@phdthesis{Ghods2021, author = {Ghods, Mojtaba}, title = {Standardisierung der chirurgischen Therapie bei Lip{\"o}dem Patienten}, doi = {10.25932/publishup-53829}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-538299}, school = {Universit{\"a}t Potsdam}, pages = {IV, 206}, year = {2021}, abstract = {Das Therapiemanagement bei Lip{\"o}dem stellt auf Grund unzureichenden Wissensstandes in entscheidenden Aspekten eine besondere Herausforderung dar. Da die Pathogenese der Erkrankung nicht hinreichend gekl{\"a}rt ist und bislang kein pathognomonisches Diagnostikkriterium definiert wurde, beklagen viele Betroffene einen langj{\"a}hrigen Leidensweg bis zur Einleitung von Therapiemaßnahmen. Durch Steigerung der Awareness der Erkrankung in den letzten Jahren konnten die Intervalle bis zur korrekten Diagnose erfreulicherweise erheblich verk{\"u}rzt werden. Obwohl die Zuordnung der Beschwerden zu einer klar definierten Erkrankung f{\"u}r viele Patientinnen eine Erleichterung ist, stellt die Erkenntnis {\"u}ber begrenzte Therapiem{\"o}glichkeiten h{\"a}ufig eine neuerliche Belastung dar. Als Konsequenz der ungekl{\"a}rten Pathogenese konnte bis dato keine kausale Therapie f{\"u}r das Lip{\"o}dem definiert werden. Zu Beginn waren die M{\"o}glichkeiten konservativer Behandlungsstrategien nur eingeschr{\"a}nkt in den Rahmen eines allgemeing{\"u}ltigen Konzeptes involviert und insbesondere Limitationen nicht klar definiert. Obwohl in diversen Bereichen der Therapie weiterhin keine ausreichende Evidenz besteht, konnten durch eine systematische Aufarbeitung die grunds{\"a}tzlichen Behandlungsoptionen in Relation zueinander gesetzt werden. Betroffene Patientinnen, sowie die verschiedenen in die Behandlung integrierte medizinische Disziplinen verf{\"u}gen somit {\"u}ber einen grunds{\"a}tzlichen Handlungsalgorithmus, deren Empfehlungen {\"u}ber einfache Rezeptierung von Lymphdrainage und Kompressionsbekleidung hinausgehen. Durch kritische Reflexion der geltenden Dogmata wurde ein interdisziplin{\"a}rer Leitfaden vorgeschlagen, der auf nachvollziehbare Weise im Sinne eines Stufenschemas alle wesentlichen Therapies{\"a}ulen in einen allgemeing{\"u}ltigen Behandlungsplan einbindet. Im vielschichten Management der Erkrankung verbleibt die operative Behandlung, die Liposuktion, allerdings h{\"a}ufig als „ultima ratio" nach ausbleibender Linderung unter konservativen Therapiemaßnahmen. Die wesentliche Zielstellung der vorliegenden Arbeit konzentriert sich demnach auf die Optimierung des operativen Vorgehens in der Durchf{\"u}hrung von Liposuktionen bei Patientinnen mit Lip{\"o}dem und zeigt sowohl Grenzen der Indikationsstellung, als auch Potenzial des Behandlungserfolges im Langzeitverlauf auf. Langzeitergebnisse zeigen, dass die Liposuktion als sicherer Eingriff mit dem Potenzial einer nachhaltigen Symptomreduktion f{\"u}r Lip{\"o}dem-Patientinnen angesehen werden kann. Betont werden soll zudem die Notwendigkeit der Verzahnung operativer Maßnahmen mit konservativen Therapien und somit die Integration der Liposuktion als sinnvolle Behandlungsalternative in ein klar umrissenes Therapiekonzept. Methodisch greift die Arbeit auf insgesamt 10 Publikationen zur{\"u}ck. Die hier postulierte mehrzeitige Megaliposuktion zur Therapie des Lip{\"o}dems, mit summierten Gesamtaspirationsvolumina {\"u}ber alle Eingriffe von bis zu 66.000 ml, konnte als evidenzbasiertes Therapieverfahren best{\"a}tigt und validiert werden. Die beschriebenen niedrigen Komplikationsraten sind unter Anderem Resultat einer differenzierten, individualisierten perioperativen Strategie. Neben der Ber{\"u}cksichtigung grunds{\"a}tzlicher methodischer Prinzipien existieren allerdings vielf{\"a}ltige Variationen, deren Implikationen auf Komplikationsraten jeweils differenziert zu betrachten sind. Es existiert zwar kein Konsensus f{\"u}r ein allgemeing{\"u}ltiges Standardverfahren der Liposuktion, allerdings konnten zahlreiche Elemente im perioperativen Management definiert werden, die unabh{\"a}ngig von der verwendeten Operationstechnik einen potenziellen positiven Einfluss auf das Outcome haben. Obwohl die Liposuktion bei Lip{\"o}dem somit zusammenfassend mittlerweile als sicheres Verfahren gelten kann, sind einige Aspekte weiterhin nicht abschließend gekl{\"a}rt. Hierbei stehen vor allem das Volumenmanagement und die standardisierte Festlegung des maximalen Aspirationsvolumens im Fokus. Die Analyse verschiedener Kovariablen auf die Linderung Lip{\"o}dem-assoziierter Symptome nach Liposuktion zeigt, dass Alter, Body-Mass-Index (BMI) und pr{\"a}operatives Stadium der Erkrankung einen signifikanten Einfluss auf das postoperative Ergebnis haben und in der Planung des mehrzeitigen operativen Vorgehens ber{\"u}cksichtigt werden m{\"u}ssen. BMI- oder k{\"o}rpergewichtsabh{\"a}ngige Zielgr{\"o}ßen der Absaugvolumina waren als Prognosefaktor f{\"u}r das postoperative Outcome dagegen nicht relevant. Inwieweit dies m{\"o}glicherweise an der {\"U}berschreitung des „notwendigen" Volumengrenzwerts f{\"u}r ad{\"a}quate Symptomlinderung durch regul{\"a}re Durchf{\"u}hrung von Megaliposuktionen liegen k{\"o}nnte, oder ob dieser Parameter tats{\"a}chlich keinen Einfluss auf das Ergebnis nach Operation besitzt, konnte nicht abschließend gekl{\"a}rt werden. Weiterhin konnte ein positiver Nutzen auf assoziierte Begleiterkrankungen bei Lip{\"o}dem nachgewiesen werden. Das Spektrum der Behandlungsmethoden kann durch regul{\"a}re Integration der Liposuktion in das Therapieschema somit um eine nachhaltige Alternative sinnvoll erg{\"a}nzt werden. Im Unterschied zur alleinigen konservativen Therapie kann hierdurch ein wesentlicher Schritt weg von der alleinigen symptomatischen Therapie gemacht werden. Zudem die vielf{\"a}ltige Symptomatik der diversen assoziierten Komorbidit{\"a}ten zu ber{\"u}cksichtigen. Als Konsequenz und f{\"u}r die Notwendigkeit eines ganzheitlichen, interdisziplin{\"a}ren Therapieansatzes w{\"a}re der Terminus „Lip{\"o}dem-Syndrom" m{\"o}glicherweise treffender und wird zur Diskussion gestellt. F{\"u}r ein gesondertes Patientenklientel wurden zudem basale Grunds{\"a}tze im perioperativen Vorgehen differenziert aufgearbeitet. Lip{\"o}dem-Patientinnen mit begleitendem von-Willebrand-Syndrom stellen im Hinblick auf Blutungskomplikationen eine außerordentliche Herausforderung dar. Die vorliegenden evidenzbasierten Empfehlungen zum Therapiemanagement dieser Patientinnen bei Eingriffen {\"a}hnlicher Risikoklassifizierung wurden systematisch aufgearbeitet und in Bezug zu den speziellen Anforderungen bei Megaliposuktionen gebracht. Das dabei erarbeitete Therapieschema wird die pr{\"a}operative Detektion von Koagulopathien im Allgemeinen, sowie die perioperative Komplikationsrate bei von-Willebrand-Patientinnen im Speziellen zuk{\"u}nftig erheblich verbessern. Zusammenfassend konnte somit ein allgemeing{\"u}ltiger Algorithmus f{\"u}r die moderne und langfristig erfolgreiche Therapie von Lip{\"o}dem-Patientinnen mit besonderem Fokus auf die Megaliposuktion erarbeitet werden. Bei ad{\"a}quatem perioperativem Management und Ber{\"u}cksichtigung der großen Volumenverschiebungen kann der Eingriff komplikationsarm und sicher durchgef{\"u}hrt werden. Nicht abschließend gekl{\"a}rt ist derzeit die Pathophysiologie der Erkrankung wobei eine immunologische Genese sowie die prim{\"a}re Pathologie des Lymphgef{\"a}ßsystems bzw. der Fett(vorl{\"a}ufer)zellen als Erkl{\"a}rungmodelle favorisiert werden. Die Entwicklung diagnostischer Biomarker sollte dabei verfolgt werden.}, language = {de} }