tierischer Produkte verursachen kalorienreiche Ernährungsmuster, wie in Industrieländern üblich, hohe pro Kopf Emissionen von 3,7-6,1 kg CO2eq./Tag und übersteigen die pro Kopf Emissionen von 1,4-4,5 kg CO2eq./Tag einer kalorienarmen Ernährungsweise in Entwicklungsländern. Weltweit werden 40% aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse als Futtermittel genutzt, was bedeutet, dass aus einem regional variierenden Wert von weniger als 1 kcal bis 10 kcal Getreide, 1 kcal tierische Produkte erzeugt werden. Im Jahr 2000 konnten lokale und nationale Nahrungsmittelproduktionen die Nachfrage von 1,9 bzw. 4,4 Milliarden Menschen erfüllen. Trotzdem sind ca. 1 Milliarde Menschen in Asien und Afrika auf interkontinentalen Handel angewiesen um ihre Lebensmittelnachfrage zu decken. Bei alleiniger Betrachtung des Bevölkerungswachstums wird ein Anstieg der globalen landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 auf jährlich 7 Gt CO2eq. deutlich, während die Nachfrage nach angebauten Futtermitteln gegenüber 2000 annähernd gleich bleiben wird. Das Hinzuziehen von Ernährungsgewohnheiten zeigt, dass zwischen 2000 und 2050 ein Anstieg der Treibhausgasemissionen auf 20 Gt CO2eq. pro Jahr und eine 1,3-fach gesteigerte Nachfrage nach Futtermittel möglich ist. Der zusätzliche Einbezug von technologischem Fortschritt ergibt, dass Emissionen auf jährlich 14 Gt CO2eq. und der Anstieg der Futtermittelnachfrage auf das 0,8-fache reduziert werden können. Daraus geht die Erkenntnis hervor, dass je nachdem, wie erfolgreich Ertragslücken geschlossen werden, 1,5 bis 6 Milliarden Menschen vom internationalen Handel abhängig sind, welcher mittelfristig zusätzliche fossile Energie benötigt. Der Einfluss des Klimawandels auf Ernteerträge wird den Bedarf an internationalem Handel mit landwirtschaftlichen Produkten um 4% bis 16% erhöhen. Weiterhin lässt sich schlussfolgern, dass insbesondere veränderte Ernährungsgewohnheiten, im Gegensatz zu Bevölkerungswachstum, die Nachfrage nach Getreide, die landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen sowie den internationalen Handel mit Nahrungsmitteln erhöhen werden. Durch adäquaten Technologietransfer und technologischen Fortschritt lassen sich Ernteerträge steigern, landwirtschaftliche Emissionen senken und die Effizienz der Umwandlung von Futtermittel in tierische Produkte erhöhen. Abhängigkeiten vom internationalen Handel könnten durch den Konsum lokaler und regionaler Produkte und durch Diversifizierung von Erzeugnissen verringert werden. Zur Schließung von Ertragslücken sind ortsspezifische Maßnahmen erforderlich, wie die nachhaltige Verwendung von Düngemitteln und Pestiziden, Bodenverbesserung, Maßnahmen zur Abschwächung klimabedingter Ernteschwankungen sowie ein verbesserter Marktzugang. Um die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten, ist eine Kombination aus nachhaltiger Intensivierung und Ausweitung der Landwirtschaft, des Handels sowie Ernährungsmuster mit geringeren Anteilen tierischer Produkte notwendig. KW - food security KW - global change KW - climate change KW - yield gap KW - dietary patterns KW - livestock feed KW - food self-sufficiency KW - emissions KW - food demand KW - dietary changes KW - self-organising maps KW - cross-scale analysis KW - sustainability KW - Nahrungsmittelsicherheit KW - Nahrungsmittelselbstversorgung KW - Ertragslücken KW - Emissionen KW - Futtermittel KW - Ernährungsmuster KW - Ernährungsumstellung KW - Klimawandel KW - Lebensmittelnachfrage KW - selbstorganisierte Karten KW - skalenübergreifende Analyse KW - Nachhaltigkeit Y1 - 2015 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-77849 ER -