@phdthesis{Trendelenburg2017, author = {Trendelenburg, Val{\´e}rie}, title = {Therapie der Erdnussallergie durch orale Immuntherapie}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-403557}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {XIV, 198}, year = {2017}, abstract = {Einleitung: Die Erdnussallergie z{\"a}hlt zu den h{\"a}ufigsten Nahrungsmittelallergien im Kindesalter. Bereits kleine Mengen Erdnuss (EN) k{\"o}nnen zu schweren allergischen Reaktionen f{\"u}hren. EN ist der h{\"a}ufigste Ausl{\"o}ser einer lebensbedrohlichen Anaphylaxie bei Kindern und Jugendlichen. Im Gegensatz zu anderen fr{\"u}hkindlichen Nahrungsmittelallergien entwickeln Patienten mit einer EN-Allergie nur selten eine nat{\"u}rliche Toleranz. Seit mehreren Jahren wird daher an kausalen Therapiem{\"o}glichkeiten f{\"u}r EN-Allergiker, insbesondere an der oralen Immuntherapie (OIT), geforscht. Erste kleinere Studien zur OIT bei EN-Allergie zeigten erfolgsversprechende Ergebnisse. Im Rahmen einer randomisierten, doppelblind, Placebo-kontrollierten Studie mit gr{\"o}ßerer Fallzahl werden in der vorliegenden Arbeit die klinische Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapieoption bei Kindern mit EN-Allergie genauer evaluiert. Des Weiteren werden immunologische Ver{\"a}nderungen sowie die Lebensqualit{\"a}t und Therapiebelastung unter OIT untersucht. Methoden: Kinder zwischen 3-18 Jahren mit einer IgE-vermittelten EN-Allergie wurden in die Studie eingeschlossen. Vor Beginn der OIT wurde eine orale Provokation mit EN durchgef{\"u}hrt. Die Patienten wurden 1:1 randomisiert und entsprechend der Verum- oder Placebogruppe zugeordnet. Begonnen wurde mit 2-120 mg EN bzw. Placebo pro Tag, abh{\"a}ngig von der Reaktionsdosis bei der oralen Provokation. Zun{\"a}chst wurde die t{\"a}gliche OIT-Dosis alle zwei Wochen {\"u}ber etwa 14 Monate langsam bis zu einer Erhaltungsdosis von mindestens 500 mg EN (= 125 mg EN-Protein, ~ 1 kleine EN) bzw. Placebo gesteigert. Die maximal erreichte Dosis wurde dann {\"u}ber zwei Monate t{\"a}glich zu Hause verabreicht. Im Anschluss erfolgte erneut eine orale Provokation mit EN. Der prim{\"a}re Endpunkt der Studie war die Anzahl an Patienten der Verum- und Placebogruppe, die unter oraler Provokation nach OIT ≥1200 mg EN vertrugen (=„partielle Desensibilisierung"). Sowohl vor als auch nach OIT wurde ein Hautpricktest mit EN durchgef{\"u}hrt und EN-spezifisches IgE und IgG4 im Serum bestimmt. Außerdem wurden die Basophilenaktivierung sowie die Aussch{\"u}ttung von T-Zell-spezifischen Zytokinen nach Stimulation mit EN in vitro gemessen. Anhand von Frageb{\"o}gen wurde die Lebensqualit{\"a}t vor und nach OIT sowie die Therapiebelastung w{\"a}hrend OIT erfasst. Ergebnisse: 62 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen und randomisiert. Nach etwa 16 Monaten unter OIT zeigten 74,2\% (23/31) der Patienten der Verumgruppe und nur 16,1\% (5/31) der Placebogruppe eine „partielle Desensibilisierung" gegen{\"u}ber EN (p<0,001). Im Median vertrugen Patienten der Verumgruppe 4000 mg EN (~8 kleine EN) unter der Provokation nach OIT wohingegen Patienten der Placebogruppe nur 80 mg EN (~1/6 kleine EN) vertrugen (p<0,001). Fast die H{\"a}lfte der Patienten der Verumgruppe (41,9\%) tolerierten die H{\"o}chstdosis von 18 g EN unter Provokation („komplette Desensibilisierung"). Es zeigte sich ein vergleichbares Sicherheitsprofil unter Verum- und Placebo-OIT in Bezug auf objektive Nebenwirkungen. Unter Verum-OIT kam es jedoch signifikant h{\"a}ufiger zu subjektiven Nebenwirkungen wie oralem Juckreiz oder Bauchschmerzen im Vergleich zu Placebo (3,7\% der Verum-OIT-Gaben vs. 0,5\% der Placebo-OIT-Gaben, p<0,001). Drei Kinder der Verumgruppe (9,7\%) und sieben Kinder der Placebogruppe (22,6\%) beendeten die Studie vorzeitig, je zwei Patienten beider Gruppen aufgrund von Nebenwirkungen. Im Gegensatz zu Placebo, zeigten sich unter Verum-OIT signifikante immunologische Ver{\"a}nderungen. So kam es zu einer Abnahme des EN-spezifischen Quaddeldurchmessers im Hautpricktest, einem Anstieg der EN-spezifischen IgG4-Werte im Serum sowie zu einer verminderten EN-spezifischen Zytokinsekretion, insbesondere der Th2-spezifischen Zytokine IL-4 und IL-5. Hinsichtlich der EN-spezifischen IgE-Werte sowie der EN-spezifischen Basophilenaktivierung zeigten sich hingegen keine Ver{\"a}nderungen unter OIT. Die Lebensqualit{\"a}t von Kindern der Verumgruppe war nach OIT signifikant verbessert, jedoch nicht bei Kindern der Placebogruppe. W{\"a}hrend der OIT wurde die Therapie von fast allen Kindern (82\%) und M{\"u}ttern (82\%) als positiv bewertet (= niedrige Therapiebelastung). Diskussion: Die EN-OIT f{\"u}hrte bei einem Großteil der EN-allergischen Kinder zu einer Desensibilisierung und einer deutlich erh{\"o}hten Reaktionsschwelle auf EN. Somit sind die Kinder im Alltag vor akzidentellen Reaktionen auf EN gesch{\"u}tzt, was die Lebensqualit{\"a}t der Kinder deutlich verbessert. Unter den kontrollierten Studienbedingungen zeigte sich ein akzeptables Sicherheitsprofil, mit vorrangig milder Symptomatik. Die klinische Desensibilisierung ging mit Ver{\"a}nderungen auf immunologischer Ebene einher. Langzeitstudien zur EN-OIT m{\"u}ssen jedoch abgewartet werden, um die klinische und immunologische Wirksamkeit hinsichtlich einer m{\"o}glichen langfristigen oralen Toleranzinduktion sowie die Sicherheit unter langfristiger OIT zu untersuchen, bevor das Therapiekonzept in die Praxis {\"u}bertragen werden kann.}, language = {de} }