@phdthesis{Unger2023, author = {Unger, Annika}, title = {Fr{\"u}he Wortsegmentierung im monolingualen und bilingualen Spracherwerb}, doi = {10.25932/publishup-58297}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-582970}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {VIII, 132}, year = {2023}, abstract = {Die vorgelegte Dissertation befasst sich mit der fr{\"u}hen Wortsegmentierung im monolingualen und bilingualen Spracherwerb. Die Wortsegmentierung stellt eine der wesentlichen Herausforderungen f{\"u}r S{\"a}uglinge im Spracherwerb dar, da gesprochene Sprache kontinuierlich ist und Wortgrenzen nicht zuverl{\"a}ssig durch akustische Pausen markiert werden. Zahlreiche Studien konnten f{\"u}r mehrere Sprachen zeigen, dass sich Segmentierungsf{\"a}higkeiten von monolingualen S{\"a}uglingen zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat herausbilden (z. B. Englisch: Jusczyk, Houston \& Newsome, 1999; Franz{\"o}sisch: Nazzi, Mersad, Sundara, Iakimova \& Polka, 2014; Deutsch: H{\"o}hle \& Weissenborn, 2003; Bartels, Darcy \& H{\"o}hle, 2009). Fr{\"u}he Wortsegmentierungsf{\"a}higkeiten sind sprachspezifisch (Polka \& Sundara, 2012). Crosslinguistische Studien zeigten, dass eine sprach{\"u}bergreifende Segmentierung f{\"u}r einsprachig aufwachsende S{\"a}uglinge nur erfolgreich bew{\"a}ltigt wird, wenn die nicht-native Sprache rhythmische Eigenschaften mit ihrer Muttersprache teilt (Houston, Jusczyk, Kuijpers, Coolen \& Cutler, 2000; H{\"o}hle, 2002; Polka \& Sundara, 2012). In vier Studien dieser Dissertation wurden mit behavioralen (Headturn Preference Paradigma) und elektrophysiologischen Untersuchungen (Elektroenzephalografie) monolingual Deutsch aufwachsende und bilingual Deutsch-Franz{\"o}sisch aufwachsende S{\"a}uglinge im Alter von 9 Monaten untersucht. Dabei wurde der Frage nachgegangen, ob monolingual Deutsch aufwachsende S{\"a}uglinge im Alter von 9 Monaten in der Lage sind, ihre Muttersprache Deutsch und die rhythmisch un{\"a}hnliche Sprache Franz{\"o}sisch zu segmentieren. Mit anderen Worten: K{\"o}nnen monolinguale S{\"a}uglinge im Alter von 9 Monaten ihre Segmentierungsprozeduren modifizieren bzw. von ihrer bevorzugten Segmentierung abweichen, um auch nicht-muttersprachlichen Input erfolgreich zu segmentieren? Bezogen auf die bilingualen Sprachlerner wurde der Frage nachgegangen, ob zweisprachig aufwachsende S{\"a}uglinge vergleichbare Segmentierungsf{\"a}higkeiten wie monolingual aufwachsende S{\"a}uglinge aufweisen und ob sich zudem ein Einfluss der Sprachdominanz auf die Entwicklung der Wortsegmentierungsf{\"a}higkeiten in einer bilingualen Population zeigt. Durch die gew{\"a}hlten Methoden konnten sowohl Verhaltenskorrelate als auch elektrophysiologische Korrelate zur Beantwortung der Fragestellungen herangezogen werden. Dar{\"u}ber hinaus erm{\"o}glichte das EEG durch ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs) einen Einblick in Lern- und Verarbeitungsprozesse, die mit Verhaltensmethoden nicht erfassbar waren. Die Ergebnisse zeigen, dass monolingual Deutsch aufwachsende S{\"a}uglinge im Alter von 9 Monaten sowohl ihre Muttersprache als auch die nicht-native Sprache Franz{\"o}sisch erfolgreich segmentieren. Die F{\"a}higkeit zur Segmentierung der nicht-nativen Sprache Franz{\"o}sisch wird jedoch beeinflusst von der Muttersprache: monolinguale S{\"a}uglinge, die mit Franz{\"o}sisch zuerst getestet wurden, segmentierten sowohl das Franz{\"o}sische als auch das im Anschluss pr{\"a}sentierte deutsche Sprachmaterial. Monolinguale S{\"a}uglinge die zuerst mit Deutsch und anschließend mit Franz{\"o}sisch getestet wurden, segmentierten die deutschen Stimuli, jedoch nicht das franz{\"o}sische Sprachmaterial. Bilingual Deutsch-Franz{\"o}sisch aufwachsende S{\"a}uglinge segmentieren im Alter von 9 Monaten beide Muttersprachen erfolgreich. Die Ergebnisse deuten zudem auf einen Einfluss der Sprachdominanz auf die Wortsegmentierungsf{\"a}higkeiten von zweisprachig aufwachsenden S{\"a}uglingen. Die balancierten Bilingualen segmentieren beide Muttersprachen erfolgreich, die unbalancierten Bilingualen zeigen nur f{\"u}r die jeweils dominante Sprache eine erfolgreiche Segmentierung. Zusammenfassend liefert diese Arbeit erstmals Evidenz f{\"u}r eine erfolgreiche sprach{\"u}bergreifende Segmentierung in prosodisch differenten Sprachen unterschiedlicher Rhythmusklassen in einer monolingualen Population. Dar{\"u}ber hinaus liefern die Studien dieser Arbeit Evidenz daf{\"u}r, dass bilingual aufwachsende S{\"a}uglinge bezogen auf die Wortsegmentierungsf{\"a}higkeiten eine vergleichbare Entwicklung wie einsprachig aufwachsende Sprachlerner zeigen. Dieses Ergebnis erweitert die Datenlage bisheriger Studien, die f{\"u}r verschiedene Entwicklungsschritte im Spracherwerb keine Verz{\"o}gerung, sondern eine zu monolingual aufwachsenden S{\"a}uglingen vergleichbare Entwicklung innerhalb einer bilingualen Population nachweisen konnten (Sprachdiskrimination: Byers-Heinlein, Burns \& Werker, 2010; Bosch \& Sebastian-Galles, 1997; Phonemdiskrimination: Albareda-Castellot, Pons \& Sebasti{\´a}n-Gall{\´e}s, 2011; Wahrnehmung rhythmischer Eigenschaften: Bijeljac-Babic, H{\"o}hle \& Nazzi, 2016).}, language = {de} }