TY - THES A1 - Ittner, Helmut T1 - Das Widerspenstige bändigen T1 - Restrain the recalcitrant BT - eine empirische Analyse zu den Begründungen von Lehrkräften beruflicher Schulen für ihr pädagogisches Handeln BT - an empiric investigation to grounds of teachers of vocational schools for their pedagogical action N2 - Dem Handeln von Lehrkräften wird in der schulischen Praxis wie in der wissenschaftlichen Literatur ein wesentlicher Einfluss auf die Qualität von schulischem Unterricht zugesprochen. Auch wenn umfangreiche normative Vorstellungen über ein gutes Lehr-Handeln bestehen, so gibt es wenig Erkenntnis darüber, welche Gründe Lehrkräfte für ihr pädagogisches Handeln haben. Das Handeln von Lehrkräften kann nur dann adäquat erfasst werden, wenn Bildung einerseits als Weitergabe von Kultur an die nachfolgende Generation und andererseits als eine vom sich bildenden Subjekt ausgehende Selbst- und Weltverständigung verstanden wird. Damit einhergehende Anforderungen an die Lehrkraft stehen notwendigerweise in Widerspruch zueinander; dies gilt besonders für eine Gesellschaft mit großer kultureller und sozialer Heterogenität. Bei der Suche nach Zusammenhängen zwischen Persönlichkeit, pädagogischem Wissen oder Kompetenzen und einem unterrichtlichen Handeln wird häufig von einer Bedingtheit dieses Handelns ausgegangen und dieses auf kognitive Aspekte und an externen Normen orientierte Merkmale verkürzt. Ertragreicher für eine Antwort auf die Frage nach den Begründungen sind wissenschaftliche Arbeiten, die Professionalität als eine Bezugnahme auf einen besonderen strukturellen Rahmen beschreiben, der durch Widersprüche geprägt ist und Entscheidungen zu den Spannungsfeldern pädagogischer Verhältnisse erfordert. Die subjektwissenschaftliche Lerntheorie bietet eine Basis für ein Verständnis eines Lernens in institutionellen Kontexten ausgehend von den Lerninteressen der Schülerinnen und Schüler. Lehren kann darauf bezugnehmend als Unterstützung von Selbst- und Weltverständigungsprozessen durch Wertschätzung, Verstehen und Angebote alternativer Bedeutungshorizonte verstanden werden. Das Handeln von Lehrkräften ist als sinngebende Bezugnahme auf daraus resultierende sowie institutionelle Anforderungen mittels gesellschaftlicher Bedeutungsstrukturen verstehbar. Das handelnde Subjekt erschließt sich selbst und die Welt mit Hilfe von Bedeutungen. Diese können verstanden werden als der Besonderheit der Biographie, der gesellschaftlichen Position sowie der Lebenslage geschuldete Reinterpretationen gesellschaftlicher Bedeutungsstrukturen. Im empirischen Verfahren können mittels eines Übergangs von sequentiellen zu komparativen Analysen Positionierungen als thematisch spezifische und über die konkrete Handlungssituation hinausreichende Bedeutungs-Begründungs-Zusammenhänge rekonstruiert werden. Daraus werden situationsunabhängige Strukturmomente des Gegenstands Lehren an beruflichen Schulen aber auch komplexe, situationsbezogene subjektive Bedeutungs-Begründungs-Muster abgeleitet. Als wesentliche strukturelle Merkmale lassen sich die Schlüsselkategorien ‚Deutungsmacht‘ und ‚instrumentelle pädagogische Beziehung‘ aus dem empirischen Material unter Zuhilfenahme weiterer theoretischer Folien entwickeln. Da Deutungsmacht auf Akzeptanz angewiesen ist und in instrumentellen Beziehungen eine kooperative Bezugnahme auf den Lehr-Lern-Gegenstand allenfalls punktuell erfolgt, können damit asymmetrische metastabile Arrangements zwischen einer Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern verstanden werden. Als empirische Ausprägungen weist Deutungsmacht die Varianten ‚absoluter Anspruch‘, ‚Akzeptanz der Fragilität‘ und ‚Akzeptanz der Legitimität eines Infragestellens‘ auf. Bei der zweiten Schlüsselkategorie treten die Varianten ‚strukturelle Prägung‘, ‚unspezifischer allgemein-menschlicher Charakter‘ und ‚Außenprägung‘ der instrumentellen pädagogischen Beziehung auf. Die Bedeutungs-Begründungs-Musters weisen teilweise Inkonsistenzen und Übergänge in den Positionierungen bezogen auf die dargestellten Varianten auf. Nur bei einem Teil der Muster sind Bemühungen um Wertschätzung und Verstehen der Schülerinnen und Schüler plausibel ableitbar, gleiches gilt in Hinblick auf eine Offenheit für eine Revision der Muster. Die Muster, wie etwa ‚Durchsetzend-ertragendes Nachsteuern‘, ‚Direktiv-personalisierendes Praktizieren‘ oder ‚Regulierend-flexibles Managen‘ sind zu verstehen als Bewältigungsmodi der kontingenten pädagogischen (Konflikt-)Situationen, auf die sich die Fallschilderungen beziehen. Die jeweilige Lehrkraft hat dieses Muster in dem beschriebenen Fall genutzt, was allerdings keine Aussage darüber zulässt, auf welche Muster die Lehrkraft in anderen Fällen zugreifen würde. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit eignen sich als eine heuristische bzw. theoretische Folie, die Lehrkräfte beim Erschließen ihres eigenen pädagogischen Handelns - etwa in einer als Fallberatung konzipierten Fortbildung - unterstützen kann. Möglich sind Anschlüsse an andere theoretische Ansätze zum Handeln von Lehrkräften aber auch deren veränderte Einordnung. Erweitert werden die Optionen, dieses Handeln über wissenschaftliche Zugänge zu erfassen. N2 - An essential influence on the quality of lessons at school is awarded at the action of teachers in the practice at school as well as in the scientific literature. Even if extensive normative images about a good teaching action exist, there is little knowledge about the fact which grounds have teachers for their educational action. The action of teachers can be grasped only adequately if education is understood on the one hand as a passing on of culture to the following generation and, on the other hand, as an understanding of oneself and the world going out from the subject. With it walking along demands for the teacher necessarily stick together in contradiction; this is valid particularly for a society with big cultural and social heterogeneity. The search for connections between personality, educational knowledge or competencies and an educational action often goes out from a conditionality of this action shortens this on cognitive aspects and in external norms oriented attributes. More productive for an answer to the question after the grounds of action are scientific works, which describe professionalism as a reference to a special structural frame which is marked by contradictions and which requires decisions to the tension fields of educational relations. The subject-scientific learning theory offers a base for an understanding of a learning in institutional contexts outgoing from the learning interests of the students. Following this idea teaching can be understood as a support of self and world notification processes by appreciation, understanding and offers of alternative meaning horizons. The action of teachers is understandable as a sense-giving reference on thereon resulting as well as institutional demands by means of social meaning structures. The acting subject discloses itself and the world with the help of meanings. These can be understood as re-interpretations of social meaning structures specifically featured of the biography, the social position and the living situation. In the empiric procedure positionings can be reconstructed by crossing from sequential to comparative analyses as thematically specific and over the concrete action situation stretching meanings-grounds of action-connections. From this on structural aspects of teaching at vocational schools independent of the action situation are derived as well as complicated, situation-related subjective meanings-grounds of action-patterns. As essential structural signs the key categories ‘interpretation power’ and ‘instrumental pedagogical relationship‘ can be revealed from the empiric material under aid of other theoretical foils. As interpretation power depends on acceptance and instrumental relations mostly occur a co-operative reference to the teaching-learning object, asymmetrical metastable arrangements between a teacher and students can be understood with it. The meanings-grounds of action-patterns partly show inconsistencies and crossings in the positionings covered to the variations of the ‘interpretation power’ and the ‘instrumental pedagogical relations’. Only with a part of the patterns efforts towards esteem and understanding of the students are plausibly deductive, the same is valid in view of an openness for a check of the patterns. The patterns, as for example ‘Durchsetzend-ertragendes Nachsteuern‘, ‘Direktiv-personalisierendes Praktizieren‘ or ‘Regulierend-flexibles Managen‘ are to be understood as coping modes of the contingent educational (conflict) situations to which the case portrayals refer. The respective teacher has used this pattern in the described case what admits, however, no statement about that which patterns the teacher would access in other cases. The results of the present work are suited as a heuristic or theoretical foil, which can support teachers while analyzing her own educational action - possibly in an advanced training conceived as a case consultation. Possible are connections to other theoretical models of the action of teachers as well as a changed classification of these models. At the end, there are more options to grasp the pedagogical action of schoolteachers by scientific accesses. KW - Lehrkräfte KW - Berufliche Schulen KW - pädagogisches Handeln KW - Gründe KW - Professionalität KW - Subjektwissenschaft KW - Handlungsfähigkeit KW - Kritische Psychologie KW - Positionierungen KW - Bedeutungs-Begründungs-Analysen KW - Deutungsmacht KW - instrumentelle Beziehung KW - metastabiles pädagogisches Arrangement KW - Lernunterstützung KW - Selbst- und Weltverständigung KW - teachers KW - vocational schools KW - pedagogical action KW - grounds of action KW - professionalism KW - science of subject KW - capacity for action KW - Critical psychology KW - positioning KW - analysis of meanings and grounds of action KW - interpretation power KW - instrumental pedagogical relations KW - metastable pedagogical arrangement KW - learning support KW - self- and world-notification Y1 - 2016 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-395066 ER - TY - THES A1 - Büsse, Sarah Annabell T1 - Subjekt und Handlungsfähigkeit : ein Versuch der Verknüpfung des Entfremdungsbegriffs mit der Subjektwissenschaft Kritischer Psychologie T1 - Subjekt and agency : an essay on connecting the concept of alienation with critical psychology N2 - Der vorliegende Text befasst sich heuristisch mit der Frage der Integration des Entfremdungsbegriffs der Kritischen Theorie in die Subjektwissenschaft, unter besonderer Berücksichtigung der subjektwissenschaftlichen Lerntheorie Klaus Holzkamps als Vertreter der Kritischen Psychologie. Ausgangspunkt ist die aus meiner Auseinandersetzung mit beiden Theorien entstandene Hypothese, dass (aus guten Gründen) der Begriff der Entfremdung in der Subjektwissenschaft gemieden, aber nicht durch ein anderes, kompatibles Konzept ersetzt wurde, dass die in der Entfremdung gefassten Dimensionen fassen könnte. Dies eröffnet auch die Frage, ob der Entfremdungsbegriff in einer Weise rekonstruiert werden kann, dass er für die Subjektwissenschaft anknüpffähig ist. Die Arbeit ist eine kategoriale und damit theoretisch-wissenschaftliche; sie betrifft aber in ihrem Bezug zu unserer Handlungsfähigkeit als gesellschaftliche Subjekte direkt Themen gesellschaftlicher (Selbst-)Organisation, in der Annahme, dass Theorie eine Bedeutung für die politische, pädagogische und andere Praxis hat und dass sie jene Erklärungsmuster bildet, mit denen wir für uns begründen, was warum passiert – und was deshalb getan werden muss. Wie Entfremdung in der bürgerlichen Gesellschaft funktioniert, in der Familie, in der Schule, auf der Arbeit, in Werbung und Fernsehen, das hat die Kritische Theorie in Anknüpfung an marxistische sozio-ökonomische Analysen umfassend analysiert. Den ersten Vertretern der Kritischen Theorie ging es bei der Ausarbeitung des Phänomens der Entfremdung um die Antwort auf die Frage, warum es weder in den 1920ern und Anfang der 30er Jahre noch nach dem NS-Faschismus eine Revolution gab. Beim Lesen vor allem der späten Texte von Adorno und Marcuse vermittelt sich eine relative Hoffnungslosigkeit; die kapitalistische Ideologie habe sich im Zuge der Vergesellschaftung so in den Köpfen zementiert, dass ein In-Frage-stellen des Status quo kaum möglich sei. Für eine emanzipatorische pädagogische oder politische Praxis sind diese Schlussfolgerungen enttäuschend, weil sie eine kritische Analyse der Gesellschaft liefert, dem Subjekt aber die Handlungsfähigkeit zur grundlegenden Veränderung seiner Lebensbedingungen weitgehend abspricht. Ein weiteres Problem liegt im Konzept der Entfremdung selbst, da von den Wissenschaftler_innen bestimmt wird, wer entfremdet ist und wer nicht. Die Menschen können (beispielsweise nach Marcuse) gerade aufgrund ihrer fortgeschrittenen Entfremdung dieser nicht mehr selbst gewahr werden. Die Kritische Psychologie im Gegensatz dazu setzt handlungsfähige Subjekte, die "nicht im Kapitalismus wie in einem Käfig" sitzen (Holzkamp 1984b). Dies begründet sich im subjektwissenschaftlichen Zugang der Erklärung menschlichen Handelns, das heißt der Einnahme des Subjektstandpunkts zur Erforschung desselben im Rahmen begründungstheoretischer Diskursmodelle. N2 - The paper on hand deals with the question whether it is possible to integrate the concept of Alienation, as outlined by Adorno, Marcuse etc. as one of the key concepts of Critical Theory, into the theoretical framework of Critical Psychologie (Subjektwissenschaft), while especially focussing on the learning theory of Klaus Holzkamp, one of the main representatives of Critical Psychology. KW - Enfremdung KW - Kritische Psychologie KW - Subjektwissenschaft KW - Lerntheorie KW - Handlungsfähigkeit KW - alienation KW - critical psychology KW - subject-based science KW - learning KW - capacity to act Y1 - 2011 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus-71385 ER -