TY - THES A1 - Kirschbaum, Martin T1 - Die Ökonomie der Konventionen und der Aufbau Ost N2 - Ein wesentlicher Grund für den fortdauernden wirtschaftlichen Rückstand Ostdeutschlands, im Vergleich zu Westdeutschland, liegt am geringeren Gewicht technologieintensiver Branchen und, damit zusammenhängend, an fehlenden regionalen Wachstumszentren („Clustern“). Die Économie des conventions (EC), ein wirtschaftswissenschaftliches und wirtschaftssoziologisches Paradigma, das in Frankreich in den 80er Jahren entstanden ist, ermöglicht die Analyse von Unternehmen und Märkten und wurde für die vorliegende Dissertation verwendet, um unterschiedliche „Qualitätskonventionen“ in einer vergleichenden Analyse in der west- und ostdeutschen Maschinenbaubranche zu identifizieren. Anhand von Studien des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH), der Baden-Württembergischen Landesregierung und des Verbandes des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus e. V. (VDMA) wurde das Feld auf fünf ostdeutsche und acht baden-württembergische Raumordungsregionen eingegrenzt und ein qualitativer Stichprobenplan entwickelt. Empirisch wurden 21 leitfadengestützte Experteninterviews mit Geschäftsführern der Maschinen- und Anlagenbaubranche durchgeführt, die mit der Qualitativen Inhaltsanalyse methodisch ausgewertet und dann mit Bezug zur EC zu Idealtypen verdichtet wurden. Im Ost-West-Vergleich zeigte sich, dass für ostdeutsche Unternehmen eine Entwicklung hin zum Systemanbieter, die Projekte koordinieren (Netzwerkkonvention), um damit auf (internationalen) Märkten höhere Preise durchzusetzen (Marktkonvention), am vielversprechendsten ist. Damit einher geht der Aufbau und die Aufrechterhaltung von Netzwerken (Netzwerkkonvention), die Herausforderung besteht aber darin, auch mit Wettbewerbern (Marktkonvention) vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. Des Weiteren zeigte sich, dass bei öffentlich geförderten Verbundprojekten („Clusterpolitik“) die Marktkonvention ebenfalls nicht dominant sein darf bzw. sie zumindest Kompromisse mit anderen Konventionen eingehen muss, damit diese Netzwerke nicht nach Ende der Förderperiode auseinander fallen. Diese Befunde decken sich mit Arbeiten aus der Wirtschaftsgeographie und verwandter Fächer, bei denen gezeigt wurde, dass erst ein Gebilde aus spezifischen regionale Institutionen technologisches Lernen ermöglicht bzw. dass insbesondere die gleichzeitige Ausprägung von Konkurrenz- und Kooperationsprinzipien („Coopetition“) auf der gleichen Wertschöpfungsstufe, es Unternehmen ermöglicht, neue wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt zu bringen. Eine theoretisch fundierte Clusterpolitik sollte daher nicht nur Vernetzungsaktivitäten (Netzwerkkonvention), sondern auch den Wettbewerb (Marktkonvention) im Cluster mit fördern. Im Fazit wurden dann die Instrumente, die in der Literatur genannt werden, um vorhandene Clusterstrukturen weiter zu entwickeln, mit der rekonstruierten Typologie der Qualitätskonventionen verknüpft. N2 - A main reason for eastern Germany’s persistent economic lag in comparison to western Germany lies in the lower importance of technology-intensive industries and the associated lack of regional growth centres (or clusters). The Économie des conventions (EC) – an economic and sociological paradigm developed in France in the 1980s – enables the analysis of companies and markets and has been applied to this dissertation, in order to identify the different “quality conventions” as part of a comparative analysis of the mechanical engineering sector in western and eastern Germany. Based on studies by the Institute for Economic Research in Halle (Institut für Wirtschaftsforschung – IWH), the State Government of Baden-Württemberg and the Association of German Mechanical Engineering (Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus e. V. – VDMA), the field was limited to five eastern German spatial planning regions and eight in Baden-Württemberg and a qualitative sampling scheme developed. A total of 21 structured expert interviews with managing directors in the mechanical engineering sector were empirically conducted, methodically evaluated by way of qualitative content analysis and then condensed into ideal types with reference to the EC. The comparison between the east and west shows that for eastern German companies, a trend towards system providers that coordinate projects (network convention) in order to thereby assert higher prices on (international) markets (market convention) is most promising. This involves the development and maintenance of networks (network convention), however the challenge lies in trustingly cooperating with competitors (market convention). Moreover, it was found that the market convention for publicly subsidised joint projects (cluster policy) may likewise not be permitted to dominate or it must at least accept compromises with other conventions to prevent these networks from falling apart after the end of the funding period. These findings coincide with work in economic geography and related fields, where it has been shown that only an entity comprising specific regional institutions enables technological learning, or rather that the concurrent expression of competition and cooperation principles (“coopetition”) at the same value creation level enables companies to launch new competitive products onto the market. A sound theoretical cluster policy should therefore not only promote networking activities (network convention) but also competition (market convention) in the cluster. In summary, the instruments named in the literature for further developing existing cluster structures are then combined with the reconstructed typology of the quality conventions. KW - Ökonomie der Konventionen KW - Maschinen- und Anlagenbau KW - Cluster KW - Experteninterview KW - qualitative Inhaltsanalyse KW - Aufbau Ost KW - Economics of Convention KW - Mechanical engineering KW - Cluster KW - Expert interviews KW - Qualitative content analysis KW - Reconstruction of eastern Germany Y1 - 2020 UR - https://publishup.uni-potsdam.de/frontdoor/index/index/docId/47562 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:517-opus4-475629 ER -