@phdthesis{Grosso2021, author = {Grosso, Stefano}, title = {Anerkennung und Macht}, doi = {10.25932/publishup-50846}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-508461}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {152}, year = {2021}, abstract = {In der vorliegenden Untersuchung habe ich das Ziel verfolgt, einen sachlich-eigenst{\"a}ndigen Beitrag f{\"u}r eine Debatte gegen Honneths kritische Gesellschaftstheorie zu leisten. In dieser Debatte wird Honneth dahingehend kritisiert, dass es ihm mit seiner kritischen Gesellschaftstheorie entgegen seiner eigenen systematischen Zielsetzung nicht gelingt, in modernen liberaldemokratischen Gesellschaften s{\"a}mtliche Ph{\"a}nomene von sozialer Herrschaft kritisch zu hinterfragen. Denn soziale Anerkennung, die Honneth als Schl{\"u}sselbegriff f{\"u}r diese kritische Hinterfragung behandelt, bei der soziale Herrschaft in Verbindung mit sozialer Missachtung (als mangelnde soziale Anerkennung) steht, kann laut der Kritik faktisch selbst ein Medium f{\"u}r die Stiftung von sozialer Unterwerfung sein. Dies geschieht in Prozessen von Identit{\"a}tsentwicklung, in denen soziale Anerkennung f{\"u}r Individuen als Anerkannte bestimmte Identit{\"a}tsm{\"o}glichkeiten einr{\"a}umt und auf diese Weise gleichzeitig andere Identit{\"a}tsm{\"o}glichkeiten ausschließt, womit sie auf diese Identit{\"a}t einschr{\"a}nkend und insofern herrschend wirkt. Es handelt sich um eine Form von sozialer Herrschaft, die durch soziale Anerkennung gestiftet wird. Honneth zieht dem Vorwurf zufolge nicht in Erw{\"a}gung, dass soziale Anerkennung bei Individuen als Anerkannte einen solchen negativen Effekt erzielen kann. Hieraus ergeben sich die Fragen, ob soziale Anerkennung in Prozessen von Identit{\"a}tsentwicklung jeweils mit sozialer Herrschaft einhergeht und wie dieser Typus von sozialer Herrschaft kritisiert werden kann. Diese Fragen hat Honneth zuletzt in einem pers{\"o}nlichen Gespr{\"a}ch mit Allen und Cooke (als zwei Teilnehmerinnen der Debatte gegen Honneth) beantwortet. An dieser Stelle vertritt er mit beiden Gespr{\"a}chsteilnehmerinnen die Auffassung, dass die Operation der Einschr{\"a}nkung von Identit{\"a}tsm{\"o}glichkeiten an sich keine Operation darstellt, welche, wie sonst in der Debatte gegen seine kritische Gesellschaftstheorie behauptet wird, auf soziale Herrschaft zur{\"u}ckf{\"u}hrt. Diese Auffassung beruht auf der Idee, wonach soziale Anerkennung sich in jenem praktischen Kontext nur unter der Bedingung als herrschaftsstiftend erweist, dass sie immanente Prinzipien verletzt, die substanziell kritische Maßst{\"a}be definieren. Mein Beitrag zu dieser Debatte gegen Honneth besteht auf der einen Seite in der Erkl{\"a}rung, dass sowohl jene Auffassung als auch jene Idee argumentativ mangelhaft sind, und auf der anderen Seite in der Ausf{\"u}hrung des Vorhabens, diesen argumentativen Mangel selbst zu beheben. Gegen jene Auffassung behaupte ich, dass die drei Autoren in ihrem Gespr{\"a}ch nicht erl{\"a}utern, inwiefern soziale Anerkennung nicht herrschend wirkt, wenn sie die Identit{\"a}tsm{\"o}glichkeiten von Individuen als Anerkannte einschr{\"a}nkt, denn mit dieser Einschr{\"a}nkung wird vielmehr faktisch {\"u}ber diese Individuen geherrscht - die Debatte gegen Honneth, so zur Unterst{\"u}tzung dieser Ansicht, baut haupts{\"a}chlich auf ebendiesem Faktum auf. Gegen jene Idee habe ich f{\"u}nf problematische Fragen gestellt und beantwortet, die Bezug eigentlich nicht allein auf diese Idee selbst, sondern {\"u}berdies auf weitere, naheliegende Ideen nehmen, welche die drei Autoren angesprochen haben.}, language = {de} } @masterthesis{Haid2022, type = {Bachelor Thesis}, author = {Haid, Malina}, title = {Ingeborg Bachmanns „Malina" als Verarbeitungsprozess von Traumata}, doi = {10.25932/publishup-55033}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-550339}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {29}, year = {2022}, abstract = {Inspiriert durch die bis dato unver{\"o}ffentlichten privaten Aufzeichnungen Ingeborg Bachmanns in dem 2017 erschienenen ersten Band Male Oscuro der neuen Ingeborg-Bachmann-Gesamtausgabe der Salzburger Bachmann Edition, untersucht die vorliegende Arbeit die Zusammenh{\"a}nge zwischen dem Leben und Schreiben der {\"o}sterreichischen Autorin. Dabei werden die gedanklichen Parallelen zwischen den privaten Aufzeichnungen und Bachmanns Roman Malina als Idee f{\"u}r einen neuen Deutungsansatz genutzt. Hierbei steht jedoch bewusst statt einer typisch biografischen Lesart spezifisch die {\"a}sthetische Umsetzung der beobachteten Parallelen im Vordergrund, welche mithilfe von narratologischen, stilistischen und linguistischen Elementen auf ihre Stichhaltigkeit gepr{\"u}ft werden. Die vorliegende Arbeit stellt daraufhin die These auf, dass Malina einen individuellen Verarbeitungsprozess von Traumata beschreibt, welcher gleichzeitig durch die im Text beschriebenen negativen Einfl{\"u}sse der Gesellschaft auf diesen Prozess auch als eine umfassende Gesellschaftskritik aufgefasst werden kann. Diese Gesellschaftskritik ist jedoch nicht auf eine Faschismus- oder Patriarchatskritik reduziert, sondern l{\"a}sst sich, gem{\"a}ß der Ergebnisse dieser Arbeit, auf jegliche Formen des Machtmissbrauchs auf s{\"a}mtlichen Ebenen der Gesellschaft beziehen. Die These st{\"u}tzt sich dabei auf ein close reading der im Roman beschriebenen traumatischen Erfahrungen, welche sich sowohl auf individuelle traumatische Erfahrungen (Inzest) als auch auf kollektive traumatische Erfahrungen (Holocaust) beziehen und dadurch der im Text veranschaulichten gesellschaftlichen Abwehr dieser Traumata eine besondere Wirkungskraft verleihen. Die narrativ-psychologisch motivierte Untersuchung des Romans kn{\"u}pft dabei an den j{\"u}ngeren Forschungsstand an und versucht sich an einer explizit werkimmanent argumentierenden Analyse, um so nahe liegende biografische Fehlschl{\"u}sse bewusst zu vermeiden. Nach einer Exposition des Themas und einem kurzen {\"U}berblick {\"u}ber die relevante Forschungsliteratur wird im Hauptteil die These handlungslogisch anhand spezifischer Textstellen untersucht und gleichzeitig mit stilistischen und narratologischen Detailanalysen unterst{\"u}tzt. Im Fazit wird die untersuchte These abschließend im Hinblick auf die eigene Erz{\"a}hlpoetik Bachmanns betrachtet und mit intertextuell ankn{\"u}pfenden Themengebieten erweitert. Das Ende des Romans wird dabei mit Hilfe des narrativ-psychologischen Ansatzes positiv gedeutet, n{\"a}mlich als die L{\"o}sung des im Verlauf des Erz{\"a}hltextes bearbeiteten Problems: die Aufl{\"o}sung einer Trauma-bedingten Informationsblockade. Damit wird das bereits vielfach interpretierte Ende des Romans nicht als Tod der Ich-Figur gedeutet, sondern als Befreiung eben dieser aus dem Trauma-f{\"o}rdernden System der Romanwelt. Solchermaßen gelesen stellt Bachmann mit Malina einen - im Sinne der von ihr geforderten ‚neuen Literatur' - durch und durch Erkenntnis anregenden, interdisziplin{\"a}ren Zusammenhang her, welcher die Beziehungen zwischen Trauma und Tabu, Krankheit und Gesellschaft, Opfer und T{\"a}ter, Verarbeitung und Verdr{\"a}ngung kunstvoll zu beschreiben vermag. Der Roman bricht damit den Bann der Sprachlosigkeit rund um den zweiten Weltkrieg und veranschaulicht eindrucksvoll den individuellen Prozess eines traumatisierten weiblichen Ichs, das vom Vergessen {\"u}ber das Erinnern zum Ansprechen und anschließenden {\"U}berwinden seiner Traumata gelangt - und damit beispielhaft die Strukturen von Machtmissbrauch durchbricht.}, language = {de} }