@phdthesis{Eilers2021, author = {Eilers, Sarah}, title = {Children's processing of anaphora during reading comprehension}, doi = {10.25932/publishup-52714}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-527141}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {107}, year = {2021}, abstract = {Viele Kinder haben Schwierigkeiten, w{\"a}hrend des Lesens einen Textinhalt ad{\"a}quat zu erfassen. Lesen ist eine komplexe kognitive Aufgabe, die verschiedene Unteraufgaben umfasst, darunter zum Beispiel das Dekodieren von W{\"o}rtern und das Verkn{\"u}pfen mehrerer aufeinander folgender S{\"a}tze. Einen Teil dieser Verkn{\"u}pfungen machen referenzielle Ausdr{\"u}cke aus. Referenzen wie nominale Anaphern (Minky/die Katze) oder Pronomen (Minky/sie) signalisieren den Lesenden, wie die Protagonisten und Protagonistinnen in aufeinander folgenden S{\"a}tzen zusammenh{\"a}ngen. Die Lesenden verkn{\"u}pfen diese Information in einem mentalen Modell des Textes, nachdem sie die Referenz aufgel{\"o}st haben. Besonders Personalpronomen (er/sie) k{\"o}nnen ohne einen solchen Aufl{\"o}sungsprozess nicht verstanden werden. Sie m{\"u}ssen mit einem passenden Antezedenten in Verbindung gebracht werden, oder das mentale Modell bleibt unvollst{\"a}ndig. Gelungene Pronomenaufl{\"o}sung ist somit besonders bedeutsam f{\"u}r ein gutes Textverst{\"a}ndnis. Die vorliegende Dissertation besch{\"a}ftigt sich mit der Pronomenaufl{\"o}sung von Grundschulkindern im Alter von 8-9 Jahren und geht dabei der grunds{\"a}tzlichen Frage nach, ob Kinder in diesem Alter Pronomen in nat{\"u}rlichen Lesesituationen spontan aufl{\"o}sen. Zudem wurde am Beispiel der Geschlechtsinformation des Pronomens untersucht, welchen Einfluss die Informationsdichte um die Pronomenregion auf die Blickbewegungen von Kindern hat. Dabei ging es auch um den Einfluss von Leseentwicklung und Lesefertigkeiten auf die Blickbewegungen beim Lesen, sowie auf das Verstehen eines Pronomens. Die erste Studie untersuchte das Lesen kurzer Texte, die aus jeweils drei S{\"a}tzen bestanden. Der erste Satz f{\"u}hrte einen Protagonisten mit Namen ein (Mia), auf den sich der zweite oder dritte Satz bezog, entweder mit einer Wiederholung des Namens (Mia) oder einem Pronomen (sie). Die Studie ging der Frage nach, ob Kinder bei solchen salienten Antezedenten ein Pronomen (sie) als referenziellen Ausdruck dem wiederholten Namen (Mia) vorziehen. In der Literatur zum Lesen Erwachsener ist dieser Befund als repeated name penalty effect bekannt: Der Lesefluss von ge{\"u}bten Lesenden wird durch die Wiederholung einer Nominalphrase deutlich beeintr{\"a}chtigt. F{\"u}r Kinder dagegen wurde die Hypothese aufgestellt, dass deren Lesefluss durch die Wiederholung verbessert werden k{\"o}nnte, und zwar aufgrund der sich {\"u}berlappenden Wortform (Mia - Mia) die eine kognitiv aufw{\"a}ndige Aufl{\"o}sung des Pronomens (Mia - sie) {\"u}berfl{\"u}ssig macht. Die zweite Studie untersuchte die Verarbeitung von kongruenten und inkongruenten Geschlechtsinformation auf dem Pronomen. Die Kinder bekamen komplexe S{\"a}tze zu lesen, bei denen das Pronomen entweder passend zum Antezedenten gew{\"a}hlt war (Mia - sie) oder unpassend (Mia - er). Erg{\"a}nzend wurden Leseverstehen und Lesefl{\"u}ssigkeit erhoben und mit der F{\"a}higkeit der Kinder, spontan ein inkongruentes Pronomen w{\"a}hrend des Lesens zu erkennen, in Verbindung gebracht. Die dritte Studie untersuchte die Blickbewegungen auf dem Pronomen in Abh{\"a}ngigkeit von variierender Geschlechtsinformationen genauer. Sie verglich den Lesefluss und das Leseverstehen von Kindern in Pronomenregionen, in denen das Pronomen anhand von der Geschlechtsinformation eindeutig einem Protagonisten zugeordnet werden kann (Peter und Paula…, er…) mit Lesesituationen, in denen der weitere Satzkontext zur Aufl{\"o}sung herangezogen werden muss (Peter und Paul, … er…). Dabei wurden die Blickbewegungen auf der Pronomenregion mit dem Leseverstehen, insbesondere dem Verstehen des Pronomens, in Verbindung gebracht. Dieses Experiment wurde im Sinne einer Longitudinalstudie in Klasse 3 und Klasse 4 mit der gleichen Gruppe von 70 Kindern durchgef{\"u}hrt. Zusammengefasst belegen die Ergebnisse dieser Dissertation, dass Kinder im Alter zwischen 8 und 9 Jahren noch deutliche Schwierigkeiten mit dem Verstehen von Pronomen in Leseaufgaben haben. Die Antworten auf Verst{\"a}ndnisfragen zum Pronomen zeigen insbesondere, dass Kinder die Kontextinformation in S{\"a}tzen nur unzureichend f{\"u}r die Pronomenaufl{\"o}sung nutzen, und dass ihr Verst{\"a}ndnis eines Pronomens wesentlich davon abh{\"a}ngt, ob das Pronomen anhand der Geschlechtsinformation eindeutig einem Antezedenten zugewiesen werden kann. Dies zeigte sich bei Kindern im 3., aber auch noch im 4. Schuljahr. Die Ergebnisse der Analyse von Blickbewegungsdaten, welche den wesentlichen Beitrag der vorliegenden Dissertation zum Forschungsfeld darstellen, zeigen zun{\"a}chst, dass Kinder ein Pronomen erwarten, wenn der Antezent salient ist (Studie 1). Anders als angenommen gibt es keinen Beleg daf{\"u}r, dass der kindliche Lesefluss von einer Wiederholung des Antezedenten profitiert. Der Befund eines repeated name penalty effects bei Kindern dieser Altersgruppe belegt im Gegenteil eine Sensitivit{\"a}t f{\"u}r die Diskursregeln, nach denen Pronomen auf saliente Antezedenten referieren. Allerdings kann daraus nicht abgeleitet werden, dass die Online-Pronomenaufl{\"o}sung von Kindern mit denen von erwachsenen Lesenden vergleichbar ist. Die Ergebnisse der Analyse von Blickbewegungsdaten auf der Pronomenregion (Studien 2 und 3) belegen wichtige Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen, sowie deutliche interindividuelle Unterschiede in Zusammenhang mit dem Leseverstehen und der Lesefl{\"u}ssigkeit der Kinder. Die Ergebnisse der Studie 2 belegen einen Zusammenhang zwischen der Lesefl{\"u}ssigkeit eines Kindes und der F{\"a}higkeit, eine Inkongruenz zwischen Pronomen und Antezedenten w{\"a}hrend des Lesens wahrzunehmen. W{\"a}hrend alle Kinder l{\"a}ngere gaze durations (erste Verweildauer) auf einem inkongruenten Pronomen hatten, zeigte sich nur bei Kindern mit hoher Lesefl{\"u}ssigkeit eine Tendenz zu regressiven Blickbewegungen aus der fraglichen Pronomenregion. Diese regressiven Blickbewegungen gelten als Signal f{\"u}r eine lokale Verarbeitungsschwierigkeit und werden als Versuch interpretiert, diese Schwierigkeit aufzul{\"o}sen. Eine hohe Lesefl{\"u}ssigkeit war also korreliert mit dem Erkennen der Inkongruenz. Dar{\"u}ber hinaus war das Blickbewegungsmuster der Kinder, die die Inkongruenz erkannten, vergleichbarer mit dem der erwachsenen Kontrollgruppe. Die Befunde werden so interpretiert, dass Kinder mit einer h{\"o}heren Lesefl{\"u}ssigkeit mehr kognitive Ressourcen f{\"u}r die {\"U}berwachung ihres eigenen Leseprozesses zur Verf{\"u}gung stehen, und sie diese freien Ressourcen zur Pronomenaufl{\"o}sung auch in schwierigen Satzkontexten nutzen k{\"o}nnen. Kinder unterscheiden sich stark in ihrem Leseverstehen, auch innerhalb einer Kohorte. Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation belegen, dass vorwiegend Kinder mit gutem Leseverstehen in der Lage sind, Pronomen w{\"a}hrend des Lesens anhand derer Geschlechtsinformation aufzul{\"o}sen. Es l{\"a}sst sich zeigen, dass sich gute Lesende nachweislich mehr Zeit in einer Pronomenregion nehmen, wenn das Pronomen anhand der Geschlechtsinformation direkt aufgel{\"o}st werden kann. Darin unterscheiden sie sich von schlechteren Lesenden, auch wenn diese insgesamt eine l{\"a}ngere Lesedauer zeigen. Das Alter der Kinder war dabei weniger entscheidend als ihre individuelle Leistung im Leseverstehens- und Lesefl{\"u}ssigkeitstest. Zusammengefasst l{\"a}sst sich sagen, dass gute Lesende unter den Kindern in der Lage sind, Pronomen w{\"a}hrend des Lesens spontan aufzul{\"o}sen. Dabei ist das Leseverstehen ein entscheidender Faktor in beiden untersuchten Altersstufen. F{\"u}r einen Einfluss des Alters der Kinder gab es dagegen kein Indiz. Der Beitrag der vorliegenden Dissertation zum Forschungsfeld ist die Untersuchung und Darstellung der spezifischen Blickbewegungsmuster im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Aufl{\"o}sung von Pronomen bei Kindern. Das Blickbewegungsverhalten in der Pronomenregion ist abh{\"a}ngig vom Leseverstehen und der Lesefl{\"u}ssigkeit der Kinder. Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass viele Kinder Pronomen w{\"a}hrend des Satzverstehens nicht spontan aufl{\"o}sen, was sich negativ auf ihr Leseverstehen auswirkt, und zwar vermutlich umso mehr in komplexeren Textzusammenh{\"a}ngen. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht die kognitiven Anforderungen, die erfolgreiche Pronomenaufl{\"o}sung an Kinder stellt. Nicht zuletzt gibt sie wichtige Impulse f{\"u}r die Untersuchung von {\"u}bergeordneten Leseprozessen in nat{\"u}rlichen Leseumgebungen mittels Eyetracking auch bei j{\"u}ngeren Kindern.}, language = {en} } @phdthesis{Knospe2018, author = {Knospe, Gloria-Mona}, title = {Processing of pronouns and reflexives in Turkish-German bilinguals}, doi = {10.25932/publishup-43644}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-436442}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {xxii, 410}, year = {2018}, abstract = {Previous studies on native language (L1) anaphor resolution have found that monolingual native speakers are sensitive to syntactic, pragmatic, and semantic constraints on pronouns and reflexive resolution. However, most studies have focused on English and other Germanic languages, and little is currently known about the online (i.e., real-time) processing of anaphors in languages with syntactically less restricted anaphors, such as Turkish. We also know relatively little about how 'non-standard' populations such as non-native (L2) speakers and heritage speakers (HSs) resolve anaphors. This thesis investigates the interpretation and real-time processing of anaphors in German and in a typologically different and as yet understudied language, Turkish. It compares hypotheses about differences between native speakers' (L1ers) and L2 speakers' (L2ers) sentence processing, looking into differences in processing mechanisms as well as the possibility of cross-linguistic influence. To help fill the current research gap regarding HS sentence comprehension, it compares findings for this group with those for L2ers. To investigate the representation and processing of anaphors in these three populations, I carried out a series of offline questionnaires and Visual-World eye-tracking experiments on the resolution of reflexives and pronouns in both German and Turkish. In the German experiments, native German speakers as well as L2ers of German were tested, while in the Turkish experiments, non-bilingual native Turkish speakers as well as HSs of Turkish with L2 German were tested. This allowed me to observe both cross-linguistic differences as well as population differences between monolinguals' and different types of bilinguals' resolution of anaphors. Regarding the comprehension of Turkish anaphors by L1ers, contrary to what has been previously assumed, I found that Turkish has no reflexive that follows Condition A of Binding theory (Chomsky, 1981). Furthermore, I propose more general cross-linguistic differences between Turkish and German, in the form of a stronger reliance on pragmatic information in anaphor resolution overall in Turkish compared to German. As for the processing differences between L1ers and L2ers of a language, I found evidence in support of hypotheses which propose that L2ers of German rely more strongly on non-syntactic information compared to L1ers (Clahsen \& Felser, 2006, 2017; Cunnings, 2016, 2017) independent of a potential influence of their L1. HSs, on the other hand, showed a tendency to overemphasize interpretational contrasts between different Turkish anaphors compared to monolingual native speakers. However, lower-proficiency HSs were likely to merge different forms for simplified representation and processing. Overall, L2ers and HSs showed differences from monolingual native speakers both in their final interpretation of anaphors and during online processing. However, these differences were not parallel between the two types of bilingual and thus do not support a unified model of L2 and HS processing (cf. Montrul, 2012). The findings of this thesis contribute to the field of anaphor resolution by providing data from a previously unexplored language, Turkish, as well as contributing to research on native and non-native processing differences. My results also illustrate the importance of considering individual differences in the acquisition process when studying bilingual language comprehension. Factors such as age of acquisition, language proficiency and the type of input a language learner receives may influence the processing mechanisms they develop and employ, both between and within different bilingual populations.}, language = {en} }