@phdthesis{Schmid2021, author = {Schmid, Sylvia}, title = {Zwischen Kooperation und Wettbewerb - Zur Zusammenarbeit in naturwissenschaftlichen Forschungsteams in außeruniversit{\"a}ren Forschungseinrichtungen}, doi = {10.25932/publishup-50177}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-501772}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {328, XXIV}, year = {2021}, abstract = {Trotz der hohen innovationspolitischen Bedeutung der außeruniversit{\"a}ren Forschungseinrichtungen (AUF) sind sie bisher selten Gegenstand empirischer Untersuchungen. Keine der bisher vorliegenden Arbeiten legt ihren Fokus auf die Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen in Forschungsteams, obwohl wissenschaftliche Zusammenarbeit ein weitgehend unerforschtes Gebiet ist. Dies verwundert insofern, da gerade innovative und komplexe Aufgaben, wie sie im Bereich der Forschung bestehen, das kreative Potenzial Einzelner sowie eine gut funktionierende Kooperation der einzelnen Individuen ben{\"o}tigen. Die Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen in den AUF findet in einem kompetitiven Umfeld statt. Einerseits stehen die AUF auf Organisationsebene im Wettbewerb zueinander und konkurrieren um Forschungsgelder und wissenschaftliches Personal. Andererseits ist die kompetitive Einwerbung von Drittmitteln f{\"u}r Wissenschaftler:innen essentiell, um Leistungen, gemessen an hochrangigen Publikationen und Drittmittelquoten, f{\"u}r die eigene Karriere zu erbringen. Ein zunehmender Anteil an Drittmittelfinanzierung in den Einrichtungen hat zudem Auswirkungen auf die Personalpolitik und die Anzahl befristeter Arbeitsverh{\"a}ltnisse. Gleichzeitig wird Forschungsf{\"o}rderung h{\"a}ufig an Kollaborationen von Wissenschaftler:innen gekn{\"u}pft und bei Publikationen und Forschungsergebnissen zeigen Studien, dass diese {\"u}berwiegend das Resultat von mehreren Personen sind. Dieses Spannungsfeld zwischen Zusammenarbeit und Wettbewerb wird verst{\"a}rkt durch die fehlenden M{\"o}glichkeiten f{\"u}r den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Wissenschaft zu bleiben. Auch wenn die Bundesregierung auf diese Herausforderungen reagiert, muss der Einzelne seinen Weg zwischen Zusammenarbeit und Konkurrenz finden. Zielsetzung dieser Arbeit ist es, nachfolgende Forschungsfragen zu beantworten: 1. Wie k{\"o}nnen naturwissenschaftliche Forschungsteams in AUF charakterisiert werden? 2. Wie agiert die einzelne Forscherin/ der einzelne Forscher im Spannungsfeld zwischen Kooperation und Wettbewerb? 3. Welche Potentiale und Hemmnisse lassen sich auf Individual-, Team- und Umweltebene f{\"u}r eine erfolgreiche Arbeit von Forschungsteams in AUF ausmachen? Um die Forschungsfragen beantworten zu k{\"o}nnen, wurde eine empirische Untersuchung im Mixed Method Design, bestehend aus einer deutschlandweiten Onlinebefragung von 574 Naturwissenschaftler:innen in AUF und qualitativen Interviews mit 122 Teammitgliedern aus 20 naturwissenschaftlichen Forschungsteams in AUF, durchgef{\"u}hrt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teams eher als Arbeitsgruppen bezeichnet werden k{\"o}nnen, da v.a. in der Grundlagenforschung kein gemeinsames Ziel als vielmehr ein gemeinsamer inhaltlicher Rahmen vorliegt, in dem die Forschenden ihre individuellen Ziele verfolgen. Die Arbeit im Team wird {\"u}berwiegend als positiv und kooperativ beschrieben und ist v.a. durch gegenseitige Unterst{\"u}tzung bei Problemen und weniger durch einen thematisch wissenschaftlichen Erkenntnisprozess gepr{\"a}gt. Dieser findet vielmehr in Form kleiner Untergruppen innerhalb der Arbeitsgruppe und vor allem in enger Abstimmung mit der Teamleitung (TL) statt. Als wettbewerbsversch{\"a}rfend werden vor allem organisationale Rahmenbedingungen, wie Befristungen und der Flaschenhals, thematisiert. Die TL nimmt die zentrale Rolle im Team ein, tr{\"a}gt die wissenschaftliche, finanzielle und personelle Verantwortung und muss den Forderungen der Organisation gerecht werden. Promovierende konzentrieren sich fast ausschließlich auf ihre Qualifizierungsarbeit. Bei Postdocs ist ein Spannungsfeld zu erkennen, da sie eigene Projekte und Ziele verfolgen, die neben den Anforderungen der TL bestehen. Die Gatekeeperfunktion der TL wird gest{\"a}rkt durch ihre Rolle bei der Weitergabe von karriererelevanten Informationen im Team, z.B. bei anstehenden Konferenzen. Sie hat die wichtigen Kontakte, sorgt f{\"u}r die Vernetzung des Teams und ist f{\"u}r die Netzwerkpflege zust{\"a}ndig. Der wissenschaftliche Nachwuchs verl{\"a}sst sich bei seinen Aufgaben und den karriererelevanten Faktoren sehr auf ihre Unterst{\"u}tzung. Nicht-wissenschaftliche Mitarbeitende gilt es st{\"a}rker zu ber{\"u}cksichtigen, dies sowohl in ihrer Funktion in den Teams als auch in der Gesamtorganisation. Sie sind die zentralen Ansprechpersonen des wissenschaftlichen Personals und sorgen f{\"u}r eine Kontinuit{\"a}t bei der Wissensspeicherung und -weitergabe. F{\"u}r die Organisationen gilt es, unterst{\"u}tzende Rahmen-, Arbeits- und Aufgabenbedingungen f{\"u}r die TL zu schaffen und den wissenschaftlichen Nachwuchs bei einer fr{\"u}hzeitigen Verantwortung f{\"u}r wissenschaftliche und karriererelevante Aufgaben zu unterst{\"u}tzen. Daf{\"u}r bedarf es verbesserter Personalentwicklungskonzepte und -angebote. Dar{\"u}ber hinaus gilt es, Kooperationsm{\"o}glichkeiten innerhalb der Einrichtung und zwischen den Gruppen zu schaffen, z.B. durch offene R{\"a}ume und Netzwerkm{\"o}glichkeiten, und innovative Arbeitsumgebungen zu f{\"o}rdern, um neue Formen einer innovationsfreundlichen Wissenschaftskultur zu etablieren.}, language = {de} }