TY - THES A1 - Graeber, Daniel T1 - Four essays on the socio-economic causes and consequences of individual health as well as public health crises T1 - Vier Aufsätze zu den sozioökonomischen Ursachen und Folgen der individuellen Gesundheit sowie der öffentlichen Gesundheitskrisen N2 - Inequalities in health are a prevalent feature of societies. And as societies, we condemn inequalities that are rooted in immutable circumstances such as gender, race, and parental background. Consequently, policy makers are interested in measuring and understanding the causes of health inequalities rooted in circumstances. However, identifying causal estimates of these relationships is very ambitious for reasons such as the presence of confounders or measurement error in the data. This thesis contributes to this ambitious endeavour by addressing these challenges in four chapters. In the first Chapter, I use 25 years of rich health information to describe three features of intergenerational health mobility in Germany. First, we describe the joint permanent health distribution of the parents and their children. A ten percentile increase in parental permanent health is associated with a 2.3 percentile increase in their child’s health. Second, a percentile point increase in permanent health ranks is associated with a 0.8% to 1.4% increase in permanent income for, both, children, and parents, respectively. Non-linearities in the association between permanent health and income create incentives to escape the bottom of the permanent health distribution. Third, upward mobility in permanent health varies with parental socio-economic status. In the second Chapter, we estimate the effect of maternal schooling on children’s mental health in adulthood. Using the Socio-Economic Panel and the mental health measure based on the SF-12 questionnaire, we exploit a compulsory schooling law reform to identify the causal effect of maternal schooling on children’s mental health. While the theoretical considerations are not clear, we do not find that the mother’s schooling has an effect on the mental health of the children. However, we find a positive effect on children’s physical health operating mainly through physical functioning. In addition, albeit with the absence of a reduced-form effect on mental health, we find evidence that the number of friends moderates the relationship between maternal schooling and their children’s mental health. In the third Chapter, against a background of increasing violence against non-natives, we estimate the effect of hate crime on refugees’ mental health in Germany. For this purpose, we combine two datasets: administrative records on xenophobic crime against refugee shelters by the Federal Criminal Office and the IAB-BAMF-SOEP Survey of Refugees. We apply a regression discontinuity design in time to estimate the effect of interest. Our results indicate that hate crime has a substantial negative effect on several mental health indicators, including the Mental Component Summary score and the Patient Health Questionnaire-4 score. The effects are stronger for refugees with closer geographic proximity to the focal hate crime and refugees with low country-specific human capital. While the estimated effect is only transitory, we argue that negative mental health shocks during the critical period after arrival have important long-term consequences. In the last Chapter of this thesis, we investigate how the economic consequences of the pandemic and the government-mandated measures to contain its spread affect the self-employed – particularly women– in Germany. For our analysis, we use representative, real-time survey data in which respondents were asked about their situation during the COVID-19 pandemic. Our findings indicate that among the self-employed, who generally face a higher likelihood of income losses due to COVID-19 than employees, women are 35% more likely to experience income losses than their male counterparts. We do not find a comparable gender gap among employees. Our results further suggest that the gender gap among the self-employed is largely explained by the fact that women disproportionately work in industries that are more severely affected by the COVID-19 pandemic. Our analysis of potential mechanisms reveals that women are significantly more likely to be impacted by government-imposed restrictions, e.g., the regulation of opening hours. We conclude that future policy measures intending to mitigate the consequences of such shocks should account for this considerable variation in economic hardship. N2 - Sozioökonomische Unterschiede beim Gesundheitszustand oder in den Folgen von Gesundheitsschocks zeigen sich in allen modernen Gesellschaften. Es besteht gesellschaftlicher Konsens darin, dass diese gesundheitlichen Unterschiede ungerecht sind, insofern sie durch unterschiedliche Lebensumstände, wie den familiären Hintergrund, Migrationsstatus oder Geschlecht, verursacht werden. In vielen Ländern zielen die Bemühungen von Politikmaßnahmen darauf ab, gesundheitliche Unterschiede, die durch unterschiedliche sozioökonomische Umstände verursacht werden, sowie Unterschiede, die auf die Ausbreitung von Krankheiten zurück zu führen sind, zu beseitigen. Die Entwicklung passgenauer Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele erfordert Erkenntnisse über die diesen Phänomenen zu Grunde liegenden Prozesse. Diese Dissertation leistet wichtige Beiträge zur Messung und zum Verständnis ebendieser Prozesse. Im Folgenden fasse ich die einzelnen Kapitel der Dissertation sowie deren Implikationen für die Gestaltung von Politikmaßnahmen kurz zusammen. Kapitel 1 beschreibt die erste Quantifizierung der intergenerationalen Mobilität in der permanenten Gesundheit in Deutschland. Unter Verwendung des Sozioökonomischen Panels (SOEP), das über mehr als 25 Jahre umfassender Gesundheitsinformationen zur Verfügung stellt, werden in Kapitel 1 Rangordnungsregressionen des Perzentil-Rangs der Kinder auf den elterlichen Perzentil-Rang in der Verteilung der permanenten Gesundheit vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rang-Rang-Steigung 0,232 entspricht und die Schätzungen der Aufwärts- und Abwärtsmobilität 44,43 bzw. 56,54 betragen. Die Schätzungen der Rang-Rang-Steigung für Deutschland liegen in einer ähnlichen Größenordnung wie vergleichbare Schätzungen der intergenerationalen Mobilität für das permanente Einkommen. Darüber hinaus liegt Deutschland im Vergleich zu den USA und Dänemark bezüglich der intergenerationalen Mobilität im Mittelfeld, was die Rangfolge der Länder bei der intergenerationalen Einkommensmobilität widerspiegelt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass ein Anstieg von einem Perzentil-Rang in der Verteilung der permanenten Gesundheit mit einem Anstieg des permanenten Einkommens um 0,8 bis 1,4% verbunden ist. Am unteren Ende der Verteilung der dauerhaften Gesundheit ist dieser Zusammenhang jedoch stark nichtlinear. Das heißt, Veränderungen in der Verteilung der permanenten Gesundheit am unteren Ende der Verteilung sind hier besonders relevant für das permanente Einkommen. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse von Kapitel 1 darauf hin, dass ein höherer sozioökonomischer Status der Eltern mit einer höheren Aufwärtsmobilität bei der permanenten Gesundheit verbunden ist. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu Studien aus den Vereinigten Staaten, die zeigen, dass ein besserer elterlicher sozioökonomischer Status mit einer besseren Gesundheit der Kinder über die gesamte elterliche Verteilung der dauerhaften Gesundheit verbunden ist. Kapitel 1 schließt mit dem Argument, dass die intergenerationale Mobilität in Gesundheit Aufschluss darüber gibt, wie gerecht eine Gesellschaft ist. Kapitel 2 präsentiert die ersten Schätzungen des Effekts der Bildung der Mütter auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder im Erwachsenenalter. Dies ist eine wichtige Frage, da psychische Erkrankungen eine der Hauptursachen für die hohen Kosten von nicht übertragbaren Krankheiten sind. Um konsistente Schätzungen des Effekts der mütterlichen Bildung auf die psychische Gesundheit der Kinder im Erwachsenenalter zu erzielen, verwenden wir exogene Variation in der mütterlichen Schulbildung, die sich durch eine Reform des Schulpflichtgesetzes ergibt, in deren Rahmen die Anzahl der Pflichtschuljahre von acht auf neun erhöht wurde. Diese Analyse stützt sich auf die Daten des SOEP. Die Daten zur psychischen Gesundheit der Kinder beruhen auf dem Mental Component Summary (MCS) Score, einem Index für die allgemeine psychische Gesundheit. Wir liefern auch Erkenntnisse über die Dimension der körperlichen Gesundheit der Kinder, die durch den Physical Component Summary (PCS) Score erfasst wird. Der PCS Score ist das Äquivalent zum MCS Score für die Dimension der physischen Gesundheit. Beide Maße werden aus einer Hauptkomponentenanalyse der 12 Items des Short Form-12 (SF-12)-Fragebogens abgeleitet. Die Ergebnisse in Kapitel 2 deuten darauf hin, dass die Anzahl der Jahre der Schulbildung der Mutter keinen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder im Erwachsenenalter hat. Allerdings werden frühere Ergebnisse zur Anzahl der Jahre mütterlicher Schulbildung auf die physische Gesundheit der Kinder repliziert. Weitergehende Analysen deuten darauf hin, dass vor allem die körperlichen Funktionen der Kinder positiv beeinflusst werden. Dieses Ergebnis konnte bisher in der ökonomischen Literatur nicht gezeigt werden. Zwar deuten die Schätzungen der mütterlichen Schuljahre auf die psychische Gesundheit der Kinder im Erwachsenenalter auf die Abwesenheit eines Effekts hin, dies schließt jedoch die Existenz von Mediatoren des betrachteten Zusammenhangs nicht aus. Wir testen daher potenzielle Mediatoren und finden Hinweise darauf, dass die Anzahl der Freunde, ein häufig verwendetes Maß für soziales Kapital, ein Mediator des Zusammenhangs zwischen der Anzahl der mütterlichen Schuljahre und der psychischen Gesundheit der Kinder im Erwachsenenalter ist. Der implizierte Gesamteffekt des Mediators ist jedoch nur sehr klein, was mit einem Gesamteffekt von Null konsistent ist. Kapitel 3 ergänzt die Literatur zu gesundheitlichen Unterschieden zwischen Migranten und der einheimischen Bevölkerung, indem es die Auswirkungen von Hasskriminalität auf die psychische Gesundheit von Geflüchteten aufzeigt. Dies ist von besonderer Relevanz, sind doch die Anzahl der Geflüchteten und die Häufigkeit von Hasskriminalität im gleichen Zeitraum sprunghaft angestiegen. Konsistente Schätzungen werden durch eine Regressionsdiskontinuitätsanalyse im Zeitverlauf und der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, einer Sondererhebung zu Geflüchteten in Deutschland, erzielt. Die Maße für die psychische Gesundheit in dieser Studie sind der MCS-Score und der Patient Health Questionnaire-4 (PHQ-4) Score. Letzterer ist ein Maß für die Häufigkeit von Depressions- und Angstsymptomen. Die Ergebnisse zeigen, dass Hasskriminalität den MCS und PHQ-4 Score um etwa 37 bzw. 28% einer Standardabweichung reduzieren. Weiterhin zeigen die in Kapitel 3 vorgestellten Ergebnisse, dass länderspezifisches Humankapital, wie Sprachkenntnisse und Anzahl der deutschen Freunde, den Effekt moderiert. Dies weist auf die Bedeutung der Möglichkeit zur Informationsbeschaffung hin, die Geflüchteten hilft ihre subjektive Wahrnehmung mit der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit, Opfer von Hasskriminalität zu werden, in Einklang zu bringen. Kapitel 4 zeigt, wie sich eine öffentliche Gesundheitskrise, wie die COVID-19-Pandemie, auf unterschiedliche Weise auf die wirtschaftlichen Ergebnisse von Männern und Frauen auswirken kann. Die COVID-19-Pandemie ist wahrscheinlich die größte Herausforderung für moderne Gesellschaften seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie hat in Ländern auf der ganzen Welt schwere Wirtschaftskrisen ausgelöst und zur Entwicklung von Maßnahmen geführt, die darauf abzielen, die Ausbreitung des Virus zu reduzieren. Kapitel 4 zeigt, dass die COVID-19-Pandemie dazu führte, dass die Wahrscheinlichkeit einer Einkommensminderung bei selbständigen Frauen um rund 35% höher war als bei selbständigen Männern. Des Weiteren zeigt Kapitel 4, dass dieser Effekt größtenteils auf die überproportionale Selektion von Frauen in die von der COVID-19-Pandemie am stärksten betroffenen Branchen zurückzuführen ist. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind auch deshalb entstanden, weil die Sektoren, in denen Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit arbeiten, stärker von staatlichen Regelungen zur Bekämpfung der Pandemie betroffen sind. Im Folgenden fasse ich kurz zusammen, wie die Ergebnisse der jeweiligen Kapitel das Design von verschieden Politikmaßnahmen beeinflussen können. Kapitel 1 und 2 konzentrieren sich auf den familiären Hintergrund als mögliche Ursache für gesundheitliche Unterschiede. Die dort zu Tage gebrachten Erkenntnisse sind besonders relevant, da politische Maßnahmen zum Ausgleich von Gesundheitsunterschieden, die in der Kindheit wurzeln, oft mit großen Kosten assoziiert sind. Wenn diese Ressourcen auf im Lebenszyklus frühe Interventionen verlagert werden könnten, könnte dies Spielraum für Effizienzgewinne bieten. Kapitel 1 trägt hierzu ebenfalls bei, indem es wichtige Erkenntnisse über die Persistenz der dauerhaften Gesundheit über Generationen hinweg liefert und darüber, wie sich Unterschiede in der permanenten Gesundheit in Unterschiede im permanenten Einkommen niederschlagen. Auch wenn auf Basis dieser Evidenz keine kausalen Behauptungen möglich sind, finden wir, dass ein günstiger sozioökonomischer Hintergrund der Eltern häufig mit einer höheren Aufwärtsmobilität verbunden ist. Hält man die Mobilität auf allen anderen Perzentil-Rängen konstant, könnte dies ein gangbarer Weg sein, um Pareto-Verbesserungen in der Gesundheit zu erreichen. Darüber hinaus könnte unser Befund, dass die Anzahl der Schuljahre der Mütter am unteren Ende der Bildungsverteilung keinen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder hat, wichtig für die Bemühungen des öffentlichen Gesundheitswesens sein, den sozioökonomischen Gradienten in psychischer Gesundheit zu verringern. Dieser Befund schließt jedoch einen Effekt der mütterlichen Bildung auf die psychische Gesundheit der Kinder nicht aus, da die Reform des Schulpflichtgesetzes keine rechtlichen Konsequenzen in Bezug auf den Zugang zu verschiedenen Berufsoder Hochschulausbildungen hatte. Die Erforschung dieses Zusammenhangs an unterschiedlichen Bildungsrändern wäre eine vielversprechende Möglichkeit für zukünftige Forschung. Unsere Erkenntnisse über die Auswirkungen von Hassverbrechen auf die psychische Gesundheit von Geflüchteten und die potenziellen Auswirkungen auf die Integration und den langfristigen Erfolg von Geflüchteten und ihren Kindern sollte ebenfalls für politische Entscheidungsträger von größter Bedeutung sein. Bisherige Forschungsergebnisse legen nahe, dass Hassverbrechen die Integration von Geflüchteten behindern und diese daher nicht entsprechend ihres eigentlichen Potenzials zum Wirtschaftswachstum des Aufnahmelandes beitragen können. Kapitel 3 sollte daher die politischen Entscheidungsträger motivieren, Ressourcen in die Förderung einer Willkommensatmosphäre für Geflüchtete sowie ihrer psychischen Gesundheit zu investieren. Kapitel 4 zeigt, wie eine dringend notwendige politische Maßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung einer übertragbaren Krankheit unterschiedliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Frauen und Männer haben kann. Politische Entscheidungsträger sollten diese unterschiedlichen Auswirkungen berücksichtigen und darauf abzielen, Ausgleichsregelungen zu treffen, die universell im Anspruch, aber proportional zur Betroffenheit sind, um die entstandenen Unterschiede zu beseitigen. Geschieht dies nicht, besteht die Gefahr, dass das wirtschaftliche Potenzial der Selbstständigen, und insbesondere der selbstständigen Frauen, die eine wichtige Quelle für Innovationen und damit für langfristiges Wachstum sind, nicht ausreichend genutzt wird. KW - Health KW - Inequalities KW - Intergenerational Mobility KW - Immigration KW - Education KW - Bildung KW - Gesundheit KW - Einwanderung KW - Ungleichheiten KW - Intergenerationale Mobilität Y1 - 2021 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-515175 ER - TY - THES A1 - Carstensen, Janet T1 - Modellentwicklung für eine wirtschaftsorientierte Ausbildung vor dem Hintergrund des Generationenwandels am Beispiel Potsdam T1 - Development of a new pathway for a business-oriented vocational training considering the generation change examined on the example of Potsdam N2 - Die deutsche Berufsausbildung hat in den vergangenen Jahren stark an Zuspruch verloren. Dies trifft insbesondere auch auf die duale kaufmännische Berufsausbildung zu. Galt sie vor einigen Jahren noch als ein möglicher Ausbildungsweg für leistungsstarke Schüler/-innen, präferieren diese heute zum großen Teil das Studium. Die wachsende Anzahl an Studienabbrechern belegt jedoch, dass dadurch auch Potenzial verloren geht, weil sich Jugendliche mit dem Studium für einen Ausbildungsweg entscheiden, der für sie nicht geeignet ist. Bisherige Bemühungen zur Etablierung alternativer Bildungswege wie zum Beispiel Berufsakademien weisen zwar Erfolge auf, basieren jedoch auf einem Konzept, das sich ausschließlich am Bedarf der Wirtschaft orientiert. Es ist jedoch die Überzeugung der Autorin, dass neue innovative Bildungswege auch die Bedürfnisse und Vorstellungen derjenigen berücksichtigen müssen, für die sie entworfen werden. Denn die Generation der heutigen Jugendlichen zeichnet sich dadurch aus, dass sie ein anderes Wertekonzept als ihre Vorgängergenerationen aufweist. Die Dissertation entwickelt daher ein Modell einer wirtschaftsorientierten Ausbildung, welches sich aus unterschiedlichen motivationstheoretischen Elementen ableitet und zugleich die Werte der Generation der heutigen Jugend-lichen berücksichtigt. Es umfasst sowohl die Anreiz-Beitrags-Theorie nach Barnard als auch die Inhalts-Erwartungstheorie nach Vroom. Zudem liegt ein Hauptaugenmerk dieser Arbeit auf der Anpassung der Zwei-Faktoren-Theorie nach Herzberg auf die heutige Zeit. Empirisch basiert die Dissertation auf einem dreistufigen Untersuchungsdesign. Die erste Stufe umfasst eine quantitative Befragung von insgesamt 459 Abiturienten/-innen und 100 Studierenden. In der zweiten Stufe wurden 10 Studieren-de und 12 Abiturienten/-innen qualitativ befragt. Eine Validierung der Ergebnis-se erfolgte in der dritten Stufe mittels Experteninterviews. Das Ziel der empirischen Untersuchung bestand in der Überprüfung von vier Hypothesen als Basis zur Modellableitung: Hypothese H1 - Flexibilität erhöht die Attraktivität einer wirtschaftsorientierten Ausbildung: Der Faktor Flexibilität wurde als ein relevanter Motivator für die Wahl eines Ausbildungsweges identifiziert. Jugendliche wollen sich heutzutage nicht sofort bzw. nicht zu früh festlegen müssen. Hypothese H2 - Auslandsaufenthalte erhöhen die Attraktivität einer wirtschaftsorientierten Ausbildung: Es wurde bestätigt, dass Auslandsaufenthalte die Attraktivität einer wirtschaftsorientierten Ausbildung steigert, es besteht jedoch eine Reihe von Barrieren, die Jugendliche (obwohl sie den grundsätzlichen Vor-teil sehen) davon abhalten, einen Auslandsaufenthalt für sich selbst in Betracht zu ziehen. Hypothese H3 - Das Aufzeigen einer Karriereperspektive erhöht die Attraktivität einer wirtschaftsorientierten Ausbildung: Für die Generation der heutigen Jugendlichen steht bezüglich der Wahl ihres Ausbildungsweges die Aussicht auf eine Tätigkeit im Vordergrund, die ein gesichertes Einkommen und somit ein gutes Leben ermöglicht und zudem aus ihrer Sicht eine gewisse Sinnhaftigkeit hat. Führungspositionen, in denen auch höhere Verantwortung übernommen wird, strebt nur eine Minderheit an. Hypothese H4 - Zusätzliche monetäre Anreize erhöhen die Attraktivität einer wirtschaftsorientierten Ausbildung: Vergütungsbestandteile werden grundsätzlich nicht abgelehnt (das wäre auch irrational), haben jedoch auch nicht die Anreizfunktion, die ihr auf Basis der Voruntersuchung im Rahmen dieser Arbeit hätte unterstellt werden können. Für die Entscheidungsfindung bezüglich eines Ausbildungsweges spielen sie nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch trägt die Vergütung zur Attraktivität eines Ausbildungsweges bei. Basierend auf den zuvor genannten Ergebnissen wurde das Modell einer wirtschaftsorientieren Ausbildung abgeleitet, das sowohl horizontal als auch vertikal flexibel ist. Horizontale Flexibilität ist dadurch gegeben, dass innerhalb eines Ausbildungsjahres unterschiedliche Unternehmen und Branchen kennengelernt werden (Jahr 1 und Jahr 2). Eine Spezialisierung erfolgt erst in den späteren Ausbildungsjahren. Durch die Möglichkeit, nach jedem Ausbildungsjahr mit einem Abschluss ins Berufsleben zu wechseln und die Ausbildung gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen, ist auch eine vertikale Flexibilität gegeben. Zudem bietet das Modell Studienabbrechern/-innen die Möglichkeit, im Ausbildungsjahr 2 bzw. 3 in die Ausbildung einzusteigen. Im Jahr 2 und/oder Jahr 3 sind Auslandsaufenthalte integriert. Diese werden fakultativ an-geboten. Bereits ab dem Jahr 1 besteht die Möglichkeit, Vorbereitungskurse zu belegen. Der hohen Bedeutung der Karriereperspektive wird im abgeleiteten Modell auf mehreren Ebenen Rechnung getragen. So werden nach jedem Ausbildungsjahr anerkannte Abschlüsse erreicht. Während diese in den Jahren 1 und 2 mit IHK-Abschlüssen gleichzusetzen sind, beginnen ab Jahr 3 die akademischen Graduierungen (Jahr 3 Bachelor, Jahr 4 Master). Die Vergütung wird Bestandteil einer wirtschaftsorientierten Ausbildung, wobei ihre Höhe mit Dauer der Ausbildung zunimmt. Da mit der Einführung des Modells einer wirtschaftsorientierten Ausbildung die Überwindung von institutionellen Paradigmen und Schranken verbunden sind, erfolgte im Rahmen des Ausblicks der Arbeit eine weitere Expertenbefragung bezüglich seiner Umsetzbarkeit. Es setzt eine Beweglichkeit von institutioneller Seite voraus (hierbei insbesondere auch von den Kammern), die von der Mehr-zahl der Experten derzeit skeptisch gesehen wird. Die konzeptionelle Ausgestaltung findet grundsätzlichen Zuspruch, wobei in einigen Details, zum Beispiel in der Dauer der Ausbildung, noch Klärungsbedarf besteht. Grundsätzlich schließen sich die Experten/-innen der Meinung der Autorin an, dass ein Sinneswandel in der deutschen Ausbildungslandschaft gewünscht und gefordert wird. Dies betrifft insbesondere auch den kaufmännischen Bereich. Diese Arbeit liefert mit dem Modell der wirtschaftsorientierten Ausbildung einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über neue Ausbildungswege. N2 - Over the past years the German vocational training (and especially the commercial element) has lost a lot of its respect. While a few years ago it was considered as a possible pathway for rather ambitious pupils, today the majority of these pupils prefer to attend a University. Nevertheless, there is a growing number of students who drop out of University because they chose an academic path that does not suit them. As a consequence of this development, potential skilled workforce gets lost. Efforts to establish an alternative education pathway such as a vocational training academy may have proven to be partially successful, but they are exclusively focused on the demands of the economy. However, due to the growing shortage of skilled experts the vocational training should be focused on the requirements of the young generation too. The values of this generation differ from the values of previous generations. Therefore, based on different motivational-theoretical elements, this dissertation has developed a model for business-orientated vocational training, which is clearly focused on the needs of the new young generation. It motivates ambitious pupils with a concept of more flexibility, more career opportunities, a clear international focus and financial support. KW - Bildung KW - Generation KW - Ausbildung KW - education KW - generation KW - vocational education Y1 - 2018 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-417542 ER -