@misc{Schuetze2020, type = {Master Thesis}, author = {Sch{\"u}tze, Christin}, title = {Comprehension of gender-neutral forms and the pseudo-generic masculine in German: a visual world eye-tracking study}, doi = {10.25932/publishup-48415}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-484157}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {192}, year = {2020}, abstract = {Geschlechtergerechte und -inklusive Sprache hat sich w{\"a}hrend der vergangenen Jahre zu einem umstritteten Thema entwickelt und wird interdisziplin{\"a}r von der theoretischen bis zur Psycho-Linguistik, Soziologie sowie Wirtschaft diskutiert - und von allen, die Sprache nutzen. Untersuchungen zum Deutschen, die haupts{\"a}chlich auf Frageb{\"o}gen beruhen (im {\"U}berblick von Braun et al. 2005), L{\"u}ckentexte verwenden (Klein 1988) und Kategorisierungen mit Bildzuordnung abfragen (Irmen \& K{\"o}hncke 1996) disqualifizieren generisch verwendete maskuline Formen als pseudo-generisch: sie verfehlen ihre grammatisch vorgeschriebene Funktion, Referent*innen jeden Geschlechtes einzubeziehen. Ausgewogenere, Geschlechter gleichermaßen benennede Ausdr{\"u}cke (Paarformen wie Lehrer und Lehrerinnen) stellen explizite Referenz her zu weiblicher Pr{\"a}senz und Teilhabe, wodurch sie folglich eine gleichberechtigtere Interpretation beg{\"u}nstigen. Echtzeit("online")-Methoden, um die Verarbeitung geschlechtersensibler Sprache zu untersuchen, sind innerhalb der Forschung zum Ph{\"a}nomenon {\"u}berraschend selten vertreten, abgesehen von den Reaktionszeitmessungen (Irmen \& K{\"o}hncke 1996, Irmen \& Kaczmarek 2000) und Blickbewegungsstudien beim Lesen (Irmen \& Schumann 2011). Zus{\"a}tzlich wurde geschlechterneutrale Sprache (GNS) in der Mehrheit der Experimente nicht fokussiert, und wenn GNS Teil der Stimulusmaterialien war, fielen die Ergebnisse uneindeutig aus (De Backer \& De Cuypere 2012), oder sie befanden solche Alternativen als uneffektiv ({\"a}hnlich der maskulinen Generika, s. Braun et al. 2005), obwohl Richtlinien zu nicht-diskriminierender Sprache diese gemeinhin/ empfehlen. Geschlechterneutrale (GN) Ausdr{\"u}cke f{\"u}r pers{\"o}nliche Referenz im Deutschen umfassen • nominalisierte Partizipien; Substantivierungen im Allgemeinen: Interessierte, Lehrende • Kollektiva im Singular: Publikum, Kollegium • Zusammensetzungen (u. a. mit einer Begrifflichkeit von "-person"): Ansprechpersonen, Lehrkr{\"a}fte • Paraphrasierungen, die ein (genderisiertes) Subjekt umschreiben und somit in den Hintergrund r{\"u}cken: z. B. Passiv- und Relativkonstruktionen In einer Blickbewegungsstudie im "visual world"-Design wurde das Verst{\"a}ndnis von Generika unter der Verwendung maskuliner Nomen und GN-Formen f{\"u}r Rollen- und Berufsbezeichnungen im Plural getestet. In komplexen Stimulusszenarien sollte Referenz zu den auf einem Bildschirm pr{\"a}sentierten Referent*innen hergestellt werden. Am Ende einer jeden Stimuluseinheit wurde eine Frage gestellt, sodass das Bild, das mit den Referent*innen am ehesten {\"u}bereinstimmt, (erneut) identifiziert werden musste. Die Grafiken bildeten 1) eine einzelne Person (Protagonist*in des Settings) ab, 2) eine ausschließlich weibliche Personengruppe, 3) eine ausschießlich m{\"a}nnliche Gruppe, 4) eine gemischtgeschlechtliche Gruppe bestehend aus weiblichen und m{\"a}nnlichen Mitgliedern. Diese Gruppenreferent*innen wurden auditiv vorgestellt mit entweder a) Maskulina (die Lehrer), b) spezifisch weiblichen Nomina, also Feminina (die Lehrerinnen), oder c) einer der oben genannten drei nominalen GN-Varianten (die Lehrkr{\"a}fte). Die Ergebnisse best{\"a}tigen den h{\"a}ufigen m{\"a}nnlichen Bias, eine Schlagseite grammatisch maskuliner Formen, die generisch verwendet werden, hin zu m{\"a}nnlichen Referenten, das heißt, deren spezifisch m{\"a}nnliche Interpretation. Weiterhin hatte der Grad an Stereotypizit{\"a}t von Nomen - wie stereotyp Rollen und Berufe be-/ gewertet werden - einen Einfluss auf die Antworten. Die GN-Alternativen, welche generell daf{\"u}r bekannt sind bzw. wurden indefinite Referenz zu erzielen (ergo "markiert" sind f{\"u}r geschlechterfaire Sprache), stellten sich als am qualifiziertesten heraus, gemischtgeschlechtliche Interpretationen hervorzurufen. War eine pers{\"o}nliche Referenz zuvor mit GN-Termini etabliert worden, wurde eine inklusive(re) Antwort durchg{\"a}ngig bewirkt. Darauf deuten sowohl Blickbewegungen als auch Antwortproportionen hin, doch unterschiedlichen Ausmaßes in Abh{\"a}ngigkeit vom GN Nominaltyp. Konzepte, die in ihrer linguistischen Form von Geschlecht abstrahieren (es "neutralisieren") treten als inklusiver in Erscheinung, und sind somit bessere Kandidatinnen f{\"u}r eine generische Referenz als jener im Maskulinum.}, language = {en} }