TY - THES A1 - Mey, Jürgen T1 - Intermontane valley fills T1 - Intermontane Talverfüllungen BT - recorders of climate, tectonics and landscape evolution BT - Zeugen von Klima, Tektonik und Landschaftsentwicklung N2 - Sedimentary valley fills are a widespread characteristic of mountain belts around the world. They transiently store material over time spans ranging from thousands to millions of years and therefore play an important role in modulating the sediment flux from the orogen to the foreland and to oceanic depocenters. In most cases, their formation can be attributed to specific fluvial conditions, which are closely related to climatic and tectonic processes. Hence, valley-fill deposits constitute valuable archives that offer fundamental insight into landscape evolution, and their study may help to assess the impact of future climate change on sediment dynamics. In this thesis I analyzed intermontane valley-fill deposits to constrain different aspects of the climatic and tectonic history of mountain belts over multiple timescales. First, I developed a method to estimate the thickness distribution of valley fills using artificial neural networks (ANNs). Based on the assumption of geometrical similarity between exposed and buried parts of the landscape, this novel and highly automated technique allows reconstructing fill thickness and bedrock topography on the scale of catchments to entire mountain belts. Second, I used the new method for estimating the spatial distribution of post-glacial sediments that are stored in the entire European Alps. A comparison with data from exploratory drillings and from geophysical surveys revealed that the model reproduces the measurements with a root mean squared error (RMSE) of 70m and a coefficient of determination (R2) of 0.81. I used the derived sediment thickness estimates in combination with a model of the Last Glacial Maximum (LGM) icecap to infer the lithospheric response to deglaciation, erosion and deposition, and deduce their relative contribution to the present-day rock-uplift rate. For a range of different lithospheric and upper mantle-material properties, the results suggest that the long-wavelength uplift signal can be explained by glacial isostatic adjustment with a small erosional contribution and a substantial but localized tectonic component exceeding 50% in parts of the Eastern Alps and in the Swiss Rhône Valley. Furthermore, this study reveals the particular importance of deconvolving the potential components of rock uplift when interpreting recent movements along active orogens and how this can be used to constrain physical properties of the Earth’s interior. In a third study, I used the ANN approach to estimate the sediment thickness of alluviated reaches of the Yarlung Tsangpo River, upstream of the rapidly uplifting Namche Barwa massif. This allowed my colleagues and me to reconstruct the ancient river profile of the Yarlung Tsangpo, and to show that in the past, the river had already been deeply incised into the eastern margin of the Tibetan Plateau. Dating of basal sediments from drill cores that reached the paleo-river bed to 2–2.5 Ma are consistent with mineral cooling ages from the Namche Barwa massif, which indicate initiation of rapid uplift at ~4 Ma. Hence, formation of the Tsangpo gorge and aggradation of the voluminous valley fill was most probably a consequence of rapid uplift of the Namche Barwa massif and thus tectonic activity. The fourth and last study focuses on the interaction of fluvial and glacial processes at the southeastern edge of the Karakoram. Paleo-ice-extent indicators and remnants of a more than 400-m-thick fluvio-lacustrine valley fill point to blockage of the Shyok River, a main tributary of the upper Indus, by the Siachen Glacier, which is the largest glacier in the Karakoram Range. Field observations and 10Be exposure dating attest to a period of recurring lake formation and outburst flooding during the penultimate glaciation prior to ~110 ka. The interaction of Rivers and Glaciers all along the Karakorum is considered a key factor in landscape evolution and presumably promoted headward erosion of the Indus-Shyok drainage system into the western margin of the Tibetan Plateau. The results of this thesis highlight the strong influence of glaciation and tectonics on valley-fill formation and how this has affected the evolution of different mountain belts. In the Alps valley-fill deposition influenced the magnitude and pattern of rock uplift since ice retreat approximately 17,000 years ago. Conversely, the analyzed valley fills in the Himalaya are much older and reflect environmental conditions that prevailed at ~110 ka and ~2.5 Ma, respectively. Thus, the newly developed method has proven useful for inferring the role of sedimentary valley-fill deposits in landscape evolution on timescales ranging from 1,000 to 10,000,000 years. N2 - Sedimentäre Talverfüllungen sind ein häufiges Merkmal von Gebirgen auf der ganzen Welt. Sie speichern Abtragungsprodukte über Zeiträume von Tausenden bis Millionen von Jahren und beeinflussen den Sedimenttransport vom Gebirge in das Vorland und in die ozeanischen Becken. Die Bildung solcher Sedimentspeicher geht oft auf Zustände im fluvialen System zurück, welche mit bestimmten klimatischen und tektonischen Prozessen in Verbindung gebracht werden können. Talverfüllungen stellen daher wertvolle Archive dar, die über fundamentale Zusammenhänge in der Landschaftsgenese Aufschluss geben und deren Untersuchung dazu beiträgt, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sedimentdynamik im Gebirge zu prognostizieren. In dieser Arbeit untersuchte ich intermontane Talverfüllungen, um die klimatische und tektonische Geschichte von Gebirgszügen über mehrere Zeitskalen hinweg zu ermitteln. Zuerst entwickelte ich eine Methode zur Abschätzung von Sedimentmächtigkeiten mit Hilfe von künstlichen neuralen Netzen, die auf der Annahme basiert, dass sich die zugeschütteten und die freiliegenden Bereiche der Landschaft geometrisch ähneln. Diese neuartige und hochautomatisierte Methode macht es möglich, Sedimentmächtigkeiten und Untergrundtopographien für einzelne Einzugsgebiete bis hin zu ganzen Gebirgen abzuschätzen. Als zweites benutzte ich die neue Methode, um die Mächtigkeitsverteilung der postglazialen Sedimentspeicher in den Europäischen Alpen zu rekonstruieren. Ein Vergleich mit Daten aus Bohrlochmessungen und geophysikalischen Explorationen zeigte, dass das Modell die gemessenen Mächtigkeiten mit einem quadratischen Mittelwert des Fehlers (RMSE) von 70m und einem Bestimmtheitsmaß (R2) von 0.81 reproduziert. Ich verwendete diese Sedimentverteilung in Kombination mit einem Modell der alpinen Eiskappe des letzten glazialen Maximums (LGM), um die Reaktion der Lithosphäre auf Abschmelzen, Erosion und Ablagerung zu berechnen und deren Beiträge zur derzeitigen Gesteinshebung abzuleiten. Unter Berücksichtigung einer Reihe verschiedener Eigenschaften der Lithosphäre und des oberen Erdmantels zeigten die Resultate, dass das langwellige Hebungsmuster im Wesentlichen durch Glazialisostasie erklärt werden kann und dass die Entlastung durch Erosion eine untergeordnete Rolle spielt. Darüber hinaus postulierte ich eine tektonische Komponente von über 50% in Teilen der Ostalpen und im Schweizer Rhône Tal. Die Studie verdeutlicht, dass die Entflechtung der Prozesse, die zur Gesteinshebung beitragen, eine entscheidende Rolle spielt bei der Interpretation rezenter Bewegungen entlang aktiver Orogene und bei der Abschätzung von physikalischen Eigenschaften des Erdinneren. Im dritten Teil berechnete ich die Mächtigkeitsverteilung der sedimentären Talverfüllung des Yarlung Tsangpo Tales oberhalb des Namche Barwa Massivs am östlichen Rand des Tibet Plateaus. Dies ermöglichte meinen Kollegen und mir das ehemalige Flusslängsprofil zu rekonstruieren und zu zeigen, dass sich der Yarlung Tsangpo in der Vergangenheit bereits tief in den östlichen Rand des Tibet Plateaus einschnitt. Die Basis der Sedimente wurde erbohrt und beprobt und deren Ablagerung auf 2–2.5 Ma datiert was konsistent mit Abkühlungsaltern von Mineralen des Namche Barwa Massivs ist, die auf den Beginn einer beschleunigten Hebung vor ~4 Ma hindeuten. Dies führte zu der Schlussfolgerung, dass die Bildung der Tsangpo Schlucht und die Aggradation der Talsedimente höchstwahrscheinlich in Folge der schnellen Hebung des Namche Barwa Massivs geschah, welche letztendlich auf tektonische Aktivität zurück geht. Der vierte und letzte Teil behandelt die Interaktion fluvialer und glazialer Prozesse am südöstlichen Rand des Karakorums. Indikatoren für die frühere Eisausdehnung und die Überreste einer bis zu 400m mächtigen fluvio-lakustrinen Talverfüllung weisen auf eine Blockade des Shyok, eines Hauptzuflusses es Oberen Indus, durch den Siachen Gletscher, den größten Gletscher des Karakorums, hin. Weitere Geländebefunde und Oberflächendatierungen mittels kosmogenem 10Be bezeugen, dass es während des vorletzten Glaziales zu einem mehrfachen Aufstauen des Shyok und damit assoziierten Seeausbrüchen gekommen ist. Das Zusammenwirken von Flüssen und Gletschern entlang des Karakorums war maßgeblich für die Landschaftsentwicklung und führte möglicherweise zum Einschneiden von Tälern in den westlichen Rand des Tibet Plateaus. Die vorliegende Arbeit unterstreicht die Bedeutung von Vergletscherung und Tektonik bei der Bildung von intermontanen Sedimentspeichern und deren Einwirken auf die Entwicklung zweier Gebirge. In den Alpen beeinflusst die Ablagerung von Talfüllungen die Raten und das Muster der Gesteinshebung seit Rückzug des Eises vor ca. 17,000 Jahren. Demgegenüber sind die in dieser Arbeit betrachteten Talfüllungen des Himalayas weit älter und geben Aufschluss über die Umweltbedingungen vor jeweils 110 ka und 2.5 Ma. Es zeigt sich, dass die neue Methode zur Abschätzung von Mächtigkeiten und Volumina intermontaner Talverfüllungen dazu beiträgt, die Landschaftsentwicklung über Zeiträume von 1,000 bis 10,000,000 Jahren zu rekonstruieren. KW - intermontane valley fill KW - sediment thickness KW - bedrock elevation KW - artificial neural networks KW - sediment volume KW - landscape evolution KW - glacial isostatic adjustment KW - isostatic uplift KW - LGM KW - Ice model KW - European Alps KW - outburst floods KW - glacial incision KW - Tibetan Plateau KW - Shyok River KW - cosmogenic nuclides KW - exposure age dating KW - ice dam KW - Karakoram KW - Namche Barwa KW - Yarlung-Tsangpo Gorge KW - burial dating KW - tectonic uplift KW - syntaxis KW - intermontane Talverfüllungen KW - Sedimentmächtigkeit KW - Grundgesteinshöhe KW - künstliche neurale Netzwerke KW - Sedimentvolumen KW - Landschaftsentwicklung KW - Glazialisostasie KW - isostatische Hebung KW - LGM KW - Eismodell KW - Europäische Alpen KW - Seeausbrüche KW - glaziale Einschneidung KW - Tibet Plateau KW - Shyok Fluss KW - kosmogene Nuklide KW - Expositionsaltersdatierung KW - Eisdamm KW - Karakorum KW - Namche Barwa KW - Yarlung-Tsangpo Schlucht KW - Verschüttungsaltersdatierung KW - tektonische Hebung KW - Syntaxe Y1 - 2017 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-103158 ER - TY - THES A1 - Fischer, Melanie T1 - Outburst floods in the Greater Himalayas T1 - Dammbruchfluten in der Großregion des Himalayas BT - from regional susceptibility to local hazard BT - von regionaler Suszeptibilität zu lokaler Gefährdung N2 - High-mountain regions provide valuable ecosystem services, including food, water, and energy production, to more than 900 million people worldwide. Projections hold, that this population number will rapidly increase in the next decades, accompanied by a continued urbanisation of cities located in mountain valleys. One of the manifestations of this ongoing socio-economic change of mountain societies is a rise in settlement areas and transportation infrastructure while an increased power need fuels the construction of hydropower plants along rivers in the high-mountain regions of the world. However, physical processes governing the cryosphere of these regions are highly sensitive to changes in climate and a global warming will likely alter the conditions in the headwaters of high-mountain rivers. One of the potential implications of this change is an increase in frequency and magnitude of outburst floods – highly dynamic flows capable of carrying large amounts of water and sediments. Sudden outbursts from lakes formed behind natural dams are complex geomorphological processes and are often part of a hazard cascade. In contrast to other types of natural hazards in high-alpine areas, for example landslides or avalanches, outburst floods are highly infrequent. Therefore, observations and data describing for example the mode of outburst or the hydraulic properties of the downstream propagating flow are very limited, which is a major challenge in contemporary (glacial) lake outburst flood research. Although glacial lake outburst floods (GLOFs) and landslide-dammed lake outburst floods (LLOFs) are rare, a number of documented events caused high fatality counts and damage. The highest documented losses due to outburst floods since the start of the 20th century were induced by only a few high-discharge events. Thus, outburst floods can be a significant hazard to downvalley communities and infrastructure in high-mountain regions worldwide. This thesis focuses on the Greater Himalayan region, a vast mountain belt stretching across 0.89 million km2. Although potentially hundreds of outburst floods have occurred there since the beginning of the 20th century, data on these events is still scarce. Projections of cryospheric change, including glacier-mass wastage and permafrost degradation, will likely result in an overall increase of the water volume stored in meltwater lakes as well as the destabilisation of mountain slopes in the Greater Himalayan region. Thus, the potential for outburst floods to affect the increasingly more densely populated valleys of this mountain belt is also likely to increase in the future. A prime example of one of these valleys is the Pokhara valley in Nepal, which is drained by the Seti Khola, a river crossing one of the steepest topographic gradients in the Himalayas. This valley is also home to Nepal’s second largest, rapidly growing city, Pokhara, which currently has a population of more than half a million people – some of which live in informal settlements within the floodplain of the Seti Khola. Although there is ample evidence for past outburst floods along this river in recent and historic times, these events have hardly been quantified. The main motivation of my thesis is to address the data scarcity on past and potential future outburst floods in the Greater Himalayan region, both at a regional and at a local scale. For the former, I compiled an inventory of >3,000 moraine-dammed lakes, of which about 1% had a documented sudden failure in the past four decades. I used this data to test whether a number of predictors that have been widely applied in previous GLOF assessments are statistically relevant when estimating past GLOF susceptibility. For this, I set up four Bayesian multi-level logistic regression models, in which I explored the credibility of the predictors lake area, lake-area dynamics, lake elevation, parent-glacier-mass balance, and monsoonality. By using a hierarchical approach consisting of two levels, this probabilistic framework also allowed for spatial variability on GLOF susceptibility across the vast study area, which until now had not been considered in studies of this scale. The model results suggest that in the Nyainqentanglha and Eastern Himalayas – regions with strong negative glacier-mass balances – lakes have been more prone to release GLOFs than in regions with less negative or even stable glacier-mass balances. Similarly, larger lakes in larger catchments had, on average, a higher probability to have had a GLOF in the past four decades. Yet, monsoonality, lake elevation, and lake-area dynamics were more ambiguous. This challenges the credibility of a lake’s rapid growth in surface area as an indicator of a pending outburst; a metric that has been applied to regional GLOF assessments worldwide. At a local scale, my thesis aims to overcome data scarcity concerning the flow characteristics of the catastrophic May 2012 flood along the Seti Khola, which caused 72 fatalities, as well as potentially much larger predecessors, which deposited >1 km³ of sediment in the Pokhara valley between the 12th and 14th century CE. To reconstruct peak discharges, flow depths, and flow velocities of the 2012 flood, I mapped the extents of flood sediments from RapidEye satellite imagery and used these as a proxy for inundation limits. To constrain the latter for the Mediaeval events, I utilised outcrops of slackwater deposits in the fills of tributary valleys. Using steady-state hydrodynamic modelling for a wide range of plausible scenarios, from meteorological (1,000 m³ s-1) to cataclysmic outburst floods (600,000 m³ s-1), I assessed the likely initial discharges of the recent and the Mediaeval floods based on the lowest mismatch between sedimentary evidence and simulated flood limits. One-dimensional HEC-RAS simulations suggest, that the 2012 flood most likely had a peak discharge of 3,700 m³ s-1 in the upper Seti Khola and attenuated to 500 m³ s-1 when arriving in Pokhara’s suburbs some 15 km downstream. Simulations of flow in two-dimensions with orders of magnitude higher peak discharges in ANUGA show extensive backwater effects in the main tributary valleys. These backwater effects match the locations of slackwater deposits and, hence, attest for the flood character of Mediaeval sediment pulses. This thesis provides first quantitative proof for the hypothesis, that the latter were linked to earthquake-triggered outbursts of large former lakes in the headwaters of the Seti Khola – producing floods with peak discharges of >50,000 m³ s-1. Building on this improved understanding of past floods along the Seti Khola, my thesis continues with an analysis of the impacts of potential future outburst floods on land cover, including built-up areas and infrastructure mapped from high-resolution satellite and OpenStreetMap data. HEC-RAS simulations of ten flood scenarios, with peak discharges ranging from 1,000 to 10,000 m³ s-1, show that the relative inundation hazard is highest in Pokhara’s north-western suburbs. There, the potential effects of hydraulic ponding upstream of narrow gorges might locally sustain higher flow depths. Yet, along this reach, informal settlements and gravel mining activities are close to the active channel. By tracing the construction dynamics in two of these potentially affected informal settlements on multi-temporal RapidEye, PlanetScope, and Google Earth imagery, I found that exposure increased locally between three- to twentyfold in just over a decade (2008 to 2021). In conclusion, this thesis provides new quantitative insights into the past controls on the susceptibility of glacial lakes to sudden outburst at a regional scale and the flow dynamics of propagating flood waves released by past events at a local scale, which can aid future hazard assessments on transient scales in the Greater Himalayan region. My subsequent exploration of the impacts of potential future outburst floods to exposed infrastructure and (informal) settlements might provide valuable inputs to anticipatory assessments of multiple risks in the Pokhara valley. N2 - Hochgebirgsregionen stellen wertvolle Ökosystemdienstleistungen wie Nahrung, Wasser und Energieerzeugung für weltweit mehr als 900 Millionen Menschen bereit. Prognosen zufolge wird diese Zahl in den nächsten Jahrzehnten weiter rapide ansteigen, begleitet von einer zunehmenden Urbanisierung der in den Bergtälern lebenden Bevölkerung. Dieser anhaltende sozioökonomische Wandel äußert sich unter anderem in der Zunahme von Siedlungsflächen und dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, während gleichzeitig ein erhöhter Energiebedarf den Bau von Wasserkraftwerken entlang von Hochgebirgsflüssen vorantreibt. Physikalische Prozesse, welche die Hochgebirgs-Kryosphäre beeinflussen, reagieren jedoch sehr empfindlich auf Klimaveränderungen. Die globale Erwärmung wird somit wahrscheinlich auch die Bedingungen in den Einzugsgebieten und Oberläufen dieser Hochgebirgsflüsse verändern. Eine mögliche Folge dieses Wandels ist eine Zunahme der Frequenz und Magnitude von natürlichen Dammbruchfluten (im Englischen outburst floods), welche hochdynamisch sind und potenziell große Mengen Wasser und Sedimente mit sich führen können. Plötzliche Ausbrüche von Seen, welche sich zuvor hinter natürlichen Dämmen aufgestaut haben, sind komplexe geomorphologische Prozesse und oft Teil einer mehrteiligen Gefahrenkaskade. Dammbruchfluten sind jedoch, im Gegensatz zu anderen Naturgefahren im Hochgebirge wie beispielsweise Erdrutsche oder Lawinen, sehr selten. Daher sind direkte Beobachtungen und Messdaten, welche z.B. die Art des Ausbruchs oder die hydraulischen Eigenschaften der sich stromabwärts ausbreitenden Strömung festhalten, nur sehr begrenzt vorhanden, was eine der größten Herausforderungen für die gegenwärtige Forschung an natürlichen Dammbruchfluten darstellt. Trotz der Seltenheit von Ausbrüchen von Gletscherseen (glacial lake outburst floods oder GLOFs) beziehungsweise von durch Erdrutschmassen aufgestauten Seen (landslide-dammed lake outburst floods oder LLOFs), ist dieser Fluttyp für eine hohe Anzahl an dokumentierten Opferzahlen und Schäden weltweit verantwortlich. Ein Großteil dieser Schäden wurde dabei nach Aufzeichnungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch nur wenige Ereignisse verursacht. Natürliche Dammbruchfluten stellen somit eine ernsthafte Gefahr für weiter talabwärts gelegene Siedlungen und die Infrastruktur in den Hochgebirgsregionen der Welt dar. Die vorliegende Dissertation fokussiert sich räumlich auf den Himalaya und die angrenzenden Gebirgszüge – die sogenannte Großregion des Himalayas – welche sich über eine Fläche von 0.89 Millionen km² erstreckt. Obwohl sich in diesem Gebirgsgürtel seit Beginn des 20. Jahrhunderts möglicherweise Hunderte natürlicher Dammbruchfluten ereignet haben, liegen nur wenige Daten über derartige Ereignisse vor. Aktuelle Prognosen der Veränderungen der Kryosphäre in diesem Gebiet zeigen einen zunehmenden Verlust an Gletschermasse und das Abtauen von Permafrostböden, was wahrscheinlich wiederum zu einem allgemeinen Anstieg des in den Gletscherseen gespeicherten Wasservolumens sowie zur Destabilisierung der Berghänge in der Großregion des Himalayas führen wird. In Zukunft ist somit auch eine Zunahme des Potenzials für solche Überschwemmungen in den zunehmend dichter besiedelten Tälern dieses Gebirgsgürtels wahrscheinlich. Ein Paradebeispiel eines solchen gefährdeten Himalaya-Tals ist das Pokhara Tal in Nepal, welches vom Seti Khola („Khola“ heißt auf Nepalesisch Fluss) entwässert wird, dem Hochgebirgsfluss mit dem steilsten topographischen Gefälle im zentralen Himalaya. Das Pokhara Tal beherbergt die gleichnamige Stadt Pokhara, welche mit einer Einwohnerzahl von über 500.000 die zweitgrößte und am schnellsten wachsende Stadt Nepals darstellt. Ein Teil der Einwohner Pokharas lebt in informellen Siedlungen, welche sich oftmals direkt im Überschwemmungsgebiet des Seti Khola befinden. Trotz zahlreicher Hinweise auf frühere natürliche Dammbruchfluten entlang dieses Flusses aus jüngerer und historischer Zeit, wurden diese Ereignisse bisher kaum quantifiziert. Die Hauptmotivation meiner Dissertation besteht darin, den Mangel an Daten über vergangene und potenzielle zukünftige natürliche Dammbruchfluten in der Großregion des Himalayas zu überwinden, sowohl auf regionaler als auch auf lokaler Ebene. Zu diesem Zweck habe ich ein Inventar von mehr als 3.000 hinter Moränen aufgestauten Gletscherseen erstellt, von welchen etwa 1% in den letzten vier Jahrzehnten einen dokumentierten GLOF produziert haben. Auf dieser Datengrundlage testete ich, ob eine Reihe von Prädiktoren, die in bisherigen GLOF-Studien häufig verwendet wurden, statistisch relevant für die Abschätzung der Suszeptibilität von moränengedämmten Gletscherseen für GLOFs in der Vergangenheit sind. Zu diesem Zweck habe ich vier Bayesische hierarchische logistische Regressionsmodelle aufgestellt, mit welchen ich die Glaubwürdigkeit der Prädiktoren Seefläche, Seeflächendynamik, Seehöhe über dem Meeresspiegel, Gletschermassenbilanz und „Monsunalität“ (definiert als der Anteil des während der Sommermonate fallenden Niederschlages am Jahresniederschlag) untersuchen konnte. Die Anwendung eines hierarchischen Ansatzes mit zwei Ebenen ermöglichte dabei die Berücksichtigung einer möglichen räumlichen Variabilität der GLOF-Suszeptibilität im Untersuchungsgebiet, was in bisherigen Studien dieser Größenordnung bislang nicht berücksichtigt worden ist. Die Modellergebnisse deuten darauf hin, dass Gletscherseen im Nyainqentanglha und im östlichen Himalaya, also Regionen mit stark negativen Gletschermassenbilanzen, eine höhere Suszeptibilität für GLOFs hatten als Gletscherseen in Regionen mit weniger stark negativen oder stabilen Gletschermassenbilanzen. Größere Gletscherseen in größeren Einzugsgebieten zeigten durchschnittlich ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen nachgewiesenen GLOF in den letzten vier Jahrzehnten. Ein Einfluss der Monsunalität, der Höhe des Sees über dem Meeresspiegel sowie der Dynamik der Seefläche waren jedoch uneindeutig in den Modellen. Dieses Ergebnis stellt die Gültigkeit eines raschen Seewachstums als Indikator eines bevorstehenden GLOFs, ein in regionalen GLOF-Studien häufig angewandter Prädiktor, in Frage. Auf lokaler Ebene kann meine Dissertation dabei helfen, die Datenknappheit bezüglich der Fließcharakteristika der katastrophalen Flut vom Mai 2012 mit 72 Opfern entlang des Seti Khola sowie deren potenziell viel größeren Vorgängerereignissen des 12. bis 14. Jahrhunderts, welche >1 km³ an Sedimenten deponierten, zu überwinden. Um Spitzenabflüsse, Fließtiefen und Fließgeschwindigkeiten der 2012 Flut zu rekonstruieren, habe ich die Erstreckung der Flutsedimente aus RapidEye-Satellitenbildern kartiert und diese als Proxy für die Grenzen der Überflutungsflächen verwendet. Um letztere auch für die mittelalterlichen Ereignisse einzuschätzen, nutzte ich die Aufschlüsse von Stauwasserablagerungen (slackwater deposits) in den Talverfüllungen der Tributäre des Seti Kholas. Mit Hilfe stationärer hydrodynamischer Modelle simulierte ich eine breite Palette plausibler Fließszenarien, von meteorologischen Fluten (1.000 m³ s-1) bis hin zu kataklystischen Ausbrüchen (600.000 m³ s-1). Die Abschätzung der wahrscheinlichen anfänglichen Spitzenabflüsse der rezenten und mittelalterlichen Überschwemmungen geschah dabei auf der Grundlage der geringsten räumlichen Diskrepanz zwischen den sedimentären Beweisen und den simulierten Überflutungsgrenzen. Meine eindimensionalen Flutsimulationen mit der Modellierungssoftware HEC-RAS ergaben, dass die Flut von 2012 höchstwahrscheinlich einen Spitzenabfluss von 3.700 m³ s-1 im oberen Abschnitt des Seti Khola aufwies, sich jedoch beim Erreichen der etwa 15 km flussabwärts gelegenen Randbereiche Pokharas bereits auf 500 m³ s-1 abgeschwächt hatte. Um Größenordnungen höhere zweidimensionale Flutsimulationen mit der Modellierungssoftware ANUGA zeigen extensive Rückstaueffekte in den Haupttributären. Die Grenzen dieser Rückstaueffekte stimmen mit den Vorkommen von Stauwasserablagerungen überein und belegen somit den fluviatilen Charakter der mittelalterlichen Sedimentationsereignisse. Diese Dissertation liefert somit den ersten quantitativen Beweis für die Hypothese, dass die mächtigen mittelalterlichen Sedimentablagerungen des Pokhara Tals durch von starken Erdbeben ausgelösten Ausbrüchen großer ehemaliger Gletscherseen im Oberlauf des Seti Khola zusammenhängen, welche Fluten mit Spitzenabflüssen von >50.000 m³ s-1 produzierten. Aufbauend auf diesem verbesserten Verständnis vergangener Fluten entlang des Seti Khola analysierte ich die Auswirkungen potenzieller zukünftiger natürlicher Dammbruchfluten auf die Landbedeckung des Pokhara Tals, einschließlich Siedlungsfläche und Infrastruktur, anhand von hochauflösenden Satelliten- und OpenStreetMap-Daten. Meine HEC-RAS-Simulationen von zehn Flutszenarien mit Spitzenabflüssen zwischen 1.000 und 10.000 m³ s-1 ergaben, dass die relative Überflutungsgefahr in den nordwestlichen Randbereichen Pokharas am höchsten ist. Dort kann eine hydraulische Aufstauung oberhalb von engen Schluchten zu lokal höheren Überflutungstiefen führen, was eine potenzielle Gefahr für die sich in diesen Flussabschnitten befindenden informellen Siedlungen und Kiesabbaulokalitäten darstellt. Meine Analyse der Bebauungsdynamik zweier potenziell betroffener informeller Siedlungen mithilfe von hochauflösenden, multi-temporalen RapidEye-, PlanetScope- und Google Earth-Satellitenbildern ergab, dass sich die Exposition in etwas mehr als einem Jahrzehnt (2008 bis 2021) lokal um das Drei- bis Zwanzigfache erhöhte. Die vorliegende Dissertation liefert neue quantitative Erkenntnisse einerseits über die Suszeptibilität von moränengedämmten Seen für plötzliche Gletscherseeausbrüche (GLOFs) auf regionaler Ebene und andererseits, auf lokaler Ebene, über die Strömungsdynamik der sich talabwärtsbewegenden Flutwellen vergangener Ereignisse. Meine anschließende Untersuchung der Auswirkungen potenzieller künftiger natürlicher Dammbruchfluten auf exponierte Infrastruktur und (informelle) Siedlungen kann einen wertvollen Beitrag zu zukünftigen Multi-Risikobewertung für das Pokhara Tal leisten. KW - outburst floods KW - Bayesian multi-level logistic regression KW - hydrodynamic modelling KW - Himalayas KW - GLOF KW - Nepal KW - flood hazard KW - Bayes'sche Mehrebenenregression KW - GLOF (Gletscherseeausbruchsflut) KW - Himalaya-Gebirge KW - Nepal KW - Flutgefährdung KW - hydrodynamische Modellierung KW - Dammbruchfluten Y1 - 2022 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-569972 ER -