TY - THES A1 - Ventura-Bort, Carlos T1 - Temporo-spatial dynamics of the impact of emotional contexts on visual processing and memory T1 - Zeitlich-räumliche Dynamik der Auswirkungen emotionaler Kontexte auf die visuelle Verarbeitung und das Gedächtnis N2 - It has frequently been observed that single emotional events are not only more efficiently processed, but also better remembered, and form longer-lasting memory traces than neutral material. However, when emotional information is perceived as a part of a complex event, such as in the context of or in relation to other events and/or source details, the modulatory effects of emotion are less clear. The present work aims to investigate how emotional, contextual source information modulates the initial encoding and subsequent long-term retrieval of associated neutral material (item memory) and contextual source details (contextual source memory). To do so, a two-task experiment was used, consisting of an incidental encoding task in which neutral objects were displayed over different contextual background scenes which varied in emotional content (unpleasant, pleasant, and neutral), and a delayed retrieval task (1 week), in which previously-encoded objects and new ones were presented. In a series of studies, behavioral indices (Studies 2, 3, and 5), event-related potentials (ERPs; Studies 1-4), and functional magnetic resonance imaging (Study 5) were used to investigate whether emotional contexts can rapidly tune the visual processing of associated neutral information (Study 1) and modulate long-term item memory (Study 2), how different recognition memory processes (familiarity vs. recollection) contribute to these emotion effects on item and contextual source memory (Study 3), whether the emotional effects of item memory can also be observed during spontaneous retrieval (Sstudy 4), and which brain regions underpin the modulatory effects of emotional contexts on item and contextual source memory (Study 5). In Study 1, it was observed that emotional contexts by means of emotional associative learning, can rapidly alter the processing of associated neutral information. Neutral items associated with emotional contexts (i.e. emotional associates) compared to neutral ones, showed enhanced perceptual and more elaborate processing after one single pairing, as indexed by larger amplitudes in the P100 and LPP components, respectively. Study 2 showed that emotional contexts produce longer-lasting memory effects, as evidenced by better item memory performance and larger ERP Old/New differences for emotional associates. In Study 3, a mnemonic differentiation was observed between item and contextual source memory which was modulated by emotion. Item memory was driven by familiarity, independently of emotional contexts during encoding, whereas contextual source memory was driven by recollection, and better for emotional material. As in Study 2, enhancing effects of emotional contexts for item memory were observed in ERPs associated with recollection processes. Likewise, for contextual source memory, a pronounced recollection-related ERP enhancement was observed for exclusively emotional contexts. Study 4 showed that the long-term recollection enhancement of emotional contexts on item memory can be observed even when retrieval is not explicitly attempted, as measured with ERPs, suggesting that the emotion enhancing effects on memory are not related to the task embedded during recognition, but to the motivational relevance of the triggering event. In Study 5, it was observed that enhancing effects of emotional contexts on item and contextual source memory involve stronger engagement of the brain's regions which are associated with memory recollection, including areas of the medial temporal lobe, posterior parietal cortex, and prefrontal cortex. Taken together, these findings suggest that emotional contexts rapidly modulate the initial processing of associated neutral information and the subsequent, long-term item and contextual source memories. The enhanced memory effects of emotional contexts are strongly supported by recollection rather than familiarity processes, and are shown to be triggered when retrieval is both explicitly and spontaneously attempted. These results provide new insights into the modulatory role of emotional information on the visual processing and the long-term recognition memory of complex events. The present findings are integrated into the current theoretical models and future ventures are discussed. N2 - Es wurde häufig beobachtet, dass einzelne emotionale Ereignisse effizienter verarbeitet und besser erinnert werden und länger anhaltende Gedächtnisspuren bilden als neutrales Material. Wenn jedoch emotionale Informationen als Teil eines komplexen Ereignisses wahrgenommen werden, wie beispielsweise im Kontext oder in Bezug auf andere Ereignisse und/oder Quellendetails, sind die modulierenden Einflüsse von Emotionen weniger klar. Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab zu untersuchen, wie emotionale, kontextuelle Quelleninformationen die anfängliche Kodierung und den anschließenden langfristigen Abruf von zugehörigem neutralen Material (Itemgedächtnis) und kontextuellen Quellendetails (Quellengedächtnis) modulieren. Dazu wurde ein Zwei-Aufgaben-Experiment verwendet, bestehend aus einer nicht instruierten Enkodierungsaufgabe, bei der neutrale Objekte eingebettet in verschiedene kontextuelle Hintergrundszenen dargeboten wurden, die in ihrem emotionalen Inhalt variierten (unangenehm, angenehm und neutral), und einer verzögerten Abrufaufgabe (1 Woche), bei der zuvor enkodierte und neue Objekte präsentiert wurden. In einer Reihe von Studien wurden Verhaltensindizes (Studien 2-5), ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs; Studien 1-4) und funktionelle Magnetresonanztomographie (Studie 5) verwendet, um zu untersuchen, ob emotionale Kontexte die visuelle Verarbeitung der zugehörigen neutralen Informationen kurzfristig verändern können (Studie 1) und das Langzeitgedächtnis modulieren (Studie 2), wie verschiedene Prozesse des Wiedererkennens (Vertrautheit vs. Rekollektion) zu diesen Emotionseffekten auf das Item- und das kontextuelle Quellengedächtnis beitragen (Studie 3), ob die emotionalen Effekte auf das Itemgedächtnis auch bei der spontanen Abfrage beobachtet werden können (Studie 4) und über welche Hirnregionen die modulierenden Effekte emotionaler Kontexte auf das Item- und kontextuelle Quellengedächtnis vermittelt werden (Studie 5). In Studie 1 wurde beobachtet, dass emotionale Kontexte durch emotionales assoziatives Lernen die Verarbeitung der zugehörigen neutralen Informationen kurzfristig verändern können. Neutrale Elemente, die mit emotionalen Kontexten verbunden sind (im Folgenden „emotional Assoziierte“ genannt), zeigten nach einer einzigen Paarung im Vergleich zu neutralen Elementen eine verbesserte perzeptuelle und elaboriertere Verarbeitung, wie durch höhere Amplituden in den P100- bzw. LPP-Komponenten nachgewiesen wurde. Studie 2 zeigte, dass emotionale Kontexte länger anhaltende Gedächtniseffekte erzeugen, was sich in einer besseren Itemgedächtnisleistung und größeren EKP-alt/neu Unterschieden für emotional Assoziierte zeigte. In Studie 3 wurde eine mnemonische Differenzierung zwischen Item- und kontextuellem Quellengedächtnis beobachtet, die durch Emotionen moduliert wurde. Das Itemgedächtnis wurde durch den Prozess der Vertrautheit getrieben unabhängig von den emotionalen Kontexten während der Enkodierung. Das kontextuelle Quellengedächtnis wurde dagegen durch Rekollektion getrieben und war besser für emotionales Material. Wie in Studie 2 wurden in EKPs, die mit Rekollektionsprozessen in Verbindung stehen, verstärkende Effekte von emotionalen Kontexten für das Itemgedächtnis beobachtet. Ebenso wurde für das kontextuelle Quellengedächtnis eine ausgeprägte Rekollektionsbezogene Potenzierung der EKPs ausschließlich für emotionale Kontexte beobachtet. Studie 4 zeigte, dass die langfristige Verstärkung der Rekollektion, die emotionale Kontexten im Itemgedächtnis verursachen, auch dann beobachtet werden kann, wenn der Abruf nicht explizit instruiert wird. Dieser Befund zum spontanen Erinnern deutet darauf hin, dass die gedächtnissteigernden Effekte von Emotionen nicht mit der Aufgabe zusammenhängen, die während des Abrufs gestellt wurde, sondern mit der motivationalen Relevanz des auslösenden Ereignisses. In Studie 5 wurde beobachtet, dass an der verstärkenden Wirkung von emotionalen Kontexten auf das Item- und kontextuelle Quellengedächtnis solche Hirnregionen beteiligt sind, die mit der Rekollektionsprozessen assoziiert werden, einschließlich der Bereiche des medialen Temporallappens, des posterioren parietalen Kortex und des präfrontalen Kortex. Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass emotionale Kontexte die anfängliche Verarbeitung der zugehörigen neutralen Informationen und der nachfolgenden, langfristigen Erinnerungen an Items und kontextuelle Quellen schnell modulieren. Die durch emotionaler Kontexte ausgelösten Gedächtniseffekte werden eher durch Rekollektions- und weniger durch Vertrautheitsprozesse vermittelt und zeigen sich sowohl bei expliziten als auch bei spontanen Abruf. Diese Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse über die modulierende Rolle emotionaler Informationen bei der visuellen Verarbeitung und der Langzeiterinnerung an komplexe Ereignisse. Die vorliegenden Erkenntnisse werden in aktuelle theoretische Modelle integriert und zukünftige Forschungsperspektiven werden diskutiert. KW - memory KW - fMRI KW - Emotion KW - emotion KW - EEG KW - Gedächtnis KW - EEG KW - fMRT Y1 - 2020 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-550236 ER - TY - THES A1 - LeGall, Yann A1 - Mboro, Mnyaka Sururu T1 - Remembering the dismembered BT - African human remains and memory cultures in and after repatriation N2 - This thesis – written in co-authorship with Tanzanian activist Mnyaka Sururu Mboro – examines different cases of repatriation of ancestral remains to African countries and communities through the prism of postcolonial memory studies. It follows the theft and displacement of prominent ancestors from East and Southern Africa (Sarah Baartman, Dawid Stuurman, Mtwa Mkwawa, Songea Mbano, King Hintsa and the victims of the Ovaherero and Nama genocides) and argues that efforts made for the repatriation of their remains have contributed to a transnational remembrance of colonial violence. Drawing from cultural studies theories such as "multidirectional memory", "rehumanisation" and "necropolitics", the thesis argues for a new conceptualisation or "re-membrance" in repatriation, through processes of reunion, empowerment, story-telling and belonging. Besides, the afterlives of the dead ancestors, who stand at the centre of political debates on justice and reparations, remind of their past struggles against colonial oppression. They are therefore "memento vita", fostering counter-discourses that recognize them as people and stories. This manuscript is accompanied by a “(web)site of memory” where some of the research findings are made available to a wider audience. This blog also hosts important sound material which appears in the thesis as interventions by external contributors. Through QR codes, both the written and the digital version are linked with each other to problematize the idea of a written monograph and bring a polyphonic perspective to those diverse, yet connected, histories. N2 - Diese Studie untersucht Erinnerungskulturen während und nach der Rückführung menschlicher Überreste zu afrikanischen Gemeinschaften und Ländern. An der Schnittstelle von memory studies, postkolonialer Ethnographie und kritischer Museumsforschung zeigt diese Arbeit, wie die Rückführung von Überresten ehemaliger Widerstandskämpfer*innen und namenloser Vorfahren in ihre Gesellschaften gegen das Fortbestehen kolonialer Ungerechtigkeit angeht. In diesen Prozessen – von Rückgabeforderungen bis nach der Wiederbestattung der Überreste – intervenieren Nachfahren von Opfern, community leaders, Künstler*innen und Medien. Sie ermöglichen dadurch eine transnationale Auseinandersetzung mit der Geschichte der antikolonialen Bewegungen und der Rassenanthropologie. Durch Methoden der partizipativen Ethnographie zeigt die Arbeit auf, wie Überlieferung, Gedenkstätten, lokale Kulturprojekte, Theater, Film und Reportagen die Tatorte erneut aufgreifen und die zuvor von der Anthropologie objektifizierten Überreste „rehumanisieren“ (Rassool), mit anderen Worten, ihnen ihre menschliche Würde zurückgeben. Doch auch die sog. „afterlives“ der Opfer, deren Überreste so lange in Museen und Universitätssammlungen lagen, haben zu wichtigen Diskussionen über postkoloniale Gerechtigkeit, Museumsethik und transnationale Erinnerung geführt. Sollen sie in Gewahrsam einer staatlichen Institution oder an einem von den Nachkommen der Opfer gewählten Ort begraben werden? Was bedeuten diese zurückgeführten Vorfahren in dem gegenwärtigen Kampf um Anerkennung kolonialer Gewalt und Genozids, aber auch um Entschuldigung und Wiedergutmachung? Und wie sind diese Rückgabeprozesse (auch „Repatriierung“ genannt) generell in Narrative der kolonialen Vergangenheit eingebettet, wie zu verstehen im Kontext ihrer körperlichen und diskursiven Gewalt? All diese Fragen werden hier in Fallstudien und von unterschiedlichen Perspektiven aufgegriffen: die Geschichte des Kopfs und des Zahns vom Mhehe antikolonialen Mtwa Mkwawa (Tansania); die Rückkehr von Sarah Baartman von Frankreich nach Südafrika; der Geist von Dawid Stuurman, der 2017 von Australien zurück nach Südafrika begleitet wurde; die verschiedene Repatriierungen von Ovaherero and Nama Ahnen von Deutschland nach Namibia zwischen 2011 und 2018; der Fall von Xhosa König Hintsa, dessen Kopf angeblich in Großbritannien verschleppt wurde; und die Abwesenheit vom Kopf des Ngoni Nduna Songea Mbano, der während des Majimaji Kriegs von den Deutschen ermordet wurde. Die Körper und Geister dieser Toten sind ein heterogener Korpus. Dennoch drehen sich alle Fallstudien dieser Arbeit um zwei entscheidende Fragen: Erstens, wer hat die Deutungshoheit über die Geschichte der kolonialen Gewalt? Welche Erinnerung der Totenbleibt? Zweitens, was sind angemessene Entschädigungen für Mord, Völkermord, koloniale Unterdrückung und Ausbeutung? Als Beitrag im Feld der memory studies argumentiert diese Arbeit für ein erweitertes Verständnis der „remembrance“ (übersetzt als Erinnerung aber auch „Zusammenbringen der Körperteile“). In diesen materiellen und immateriellen Prozessen, wird wiedervereint, was durch jahrzehntelange physische und epistemische Gewalt gebrochen, beschädigt oder getrennt wurde: einerseits Knochen, Zähne und Körper, und andererseits Familien wieder zu vereinen, Subjektpositionen zu reparieren, Würde wiederherzustellen und Ansprüche auf Selbstbestimmung und Selbsterzählung zu erheben. Die Arbeit zeigt, dass bilaterale und transnationale politische und kulturelle Projekte die Geschichten der Toten “multidirektional“ erzählen (Rothberg), nämlich in Beziehung zueinander. Sie untersucht auch, in welchen Kontexten die Vergangenheit nicht mehr als Last, sondern als Werkzeug zum Verständnis und zur Heilung der Wunden angesehen wird. Es sind Trittsteine für Wege der Versöhnung und mögliche Wiedergutmachung, die auf Trauer, Anerkennung und Sühne, aber auch Zusammenarbeit ausgerichtet sind. Dank Repatriierungen können Nachfahren und communities endlich eine Geschichte(n) erzählen, die auf mehr als nur Verlust und Abwesenheit aufbauen. Das Buch hat zwei Autoren und verschiedene Mitwirkende, die zusätzliche Perspektiven auf die Geschichten kolonialer Gewalt ermöglichen. Diese Polyphonie in der ethnographischen Arbeit bezieht sich auf Vincent Crapanzanos Technik der Juxtaposition und Alexander Weheliyes Argument für „fragmentarisches“ Schreiben. Da lokale Akteur*innen zu dieser Wissensproduktion beigetragen haben, zielt die Arbeit auch darauf ab, sie sichtbar zu machen. Das Wissen, das diese ethnographische Forschung generiert hat, soll auch weiterhin verfügbar sein und an diejenigen zurückgegeben werden, die diese Forschung überhaupt erst ermöglicht haben. Deswegen führen eingebettete QR-Codes zu den Audioquellen der vielfältigen Interventionen von Nachfahren und Gemeinschaftsmitgliedern. Diese Quellen sind Teil einer größeren Website, ein digitales Gegenstück zu dem Manuskript. Über die Website werden Kontexte kolonialer Gewalt öffentlich zugänglich gemacht. In dieser digitalen Ausstellung ist das Sprachregister an ein nicht-akademisches Publikum angepasst. Darüber hinaus bietet die Website Übersetzungen einiger Forschungsergebnisse in relevante afrikanische Sprachen an. KW - repatriation KW - colonialism KW - human remains KW - memory KW - Erinnerungskultur KW - Rückgabe KW - menschliche Überreste KW - Kolonialismus KW - Tanzania KW - South Africa KW - Namibia KW - genocide KW - skull KW - Schädel KW - Tansania KW - Südafrika KW - Namibia KW - Rothberg KW - Mbembe KW - postcolonial KW - decolonial KW - postkolonial KW - dekolonial KW - Erinnerung Y1 - 2021 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:517-opus4-508502 ER -