TY - THES A1 - Schindler, Eva Marie T1 - "What we have done is just to put the people in form of a structure" T1 - "Wir haben die Leute einfach strukturiert" BT - The myth of participation and organisation of civil society BT - Der Mythos Partizipation und die Organisierung von Zivilgesellschaft N2 - Participation has become an orthodoxy in the field of development, an essential element of projects and programmes. This book analyses participation in development interventions as an institutionalised expectation – a rationalized myth – and examines how organisations on different levels of government process it. At least two different objectives of participation are appropriate and legitimate for international organisations in the field: the empowerment of local beneficiaries and the achievement of programme goals. Both integrate participatory forums into the organisational logic of development interventions. Local administrations react to the institutionalised expectation with means-ends decoupling, where participatory forums are implemented superficially but de facto remain marginalised in local administrative processes and activities. The book furthermore provides a thick description of the organisationality of participation in development interventions. Participatory forums are shown to be a form of partial organisation. They establish an order in the relationship between administrations and citizens through the introduction of rules and the creation of a defined membership. At the same time, this order is found to be fragile and subject to criticism and negotiation. N2 - Partizipation ist im Feld der Entwicklungszusammenarbeit eine Orthodoxie, ein unentbehrlicher Bestandteil von Projekten und Programmen. Die Arbeit versteht Partizipation in diesem Rahmen als Rationalitätsmythos und analysiert, wie diese institutionalisierte Erwartung von Verwaltungen auf verschiedenen Ebenen bearbeitet wird. Aus der Perspektive internationaler Organisationen existieren im Feld der Entwicklungszusammenarbeit mit dem Empowerment der lokalen Bevölkerung und der Erreichung von Programmzielen zwei angemessene und legitime Zielsetzungen von Partizipation. Beide ermöglichen eine Integration von Partizipation in die Logik von Projekten und Programmen. Lokale Verwaltungen begegnen der institutionalisierten Erwartung mit einer Zweck-Mittel-Entkopplung, bei der Partizipationsforen oberflächlich implementiert, aber in lokalen Verwaltungsprozessen und -aktivitäten de facto marginalisiert werden. Der Organisationsförmigkeit von Partizipation nähert sich die Arbeit durch dichte Beschreibung ihrer Organisationselemente. Die Partizipationsforen werden als eine Form partieller Organisation verstanden, die dem Verhältnis zwischen lokaler Verwaltung und Bürgern eine Ordnung aus Regeln und Mitgliedschaft auferlegt. Gleichzeitig zeigen die Forschungsergebnisse die Fragilität dieser Ordnung auf und legen dar, wie sie hinterfragt und verhandelt wird. KW - participation KW - development interventions KW - organisationality KW - organizational sociology KW - ethnography KW - interpretive research KW - Partizipation KW - Entwicklungszusammenarbeit KW - Organisationsförmigkeit KW - Organisationssoziologie KW - Ethnographie KW - interpretative Forschung Y1 - 2021 ER - TY - THES A1 - Muster, Judith T1 - Grenzen des Organiesierbaren BT - Studien zur Praxisrelevanz der Organisationssoziologie N2 - Interessiert man sich für den gesellschaftlichen Einfluss der Organisationssoziologie auf die Praxis des Organisierens, so muss der Befund ernüchtern. Stärker als auf organisationssoziologische Wissensbestände wird in Unternehmen oder Verwaltungen auf aktuelle Managementtrends rekurriert. Man könnte diesen Befund beklagen und als fehlerhafte Rezeption der Praxis beiseitelegen. Alternativ ließe sich aber auch diskutieren, welchen Beitrag die Disziplin selbst zu dieser Rezeption leistet. Mit einer solchen Diskussion begibt man sich fast unweigerlich auf einen schwierigen Pfad. Zum einen kann die Soziologie gerade dann, wenn sie ihren Blick auf die Erforschung von Unternehmen oder Verwaltungen richtet, nicht die von der Praxis erwarteten positiven Antworten liefern. Gerade die Organisationssoziologie begibt sich zum anderen jedoch in direkte Konkurrenz zu Nachbardisziplinen wie die Betriebswirtschaftslehre oder die Organisationspsychologie, die die Rezeptionsfähigkeit ihrer Wissensbestände im Praxisfeld in den letzten Jahren unter Beweis gestellt haben. Die Erwartungen an die Umsetzbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis sind dadurch gestiegen. Eine Soziologie, die ihre Erkenntniskraft in der kritischen Distanz sieht, mag das skeptisch stimmen. Es gilt daher, die Frage zu beantworten, wie die Praxisrelevanz einer Wissenschaft des zweiten Blicks auf Organisationen konkret aussehen kann. Diesem Vorhaben widmet sich das vorgelegte Promotionsprojekt. Die in der kumulativen Dissertation versammelten Beiträge verstehen sich allesamt als Erkundungen und Erprobungen der Praxisrelevanz der Organisationssoziologie anhand aktueller Managementfragen in Unternehmen. Die These lautet dabei, dass sich diese Praxisrelevanz nur als Kritik entfalten kann. Eine solche Kritik kann dabei zwei grundsätzliche Formen annehmen: Als Strukturkritik bezieht sie sich auf konkrete Organisationen, deren spezifische Eigenlogiken und strukturelle Verstrickungen. Sie beschreibt dabei für den Einzelfall Funktionen und Folgen von Erwartungsstrukturen, die sich dann z. B. fallvergleichend generalisieren oder typisieren lassen. Organisationssoziologische Strukturkritik kann sich damit sowohl als vergleichender, praxissensibler Forschungsansatz realisieren, als auch die Grundlage einer soziologisch orientierten Beratung bilden. Als Schematakritik richtet sie sich gegen verkürzte Vorstellungen des Organisierens, die sich etwa in Managementmoden finden lassen. Dem Kumulus zugrunde liegen fünf Beiträge, die konkrete Ausprägungen beider Kritikformen ausloten. Der erste Beitrag „Datafizierung und Organisation“ zeigt, wie Schematakritik an Nachbardisziplinen aussehen kann, indem er Organisation als blinden Fleck der Digitalisierungsforschung diskutiert und Anschlussstellen für interdisziplinäre Forschung ausweist. Daher liefert der Beitrag einen systematischen Zugang zu organisationalen Implikationen der Digitalisierung. Neben der Anreicherung der Digitalisierungsforschung kann die entwickelte Argumentation auch für die Praxis Erkenntniskraft haben, indem z. B. problematisiert wird, dass im Managementdiskurs um Digitalisierung überzogene Rationalisierungserwartungen herrschen oder durch digitale Infrastrukturen entstehende Informalitäten systematisch ausgeblendet werden Der zweite Beitrag „Führung als erfolgreiche Einflussnahme in kritischen Momenten“ legt eine Umdeutung des populären Managementbegriffs Führung durch Schematakritik vor. Damit trägt er in mehrfacher Hinsicht zu einer praxisrelevanten Neubestimmung von Führung bei. Für Führungskräfte ermöglicht er beispielsweise die Einsicht, dass sie ihre Führungsaufgaben auf kritische Momente konzentrieren können und postuliert die Abkehr vom heroischen Bild des dauerhaft Führenden. Diese Umdeutung kann auch für Führungskräfte in Organisationen entlastend sein, weist sie doch auf den Zusammenhang zwischen der organisationalen Verfasstheit und Führungschancen hin und eröffnet damit Gestaltungschancen jenseits der Führungskräfte- und Personalentwicklung. Für die Organisationsforschung liefert der Beitrag einen theoretisch integrierten Führungsbegriff, der Führung sowohl organisational als auch situativ bestimmt. Er steht somit exemplarisch für eine organisationssoziologische Schematakritik, die etablierte Managementbegriffe neu deutet. Der dritte Beitrag kritisiert mit dem Konzept der transformationalen Führung eine Managementmode und zeigt auf, wie das darin enthaltene Führungsmodell durch die Bildung moralischer Kategorien Organisationsprobleme auf Organisationsmitglieder (hier: Führungskräfte) verschiebt. Es wird einerseits eine organisationssoziologische Kritik am populären Managementkonzept der transformationalen Führung vorgelegt. Andererseits verdeutlicht der Beitrag anhand systemtheoretischer Konzepte wie elementarer Verhaltensweisen, Moral oder Rollentrennung exemplarisch, dass organisationssoziologisches Denken den Managementdiskurs bereichern kann, indem es Verkürzungen und Simplifizierungen aufdeckt und alternative Analyse- und Gestaltungsansätze bereitstellt. Dafür lässt sich auch im Praxisdiskurs Gehör finden, weil man annehmen darf, dass mit den Heilsversprechen von Kompaktlösungen auch Enttäuschungen einhergehen, für die die Organisationssoziologie Erklärungen liefern kann. Die Möglichkeiten und Grenzen von Strukturkritik werden in den letzten beiden Beiträgen diskutiert. Das Potenzial von Strukturkritik für die soziologisch orientierte Beratung von Organisationen exploriert der Beitrag „Die schwierige Liaison von Organisationssoziologie und Praxisbezug am Beispiel der Beratung“. Ausgehend vom Theorie-Praxis-Komplex wird eruiert, wie soziologischer Praxisbezug im Feld der Beratung aussehen kann. Dafür systematisiert der Beitrag organisationssoziologische Ansätze von Beratung und zeigt auf, wie ein genuin soziologischer Beratungsansatz aussehen könnte. Der letzte Beitrag stellt Grundzüge einer Methodologie strukturkritischer Forschung vor und illustriert diese an einem durchgeführten Forschungsprojekt zu Managementmoden. Anhand der Forschung in einem Produktionsbetrieb wird gezeigt, wie strukturkritische Forschung konkret aussehen kann. Solch strukturkritische Forschung steht im Forschungsprozess vor drei Herausforderungen: dem qualitativ hochwertigen Feldzugang, der Entwicklung einer für Forschung und Praxis instruktiven Fragestellung und der Rückspiegelung der Ergebnisse in das Feld. Der Beitrag stellt Grundzüge einer Methodologie strukturkritischer Organisationsforschung vor, die sich sachlich, zeitlich und sozial entlang der drei beschriebenen Momente des Feldzugangs, der Ausgangsfragestellung und der Rückspiegelung der Ergebnisse spezifizieren lassen. KW - Organisationssoziologie KW - Führung KW - Digitalisierung KW - Beratung KW - Postbürokratie KW - Praxisrelevanz KW - Theorie-Praxis-Problem Y1 - 2020 ER -