TY - THES A1 - Eilers, Sarah T1 - Children's processing of anaphora during reading comprehension BT - an eye tracking study N2 - Viele Kinder haben Schwierigkeiten, während des Lesens einen Textinhalt adäquat zu erfassen. Lesen ist eine komplexe kognitive Aufgabe, die verschiedene Unteraufgaben umfasst, darunter zum Beispiel das Dekodieren von Wörtern und das Verknüpfen mehrerer aufeinander folgender Sätze. Einen Teil dieser Verknüpfungen machen referenzielle Ausdrücke aus. Referenzen wie nominale Anaphern (Minky/die Katze) oder Pronomen (Minky/sie) signalisieren den Lesenden, wie die Protagonisten und Protagonistinnen in aufeinander folgenden Sätzen zusammenhängen. Die Lesenden verknüpfen diese Information in einem mentalen Modell des Textes, nachdem sie die Referenz aufgelöst haben. Besonders Personalpronomen (er/sie) können ohne einen solchen Auflösungsprozess nicht verstanden werden. Sie müssen mit einem passenden Antezedenten in Verbindung gebracht werden, oder das mentale Modell bleibt unvollständig. Gelungene Pronomenauflösung ist somit besonders bedeutsam für ein gutes Textverständnis. Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Pronomenauflösung von Grundschulkindern im Alter von 8-9 Jahren und geht dabei der grundsätzlichen Frage nach, ob Kinder in diesem Alter Pronomen in natürlichen Lesesituationen spontan auflösen. Zudem wurde am Beispiel der Geschlechtsinformation des Pronomens untersucht, welchen Einfluss die Informationsdichte um die Pronomenregion auf die Blickbewegungen von Kindern hat. Dabei ging es auch um den Einfluss von Leseentwicklung und Lesefertigkeiten auf die Blickbewegungen beim Lesen, sowie auf das Verstehen eines Pronomens. Die erste Studie untersuchte das Lesen kurzer Texte, die aus jeweils drei Sätzen bestanden. Der erste Satz führte einen Protagonisten mit Namen ein (Mia), auf den sich der zweite oder dritte Satz bezog, entweder mit einer Wiederholung des Namens (Mia) oder einem Pronomen (sie). Die Studie ging der Frage nach, ob Kinder bei solchen salienten Antezedenten ein Pronomen (sie) als referenziellen Ausdruck dem wiederholten Namen (Mia) vorziehen. In der Literatur zum Lesen Erwachsener ist dieser Befund als repeated name penalty effect bekannt: Der Lesefluss von geübten Lesenden wird durch die Wiederholung einer Nominalphrase deutlich beeinträchtigt. Für Kinder dagegen wurde die Hypothese aufgestellt, dass deren Lesefluss durch die Wiederholung verbessert werden könnte, und zwar aufgrund der sich überlappenden Wortform (Mia – Mia) die eine kognitiv aufwändige Auflösung des Pronomens (Mia – sie) überflüssig macht. Die zweite Studie untersuchte die Verarbeitung von kongruenten und inkongruenten Geschlechtsinformation auf dem Pronomen. Die Kinder bekamen komplexe Sätze zu lesen, bei denen das Pronomen entweder passend zum Antezedenten gewählt war (Mia – sie) oder unpassend (Mia – er). Ergänzend wurden Leseverstehen und Leseflüssigkeit erhoben und mit der Fähigkeit der Kinder, spontan ein inkongruentes Pronomen während des Lesens zu erkennen, in Verbindung gebracht. Die dritte Studie untersuchte die Blickbewegungen auf dem Pronomen in Abhängigkeit von variierender Geschlechtsinformationen genauer. Sie verglich den Lesefluss und das Leseverstehen von Kindern in Pronomenregionen, in denen das Pronomen anhand von der Geschlechtsinformation eindeutig einem Protagonisten zugeordnet werden kann (Peter und Paula…, er…) mit Lesesituationen, in denen der weitere Satzkontext zur Auflösung herangezogen werden muss (Peter und Paul, … er…). Dabei wurden die Blickbewegungen auf der Pronomenregion mit dem Leseverstehen, insbesondere dem Verstehen des Pronomens, in Verbindung gebracht. Dieses Experiment wurde im Sinne einer Longitudinalstudie in Klasse 3 und Klasse 4 mit der gleichen Gruppe von 70 Kindern durchgeführt. Zusammengefasst belegen die Ergebnisse dieser Dissertation, dass Kinder im Alter zwischen 8 und 9 Jahren noch deutliche Schwierigkeiten mit dem Verstehen von Pronomen in Leseaufgaben haben. Die Antworten auf Verständnisfragen zum Pronomen zeigen insbesondere, dass Kinder die Kontextinformation in Sätzen nur unzureichend für die Pronomenauflösung nutzen, und dass ihr Verständnis eines Pronomens wesentlich davon abhängt, ob das Pronomen anhand der Geschlechtsinformation eindeutig einem Antezedenten zugewiesen werden kann. Dies zeigte sich bei Kindern im 3., aber auch noch im 4. Schuljahr. Die Ergebnisse der Analyse von Blickbewegungsdaten, welche den wesentlichen Beitrag der vorliegenden Dissertation zum Forschungsfeld darstellen, zeigen zunächst, dass Kinder ein Pronomen erwarten, wenn der Antezent salient ist (Studie 1). Anders als angenommen gibt es keinen Beleg dafür, dass der kindliche Lesefluss von einer Wiederholung des Antezedenten profitiert. Der Befund eines repeated name penalty effects bei Kindern dieser Altersgruppe belegt im Gegenteil eine Sensitivität für die Diskursregeln, nach denen Pronomen auf saliente Antezedenten referieren. Allerdings kann daraus nicht abgeleitet werden, dass die Online-Pronomenauflösung von Kindern mit denen von erwachsenen Lesenden vergleichbar ist. Die Ergebnisse der Analyse von Blickbewegungsdaten auf der Pronomenregion (Studien 2 und 3) belegen wichtige Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen, sowie deutliche interindividuelle Unterschiede in Zusammenhang mit dem Leseverstehen und der Leseflüssigkeit der Kinder. Die Ergebnisse der Studie 2 belegen einen Zusammenhang zwischen der Leseflüssigkeit eines Kindes und der Fähigkeit, eine Inkongruenz zwischen Pronomen und Antezedenten während des Lesens wahrzunehmen. Während alle Kinder längere gaze durations (erste Verweildauer) auf einem inkongruenten Pronomen hatten, zeigte sich nur bei Kindern mit hoher Leseflüssigkeit eine Tendenz zu regressiven Blickbewegungen aus der fraglichen Pronomenregion. Diese regressiven Blickbewegungen gelten als Signal für eine lokale Verarbeitungsschwierigkeit und werden als Versuch interpretiert, diese Schwierigkeit aufzulösen. Eine hohe Leseflüssigkeit war also korreliert mit dem Erkennen der Inkongruenz. Darüber hinaus war das Blickbewegungsmuster der Kinder, die die Inkongruenz erkannten, vergleichbarer mit dem der erwachsenen Kontrollgruppe. Die Befunde werden so interpretiert, dass Kinder mit einer höheren Leseflüssigkeit mehr kognitive Ressourcen für die Überwachung ihres eigenen Leseprozesses zur Verfügung stehen, und sie diese freien Ressourcen zur Pronomenauflösung auch in schwierigen Satzkontexten nutzen können. Kinder unterscheiden sich stark in ihrem Leseverstehen, auch innerhalb einer Kohorte. Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation belegen, dass vorwiegend Kinder mit gutem Leseverstehen in der Lage sind, Pronomen während des Lesens anhand derer Geschlechtsinformation aufzulösen. Es lässt sich zeigen, dass sich gute Lesende nachweislich mehr Zeit in einer Pronomenregion nehmen, wenn das Pronomen anhand der Geschlechtsinformation direkt aufgelöst werden kann. Darin unterscheiden sie sich von schlechteren Lesenden, auch wenn diese insgesamt eine längere Lesedauer zeigen. Das Alter der Kinder war dabei weniger entscheidend als ihre individuelle Leistung im Leseverstehens- und Leseflüssigkeitstest. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass gute Lesende unter den Kindern in der Lage sind, Pronomen während des Lesens spontan aufzulösen. Dabei ist das Leseverstehen ein entscheidender Faktor in beiden untersuchten Altersstufen. Für einen Einfluss des Alters der Kinder gab es dagegen kein Indiz. Der Beitrag der vorliegenden Dissertation zum Forschungsfeld ist die Untersuchung und Darstellung der spezifischen Blickbewegungsmuster im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Auflösung von Pronomen bei Kindern. Das Blickbewegungsverhalten in der Pronomenregion ist abhängig vom Leseverstehen und der Leseflüssigkeit der Kinder. Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass viele Kinder Pronomen während des Satzverstehens nicht spontan auflösen, was sich negativ auf ihr Leseverstehen auswirkt, und zwar vermutlich umso mehr in komplexeren Textzusammenhängen. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht die kognitiven Anforderungen, die erfolgreiche Pronomenauflösung an Kinder stellt. Nicht zuletzt gibt sie wichtige Impulse für die Untersuchung von übergeordneten Leseprozessen in natürlichen Leseumgebungen mittels Eyetracking auch bei jüngeren Kindern. N2 - Many children struggle with reading for comprehension. Reading is a complex cognitive task depending on various sub-tasks, such as word decoding and building connections across sentences. The task of connecting sentences is guided by referential expressions. References, such as anaphoric noun phrases (Minky/the cat) or pronouns (Minky/she), signal to the reader how the protagonists of adjacent sentences are connected. Readers construct a coherent mental model of the text by resolving these references. Personal pronouns (he/she) in particular need to be resolved towards an appropriate antecedent before they can be fully understood. Pronoun resolution therefore is vital for successful text comprehension. The present thesis investigated children’s resolution of personal pronouns during natural reading as a possible source of reading comprehension difficulty. Three eye tracking studies investigated whether children aged 8-9 (Grade 3-4) resolve pronouns online during reading and how the varying information around the pronoun region influences children’s eye movement behavior. The first study investigated whether children prefer a pronoun over a noun phrase when the antecedent is highly accessible. Children read three-sentence stories that introduced a protagonist (Mia) in the first sentence and a reference to this protagonist in one of the following sentences using either a repeated name (Mia) or a pronoun (she). For proficient readers, it was repeatedly shown that there is a preference for a pronoun over the name in these contexts, i.e., when the antecedent is salient. The first study tested the repeated name penalty effect in children using eye tracking. It was hypothesized that in contrast to proficient readers, the fluency of children’s reading processing profits from an overlapping word form (i.e., the repeated noun phrase) compared to a pronoun. This is because overlapping word forms allow for direct mapping, whereas pronouns have to be resolved towards their antecedent first. The second study investigated children’s online processing of pronominal gender in a mismatch paradigm. Children read sentences in which the pronoun either was a gender-match to the antecedent or a gender-mismatch. Reading skill and reading fluency were also tested and related to children’s ability to detect a mismatching pronoun during reading. The third study investigated the online processing of gender information on the pronoun and whether disambiguating gender information improves the accuracy of pronoun comprehension. Offline comprehension accuracy, that is the comprehension of the pronoun, was related to children’s online eye movement behavior. This study was conducted in a semi-longitudinal paradigm: 70 children were tested in Grade 3 (age 8) and again in Grade 4 (age 9) to investigate effects of age and reading skill on pronoun processing and comprehension. The results of this thesis clearly show that children aged 8-9, when they are in the second half of primary school, struggle with the comprehension of pronouns in reading tasks. The responses to pronoun comprehension questions revealed that children have difficulties with the comprehension of a pronoun in the absence of a disambiguating gender cue, that is when they have to apply context information. When there is a gender cue to disambiguate the pronoun, children’s accuracy improves significantly. This is true for children in Grade 3, but also in Grade 4, albeit their overall resolution accuracy slightly improves with age. The results from the analyses of eye movements suggest that the discourse accessibility of an antecedent does play a role in children’s processing of pronouns and repeated names. The repetition of a name does not facilitate children’s reading processing like it was anticipated. Similar to adults, children showed a penalty effect for the repeated name where a pronoun is expected. However, this does not mean that children’s processing of pronouns is always adult-like. The results from eye movement analyses in the pronoun region during sentence reading revealed significant individual differences related to children’s individual reading skill and reading fluency. The results from the mismatch study revealed that reading fluency is associated with children’s detection of incongruent pronouns. All children had longer gaze durations at mismatching than matching pronouns, but only fluent readers among the children followed this up with a regression out of the pronoun region. This was interpreted as an attempt to gain processing time and “repair” the inconsistency. Reading fluency was therefore associated with detection of the mismatch, while less fluent readers did not see any mismatch between pronoun and antecedent. The eye movement pattern of the “detectors” is more adult-like and was interpreted as reflecting successful monitoring and attempted pronoun resolution. Children differ considerably in their reading comprehension skill. The results of this thesis show that only skilled readers among the children use gender information online for pronoun resolution. They took more time to read the pronoun when there was disambiguating gender information that was useful to resolve the pronoun, in contrast to the less skilled readers. Age was a less important factor in pronoun resolution processes and comprehension than were reading skill and reading fluency. Taken together, this suggests that the good readers direct cognitive resources towards pronoun resolution when the pronoun can be resolved, which is a successful comprehension strategy. Moreover, there was evidence that reading skill is a relevant factor in this task but not age. The contribution of the present thesis is a depiction of the specific eye movement patterns that are related to successful and unsuccessful attempts at pronoun resolution in children. Eye movement behavior in the pronoun area is related to children’s reading skill and fluency. The results of this thesis suggest that many children do not resolve pronouns spontaneously during sentence reading, which is likely detrimental to their reading comprehension in more complex reading materials. The present thesis informs our understanding of the challenge that pronoun resolution poses for beginning readers, and gives new impulses for the study of higher-order reading processes in children’s natural reading. KW - reading development KW - pronoun resolution KW - anaphora KW - Anaphern KW - Pronomenauflösung KW - Leseentwicklung Y1 - 2021 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-527141 ER - TY - THES A1 - Rettig, Anja T1 - Learning to read in German BT - eye movements and the perceptual span of German beginning readers and their relation to reading motivation BT - Blickbewegungen und die perzentuelle Lesespanne von deutschsprachigen Leseanfängern und der Zusammenhang zur Lesemotivation N2 - In the present dissertation, the development of eye movement behavior and the perceptual span of German beginning readers was investigated in Grades 1 to 3 (Study 1) and longitudinally within a one-year time interval (Study 2), as well as in relation to intrinsic and extrinsic reading motivation (Study 3). The presented results are intended to fill the gap of only sparse information on young readers’ eye movements and completely missing information on German young readers’ perceptual span and its development. On the other hand, reading motivation data have been scrutinized with respect to reciprocal effects on reading comprehension but not with respect to more immediate, basic cognitive processing (e.g., word decoding) that is indicated by different eye movement measures. Based on a longitudinal study design, children in Grades 1–3 participated in a moving window reading experiment with eye movement recordings in two successive years. All children were participants of a larger longitudinal study on intrapersonal developmental risk factors in childhood and adolescence (PIER study). Motivation data and other psychometric reading data were collected during individual inquiries and tests at school. Data analyses were realized in three separate studies that focused on different but related aspects of reading and perceptual span development. Study 1 presents the first cross-sectional report on the perceptual span of beginning German readers. The focus was on reading rate changes in Grades 1 to 3 and on the issue of the onset of the perceptual span development and its dependence on basic foveal reading processes. Study 2 presents a successor of Study 1 providing first longitudinal data of the perceptual span in elementary school children. It also includes information on the stability of observed and predicted reading rates and perceptual span sizes and introduces a new measure of the perceptual span based on nonlinear mixed-effects models. Another issue addressed in this study is the longitudinal between-group comparison of slower and faster readers which refers to the detection of developmental patterns. Study 3 includes longitudinal reading motivation data and investigates the relation between different eye movement measures including perceptual span and intrinsic as well as extrinsic reading motivation. In Study 1, a decelerated increase in reading rate was observed between Grades 1 to 3. Grade effects were also reported for saccade length, refixation probability, and different fixation duration measures. With higher grade, mean saccade length increased, whereas refixation probability, first-fixation duration, gaze duration, and total reading time decreased. Perceptual span development was indicated by an increase in window size effects with grade level. Grade level differences with respect to window size effects were stronger between Grades 2 and 3 than between Grades 1 and 2. These results were replicated longitudinally in Study 2. Again, perceptual span size significantly changed between Grades 2 and 3, but not between Grades 1 and 2 or Grades 3 and 4. Observed and predicted reading rates were found to be highly stable after first grade, whereas stability of perceptual span was only moderate for all grade levels. Group differences between slower and faster readers in Year 1 remained observable in Year 2 showing a pattern of stable achievement differences rather than a compensatory pattern. Between Grades 2 and 3, between-group differences in reading rate even increased resulting in a Matthew effect. A similar effect was observed for perceptual span development between Grades 3 and 4. Finally, in Study 3, significant relations between beginning readers’ eye movements and their reading motivation were observed. In both years of measurement, higher intrinsic reading motivation was related to more skilled eye movement patterns as indicated by short fixations, longer saccades, and higher reading rates. In Year 2, intrinsic reading motivation was also significantly and negatively correlated with refixation probability. These correlational patterns were confirmed in cross-sectional linear models controlling for grade level and reading amount and including both reading motivation measures, extrinsic and intrinsic motivation. While there were significant positive relations between intrinsic reading motivation and word decoding as indicated by the above stated eye movement measures, extrinsic reading motivation only predicted variance in eye movements in Year 2 (significant for fixation durations and reading rate), with a consistently opposite pattern of effects as compared to intrinsic reading motivation. Finally, longitudinal effects of Year 1 intrinsic reading motivation on Year 2 word decoding were observed for gaze duration, total reading time, refixation probability, and perceptual span within cross-lagged panel models. These effects were reciprocal because all eye movement measures significantly predicted variance in intrinsic reading motivation. Extrinsic reading motivation in Year 1 did not affect any eye movement measure in Year 2, and vice versa, except for a significant, negative relation with perceptual span. Concluding, the present dissertation demonstrates that largest gains in reading development in terms of eye movement changes are observable between Grades 1 and 2. Together with the observed pattern of stable differences between slower and faster readers and a widening achievement gap between Grades 2 and 3 for reading rate, these results underline the importance of the first year(s) of formal reading instruction. The development of the perceptual span lags behind as it is most apparent between Grades 2 and 3. This suggests that efficient parafoveal processing presupposes a certain degree of foveal reading proficiency (e.g., word decoding). Finally, this dissertation demonstrates that intrinsic reading motivation—but not extrinsic motivation—effectively supports the development of skilled reading. N2 - In der vorliegenden Dissertation wurde die Entwicklung der Blickbewegungen und der perzeptuellen Lesespanne von deutschsprachigen Leseanfängern in den Klassenstufen 1–3 im Querschnitt (Studie 1) als auch im Längsschnitt innerhalb eines Jahres (Studie 2) sowie hinsichtlich des Zusammenhangs mit der intrinsischen und der extrinsischen Lesemotivation (Studie 3) untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellen einen bedeutsamen empirischen Beitrag zur ansonsten verhältnismäßig eher spärlichen empirisch-experimentellen Forschung zur frühen Leseentwicklung dar und liefern erste Erkenntnisse über die perzeptuelle Spanne von jungen deutschsprachigen Lesern. Des Weiteren wurde Neuland betreten, indem Blickdaten im Zusammenhang mit Lesemotivationsdaten ausgewertet wurden. Während es umfangreiche Forschungsarbeiten zum reziproken Zusammenhang zwischen Lesemotivation und dem Leserverstehen gibt, ist kaum etwas zu wechselseitigen Lesemotivationseffekten in Bezug auf basale kognitive Prozesse (z.B. die Wort-Dekodierung), wie sie durch verschiedene Blickbewegungsmaße indiziert werden, bekannt. Auf Grundlage eines längsschnittlichen Untersuchungsdesigns nahmen Kinder der Klassenstufen 1–3 in zwei aufeinanderfolgenden Jahren an einem Moving-Window-Leseexperiment mit manipuliertem Text teil. Alle Kinder waren Teilnehmer einer größeren Längsschnittstudie zur Untersuchung von intrapersonellen Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter (PIER-Studie). In individuellen Befragungen und Testungen in den Schulen wurden u.a. auch Lesemotivations- und andere psychometrische Lesedaten erhoben. Die im Labor erfassten Blickdaten wurden zusammen mit diesen psychometrischen Daten im Rahmen von drei separaten Studien ausgewertet, die jeweils verschiedene, jedoch miteinander in Bezug stehende Aspekte der Lese- und Lesespannen-Entwicklung untersuchen. Studie 1 präsentiert einen ersten querschnittlichen Bericht zur perzeptuellen Lesespanne von deutschsprachigen Leseanfängern. Hierbei lag der Fokus auf Veränderungen der Leserate in den Klassenstufen 1–3 und auf der Frage, wann die Entwicklung der perzeptuellen Spanne beginnt und inwiefern diese Entwicklung von basalen fovealen Leseprozessen abhängig ist. Studie 2 stellt eine Folgeuntersuchung dar, die erste Längsschnittdaten zur Entwicklung der perzeptuellen Lesespanne bei Grundschulkindern liefert. Untersucht wurden desweiteren die Stabilität der beobachteten und vorhergesagten Leserate als auch der perzeptuellen Lesespanne. In diesem Zusammenhang wird ein neues Spannenmaß vorgestellt, welches auf nicht-linearen gemischten Modellen basiert. Eine weitere Fragestellung der Studie ist der längsschnittliche Gruppenvergleich von langsameren und schnelleren Lesern, welcher auf die Entdeckung von Entwicklungsmustern abzielt. Studie 3 inkludiert längsschnittliche Lesemotivatonsdaten und untersucht die Beziehung zwischen verschiedenen Blickbewegungsmaßen einschließlich der perzeptuellen Lesespanne und der intrinsischen als auch extrinsischen Lesemotivation unter Berücksichtigung der Lesehäufigkeit. In Hinblick auf die Leseentwicklung in Klassenstufe 1–3 wurde ein zwischen den Klassenstufen abnehmender sukzessiver Anstieg in der Leserate beobachtet. Klassenstufeneffekte wurden außerdem berichtet für die Sakkadenlänge, die Refixationswahrscheinlichkeit und für verschiedene Fixationsdauermaße. Mit höherer Klassenstufe stieg die mittlere Sakkadenlänge, wohingegen die Refixationswahrscheinlichkeit, die Dauer der ersten Fixation auf einem Wort, die Blickdauer im sogenannten First-Pass und die Gesamtlesedauer von Worten abnahmen. Die Entwicklung der perzeptuellen Lesespanne wurde ersichtlich durch einen Anstieg von Fenstergrößen-Effekten mit steigender Klassenstufe. Der Unterschied zwischen den Klassenstufen im Hinblick auf Fenstergrößen-Effekte war größer zwischen Klasse 2 und 3 als zwischen den Klassen 1 und 2. Diese Ergebnisse wurden längsschnittlich repliziert in Studie 2. Wieder zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der perzeptuellen Lesespanne zwischen Klassenstufe 2 und 3, jedoch nicht zwischen Klassenstufe 1 und 2 oder Klassenstufe 3 und 4. Die beobachtete und die vorhergesagte Leserate waren hoch stabil jenseits der ersten Klasse, wohingegen für die perzeptuelle Lesespanne für alle Klassenstufen nur eine moderate Stabilität gefunden wurde. Gruppenunterschiede zwischen langsameren und schnelleren Lesern im ersten Untersuchungsjahr wurden auch im zweiten Untersuchungsjahr beobachtet. Dabei zeichnete sich ein Muster eher stabiler anstatt kompensatorischer Leistungsunterschiede ab. Zwischen Klassenstufe 2 und 3 gab es sogar einen Anstieg der Disparität zwischen den Gruppen für die Leserate. Es zeichnete sich also ein sogenannter Matthäus-Effekt ab. Ein ähnlicher Effekt wurde für die perzeptuelle Lesespanne zwischen Klassenstufe 3 und 4 beobachtet. Abschließend wurde in Studie 3 ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Blickbewegungen von Leseanfängern und ihrer Lesemotivation gefunden. In beiden Erhebungsjahren, korrelierte eine höhere intrinsische Lesemotivation mit geübteren Blickbewegungsmustern, was sich in kürzeren Fixationen, längeren Sakkaden und höheren Leseraten zeigte sowie im zweiten Erhebungsjahr auch in kleineren Refixationswahrscheinlichkeiten. In querschnittlichen linearen Modellen erwies sich die intrinsiche Lesemotivation als signifikanter Prädiktor für die oben genannten Blickmaße, selbst wenn für Klassenstufe und Lesehäufigkeit kontrolliert wurde und beide Motivationsmaße, die intrinische und die extrinsische Motivation, gleichzeitig ins Modell aufgenommen wurden. Die extrinsische Lesemotivation erwies sich hingegen nur im zweiten Erhebungsjahr als signifikanter Prädiktor der verschiedenen Fixationsdauern und der Leserate, wobei das Effektmuster durchweg entgegengesetzt zu dem für die intrinsische Lesemotivation beobachteten war. Schließlich wurden in kreuzverzögerten Autoregressionsmodellen längsschnittliche Effekte der intrinisichen Lesemotivation auf verschiedene Blickbewegungsmaße (Blickdauer im First-Pass, Gesamtlesezeit, Refixationswahrscheinlichkeit und perzeptuelle Lesespanne) beobachet. Diese Effekte waren reziprok, da alle Blickbewegungsmaße auch signifikant Varianz in der intrinsischen Lesemotivation vorhergesagt haben. Im Gegensatz dazu gab es weder signifikante längsschnittliche Effekte der extrinsichen Lesemotivation auf das Blickverhalten noch in die Gegenrichtung signifikante Effekte von Blickbewegungsmaßen auf die extrinsische Lesemotivation, mit Ausnahme einer signifikanten negativen Beziehung zwischen der extrinsischen Lesemotivation und der Lesespanne. Zusammenfassend lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten: Die aktuelle Dissertation zeigt auf, dass der größte Zuwachs bei der Leseentwicklung im Sinne von Blickbewegungsänderungen zwischen den Klassenstufen 1 und 2 zu beobachten ist. Zusammen mit dem beobachteten Muster zeitlich stabiler Gruppenunterschiede zwischen langsameren und schnelleren Lesern und dem größer werdenden Leistungsabstand zwischen Klassenstufe 2 und 3 für das Maß der Leserate unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutsamkeit des (der) ersten Jahre(s) formaler Leseinstruktion. Die Entwicklung der perzeptuellen Lesespanne ist verzögert, da sie am deutlichsten zwischen den Klassenstufen 2 und 3 sichtbar wird. Dies legt die Schlussfolgerung nah, dass effiziente parafoveale Verarbeitung einen gewissen Grad an fovealer Lesefertigkeit (d.h. basale Wortdekodierfähigkeiten) erfordert. Schließlich liefert die aktuelle Dissertation auch empirische Belege dafür, dass die intrinsische—aber nicht die extrinsische—Lesemotivation effektiv die Leseentwicklung unterstützt. T2 - Lesen Lernen im Deutschen KW - eye movements KW - perceptual span KW - reading development KW - beginning readers KW - German KW - moving window KW - longitudinal study KW - reading motivation KW - Blickbewegungen KW - perzentuelle Lesespanne KW - Leseentwicklung KW - Leseanfänger KW - Deutsch KW - Moving Window KW - Längsschnittstudie KW - Lesemotivation Y1 - 2021 ER - TY - JOUR A1 - Costard, Sylvia A1 - Stadie, Nicole A1 - Ritter, Christiane A1 - Moll, Kristina A1 - Landerl, Karin A1 - Kohnen, Saskia A1 - Kentner, Gerrit A1 - Bethmann, Anja A1 - Scheich, Henning A1 - Brechmann, André A1 - De Kok, Dörte A1 - Berger, Frauke A1 - Sticher, Heike A1 - Czepluch, Christine A1 - Mätzener, Flurina A1 - Wilmes, Stefanie A1 - Hadert, Sandra A1 - Frank, Ulrike A1 - Mäder, Mark A1 - Westermann, Antje A1 - Meinusch, Miriam A1 - Neumann, Sandra A1 - Düsterhöft, Stefanie A1 - Posse, Dorothea A1 - Puritz, Caroline A1 - Seidl, Rainer Ottis A1 - Etzien, Maria A1 - Machleb, Franziska A1 - Lorenz, Antje A1 - Höger, Maria A1 - Schröder, Astrid A1 - Busch, Tobias A1 - Heide, Judith A1 - Tagoe, Tanja A1 - Watermeyer, Melanie A1 - Höhle, Barbara A1 - Kauschke, Christina ED - Hanne, Sandra ED - Fritzsche, Tom ED - Ott, Susan ED - Adelt, Anne T1 - Spektrum Patholinguistik = Schwerpunktthema: Lesen lernen: Diagnostik und Therapie bei Störungen des Leseerwerbs T1 - Spektrum Patholinguistik = Key issue: Learning to read: Assessment and intervention in developmental reading disorders N2 - Am 20. November 2010 fand an der Universität Potsdam das 4. Herbsttreffen Patholinguistik statt. Die Konferenzreihe wird regelmäßig seit 2007 vom Verband für Patholinguistik e.V. (vpl) durchgeführt. Der vorliegende Tagungsband veröffentlicht die Hauptvorträge des Herbsttreffens zum Thema "Lesen lernen: Diagnostik und Therapie bei Störungen des Leseerwerbs". Des Weiteren sind die Beiträge promovierender bzw. promovierter PatholinguistInnen sowie der Posterpräsentationen enthalten. N2 - On November 20, 2010, the 4th Herbsttreffen Patholinguistik took place at the University of Potsdam. This annual conference is organized by the Verband für Patholinguistik e.V. (vpl). The main topic was "Learning to read: Assessment and intervention in developmental dyslexia". These proceedings contain the four main lectures, the contributed talks of the "Spektrum Patholinguistik" covering various psycho- and neurolinguistic research areas, and the abstracts of the presented posters. T3 - Spektrum Patholinguistik - 4 KW - Patholinguistik KW - Sprachtherapie KW - Leseerwerb KW - Dyslexie KW - Lese-Rechtschreib-Schwäche KW - patholinguistics KW - speech/language therapy KW - reading development KW - reading skills KW - dyslexia Y1 - 2011 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus-53146 SN - 978-3-86956-145-5 SN - 1869-3822 SN - 1866-9433 IS - 4 PB - Universitätsverlag Potsdam CY - Potsdam ER -