TY - THES A1 - Hauenstein, Silke T1 - „Auf einmal der Hund hat sich mies erschrocken.“ Eine korpuslinguistische Analyse von V3-Deklarativa mono- und bilingualer L1-Sprecher:innen sowie fortgeschrittener Lernender des Deutschen N2 - V3-Deklarativa – wie z.B. ‚Auf einmal der Hund hat sich mies erschrocken‘ – kommen sowohl bei bilingualen als auch bei monolingualen L1-Sprecher:innen des Deutschen vor. Im Rahmen einer korpuslinguistischen Analyse anhand des RUEG-Korpus (Wiese et al. 2021) untersucht diese Masterarbeit die folgende Fragestellung: In welchen Kontexten verwenden mono- und bilinguale Sprecher:innen des Deutschen genuines V3? Dabei bezieht sich der Begriff ‚Kontext‘ sowohl auf das Setting, in dem die V3-Deklarativa produziert werden (mediale und konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit), als auch den linguistischen Kontext (syntaktische, semantische, informationsstrukturelle und phonologische Eigenschaften der präverbalen Konstituenten). Die Korpusuntersuchung ergibt, dass V3-Belege in allen Settings und in allen Sprecher:innengruppen auftreten. Die bilingualen Sprecher:innen verwenden insgesamt häufiger V3 als die monolingualen, wobei jedoch große Frequenzunterschiede je nach Heritage-Sprache vorliegen. Hinsichtlich der präverbalen Konstituenten bestätigt sich die bereits in der vorherigen Forschung identifizierte Tendenz zur syntaktischen Abfolge Adverbial-Subjekt und zur semantischen Abfolge Zeit-Person. Neben Temporaladverbialen erscheinen insbesondere Satzadverbiale als initiale Konstituente. Auf Ebene der Informationsstruktur kann den initialen Adverbialen zu fast 94% die Funktion eines Diskurslinkers oder Framesetters zugeschrieben werden, was die These einer informationsstrukturellen Motivation der V3-Stellung bekräftigt. Eine zweite Korpusanalyse anhand des Korpus Falko der Humboldt-Universität zu Berlin zeigt, dass sich auch bei V3-Deklarativa fortgeschrittener DaF-Lernender eine informationsstrukturelle Motivation der Syntax geltend machen lässt. Insgesamt plädiert die Masterarbeit somit für einen ressourcenorientierten Blick auf V3-Strukturen. N2 - V3 declaratives such as 'Auf einmal der Hund hat sich mies erschrocken' occur in the language use of bilingual as well as monolingual L1 speakers of German. In a corpus study using the data of the corpus RUEG (Wiese et al. 2021) this Master’s thesis investigates the following research question: What are the contexts in which monolingual and bilingual speakers of German use genuine V3? The term 'context' here refers to both the setting (medial and conceptual orality and literacy) and the linguistic context (syntactic, semantic, information-structural and phonological properties of the preverbal constituents). The findings from the corpus study show that V3 is produced in all settings and by all speaker groups. The bilingual speakers use V3 more often than the monolingual ones. However, there are major frequency differences depending on the heritage language. Regarding the preverbal constituents, a tendency towards the syntactic order adverbial-subject and the semantic order time-person has been confirmed. Besides temporal adverbials, it is mainly sentence adverbials that occur as initial constituents. In terms of information structure, nearly 94% of the initial adverbials function as a discourse linker or a frame-setter. Hence, the results support the claim that V3 is motivated by information structure. In a second corpus study I analyze data from the learner corpus Falko (Humboldt University of Berlin). The findings suggest that an information-structural motivation can be identified not only for V3 declaratives of L1 speakers but also of advanced learners of German as a foreign language. Overall, this Master’s thesis thus argues for a resource-oriented view on V3 structures. KW - V3 KW - Syntax KW - Informationsstruktur KW - Diskurslinker KW - Framesetter KW - Korpusanalyse KW - RUEG KW - Falko KW - L1 KW - L2 KW - Heritage-Sprache KW - Bilingualität KW - Mehrsprachigkeit KW - DaF KW - V3-Deklarativa KW - Adverbial-Subjekt KW - V3 KW - syntax KW - information structure KW - discourse linker KW - frame-setter KW - corpus study KW - RUEG KW - Falko KW - L1 KW - L2 KW - heritage language KW - bilingualism KW - multilingualism KW - German as a foreign language KW - V3 declaratives KW - adverbial-subject Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-583140 ER - TY - THES A1 - Schmidt, Andreas T1 - Udmurt as an OV language T1 - Das Udmurtische als OV-Sprache BT - and Finnish as a VO language BT - und das Finnische als VO-Sprache N2 - This is the first study to investigate Hubert Haider's (2000, 2010, 2013, 2014) proposed systematic differences between OV and VO language in a family other than Germanic. Its aim is to gather evidence on whether basic word order is predictive of further properties of a language. The languages under investigation are the Finno-Ugric languages Udmurt (as an OV language) and Finnish (as a VO language). Counter to Kayne (1994), Haider proposes that the structure of a sentence with a head-final VP is fundamentally different from that of a sentence with a head-initial VP, e.g., OV languages do not exhibit a VP-shell structure, and they do not employ a TP layer with a structural subject position. Haider's proposed structural differences are said to result in the following empirically testable differences: (a) VP: the availability of VP-internal adverbial intervention and scrambling only in OV-VPs; (b) subjects: the lack of certain subject-object asymmetries in OV languages, i.e., lack of the subject condition and lack of superiority effects; (c) V-complexes: the availability of partial predicate fronting only in OV languages; different orderings between selecting and selected verbs; the intervention of non-verbal material between verbs only in VO languages; (d) V-particles: differences in the distribution of resultative phrases and verb particles. Udmurt and Finnish behave in line with Haider's predictions with regard to the status of the subject, with regard to the order of selecting and selected verbs, and with regard to the availability of partial predicate fronting. Moreover, Udmurt allows for adverbial intervention and scrambling, as predicted, whereas the status of these properties in Finnish could not be reliably determined due to obligatory V-to-T. There is also counterevidence to Haider's predictions: Udmurt allows for non-verbal material between verbs, and the distribution of resultative phrases and verb particles is essentially as free as the distribution of adverbial phrases in both Finno-Ugric languages. As such, Haider's theory is not falsified by the data from Udmurt and Finnish (except for his theory on verb particles), but it is also not fully supported by the data. N2 - Dies ist die erste Studie in der untersucht wird, ob sich die von Hubert Haider (2010, 2013, 2014) festgestellten, syntaktischen Unterschiede zwischen der Objekt-Verb(OV)-Sprache Deutsch und der Verb-Objekt(VO)-Sprache Englisch für eine weitere OV- und eine weitere VO-Sprache einer anderen Sprachfamilie nachweisen lassen. Damit kann gezeigt werden, ob die Grundwortstellung eine syntaktisch relevante Eigenschaft einer Sprache ist. Die zur Untersuchung ausgewählten Sprachen stammen aus der Uralischen/Finno-Ugrischen Sprachfamilie und sind die OV-Sprache Udmurtisch, gesprochen in Udmurtien (Russland), und die VO-Sprache Finnisch. Auf Grundlage der Unterschiede zwischen dem Deutschen und Englischen wurden Vorhersagen für die syntaktischen Eigenschaften des Udmurtischen und Finnischen getroffen. Diese Vorhersagen wurden mithilfe der vorhandenen Literatur zu diesen beiden Sprachen und mithilfe von neu erhobenen Daten überprüft. Für das bisher weniger erforschte Udmurtische überwiegt der Anteil an neu erhobenen Daten während für das Finnische überwieged auf die Literatur zurückgegriffen wird. Das Udmurtische stimmt bezüglich Haiders Vorhersagen überwieged mit dem Deutschen überein: (a) variable Wortstellung innerhalb der VP ist möglich (scrambling); (b) die VP-interne Trennung von Verb und direktem Objekt ist möglich (adverbial intervention); (c) die Extraktion aus präverbalen Konstituenten und insbesondere Subjekten ist möglich (subject condition); (d) in Fragen mit mehreren Interrogativelementen kann dem Interrogativsubjekt ein anderes Interrogativelement vorangehen (superiority effect); (e) Subkonstituenten der VP können vorangestellt werden (partial VP-fronting); (f) selegierte Verben gehen selektierenden Verben in kanonischer Wortstellung voraus; (g) die Abfolge der Verben in einer Serie selegierender und selektierter Verben ist variabel. Die Beobachtung zu superiority effects ist allerdings nicht aussagekräftig, weil Interrogativphrasen im Udmurtischen nicht obligatorisch vorangestellt werden müssen. Außerdem widerspricht das Udmurtische Haiders Vorhersage darin, dass (h) in sehr viel mehr Kontexten als im Deutschen nicht-verbale Elemente zwischen den Verben einer Serie von Verben auftreten können (verb clustering). Dies ist auch die einzige Gemeinsamkeit, die das Udmurtische in jenen Punkten mit dem Englischen aufweist. Wie vorhergesagt verhält sich das Finnische in den obengenannten Eigenschaften meist gegenteilig zum Udmurtischen und entsprechend zum Englischen: (c) die Extraktion aus präverbalen Konstituenten ist nicht möglich; (d) in Fragen mit mehreren Interrogativelementen kann dem Interrogativsubjekt nicht ein anderes Interrogativelement vorangehen; (e) Subkonstituenten der VP können nicht vorangestellt werden, Ausnahmefälle sind als Fälle der Voranstellung einer 'entleerten' VP zu betrachten (remnant movement); (f) selegierte Verben folgen selektierenden Verben in kanonischer Wortstellung; (g) die Abfolge der Verben in einer Serie selegierender und selektierter Verben ist nicht variabel, Ausnahmefälle sind ebenfalls als remnant movement zu betrachten. Zu Eigenschaften (a) und (b) konnte kein klares Urteil gefällt werden da das Finnische obligatorische Verbanhebung in eine Position oberhalb von VP aufweist. Das Udmurtische und das Finnische unterscheiden sich gemeinsam von den germanischen Sprachen dadurch, dass (i) Resultativphrasen und Verbpartikeln (sekundäre Prädikate) nicht ein von anderen Phrasen (z.B. Adverbialphrasen) unterscheidbarer syntaktischer Status zukommt. Diesbezüglich wird behauptet, dass Haiders Vorhersage auf der falschen Prämisse beruht, dass die syntaktischen Eigenschaften sekundärer Prädikation crosslinguistisch uniform sind. Somit kann dieser Widerspruch zu Haiders Vorhersagen nicht auf die Grundwortstellung zurückgeführt werden. Insgesamt kann anhand der Daten der Schluss gezogen werden, dass sich Haiders Vorhersagen bestätigt haben. Die OV-Sprache Udmurtisch verhält sich in Bezug auf Haiders Kriterien fast gleich der OV-Sprache Deutsch und stimmt in nur einem Punkt mit dem Englischen überein. Die VO-Sprache Finnisch hingegen ist der VO-Sprache Englisch viel ähnlicher als dem Deutschen. Schließlich: obwohl Udmurtisch und Finnisch miteinander verwandt sind und viele Gemeinsamkeiten in augenscheinlicheren Eigenschaften wie dem Lexikon oder der Morphologie aufweisen unterscheiden sie sich bezüglich Haiders syntaktischen Eigenschaften in fast allen Punkten. Die Grundwortstellung hat also einen größeren Einfluss auf die Ausprägung von Haiders Kriterien als die Verwandtschaft der Sprachen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen erste Evidenz dafür, dass sich die Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Englischen auch in anderen Sprachpaaren zeigen können. Dies ist ein erster Schritt dahin die Grundwortstellung als Prädiktor für syntaktische Eigenschaften zu etablieren. Das ist ein Anreiz, weitere Sprachen auf Haiders Kriterien hin zu untersuchen. Es ist außerdem ein Anreiz, die Grundwortstellung in der syntaktischen Theoriebildung zu berücksichtigen. Das bedeutet auch, dass Englisch nur bedingt als Vorbild für die syntaktische Analyse einiger Aspekte von OV-Sprachen angemessen ist. KW - word order KW - typology KW - syntax KW - Finno-Ugric languages KW - superiority KW - scrambling KW - subject condition KW - Wortstellung KW - Typologie KW - Syntax KW - Finno-Ugrische Sprachen Y1 - 2016 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-89465 ER -