TY - JOUR A1 - Kosuch, Carolin T1 - „Ein Jude zog aus von Nazareth…“ T2 - PaRDeS : Zeitschrift der Vereinigung für Jüdische Studien [21 (2015)] = Jesus in den Jüdischen Kulturen des 19. und 20. Jahrhunderts T2 - PaRDeS : Journal of the Association of Jewish Studies [21 (2015)] = Jesus in the Jewish cultures of the 19th and 20th century N2 - Der deutsch-jüdische Dichter und Anarchist Erich Mühsam (1878–1934) rekurrierte in seinem schriftstellerischen OEuvre wiederholt auf die Figur Jesus’. Im Versuch, diese Beziehungsgeschichte zu rekonstruieren und zu deuten, rücken Einflussgeber aus dem Umfeld der literarischen Avantgarde Berlins sowie der Lebensreformbewegung in den Blick. In einer Verschränkung von quasireligiöser Renaissance und Aufbruchstimmung hin zum ‚Neuen Menschen‘ war Jesus in diesen Zirkeln um die Jahrhundertwende ein beliebtes Motiv und prägte sich, vermittelt über Freundschaften und Wegmarken, auch in Mühsams Schreiben ein. Neben Kain ist es Jesus, der bei Mühsam zur den fünften Stand revolutionierenden Lichtgestalt wird. In diese Bezugnahme spielen Mühsams konfliktreiches Verhältnis zu seinem Vater und dessen Assimilation an das deutsche Bürgertum mit hinein, das keineswegs gänzlich jene aufgeklärten Werte lebte, auf die es sich nominell berief: Statt Freiheit und Gleichheit prävalierten neue Zwänge, Begrenzungen und Ressentiments, wie Mühsam bemerkte. Über Gustav Landauer fand er nicht nur zum Anarchismus, sondern auch zu einer neuen Sprache für die verschüttete Tradition und prägte hierüber seiner Jesusfigur sein Verständnis eines rebellischen Judentums ein, das Mühsam selbst als Revolutionär verkörperte. N2 - In his writings, the German-Jewish poet and anarchist Erich Mühsam (1878−1934) put special emphasis on Jesus. His perception was influenced by members of Berlin’s literary vanguard and the „Lebensreform”-movement. In Mühsams poetry the biblical Cain and Jesus appear as rebellious characters fighting for the rights of declassed people. Mühsams reference to Jesus seems highly autobiographical, as his conflicts with his bourgeois father dominate his poetry and perspective. For the anarchist, Jewish assimilation and with it the Enlightenment seemed incomplete: Instead of freedom and equality new boundaries, new constraints and resentments determined his social reality. In Gustav Landauer’s writings Mühsam found evidence for his anarchical core belief and even more a renewed focus on Judaism. Part of this highly subjective perception was Jesus: a Jewish rebel just like Mühsam. Y1 - 2015 UR - https://publishup.uni-potsdam.de/frontdoor/index/index/docId/8584 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-85848 SN - 978-3-86956-331-2 SN - 1614-6492 SN - 1862-7684 VL - 21 SP - 123 EP - 140 PB - Universitätsverlag Potsdam CY - Potsdam ER -